Viszerales Fett: Inneres Bauchfett an Symptomen erkennen & messen
Mehr als jede zweite erwachsene Person in Deutschland ist übergewichtig. 20 Prozent dieser Altersgruppe sind sogar adipös, leiden also an starkem Übergewicht. Daher gewinnt Übergewicht im Hinblick auf das Herz-Kreislauf-Risiko immer mehr an Bedeutung. Aber: Ein zu hohes Gewicht ist nicht für jeden gleich gefährlich. Denn insbesondere die Fettverteilung ist entscheidend. So gilt inneres Bauchfett (auch viszerales Fett oder Viszeralfett genannt) als besonders gefährlich für die Gesundheit. Was steckt dahinter, kann man das Vorliegen von innerem Bauchfett an bestimmten Symptomen erkennen und wie kann man viszerales Fett messen?
Was ist viszerales Fett?
Viszerales Fett, auch intraabdominales Fett genannt, dient dem Körper eigentlich als schnell nutzbare Energiereserve. Es lagert sich unterhalb der Bauchmuskeln im Bauchraum an. Deshalb trägt es auch die Bezeichnung "inneres Bauchfett". Es umgibt damit Organe wie die Leber oder den Darm und kann, ähnlich wie beispielsweise die Bauchspeichel- oder die Schilddrüse, Hormone produzieren. Diese Hormone beeinflussen unter anderem das Hungergefühl, den Blutzuckerspiegel oder die Blutgerinnung. Auch Zytokine, entzündungsfördernde Botenstoffe, werden im Fettgewebe gebildet. Deshalb ist es im Übermaß ein Gesundheitsrisiko.
Neben Viszeralfett gibt es noch das sogenannte subkutane Fett (Unterhautfettgewebe). Dieses liegt direkt unter der Haut und produziert aufgrund seiner anderen Zusammensetzung weniger Hormone und vor allem weniger entzündungsfördernde Botenstoffe. Es ist aus diesem Grund weniger gesundheitsschädlich.
Kommt es zur übermäßigen Bildung von viszeralem oder subkutanen Fett, liegen die Ursachen meist in ungesunder, fett- und zuckerreicher Ernährung und zu wenig Bewegung. Wo genau es zu Fettansammlungen kommt, ist aber eher genetisch bedingt.
Viszerales Fett erkennen
Zunächst einmal lässt sich inneres Bauchfett häufig am Erscheinungsbild der betroffenen Person gut erkennen: Im Gegensatz zum subkutanen Fett, das sich durch die typischen "Speckröllchen" bemerkbar macht, zeigt sich viszerales Fett durch den sogenannten "Bierbauch". Das heißt, der Bauch wirkt prall und fühlt sich hart an, da das Fett unterhalb des festen Muskelgewebes liegt.
Es gibt jedoch auch Menschen, bei denen das Viszeralfett äußerlich nicht sichtbar ist. Solche normalgewichtigen Personen werden als "skinny fat" (in etwa "schlankes Fett") oder "TOFI" bezeichnet. TOFI steht für "Thin Outside, Fat Inside", also äußerlich dünn und innen übergewichtig. "TOFIS" haben mittels bildgebender Verfahren messbare Fettablagerungen rund um die Organe, erhöhte Entzündungswerte, eine schwache Skelettmuskulatur und Fettablagerungen in Geweben, die normalerweise kaum Fett enthalten.
Inneres Bauchfett: Symptome
Viszerales Fett an sich löst eher wenige Symptome aus, die direkt erkennbar sind. Auffällig ist gegebenenfalls die erhöhte Neigung zu Entzündungen, die durch die vermehrte Freisetzung von Zytokinen bedingt ist. Diese Entzündungen können prinzipiell überall auftreten, besonders auffällig sind aber meist Entzündungen der Haut oder des Zahnfleischs.
Auch kann das Sättigungsgefühl herabgesetzt sein. Dies liegt daran, dass Viszeralfett verstärkt das Hormon Leptin produziert. Dieses sorgt eigentlich dafür, dass das Sättigungsgefühl nach einer Mahlzeit einsetzt. Bei dauerhaft erhöhten Werten "gewöhnt" sich das Gehirn aber an das Hormon, sodass die Steuerung der Sättigung nicht mehr so gut funktioniert.
Darüber hinaus kann inneres Bauchfett die Entstehung von Krankheiten fördern, die wiederum gesundheitliche Beschwerden auslösen. Folgende Erkrankungen können durch einen erhöhten Anteil von viszeralem Fett gefördert werden und diese Symptome sind typisch:
- Diabetes mellitus Typ 2: unter anderem verstärktes Durstgefühl, trockene Haut, Müdigkeit, Infektanfälligkeit
- Herz-Kreislauf-Erkrankungen: beispielsweise Atemnot, Schwindel, Sehstörungen, Kopfschmerzen
- Fettleber: Druckgefühl im Oberbauch, Verdauungsbeschwerden, Übelkeit
- Depressionen: Antriebslosigkeit, Erschöpfung, Aggressionen, Schlafstörungen
Daneben gibt es noch viele weitere Krankheiten, wie Darmkrebs, Arthrose oder Psoriasis (Schuppenflechte), deren Entstehung oder Verlauf mit Übergewicht in Zusammenhang stehen. Zudem ist Übergewicht ein Faktor des sogenannten metabolischen Syndroms, das verschiedene Risikofaktoren für die Entstehung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen bündelt.
Metabolisches Syndrom: viszerales Bauchfett als Bestandteil und Auslöser
Bei den Ursachen für Stoffwechsel- und Gefäßerkrankungen haben neben zu viel innerem Bauchfett auch Bluthochdruck, ein hoher Blutzucker und ein gestörter Fettstoffwechsel einen festen Platz. Diese Veränderungen können sich unabhängig entwickeln, aber auch durch übermäßiges inneres Bauchfett hervorgerufen werden.
