Leukämie-Patientin
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Leukämie – Symptome und Behandlung

Von: Dagmar Reiche (Ärztin und Medizinautorin), Silke Schwertel (geb. Hamann) (Medizinredakteurin)
Letzte Aktualisierung: 05.11.2015 - 15:27 Uhr

Leukämie oder Blutkrebs bezeichnet eine Gruppe von bösartige Erkrankungen des blutbildenden Systems. Bei allen Formen dieser Krebserkrankung ist die Reifung der weißen Blutkörperchen (Leukozyten) gestört. Dadurch bilden sich vermehrt unreife Blutzellen, welche die gesunden verdrängen. Hierbei gibt es mehrere Leukämiearten, die durch verschiedene Symptome gekennzeichnet sind und unterschiedliche Formen der Behandlung erfordern. So differenziert man hauptsächlich zwischen akuten und chronischen sowie zwischen myeloischen und lymphatischen Formen der Leukämie. Wir informieren über die Symptome, Therapie und Heilungschancen von Leukämie.

Leukämie: Anzeichen erkennen

Da die akuten Formen von Leukämie sich recht schnell verschlechtern, sind die Symptome dabei meist stärker ausgeprägt. Chronische Leukämien können über viele Jahre unerkannt bleiben, da Betroffene zu Beginn oft gar keine Anzeichen für Blutkrebs zeigen. Viele Beschwerden werden durch das Verdrängen der normalen Blutbildung verursacht:

Mögliche Anzeichen bei Leukämie

Weitere Symptome von Leukämie

Als unspezifische Symptome von Leukämie können auch Fieber, Nachtschweiß, Appetitlosigkeit und Gewichtsverlust auftreten. Weitere Symptome können sich dadurch äußern, dass sich die Krebszellen in anderen Organen absiedeln (Metastasen bilden) und dort Verdrängungserscheinungen oder Funktionsstörungen hervorrufen. So kommt es häufig zu einer Vergrößerung von Lymphknoten, Milz und Leber oder zur Absiedlung von Leukämiezellen in Gehirn oder Rückenmark.

Bei der chronisch lymphatischen Leukämie (CLL) unterscheidet man mehrere Stadien, abhängig davon, ob und welche weiteren Strukturen befallen sind, ob eine Anämie vorliegt oder ob die Blutplättchen vermindert sind.

Leukämie: Diagnose und Therapie

Oft geben die Symptome bereits erste Hinweise auf eine Leukämie-Erkrankung. Wichtig ist zunächst die genaue Blutuntersuchung (Differentialblutbild) - mit dem Blutbild ist die Diagnose Leukämie fast immer bereits zu stellen. Mit einer Untersuchung des Knochenmarks, das meist unter örtlicher Betäubung aus dem Beckenkamm entnommen wird, kann die Leukämieform genau bestimmt werden, was für Therapie und Prognose unabdingbar ist.

Bei Leukämie stehen zwei prinzipielle Behandlungsstrategien zur Verfügung, die oft auch kombiniert und durch weitere Therapien ergänzt werden.

Chemotherapie bei Leukämie

Chemotherapien werden zur Behandlung aller Leukämiearten eingesetzt. Dabei ist das Ziel die Zerstörung der Krebszellen. Besonders anfällig für Zytostatika sind Zellen, die sich häufig teilen, weshalb Leukämiezellen sehr gut vernichtet werden können. Wird nur ein Teil zerstört, spricht man von Teilremission. Sind im Blut keine Zellen mehr nachweisbar (was nicht bedeutet, dass sich nicht noch welche im Knochenmark befinden), bezeichnet man dies als Vollremission.

Allerdings schädigen die bei einer Chemotherapie verabreichten Medikamente auch andere Zellen, sodass mit einer Reihe von Nebenwirkungen gerechnet werden muss. Besonders gefährdet sind normale Blutzellen, weshalb auch eine hohe Infektionsgefahr besteht. In den letzten Jahren sind neue Wirkstoffe entwickelt worden, die gezielt bestimmte Krebszellen angreifen und deren Vermehrung hemmen. Einige sind bereits auf dem Markt (z. B. Imatinib für die CML – chronisch myeloische Leukämie), andere sind noch in der Erprobungsphase.

Knochenmarktransplantation bei Leukämie

Eine Knochenmarktransplantation erhöht oft die Heilungschancen einer Leukämie-Erkrankung. Vor der Transplantation wird das Knochenmark zunächst mittels Bestrahlung zerstört, dann wird das Knochenmark von einem passenden Spender per Infusion übertragen. Wenn alles gut geht, siedeln sich die darin befindlichen Stammzellen im Knochenmark an und produzieren wieder gesunde Blutzellen.

Nachteil der Knochenmarkstransplantation ist, dass der Patient Mittel nehmen muss, die das körpereigene Immunsystem unterdrücken, damit die Zellen nicht abgestoßen werden. Damit besteht besonders am Anfang eine große Infektionsgefahr, weshalb Leukämiepatienten die Therapie oft in speziell geschützten Zimmern verbringen müssen.

Behandlung verschiedener Leukämiearten

Abhängig von der Art der Leukämie kommen im Verlauf der Erkrankung verschiedene Therapieformen zum Einsatz:

  • ALL (akute lymphatische Leukämie): mehrere Blöcke intensive Chemotherapie, dann über ein bis zwei Jahre Erhaltungstherapie mit geringerer Dosis; zusätzlich Bestrahlung des Schädels und Einspritzen von Medikamenten in die Gehirn- und Rückenmarkflüssigkeit; evtl. Knochenmarktransplantation.
  • AML (akute myeloische Leukämie): intensive Chemotherapie, gefolgt von Erhaltungstherapie; evtl. Knochenmarktransplantation, vor allem bei jüngeren Patienten.
  • CLL (chronisch lymphatische Leukämie): richtet sich nach dem Stadium; die Behandlung erfolgt erst bei bestimmter Zahl von Blutkörperchen oder Komplikationen. Chemotherapie (Tabletten, Infusionen), evtl. Kortison und örtliche Bestrahlung von Lymphknoten. Bei jüngeren Patienten evtl. Knochenmarktransplantation.
  • CML (chronisch myeloische Leukämie): Zunächst Interferon-Spritzen in die Bauchdecke, dann Chemotherapie (Tabletten oder Spritzen); spezielle Medikamente wie Imatinib.

Zusätzlich werden eventuell auftretende Symptome oder Störungen wie Anämie oder Infektionen spezifisch behandelt.

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Leukämie: Verlauf und Heilungschancen

Die Prognose hängt vom Leukämietyp und dem Alter ab und davon, ob genetische Veränderungen vorliegen. Besonders gut sind die Heilungschancen unter Behandlung bei der ALL, insbesondere bei Kindern zwischen dem 3. und 7. Lebensjahr (90 Prozent). Die Heilungsgrate bei der AML liegt zwischen 50 und 85 Prozent,eine Knochenmarktransplantation erhöht diese zusätzlich. Die Heilungschancen verschlechtern sich bei über 20-Jährigen. Wird die akute Leukämie nicht therapiert, führt sie innerhalb von Wochen bis Monaten zum Tod.

Die CML hat bei Kombinationstherapie eine Fünf-Jahre-Überlebensrate von 60 Prozent. Eine Knochenmarktransplantation kann sogar zur Heilung führen. Die CLL kann über 20 Jahre ohne Symptome bleiben. Danach richtet sich die Prognose nach den betroffenen Organen und den Zellen im Blut.