Fasten: Wirkung und Nebenwirkungen
Fasten gilt als eine gesunde Maßnahme, um den Körper zu entlasten, Gewicht zu verlieren und um sich bewusst mit dem Thema Ernährung auseinanderzusetzen. Unkontrolliertes Fasten, nicht ärztlich überwachtes Heilfasten oder eine Nulldiät können jedoch Nebenwirkungen mit sich bringen und in bestimmten Fällen sogar gefährlich werden. Was passiert beim Fasten im Körper und wer sollte nicht fasten?
Welche Wirkung hat Fasten?
Fasten wird häufig eine entgiftende Wirkung zugesprochen. Bestimmte Giftstoffe und Abfallprodukte des Stoffwechsels (sogenannte "Schlacken") sollen durch den Verzicht auf Nahrung besser und schneller aus dem Körper gelangen. Weder für diesen Vorgang noch für das Vorhandensein von "Schlacken" an sich gibt es aber bisher wissenschaftliche Beweise.
Einige Menschen streben auch an, durch Fasten abzunehmen. Die Gewichtsreduktion steht beim Fasten jedoch nicht im Vordergrund, sondern ist nur positive Begleiterscheinung. Möchte man langfristig eine Gewichtsreduktion erreichen, sollte man seine Ernährung auch im Anschluss an das Fasten langfristig umstellen. Dazu gehört eine ballaststoffreiche, aber fettarme Kost, die satt macht und durch die die Fettreserven langsam aber sicher abgebaut werden. Sonst droht nach dem Ende der Fastenkur der gefürchtete "Jojo-Effekt".
Heilfasten kann aber zumindest ein Impuls für eine Änderung des Lebensstils sein. Die positiven Erfahrungen einer Heilfastenkur können dazu beitragen, dass die gesamte Lebensführung gesundheitsbewusster wird und die Ernährungsgewohnheiten langfristig geändert werden.
Die Umstellung des Stoffwechsels und des Hormonhaushalts beim Heilfasten geht auch einher mit psychischen Veränderungen. Genannt werden Gefühle erhöhter Aufmerksamkeit und Konzentrationsfähigkeit sowie eines gesteigerten Wohlbefindens.
Nebenwirkungen beim Heilfasten
Das Heilfasten wird in der Regel unter ärztlicher Kontrolle in Fastenkliniken durchgeführt. Als leichte Nebenwirkungen können niedriger Blutdruck (Hypotonie), Müdigkeit, Schwindelgefühl, Konzentrationsschwäche, erhöhtes Kälteempfinden und trockene Haut auftreten. Weiterhin sind Körper- und Mundgeruch sowie Menstruationsstörungen beobachtet worden. Der unangenehme Geruch entsteht durch die Aussonderung von Ketonen über die Atemluft und den Schweiß. Diese entstehen bei der Fettverbrennung. Eine besonders gründliche Körper- und Mundhygiene können hier helfen. Die genannten Nebenwirkungen normalisieren sich meist im Verlauf des Fastens.
Stärkere Nebenwirkungen, die durch Fasten auftreten können, sind:
- Azidose: Das mit zunehmender Fastendauer vermehrt entstehende Azeton bewirkt eine Übersäuerung, die Azidose, sowie durch die Ausscheidung der Ketonkörper über Urin und Atemluft den unangenehmen Geruch. Dieser Prozess hemmt die Fähigkeit der Niere zur Harnsäureausscheidung, wodurch es zu einem Anstieg der Harnsäurekonzentration im Blutserum kommt.
- Erhöhte Harnsäurewerte: Menschen, deren Harnsäurewerte bereits erhöht sind (Hyperurikämie-Betroffene), sollten wegen der Gefahr eines akuten Gichtanfalls nicht fasten.
- Eiweißabbau: Des Weiteren kann das Gehirn die Ketonkörper beim mehrtägigen Fasten allerdings erst nach einigen Tagen nutzen. Daher baut der Organismus in der Anfangsphase des Fastens verstärkt körpereigenes Eiweiß aus der Skelett- und Herzmuskulatur ab (etwa 75 Gramm pro Tag), um aus den Aminosäuren Glukose zu bilden (Glukoneogenese).
Gibt es gefährliche Nebenwirkungen beim Fasten?
Besonders gefährlich ist der Muskelabbau des Herzmuskels, des Myokards. Diese gesundheitliche Folge kann aufgrund des Abbaus von körpereigenem Eiweiß während des Fastens entstehen. Vor allem bei Herzproblemen ist Fasten deshalb nicht ungefährlich. Bei sehr schneller Gewichtsabnahme kann es, auch bei einer gewissen Eiweißzufuhr, zu einer erheblichen Mobilisierung von Körpereiweiß aus dem Myokard kommen. Dies gilt vor allem für Personen mit Normalgewicht oder nur leichtem Übergewicht, die beim Fasten mehr fettfreie Körpermasse, also Muskulatur, verlieren als stark Übergewichtige.
Bedenklich ist längerfristiges Fasten (mehr als fünf Tage) auch durch die fehlende Zufuhr lebensnotwendiger Fettsäuren, Vitamine und Mineralstoffe. Längeres Fasten sollte deshalb unter professioneller Anleitung erfolgen.
Bei Personen mit Diabetes mellitus Typ 1 und 2 kann es durch das Fasten zudem zu einer Hypoglykämie kommen. Symptome für die Unterzuckerung sind unter anderem Herzrasen, Kopfschmerzen und geistige Verwirrung.
Wer darf auf keinen Fall fasten?
Auch wenn die meisten Erwachsenen Fasten gut vertragen, sollten bestimmte Personengruppen aus gesundheitlichen Gründen auf Fasten verzichten. Überhaupt nicht fasten sollten:
- Schwangere und Stillende
- Menschen mit bestimmten Herz-, Leber- oder Nierenerkrankungen
- Krebskranke
- Kinder
- Personen mit Essstörungen
- Menschen mit Schilddrüsenüberfunktion
- Menschen mit Suchterkrankungen
- Demenzkranke
Folgende Personen sollten wegen der Gefahr von Nebenwirkungen nur unter ärztlicher Aufsicht fasten:
- Menschen mit starkem Übergewicht
- Personen mit depressiven Erkrankungen
- Menschen mit Diabetes mellitus Typ 1 oder 2 oder Hepatitis
- Personen, die vor Kurzem eine schwere Erkrankung überstanden haben
- Menschen mit Zwölffingerdarm- oder Magengeschwüren
Grundsätzlich gilt: Sollten Sie Zweifel an Ihrer gesundheitlichen Eignung haben oder während des Fastens ungewöhnliche oder starke Nebenwirkungen feststellen, sollten Sie immer eine*n Ärztin*Arzt konsultieren.