Grüner Tee: Superfood mit gesunder Wirkung?
Der chinesische Kaiser Shen-Nung, so lautet eine Legende, trank am liebsten heißes Wasser. Eines Tages blies ihm der Wind in sein brodelndes Wasser einige Blätter, das Wasser färbte sich leicht grün. Er kostete – das Getränk belebte und erfrischte den Herrscher. Die Geschichte ist knapp 5.000 Jahre alt und grüner Tee heute fester Bestandteil asiatischer Trinkkultur. Anregend ist grüner Tee zweifellos. Doch auch eine gesunde Wirkung wird ihm nachgesagt. So soll das Getränk vor Herz-Kreislauf-Erkrankungen schützen, den Magen beruhigen, das Kariesrisiko senken und beim Abnehmen helfen können. Bei empfindlichen Personen kann der Genuss von grünem Tee aber auch Nachteile mit sich bringen, wie Probleme mit innerer Unruhe oder Schwindel. Mehr zum Superfood erfahren Sie in diesem Artikel!
Welche Wirkung hat grüner Tee?
Grünem Tee werden zahlreiche positive Effekte auf die Gesundheit nachgesagt. Dies liegt an unterschiedlichen Inhaltsstoffen:
- Polyphenole: Grüner Tee enthält größere Mengen dieser sekundären Pflanzenstoffe. Dazu gehören unter anderem Katechine (auch Catechine) und Gerbstoffe.
- Koffein: In grünem Tee ist Koffein enthalten. Etwa 40 Milligramm stecken in 0,25 Litern. Zum Vergleich: Auf dieselbe Menge Kaffee entfallen etwa 60 bis 80 Milligramm. Da es an Gerbstoffe gebunden ist, wird das im Tee enthaltene Koffein vom Körper langsamer verarbeitet als das Koffein in Kaffee. Dadurch setzt die Wirkung später ein, hält aber länger an.
- Vitamin C: Etwa 250 Milligramm stecken in 100 Millilitern. Damit enthält grüner Tee etwa so viel Vitamin C wie Paprika. Allerdings ist das Vitamin hitzeempfindlich – bereits ab Temperaturen von 60 Grad Celsius beginnt es, sich zu zersetzen.
- Fluorid: 100 Milliliter des Getränks enthalten 0,2 Milligramm Fluorid. Das Spurenelement ist unter anderem wichtig für stabile Knochen und den Zahnschmelz.
Schützt grüner Tee vor Krebs?
Polyphenole, und dabei insbesondere Katechine, erhöhen die Abwehrfähigkeit von Zellen gegen sogenannten oxidativen Stress. Dadurch wirken sie indirekt zellschützend. Die gleiche Wirkung hat das in Grüntee enthaltene Vitamin C.
Inwieweit dieser Effekt auch dazu beitragen könnte, den Körper vor Krebserkrankungen zu schützen, ist bei Forschenden umstritten. Bisherige Studien kamen zu widersprüchlichen Ergebnissen oder waren aufgrund der geringen Anzahl an Untersuchungspersonen oder der Beschränkung auf den asiatischen Raum nicht ausreichend aussagekräftig.
Die mögliche Wirkung von grünem Tee scheint zudem nicht nur von der Krebsart, sondern auch vom sonstigen Ernährungsverhalten, Alter und Geschlecht sowie anderen persönlichen Faktoren abzuhängen.
Ist grüner Tee gesund bei hohem Blutdruck?
Katechine schützen nicht nur vor oxidativem Stress, sie wirken sich auch positiv auf die Gefäßgesundheit aus. Insbesondere das Endothel, die dünne Schicht, die die Blutgefäße auskleidet, wird in seiner Funktion von den sekundären Pflanzenstoffen unterstützt. Zudem wirken sie gefäßerweiternd, verbessern den Blutfluss und wirken somit hohem Blutdruck und Herz-Kreislauf-Erkrankungen entgegen.
Verschiedene Studien mit Tieren und menschlichen Teilnehmenden, die den Zusammenhang zwischen der Aufnahme von sekundären Pflanzenstoffen, wie sie im Grüntee vorkommen, und dem Auftreten von Herz-Kreislauf-Erkrankungen zum Thema hatten, bestätigen einen positiven Effekt.
