Zähneputzen mit Fluorhaltiger Zahnpasta
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Fluor und Fluorid

Von: Kristina Klement, Nadja Annerl (geb. Weber) (Medizinredakteurin)
Letzte Aktualisierung: 14.07.2020

Fluor ist ein giftiges, stark reaktionsfähiges Gas aus der Gruppe der Halogene. Das chemische Element kommt in der Natur nicht in elementarer, sondern nur in gebundener Form vor – und zwar wenn sich Fluor mit einem Mineralstoff chemisch verbindet. So bildet sich zum Beispiel Calcium- oder Natrium-Fluorid. Das Spurenelement Fluorid ist für den Menschen höchstwahrscheinlich nicht essenziell und wird größtenteils in den Zähnen und Knochen gespeichert. Fluorid wird in geringen Mengen über die Nahrung aufgenommen und häufig auch Zahnpasta, Speisesalz oder Mineralwasser beigesetzt, um Karies vorzubeugen. Diese Maßnahmen sind allerdings umstritten – zu Unrecht?

Fluorid in Lebensmitteln

Fluorid steckt in relativ wenigen Lebensmitteln und wenn, dann auch nur in geringen Konzentrationen. Darunter sind Seefische und Meeresfrüchte, Nüsse, schwarzer Tee, Fleisch und Sojaprodukte.

Zudem ist Fluorid in geringen Mengen in Leitungs- und Mineralwasser enthalten – in Deutschland enthält Trinkwasser oft weniger als 0,3 Milligramm pro Liter. In fluoridarmen Gegenden in den USA, Kanada und Großbritannien wird teilweise extra Fluorid ins Leitungswasser gegeben, um einem Mangel bei der Bevölkerung vorzubeugen.

Laut der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE)1 liegt die empfohlene Tagesdosis an Fluorid je nach Alter und Geschlecht zwischen 0,25 und 3,8 Milligramm.

Zwei Milligramm Fluorid sind zum Beispiel enthalten in:

  • 379 g Schweineleber
  • 405 g Scholle
  • 2 kg Muskelfleisch
  • 1,24 kg Garnelen
  • 1,5 kg Butter
  • 10 kg Gemüse

Fluorid im Körper

Fluorid ist im menschlichen Körper für die Festigung der Knochenstruktur und die Härtung des Zahnschmelzes zuständig. Dadurch schützt das Fluorid die Zähne vor Umwelteinflüssen und Säuren und somit vor Karies. 95 Prozent des Fluorids im Körper sind in den Zähnen und Knochen gespeichert – der Rest steckt in Haaren, Nägeln und Haut. 

Besonders in der Schwangerschaft raten Ärzte oft zu einer vermehrten Aufnahme von Fluorid, da das Baby Fluorid zur Ausbildung von Knochen und Zähnen benötigt. Studien2,3 deuten jedoch darauf hin, dass Fluorid möglicherweise die Entwicklung des Gehirns und der Intelligenz des Babys ungünstig beeinflusst. Hinweise auf eine Neurotoxizität von Fluorid gibt es schon seit längerer Zeit.

Fluoridmangel

Einige Ärzte und Wissenschaftler warnen, ein Fluoridmangel könne zu Karies, Osteoporose und Arterienverkalkung führen und empfehlen daher fluoridhaltiges Mineralwasser, Zahnpasta und Fluoridtabletten.

Andere halten dies nicht für nötig, da bei einer normalen Ernährung bereits Fluorid über das Trinkwasser und über Lebensmittel aufgenommen wird und diese Menge mitunter als ausreichend angesehen wird. Schließlich ist Fluorid nicht essenziell und eine Überdosierung von Fluorid ist wesentlich gefährlicher als ein Fluoridmangel.

Überdosierung: Akute Fluorose

Als wahrscheinlich giftige Dosis werden einmalig fünf Milligramm Fluorid pro Kilogramm Körpergewicht angegeben. Als Folge kann es zur sogenannten akuten Fluorose kommen. Symptome einer solchen Fluoridvergiftung sind unter anderem:

Fluoridiertes Speisesalz enthält pro Gramm 0,25 Milligramm Fluorid. Bei einem durchschnittlichen Konsum von 2 Gramm Salz pro Tag nimmt man also allein darüber 0,5 Milligramm Fluorid zu sich. Wer Fluoridsalz im Haushalt verwendet oder wessen Wasser mehr als 0,7 Milligramm Fluorid pro Liter enthält, der sollte nicht zusätzlich zu Fluorid-Tabletten greifen, um einer Überdosierung vorzubeugen.4

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Chronische Fluorose als Folge langjähriger Überdosierung

Nimmt man über mehrere Jahre hinweg täglich 10 bis 20 Milligramm Fluorid zu sich, besteht die Gefahr einer chronischen Fluorose.

Diese führt paradoxerweise zu einer Aufweichung und Strukturveränderung des Zahnschmelzes (Dentalfluorose), die mit einer fleckigen Färbung der Zähne einhergeht. Weitere Symptome sind:

Die Zahnflecken entstehen besonders häufig in den ersten acht Lebensjahren, wenn die Zähne sich am stärksten entwickeln. Daher gilt die Empfehlung: möglichst wenig Fluorid für Babys und Kinder.

Eine chronische Fluoridvergiftung kann darüber hinaus zu Knochenverdickungen und Gelenkversteifungen führen (Fluorosteopathie). Auch Störungen der Muskeln und Nierenfunktion können durch eine Überdosis an Fluorid auftreten.

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Fluorid in der Kritik

Die Meinungen über Fluorid gehen weit auseinander. Während einige Ärzte und Wissenschaftler Fluorid als wichtig ansehen und zu einer Beimischung von Fluorid in Lebensmitteln raten, warnen Kritiker vor einer "Zwangsfluorisierung" der Bevölkerung.

Fakt ist, dass Fluorid in Maßen wichtig für den menschlichen Körper ist. Ob aber eine zusätzliche Gabe von Fluorid über Zahnpasta, Kochsalz oder Mineralwasser nötig ist, darüber herrscht Uneinigkeit.

Gesunde Menschen mit einer ausgewogenen Ernährung haben zusätzliche Fluoridgaben in der Regel nicht nötig und können daher auch auf Fluorid-Salz und Co. verzichten. Bei Menschen mit wenig Zahnschmelz oder freiliegenden Zahnhälsen können Produkte wie Fluorid-Zahnpasta jedoch helfen – diese Produkte gelten in der Regel als empfehlenswert.4

Zahlreiche Studien5 konnten den positiven Effekt von Fluorid zur Stärkung des Zahnschmelzes und Vorbeugung von Karies belegen. Eine Überdosierung ist bei normaler Benutzung von Zahnpasta völlig ausgeschlossen – dafür müsste man täglich mehrere Tuben Zahnpasta verspeisen.

Nicht verwechseln sollte man aber das relativ harmlose Fluorid mit dem Gas Fluor, welches tatsächlich giftig ist.