Frau mit Knalltrauma hält sich die Ohren zu
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Knalltrauma im Ohr: Symptome und Behandlung

Von: Henrik Janke (Student der Humanmedizin)
Letzte Aktualisierung: 23.04.2025

Ein plötzlicher lauter Knall, sei es durch Feuerwerk, einen Schuss oder einen aufgehenden Airbag, kann weit mehr hinterlassen als nur einen kurzen Schreckmoment. Was viele unterschätzen: Solche extremen Lärmereignisse können zu einem sogenannten Knalltrauma führen – einer akuten Schädigung der Hörwahrnehmung, die im schlimmsten Fall dauerhaft bleibt. Besonders zu festlichen Anlässen wie Silvester oder bei Großveranstaltungen steigt das Risiko für solche Verletzungen deutlich an. Doch was genau passiert dabei im Ohr? Wie erkennt man ein Knalltrauma und vor allem: Was kann man tun, um es zu vermeiden oder zu behandeln? Mehr über Ursachen, Symptome und mögliche Therapien dieser oft unterschätzten Gefahr für unser Gehör lesen Sie in diesem Artikel.

Definition: Was ist ein Knalltrauma?

Ein Knalltrauma ist eine akute Schädigung des Innenohrs, die durch eine plötzliche, extrem starke Schallwelle verursacht wird. Anders als bei dauerhafter Lärmbelastung (Lärmtrauma) tritt der Schaden hier durch eine einzige, wenige Millisekunden andauernde Lärmeinwirkung auf, etwa durch einen Schuss, eine Explosion oder lautes Feuerwerk.

Betrachtet man die körperlichen Vorgänge dahinter, führt der abrupte und starke Schalldruck zu einer Überreizung oder Schädigung der feinen Haarzellen in der Hörschnecke (Cochlea). Diese Sinneszellen sind für die Umwandlung von Schall in elektrische Nervenimpulse verantwortlich und somit letztendlich der Schlüssel unseres Hörvermögens. Die Haarzellen sind allerdings nicht regenerierbar. Das bedeutet, sie können nach einer Zerstörung nicht neu gebildet werden.

Bei einem Knalltrauma werden sie entweder vorübergehend beeinträchtigt oder häufiger sogar dauerhaft zerstört. Das erklärt, warum ein Knalltrauma oftmals sofort mit einem plötzlichen Hörverlust, Tinnitus oder Ohrgeräuschen einhergeht, da direkt die Haarzellen im Innenohr geschädigt werden

Das Trommelfell bleibt bei einem Knalltrauma hingegen meist intakt. Ist das Trommelfell und Mittelohr mit betroffen, so spricht man von einem Explosionstrauma.

Ursachen: Wie entsteht ein Knalltrauma?

Ein Knalltrauma entsteht durch eine plötzliche, sehr starke Schallwelle – meist mit einem Schalldruck über 140 Dezibel – die das empfindliche Innenohr überfordert. Häufige Ursachen sind Feuerwerk sowie Schüsse, Explosionen oder platzende Luftballons in direkter Nähe zum Ohr. Auch ein lauter Schrei direkt am Ohr kann im Extremfall zu einem Knalltrauma führen.

Ebenso gefährlich ist ein Schlag aufs Ohr, etwa bei einem Unfall oder einer körperlichen Auseinandersetzung – dabei entsteht ein plötzlicher Druckanstieg im Gehörgang, der ähnliche Schäden verursachen kann wie ein akustischer Knall.

In all diesen Fällen ist das Trommelfell zwar meist intakt, aber die feinen Strukturen im Innenohr – die Haarzellen der Cochlea – können nachhaltig geschädigt werden.

Symptome: Wie äußert sich ein Knalltrauma?

Die Symptome eines Knalltraumas treten in der Regel unmittelbar nach dem schädigenden Ereignis auf. Typisch sind folgende Symptome:

  • Ein plötzlich stark reduziertes oder verzerrtes Hörvermögen, das zumeist einseitig ist – manche Betroffene beschreiben es wie "Watte im Ohr" oder einen dumpfen Klang.
  • Häufig tritt daneben auch ein Tinnitus auf, also ein dauerhaftes oder vorübergehendes Pfeifen, Rauschen oder Klingeln im Ohr.
  • In schwereren Fällen ähnelt das Beschwerdebild einem Hörsturz, mit einem kompletten oder teilweisen Ausfall des Hörvermögens.
  • Weitere Begleiterscheinungen können Ohrdruck, Schwindel, Gleichgewichtsstörungen oder eine Überempfindlichkeit gegenüber Geräuschen (Hyperakusis) sein.