Beeinflusst grüner Tee das Risiko für Karies?
Gegen Karies sollen ebenfalls die Polyphenole im grünen Tee schützen. Die Pflanzenstoffe sollen dazu beitragen, dass sich bestimmte Bakterien (Streptococcus mutans), die Karies verursachen können, nicht am Zahnschmelz anlagern. Polyphenole wirken aber nur vorbeugend gegen Karies. Ist der Zahn bereits betroffen, hilft nur noch der Gang in die zahnärztliche Praxis.
Zudem enthält Grüntee Fluorid, ein Spurenelement, welches häufig Zahncreme zugesetzt wird und nur in wenigen Lebensmitteln enthalten ist. Es trägt zur Stärkung des Zahnschmelzes bei.
Wer zu verfärbten Zähnen neigt, sollte allerdings aufpassen: Die sekundären Pflanzenstoffe im Grüntee, genauer gesagt die Gerbstoffe, können zu bräunlichen Verfärbungen auf den Zähnen führen. Diese lassen sich im Rahmen einer Zahnreinigung aber wieder entfernen.
Wirkung von grünem Tee auf Magen und Darm
Grüner Tee enthält Gerbstoffe, die nicht nur für den herben Geschmack des Getränks zuständig sind, sondern auch entzündungshemmend und antibakteriell wirken können. Aus diesem Grund kann grüner Tee lindernd bei Magen- und Darmentzündungen wirken.
Vorsicht ist allerdings bei Durchfall geboten: Das enthaltene Koffein regt die Bewegung des Darms an und kann im Zweifelsfall die Beschwerden verschlimmern.
Hilft grüner Tee beim Abnehmen?
Immer wieder ist in verschiedenen Quellen zu lesen, dass der Genuss von grünem Tee den Kalorienverbrauch ankurbeln und beim Abnehmen helfen soll. Tatsächlich können Katechine dazu beitragen, Fette und fettähnliche Substanzen, sogenannte Lipide, besser in der Leber zu verstoffwechseln und vermehrt über den Stuhl auszuscheiden. Zudem enthält grüner Tee Koffein, was ebenfalls die Verdauung anregt und die Freisetzung von gespeichertem Fett fördert (Lipolyse). Allerdings werden diese freigesetzten Fettreserven nur verbraucht, wenn man körperlich aktiv ist. Ansonsten lagert der Körper sie einfach wieder ein.
Trotz dieser positiven Effekte von grünem Tee auf die Fettverbrennung sind die tatsächlichen Auswirkungen vermutlich überschaubar: So konnte eine großangelegte Analyse unterschiedlicher Studien nur geringe Auswirkungen auf den Gewichtsverlust durch den Konsum des Getränks bei übergewichtigen Erwachsenen feststellen. Grüner Tee kann also vielleicht in geringem Ausmaß beim Abnehmen unterstützen – eine Wunderwaffe ist er aber nicht.
Wechselwirkungen und Nachteile durch grünen Tee
Laut Studienergebnissen kann der Konsum von grünem Tee die Wirkung des Betablockers Nadolol abschwächen. In der Untersuchung tranken die Teilnehmenden zwei Wochen lang jeden Tag vier Tassen des Getränks. Nadolol wird bei Bluthochdruck, Migräne oder Angina pectoris eingesetzt. In Deutschland ist der Wirkstoff jedoch nicht erhältlich. Da mögliche Wechselwirkungen mit anderen Betablockern noch nicht abschließend erforscht sind, empfiehlt es sich, bei der Einnahme den Genuss von grünem Tee zu reduzieren oder diesen sicherheitshalber ärztlich abzuklären.
Daneben kann das im Tee enthaltene Koffein bei größeren Mengen oder empfindlichen Personen zu Nebenwirkungen wie Herzrasen, Unruhe und Schwindel führen. Auch kann die anregende Wirkung des Tees vor dem Schlafen bei einigen Menschen zu Schlafstörungen führen. Um dies zu vermeiden, sollte man also abends auf das Trinken von grünem Tee verzichten.
