Entzündung behandeln & Entzündungszeichen erkennen
Eigentlich gibt es kein Körperteil und kein Organ, das nicht von einer Entzündung betroffen sein kann: Vom entzündeten Zehennagel bis zur Hirnhautentzündung, von einer Entzündung im Mund bis zur Sehnenscheidenentzündung – alles ist denkbar. Dabei kann eine Entzündung ganz unterschiedliche Ausmaße annehmen. Welche Arten von Entzündungen gibt es, anhand welcher Entzündungszeichen machen sie sich bemerkbar und welche Ursachen können sie haben? Das erfahren Sie hier.
Was ist eine Entzündung?
Eine Entzündung (Latein: "Inflammation") ist ein höchst komplexer Prozess des Abwehrsystems des Körpers gegen verschiedenste Angriffe. Sie ist stets eine Reaktion auf krankmachende Reize, wie etwa Gifte oder Fremdkörper (beispielsweise Viren oder Bakterien), durch die Gewebe und/oder Zellen geschädigt werden.
Bei einer Entzündung werden Antikörper gebildet, die die "Eindringlinge" bekämpfen sollen. Dazu werden durch die Immunzellen bestimmte Stoffe freigesetzt, durch die allerdings auch körpereigenes Gewebe geschädigt wird. Dieses wird im Normalfall nach Beseitigung der Erreger oder Fremdkörper wieder aufgebaut. Wie ausgeprägt die Entzündung ausfällt, hängt von der Stärke und Anzahl, aber auch von der Dauer der angreifenden Reize ab. Das Ziel einer Entzündung ist stets, den "Schädling" aus dem Körper zu entfernen.
In der Medizin weist die Wortendung "-itis" auf eine Entzündung hin. Beispielsweise ist die Dermatitis eine Entzündung der Haut, die Pankreatitis eine Entzündung der Bauchspeicheldrüse und die Bronchitis eine Entzündung der Bronchien. Weitere Beispiele für Entzündungen sind die Bindehautentzündung sowie Entzündungen am Weisheitszahn oder eines Schleimbeutels im Knie.
Arten von Entzündungen
Man unterscheidet lokale von generalisierten Entzündungen. Die lokale Entzündung ist örtlich begrenzt, die generalisierte Entzündung betrifft den ganzen Körper oder mehrere Körperteile. Eine lokale Entzündung kann in eine generalisierte Entzündung übergehen. In diesem Fall werden die Erreger aus lokalen Infektionsherden über die Blutbahn in weitere Teile des Organismus geschwemmt und richten dort Schaden an.
Außerdem werden in der Medizin Entzündungen anhand der konkreten körperlichen Reaktionen, die sie verursachen, unterschieden. Beispielsweise zeichnen sich seröse Entzündungen durch die Absonderung von eiweißreicher Flüssigkeit aus, was zu besonders starken Schwellungen im betroffenen Gewebe führt. Weitere Beispiele sind die eitrige Entzündung sowie die nekrotische Entzündung, bei der es zu starker Gewebezerstörung kommt.
Daneben kann man Entzündungen nach der Form ihres zeitlichen Verlaufs in akut, chronisch, rezidivierend (wiederkehrend), subakut (schleichende Entwicklung) und perakut (akute und heftige Entzündung) einteilen.
Bei chronischen Entzündungen unterscheidet man nochmals zwischen solchen, bei denen eine akute Entzündung in eine chronische Form übergegangen ist (sekundär-chronische Entzündung) und solchen, bei denen dies nicht der Fall ist (primär-chronische Entzündung). Beispiele für eine primär-chronische Entzündung sind Erkrankungen wie Hashimoto Thyreoiditis, Tuberkulose oder Morbus Crohn. Autoimmunerkrankungen werden generell zur Gruppe der primär-chronischen Entzündungen gezählt.
Ursachen von Entzündungen
Entzündungen können sowohl durch äußere als auch durch innere Reize und Einflüsse hervorgerufen werden.