Daraus wird schließlich ein gefährliches Risikobündel, das man als metabolisches Syndrom bezeichnet, wenn mindestens drei der folgenden fünf Kriterien erfüllt sind:
Risikofaktor | Werte |
Bauchumfang | Frauen über 88 cm, Männer über 102 cm |
Triglyzeride | über 150 mg/dl bzw. 1,7 mmol/l |
HDL-Cholesterin | Frauen unter 50 mg/dl bzw. 1,30 mmol/l, Männer unter 40 mg/dl bzw. 1,03 mmol/l |
Blutzucker | über 100mg/dl bzw. 5,6 mmol/l (nüchtern) |
Blutdruck | über 130 zu 85 mmHg |
Die abdominale Adipositas mit übermäßigem inneren Bauchfett ist die Form der Adipositas, bei der die Wahrscheinlichkeit für ein metabolisches Syndrom am größten ist. Die Konstellation von Risikofaktoren des metabolischen Syndroms über viele Jahre führt nahezu unmerklich zu Schädigungen an großen und kleinen Blutgefäßen, was zu Konsequenzen an den versorgten Organen führt.
Verteilung des Körperfetts entscheidend: inneres Bauchfett besonders riskant
Der Body Mass Index (BMI) gibt das Verhältnis von Körpergewicht zu Körpergröße an. Er dient der Einteilung in Untergewicht (BMI unter 18,5), Normalgewicht (18,5 bis 24,9) Übergewicht (BMI ab 25) und Adipositas (BMI ab 30). Wo das Fett sitzt, berücksichtigt er nicht. Doch gerade die Verteilung des Körperfetts ist wichtig, um sowohl das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen als auch für Diabetes zu beurteilen.
Noch vor wenigen Jahren wurde die Bedeutung der abdominalen Adipositas mit zu viel "innerem Bauchfett" häufig unterschätzt. Jetzt ist klar: Ein übermäßiges inneres Bauchfett steigert das Risiko für die Entwicklung von zahlreichen Krankheiten. Dagegen treten bei kräftigen Fettansammlungen an Gesäß, Hüften und Oberschenkel Gefäßerkrankungen und Stoffwechselstörungen nur geringfügig häufiger auf als bei Normalgewicht.
Das Gewicht allein reicht also nicht aus, um das Risiko für Herz und Kreislauf zu ermitteln. Es sollte auch die Fettverteilung erfasst werden.
Fettverteilung: Apfeltyp und Birnentyp
Beim Apfeltyp (abdominale Adipositas) sammelt sich das Fett vor allem in drei Körperbereichen:
- im Bauchbereich
- an Rücken und Flanken
- an den inneren Organen (zum Beispiel Magen, Darm, Leber)
Hauptrisikofaktor für Herz und Kreislauf ist hier das Fett an den inneren Organen, das intraabdominale Fett.
Beim Birnentyp (periphere Adipositas) füllen sich die Fettzellen vorwiegend im Bereich von Hüften, Gesäß und Oberschenkel, was das Risiko für Stoffwechselstörungen nicht deutlich erhöht.
Krankheiten, die durch das höhere Körpergewicht an sich auftreten, wie degenerative Erkrankungen des Kniegelenks, sind jedoch genauso häufig wie beim abdominalen Fettverteilungstyp. Der Birnentyp kommt besonders häufig bei adipösen Frauen vor.
Viszerales Fett messen – so geht‘s
Ein erhöhter Bauchumfang ist das äußerlich sichtbare Zeichen für zu viel inneres Bauchfett und damit das wichtigste Symptom, um viszerales Fett zu erkennen.
Daher gilt die Bauchumfangsmessung als einfache Methode, um übermäßiges inneres Bauchfett zu erfassen. Bis zu 75 Prozent dieses Fettanteils können so ermittelt werden. Im Gegensatz zum BMI gibt die Bauchumfangsmessung (teils auch Messung des Taillenumfangs genannt) also einen Einblick in die Fettverteilung und die damit verbundene gesundheitliche Gefährdung.
Wie Sie Ihr Viszeralfett selbst richtig messen können, erklären wir im Folgenden:
- Stellen Sie sich mit freiem Oberkörper aufrecht hin.
- Legen Sie das Maßband in der Mitte zwischen dem unteren Rippenbogen und dem Beckenkamm an (etwa zwei Zentimeter unter Ihrem Bauchnabel).
- Führen Sie das Maßband in gerader Linie um Ihren Bauch herum.
- Lesen Sie den Bauchumfang ab, nachdem sie leicht ausgeatmet haben.
Viszerales Fett: Tabelle mit Werten
Folgende Werte können zur Beurteilung des Viszeralfetts bei erwachsenen Männern und Frauen herangezogen werden:
Krankheitsrisiko | Bauchumfang Männer | Bauchumfang Frauen |
nicht erhöht | unter 94 cm | unter 80 cm |
erhöht | 94 bis 101 cm | 80 bis 87 cm |
deutlich erhöht | ab 102 cm | ab 88 cm |
Diese von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) definierten Richtwerte sind wichtig. Denn Menschen mit gleichem Gewicht können je nach Fettverteilung einem unterschiedlichen Risiko für Stoffwechsel-Erkrankungen ausgesetzt sein.
Wann eine regelmäßige Bauchfettmessung nötig ist
In ihren Leitlinien empfiehlt die Deutsche Adipositas-Gesellschaft eine regelmäßige Messung des Bauchumfangs schon bei einem BMI von über 25. Die Bauchumfangsmessung kann zur Bestimmung des inneren Bauchfetts in Arztpraxen durchgeführt werden, kann aber auch von jedem selbst gemessen werden.