Grüntee-Extrakt – Vorsicht bei hoher Dosierung
Im Gegensatz zum Konsum von grünem Tee (selbst wenn dieser leicht erhöht ist), ist die Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln mit sogenanntem Grüntee-Extrakt als problematisch anzusehen. Zur Herstellung werden getrocknete Teeblätter verwendet. Die Kapseln sollen dank ihrer besonders hohen Konzentration an Katechinen gegen zahlreiche Beschwerden helfen und unter anderem den Blutzucker positiv beeinflussen und vor Krebserkrankungen schützen.
Tatsächlich können Katechine und insbesondere das Katechin namens Epigallocatechingallat-3-gallat (kurz EGCG) in hohen Dosierungen sogar toxisch wirken. Mögliche Folgen sind neben Übelkeit und Magen-Darm-Problemen auch Bluthochdruck, ein erhöhter Augeninnendruck sowie Leberschäden bis hin zu Leberversagen.
Bei der Einnahme von Grüntee-Extrakten ist also Vorsicht geboten. Schwangere oder stillende Frauen sowie Kinder sollten sie gar nicht konsumieren. Ansonsten gilt: Beachten Sie die Angaben auf der Produktverpackung zur enthaltenen EGCG-Menge. Laut Verordnung der Europäischen Union sollten Tagesdosen von 800 Milligramm nicht überschritten werden, um Vergiftungen zu vermeiden.
Zur Sicherheit sollte man also besser auf den moderaten Genuss von grünem Tee setzen, um von den gesundheitlichen Vorteilen zu profitieren und Nebenwirkungen zu verhindern. Auch in der Schwangerschaft gilt der Konsum von etwa zwei Tassen grünem Tee pro Tag als unbedenklich.
Gewinnung von Grüntee und verschiedene Teesorten
Wie sein Bruder, der schwarze Tee, wird auch grüner Tee aus der Teepflanze mit dem botanischen Namen Camellia sinensis gewonnen. Er wird allerdings im Gegensatz zum Schwarztee nicht fermentiert, durchläuft also keinen Gärungsprozess, bei dem sich das Blatt und der Zellsaft durch Luftsauerstoff farblich verändern. Eine starke Dampferhitzung bei der Produktion tötet zudem bestimmte Enzyme ab und verhindert so, dass der Tee eine kupferrote Farbe annimmt.
Nach dieser Behandlung wird der Tee leicht gerollt und dann sofort getrocknet, die Blätter werden lediglich blanchiert. Der natürliche grüne Blattfarbstoff bleibt damit weitgehend erhalten.
Grünen Tee gibt es in einer großen Vielfalt an Sorten zu kaufen. Besonders bekannt sind beispielsweise die Sorten Gunpowder, Long Jing und Mao Jian aus China sowie Matcha-Tee und Sencha-Tee aus Japan. Die Sorten unterscheiden sich bezüglich des Anbaugebiets, Koffeingehalts, Zeitpunkts der Ernte und der genauen Verarbeitung der Teeblätter.
Zubereitung und Ziehzeit von grünem Tee
Grünen Tee sollte man möglichst in einer verschlossenen, luftdichten Packung kaufen. Der Sauerstoff der Luft lässt den Tee oxidieren und er verliert an Aroma. Am besten lagert man ihn in lichtundurchlässigen Behältern und nie neben Kaffee oder Gewürzen, damit der Tee deren Aromen nicht annimmt. Grüner Tee wird traditionell in einer Teekanne aus Porzellan oder Glas zubereitet, die vorher kurz mit kaltem Wasser ausgespült wird.
Der Tee sollten nicht mit kochendem Wasser überbrüht werden, da sich sonst Gerbstoffe lösen und Vitamine zerstört werden. Ideal ist eine Wassertemperatur von 70 bis 80 Grad Celsius, japanische Grüntees von hoher Qualität werden zum Teil auch nur mit 60 Grad Celsius heißem Wasser aufgegossen.
Am besten bringen Sie Wasser zum Kochen und warten einige Minuten, bis dieses etwas abgekühlt ist, bevor Sie den Tee aufgießen. Lassen Sie diesen dann nach Packungsanleitung ein bis zwei Minuten, milde, hochwertige Sorten auch bis zu vier Minuten, ziehen. Manche bevorzugen den zweiten Aufguss, der weniger Koffein enthält und einen milderen Geschmack hat. Nehmen Sie dazu die abgetropften Teeblätter des ersten Aufgusses und reduzieren Sie dafür die Wassermenge um etwa ein Drittel.