Diagnose: Wann zum Arzt bei Knalltrauma?

Ein Knalltrauma sollte nie auf die leichte Schulter genommen werden. Doch wann sollte man ärztlich vorstellig werden? Im besten Fall sollte jedes Knalltrauma, das mit den oben genannten Symptomen einhergeht, ärztlich untersucht werden. Wer also nach einem lauten Knall plötzlich schlechter hört, ein Pfeifen im Ohr bemerkt oder Ohrdruck verspürt, sollte umgehend eine HNO-Praxis oder – bei sehr starken Beschwerden – ein Krankenhaus mit HNO-Abteilung aufsuchen.

Je schneller die Diagnostik erfolgt, desto besser stehen die Chancen auf Heilung. Denn ein zu spät behandeltes Knalltrauma erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass die Beschwerden bestehen bleiben (Chronifizierung).

Zur gängigen Untersuchung gehört in der Regel ein Audiogramm, bei dem das Hörvermögen mittels eines Hörtests auf verschiedenen Frequenzen (Tonhöhen) gemessen wird. Damit kann der Grad und die Art des Hörverlusts genau bestimmt werden. Liegt dieser einseitig vor und ist in zeitlichen Zusammenhang mit einem möglichen Auslöser für ein Knalltrauma zu setzen, so kann die Diagnose gestellt werden. Zusätzlich wird im Rahmen der Ohrspiegelung (Otoskopie) das Trommelfell inspiziert, um das Ausmaß der Schädigung einschätzen zu können.

Therapie: Welche Behandlung bei Knalltrauma?

Ein Knalltrauma sollte möglichst schnell ärztlich behandelt werden, denn je früher die Therapie beginnt, desto größer ist die Chance, beschädigte Haarzellen zu heilen und so das Hörvermögen wiederherzustellen. In der Regel erhält der*die Patient*in ein hochdosiertes Glukokortikoid (zum Beispiel Kortison), welches entzündungshemmend wirkt und somit die Schwellung im Innenohr reduziert. Es wird meist über mehrere Tage in Tablettenform oder als Infusion (über die Vene) gegeben.

Es empfiehlt sich, nach dem Knalltrauma für eine gewisse Zeit Lärm oder andere störende Einflüsse zu vermeiden. Bei bleibenden Hörschäden kann langfristig auch ein Hörgerät notwendig werden, um den Hörverlust auszugleichen.

Hausmittel wie Zwiebelsaft, Dampfinhalationen oder Ohrmassagen sind bei einem echten Knalltrauma hingegen wirkungslos und können im schlimmsten Fall sogar schaden. Man sollte sich deshalb immer ärztlichen Rat einholen, bevor man versucht, den Gehörschaden selbstständig zu behandeln.

Prognose und Spätfolgen: Wie lange hält ein Knalltrauma an?

Ein Knalltrauma kann sich sehr unterschiedlich entwickeln – je nachdem, wie schnell es erkannt und behandelt wird. Wird es frühzeitig therapiert, bestehen gute Chancen auf eine vollständige Heilung, da geschädigte Haarzellen dann in ihrer Regeneration unterstützt werden. Doch wie lange dauert das? Leichte Fälle können sich innerhalb weniger Tage bis Wochen deutlich bessern. In schwereren Fällen kann die Dauer der Genesung mehrere Wochen bis Monate betragen.

Manchmal bleibt ein Teil des Hörverlusts trotz Therapie dauerhaft bestehen, beispielsweise, wenn viele Haarzellen komplett zerstört wurden. Wird das Knalltrauma jedoch nicht behandelt, steigt das Risiko für bleibende Schäden erheblich. Spätfolgen wie chronischer Tinnitus, eine dauerhafte Hörminderung oder eine erhöhte Empfindlichkeit gegenüber Geräuschen (Hyperakusis) sind dann keine Seltenheit.

Wie kann man einem Knalltrauma vorbeugen?

Um einem Knalltrauma vorzubeugen, lohnt es sich, bei Veranstaltungen so weit wie möglich von einer Lärmquelle entfernt zu bleiben. Zudem empfiehlt es sich in Situationen mit lauten Geräuschen, wie zu Silvester oder am Schießstand, einen Gehörschutz zu tragen und zu vermeiden, dass es in der Nähe des Ohrs zu Explosionen kommt.

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