Äußere Einflüsse sind zum Beispiel:
- Viren, Pilze und/oder Bakterien
- Vergiftungen
- Wärme, zum Beispiel Sonnenbrand, oder Kälte
- Reibung oder Druck
- Fremdkörper, beispielsweise ein Dorn in der Haut
Neben äußeren Einflüssen gibt es auch Reize von innen, die zu Entzündungen führen können. Dazu gehören unter anderem:
- Stoffwechselprodukte, zum Beispiel Harnsäurekristalle
- Gewebszerfallprodukte, also Stoffe, die bei der Zerstörung von Zellen entstehen
- fehlerhafte Reaktionen des Immunsystems
Die 5 Entzündungszeichen
Im Folgenden finden Sie die 5 typischen Kennzeichen für eine Entzündung sowie deren Bezeichnung auf Latein:
- Rötung (lat. Rubor)
- Wärme (lat. Calor)
- Schwellung (lat. Tumor)
- Schmerz (lat. Dolor)
- gestörte Funktionen (lat. Functio laesa)
Allgemeine, unspezifische Entzündungszeichen wie zum Beispiel Fieber können zusätzlich auftreten.
Rötung und Wärme als Anzeichen
Im Entzündungsgebiet laufen verschiedene Reaktionen ab. Durch chemische Signale werden Botenstoffe (sogenannte Entzündungsmediatoren) wie zum Beispiel Histamin freigesetzt, die zu einer Erweiterung der Blutgefäße führen und somit zu einer Rötung.
Der intensivierte Blutzustrom zu der erkrankten Stelle sorgt dort außerdem für eine Überwärmung.
Schwellung und Schmerzen
Bei einer Entzündung weiten sich die Poren der Kapillaren und je nach Art der Entzündung können eiweißhaltige Flüssigkeit, Blutzellen, Blutplasma oder Eiter austreten. Zusammen mit der Gewebsflüssigkeit erzeugen die weißen Blutkörperchen eine Schwellung. Sie drückt auf feinste Nervenendigungen und verursacht so Schmerzen. Zudem werden durch das Immunsystem bestimmte Gewebehormone (Schmerzmediatoren) freigesetzt, die die Nerven stimulieren, sodass diese wiederum Schmerzsignale aussenden.
Grund für diese Körperfunktion ist, dass schmerzende Stellen durch die betroffene Person automatisch geschont werden.
Funktionseinschränkung als Zeichen einer Entzündung
Von einer Functio laesa spricht man, wenn die Funktion eines Organs oder eines Körperteils aufgrund einer Entzündung eingeschränkt ist. Ursächlich sind Schwellung und Schmerzen an der Stelle. Dies ist beispielsweise der Fall bei Magenschmerzen und Übelkeit infolge einer Gastritis oder bei Bewegungseinschränkungen durch eine Entzündung im Knie.
Klingt die Entzündung schnell wieder ab, bildet sich auch dieses Entzündungssymptom bald wieder zurück.
Fieber als weiteres Entzündungssymptom
Es ist allgemein bekannt, dass Fieber ein Zeichen der Abwehrreaktion des Körpers ist und damit eigentlich etwas sehr Gutes. Erhöht sich die Körpertemperatur, signalisiert dies, dass der Organismus körpereigene Abwehrmechanismen in Gang setzt. Durch Fieber kann sich also der Körper bei Entzündungen helfen. Bereits durch den Anstieg von einem Grad – etwa von 37 auf 38 Grad Celsius – kann die Vermehrung der Krankheitserreger gehemmt werden. Fieber ist somit ein wichtiger Mechanismus des Körpers im Kampf gegen Erreger, Gifte und ähnliches.
Fieber ist allerdings auch ein Zeichen dafür, dass eine starke Entzündung vorliegt. Kommt es neben Fieber und einem allgemeinen Krankheitsgefühl zu weiteren Symptomen, kann dies ein Zeichen für das Vorliegen einer gefährlichen Komplikation sein. Auch sehr hohes Fieber ist ein Warnsignal.
