Mann mit Analprolaps fasst an sein Gesäß
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Analprolaps: Ursachen, Behandlung und OP

Von: Jasmin Rauch (Medizinredakteurin)
Letzte Aktualisierung: 01.12.2023 - 09:42 Uhr

Ein Analprolaps ist eine Vorwölbung der Analschleimhaut. Diese geht mit äußerst unangenehmen Beschwerden einher und kann im schlimmsten Fall lebensgefährlich werden – insbesondere dann, wenn keine Behandlung erfolgt. Welche Ursachen stecken hinter einem Analprolaps und welche Symptome löst er aus? Wie sieht die Behandlung aus und wann muss eine Operation erfolgen? Das und mehr erfahren Sie im Folgenden.

Analprolaps – was ist das?

Bei einem Analprolaps stülpt sich die Schleimhaut des Analkanals vor den Schließmuskel des Afters (Anus). Medizinisch wird dies auch als "Prolaps" ("Vorfall") der Schleimhaut bezeichnet. Umgangssprachlich wird der Analprolaps deshalb auch häufig "Analvorfall" genannt.

Die Schleimhaut kann sich zunächst nur vorübergehend bei starkem Pressen oder Druck (etwa beim Stuhlgang oder beim Husten) vorwölben. Im Verlauf der Erkrankung kann es dann passieren, dass sie sich gar nicht mehr zurückzieht.

Je nachdem, wie ausgeprägt der Vorfall ist, unterscheidet man einen partiellen (auf einzelne Bereiche beschränkten), einen semizirkulären (halbkreisförmigen) oder einen totalen (die komplette Schleimhaut betreffenden) Analprolaps.

Frauen sind öfter betroffen als Männer. Der Analvorfall tritt zudem gehäuft ab dem 65. Lebensjahr auf. Er kann aber grundsätzlich in jedem Alter vorkommen und auch Säuglinge und Kinder betreffen.

Ursachen: Wie kommt es zu einem Analprolaps?

Besonders häufig sind Hämorrhoiden vom Grad III oder IV die Ursache für einen Analprolaps. Bei krankhaften Hämorrhoiden handelt es sich um eine Vergrößerung des kreisförmigen Gefäßpolsters, das gemeinsam mit dem Schließmuskel den After abdichtet. Es werden vier Grade unterschieden. Bei Grad III und IV ragen die Hämorrhoiden dauerhaft aus dem Anus und ziehen sich nicht mehr selbstständig zurück. Dadurch kann auch ein Teil der Analschleimhaut mit austreten.

Auch eine Analsphinkterschwäche, also eine Schwäche der Analmuskulatur, kann ein Auslöser eines Analprolaps sein. Die Analsphinkterschwäche kann durch eine Schädigung der Analmuskeln während der Geburt eines Kindes oder einer Operation entstehen, aber auch durch Krankheiten wie eine Sklerodermie oder eine Neuropathie.

Bei Säuglingen wird ein Analprolaps meist durch Verstopfungen ausgelöst. In sehr seltenen Fällen kann der Analvorfall bei Babys und Kleinkindern aber auch auf die Erbkrankheit Mukoviszidose hinweisen.

Verschiedene Risikofaktoren können zudem die Entstehung eines Analprolaps begünstigen. Dazu gehören chronische Verstopfung oder chronischer Durchfall, wiederkehrende Entzündungen der Analschleimhaut oder eine Bindegewebsschwäche sowie eine Schwäche der den Anus umgebenden Beckenbodenmuskulatur.

Wie bemerkt man einen Analprolaps?

Ein Analprolaps macht sich durch unterschiedliche Symptome bemerkbar:

  • Juckreiz und nässende Haut am After
  • sichtbare Vorwölbung der dunkelroten Afterschleimhaut
  • unkontrollierter Abgang von Stuhl, Blut oder Schleim
  • Probleme bei der Entleerung des Darms, es können nur kleine Mengen Stuhl abgesetzt werden
  • Fremdkörpergefühl am After

Schmerzen verursacht ein Analprolaps in der Regel nicht.

Wie wird ein Analprolaps diagnostiziert?

Bei der Diagnose eines Analprolapses sind vor allem das Gespräch über die genauen Beschwerden sowie die körperliche Untersuchung wichtig. Die beste Anlaufstelle ist eine proktologische Praxis.

Hier wird der*die Arzt*Ärztin zunächst erfragen, wann es zu den Beschwerden kommt, ob sich diese in bestimmten Situationen verstärken und ob gegebenenfalls andere Erkrankungen, wie eine chronische Verstopfung, vorliegen.

Bei der körperlichen Untersuchung wird dann geschaut, welche Veränderungen sich am After feststellen lassen. Ist der Vorfall des Gewebes am After schlecht sichtbar, kann durch Pressen ein stärkeres Hervortreten ausgelöst werden, um die Untersuchung zu vereinfachen. Die genaue Untersuchung ist auch wichtig, um Krankheiten mit einem ähnlichen Beschwerdebild ausschließen zu können.

Ist unklar, um welche Veränderung am After es sich handelt, können der Analkanal oder der Enddarm mithilfe eines Endoskops untersucht werden. Dabei wird eine kleine Kamera an einem flexiblen Schlauch in den After oder Darm eingeführt. Mithilfe des Endoskops können auch Gewebeproben entnommen werden, falls notwendig.

Eine Magnetresonanztomografie (MRT) des Beckenbodens wird in der Regel nur bei einem inneren Rektumprolaps und nicht bei einem Analvorfall durchgeführt.

Unterscheidung von anderen Erkrankungen wichtig

Häufig muss zunächst unterschieden werden, ob ein Analprolaps oder Hämorrhoiden (oder eine Kombination aus beidem) vorliegen. Denn beide Erkrankungen lösen sehr ähnliche Symptome, wie eine Stuhlinkontinenz und Blutungen, aus.

Typisch für einen Analprolaps sind eine rote Färbung der ausgetretenen Schleimhaut sowie strahlenförmig (sternförmig) verlaufende Schleimhautfalten. Bei Hämorrhoiden sind dagegen knotenförmige Strukturen am Anus erkennbar.

Eine weitere Krankheit, die ärztlich ausgeschlossen werden muss, ist der Rektumprolaps (auch Mastdarmprolaps oder Mastdarmvorfall). Bei diesem rutschen Teile des Mastdarms über den Anus nach außen. Die Symptome ähneln denen des Analprolaps. Die aus dem After hervortretenden sichtbaren Darmanteile sind jedoch kreisförmig angeordnet und weisen eher eine hellrosa Farbe auf.

Seltener können zudem krankhaft vergrößerte und dadurch hervorstehende Schleimhauterhebungen der sogenannten Analpapillen am After sichtbar sein. Man spricht dann auch von Analpolypen. Die Papillen befinden sich normalerweise im Analkanal und können sich durch operative Eingriffe oder Entzündungen vergrößern und hervortreten. Sie sind jedoch im Gegensatz zur Analschleimhaut weiß gefärbt.

Behandlung des Analprolaps

Bei einem Analprolaps wird in der Regel zunächst versucht, diesen konservativ, das heißt ohne eine OP, zu behandeln. Da die Schleimhaut durch das Herausfallen aus dem Anus häufig anschwillt, können kühlende und feuchte Umschläge aufgebracht werden, um die Schwellung zu reduzieren. Auch entzündungshemmende Medikamente (wie Kortisonsalbe) können eingesetzt werden.

Durch die richtige Ernährung sollte man versuchen, einen normalen Stuhlgang möglichst gut zu unterstützen. Denn Durchfall und Verstopfungen können das Anschwellen der Analschleimhaut begünstigen. Treten entsprechende Verdauungsbeschwerden auf, sollte man daher möglichst entgegensteuern. Bei Durchfall eignen sich Reis, Kartoffeln oder geriebener Apfel sowie bei Verstopfungen ballaststoffreiche Lebensmittel wie frisches Obst und Gemüse oder Vollkorngetreide. Zudem empfiehlt es sich, bei Verstopfung besonders darauf zu achten, ausreichend zu trinken.

Gehen die Schwellung und die möglicherweise vorhandene Entzündung zurück, lässt sich die vorgefallene Analschleimhaut oftmals vorsichtig wieder in den After zurückschieben.