Sepsis als Komplikation bei einer Entzündung
Kommt es zu einer Sepsis, auch Blutvergiftung genannt, ist das Immunsystem des Körpers nicht mehr in der Lage, die Ausbreitung von Keimen, wie beispielsweise Bakterien, Viren, gelegentlich auch Pilze oder Parasiten, im ganzen Körper zu stoppen. Dies kann passieren, weil es zu sehr geschwächt ist, beispielsweise nach einer Operation, Transplantation oder einem Unfall, bei Neugeborenen oder bei kranken älteren Menschen. Manchmal sind die Erreger aber auch zu zahlreich oder ihr Gift ist zu aggressiv.
Das Immunsystem reagiert dann mit einer sogenannten überschießenden Immunreaktion. Dabei werden nicht nur Fremdkörper, sondern auch das körpereigene Gewebe in massivem Umfang angegriffen und zerstört. Von diesem Prozess können auch Organe betroffen sein. Im schlimmsten Fall droht ein Organversagen, das lebensgefährlich sein kann.
Kommt es zu Anzeichen einer Blutvergiftung, wie hohem Fieber, Schüttelfrost, Kurzatmigkeit, Herzrasen oder Verwirrtheit, sollte umgehend der Notruf verständigt werden.
Diagnose von Entzündungen
Um zu erkennen, ob eine Entzündung im Körper vorliegt, werden verschiedene Blutwerte im Labor erhoben. Die wichtigsten Laborwerte sind:
- Blutsenkungsgeschwindigkeit (BSG)
- C-reaktives Protein/Peptid (CRP)
- Leukozytenanzahl
Die Anzahl der Leukozyten sowie deren genaue Art wird im kleinen Blutbild beziehungsweise im Differenzialblutbild gemessen. In diesem Artikel finden Sie weitergehende Informationen zu den Entzündungswerten.
Behandlung von Entzündungen
Meistens kommt es im Rahmen einer Infektion zu Entzündungsvorgängen, die sich oft lokal an den Eintrittspforten des Körpers abspielen. Besonders häufig sind virale Infekte der Hals-, Rachen- und Nasenregion, die nach wenigen Tagen abklingen, ohne dass weitere Maßnahmen oder Medikamente nötig sind. Bei bakteriellen Infektionen, Pilz- oder Parasitenbefall wird dem Immunsystem seine Arbeit durch die medikamentöse Gabe eines Antibiotikums, eines Antimykotikums oder ähnlichem erleichtert.
Da verschiedene Erreger oft ähnliche Symptome zur Folge haben, muss die Therapie manchmal auch im Verlauf der Behandlung angepasst werden. Bei Entzündungen, bei denen das Immunsystem überreagiert und Abwehrstoffe gegen körpereigene Bestandteile bildet, helfen Medikamente, die diese Reaktion unterdrücken oder abmildern. Bei chronischen Entzündungen müssen diese Medikamente allerdings meist langfristig eingenommen werden, da die Entzündungsreaktionen sonst immer wieder aufflammen.
Generell gilt: Die Behandlung einer Entzündung ist stark davon abhängig, wo sich diese befindet und wie stark sie ausgeprägt. So können bei einer leichten Rachenentzündung Hausmittel wie warmer Tee und Halswickel helfen oder bei einer leichten Entzündung am Knie Kühlpacks und entzündungshemmende Schmerzmittel eingesetzt werden. Zudem hilft es, beispielsweise entzündungsfördernde Lebensmittel, wie Fleisch oder zuckerhaltige Speisen sowie Alkohol, zu meiden. Bei starken Beschwerden oder wenn sich diese innerhalb eines kürzeren Zeitraums nicht bessern, sollte aber immer ärztlicher Rat gesucht werden.