Gelingt dies jedoch nicht oder fällt die Schleimhaut durch Druck (beispielsweise beim Pressen während des Stuhlgangs oder beim Husten) immer wieder vor, muss der Prolaps operativ behandelt werden. Das gilt auch, wenn Hämorrhoiden vom Grad III oder IV Auslöser der Beschwerden sind.

OP bei Analprolaps – Entfernung der Hämorrhoiden

Kommt es bei einem Analprolaps zu einer Operation, dann in der Regel, weil Hämorrhoiden den Vorfall verursacht haben. Die operative Behandlung hat in solchen Fällen die Therapie der Hämorrhoiden zum Ziel.

Liegen kleinere Hämorrhoiden als Auslöser zugrunde, können diese verödet werden (Sklerosierung). Dabei wird ein Mittel in das Gewebe oberhalb der vergrößerten Hämorrhoiden gespritzt. Dadurch wird das Gewebe weniger stark durchblutet und schrumpft in der Folge. Das geschrumpfte Gewebe lässt sich anschließend wieder in den After zurückschieben. Der Eingriff kann ambulant durchgeführt werden und dauert oft nur wenige Minuten.

Sind fortgeschrittene Hämorrhoiden die Ursache des Analprolaps, werden diese operativ entfernt (Hämorrhoidektomie). Häufige Operationsverfahren zur Entfernung von Hämorrhoiden sind die sogenannte Stapler-Hämorrhoidopexie nach Longo sowie die offene Hämorrhoidektomie nach Milligan-Morgan:

  • Bei der OP-Methode nach Longo wird zunächst der Analkanal geweitet. Anschließend wird ein Teil des Gewebes an den Hämorrhoiden entfernt, was die Blutzufuhr zu den vorstehenden Hämorrhoiden unterbricht. Die Hämorrhoiden werden dann mit Klammern an ihrer ursprünglichen Stelle im Analkanal fixiert.
  • Bei der offenen Hämorrhoidektomie nach Milligan-Morgan wird das überschüssige Gewebe der Hämorrhoiden mit einem Skalpell entfernt. Die Wunde bleibt anschließend offen und wird nicht vernäht. Grund dafür ist, dass Nähte beim Stuhlgang schnell wieder aufreißen würden. Die Dauer der Wundheilung beträgt etwa drei bis sechs Wochen.

Verläuft die OP erfolgreich, ist der Analprolaps damit in der Regel geheilt.

Operative Behandlung bei Rektumprolaps

Liegt nicht nur ein Analprolaps, sondern ein Vorfall des Mastdarms – also ein Rektumprolaps – vor, wird dieser ebenfalls operativ behandelt. Bei der sogenannten Rektopexie erfolgt ein Eingriff über einen kleinen Schnitt im Bauch. Darüber wird ein schmales Röhrchen mit einer Kamera und Licht bis in das kleine Becken eingeführt. Dort liegen Harnblase und Rektum.

Das Rektum wird dann wieder hochgezogen und im Bereich des kleinen Beckens, genauer am Kreuzbein, festgenäht. Manchmal wird zusätzlich ein Kunststoffnetz zur Stabilisierung eingesetzt.

Bei einer sogenannten Resektionsrektopexie wird vor der Fixierung des Rektums am Kreuzbein überschüssiges Gewebe am Mastdarm entfernt.

Bei der OP-Methode nach Altemeier wird dagegen der Prolaps des Mastdarms komplett weggeschnitten. Das restliche Gewebe wird dann von unten, also über den Anus, wieder zurückgeschoben.

Kann ein Analprolaps gefährlich werden?

Ein Analprolaps kann durchaus gefährlich werden und sollte deshalb nicht nur durch die betroffene Person selbst, sondern immer ärztlich behandelt werden.

Zum einen verschlimmern sich die Beschwerden in der Regel, wenn keine passende Therapie erfolgt – aus einem vorübergehenden Vorfall der Analschleimhaut kann sich dann ein Dauerzustand entwickeln. Zum anderen kann das vorstehende Gewebe der Analschleimhaut in seltenen Fällen auf Dauer austrocknen, es wird schlechter durchblutet und stirbt ab (Gangrän). Dadurch kann es in diesem Bereich zu Entzündungen und bakteriellen Infektionen kommen, die lebensbedrohlich sein können.

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