Durian – Stinkfrucht mit eigenwilligem Geschmack
Der Geruch der Durian-Frucht ist außergewöhnlich und sehr intensiv. Beschreibungen reichen von süß-faulig über zwiebelartig bis hin zu Aromen wie Ammoniak, Essig, vergammeltem Fleisch oder Erbrochenem. Kein Wunder, dass die imposante, stachelige Frucht als Stinkfrucht oder Kotzfrucht bezeichnet wird. Auch ihr Geschmack ist nicht jedermanns Sache. Die Durian wird insbesondere in Asien von vielen Menschen wegen ihres Geschmacks geliebt, während andere sie verabscheuen und niemals essen würden. Aber was ist die Durian eigentlich genau? Warum stinkt sie so sehr und wie schmeckt sie? Ist sie womöglich besonders gesund? Im Folgenden erfahren Sie, was es mit dieser besonderen Frucht auf sich hat.
Durian: Namen, Aussehen und Herkunft
Die Durian trägt verschiedene Namen: Durian-Liebhaber nennen sie häufig "Königin der Früchte". Aufgrund ihres strengen Geruchs und Geschmacks wird die Durian aber auch als Kotzfrucht, Stinkfrucht, Stinkefrucht oder Käsefrucht bezeichnet.
Die Frucht ist recht groß mit einer Länge von bis zu 20 bis 30 Zentimetern und einer Breite von 15 bis 25 Zentimetern. Ihre braungrüne bis gelbliche Schale ist von vielen kräftigen, holzigen Stacheln bedeckt, von denen sich auch ihr Name ableitet: "Duri" heißt in Malaysia Dorn oder Stachel. Mit einem Gewicht von zwei bis vier Kilogramm und ihrer ovalen bis runden Form ist sie insgesamt eine beeindruckende Erscheinung.
Bei der Durian handelt es sich um eine Kapselfrucht. In ihrem Inneren befinden sich drei bis fünf durch stabile Wände getrennte Fruchtkammern, in denen die Samen liegen. Jeder Samen ist von einem weichen, puddingartigen, gelblich-weißen Samenmantel umhüllt, der auch als Fruchtfleisch bezeichnet wird. Das Fruchtfleisch verströmt einen intensiven Geruch und wird als Obst gegessen.
Die Durian stammt ursprünglich aus Indonesien, Thailand und Malaysia und ist die Frucht des Durianbaums, auch Zibetbaum (Durio zibethinus) genannt, der zu den Malvengewächsen gehört. In den Hauptanbauregionen in Thailand gibt eine Vielzahl verschiedener Durian-Arten. Sie unterscheiden sich in Form, Farbe der Schale, der Beschaffenheit des Fruchtfleisches, im Gewicht und auch im Preis. Die thailändische Stinkfrucht umfasst unter anderen die Sorten Mon-Thong, Gan-Yao, Cha-Nee und Kan-Yaw.
Wie schmeckt eine Durian?
Obwohl der Geruch meist als unangenehm wahrgenommen wird, bezeichnen Kenner den besonderen Geschmack der Durian und die cremige Konsistenz des Fruchtfleischs als himmlisch und lieblich. In Südostasien heißt es, Europäer müssten die Durian dreimal probieren, bevor sie sich an den Geschmack gewöhnt haben.
Hierzulande gilt das Aroma einer Durian als außergewöhnlich und sehr gegensätzlich. Kaum vorstellbar, dass die Durian-Frucht die ganze Palette der folgenden Geschmacksrichtungen in sich vereinen kann:
Wonach riecht die Stinkfrucht?
Wie anfangs erwähnt, verströmt die Durian einen einzigartigen, süß-fauligen und sehr penetranten Geruch. Die Vielfalt der wahrzunehmenden Gerüche und Aromen ist beachtlich. Mit folgenden Gerüchen wird der Geruch der Durian verglichen:
Warum stinkt die Durian so sehr?
Forscher an der Technischen Universität München haben herausgefunden, warum die Durian so stinkt.1 Die Stinkfrucht enthält einen seltenen Eiweißbaustein namens Ethionin, der in Kombination mit einem bestimmten Enzym einen starken Geruchsstoff produziert. Dieser Geruchsstoff (Ethanthiol) ist eine schwefelhaltige Verbindung, die für den Gestank nach fauligen Zwiebeln verantwortlich ist.
Ethanthiol hält gemeinsam mit Butanthiol, einer anderen schwefelhaltigen Verbindung, einen inoffiziellen Weltrekord: Beide Substanzen werden im Guinness-Buch der Rekorde als die "am übelsten riechenden Moleküle der Welt" erwähnt.
Da Ethanthiol schon in winzigen Mengen für den Menschen als intensiver Geruch wahrnehmbar ist, wird dieser Stoff beispielsweise auch Flüssiggas zugesetzt, um undichte Gasleitungen aufzuspüren.
Andere Aromastoffe, die in der Durian enthalten sind, gehören zur vielfältigen chemischen Stoffklasse der Furanone. Diese scheinen sowohl für den karamellartig-süßen Duft als auch für die "Maggi®"-artige Geruchskomponente verantwortlich zu sein. Insgesamt wurden bisher circa zweihundert verschiedene Substanzen identifiziert, die alle zum Geruch der Durian beitragen.2
Der Gestank der Durian hat aus biologischer Sicht seine Berechtigung: Wilde Tiere wie Elefanten, Affen und Tiger lieben diesen speziellen Geruch. Sie fressen die Früchte und verbreiten die Samen anschließend mit ihrem Kot in der Natur. So sichern sie also die Weiterverbreitung der Pflanze.
Wie gesund ist die Durian?
Eine Durian kann mehr als nur stinken. Sie wird aufgrund der Vielfalt an wertvollen Inhaltsstoffen durchaus als gesund angesehen. Einer Studie nach soll die Durian folgende Auswirkungen auf die Gesundheit haben3:
- Beeinflusst den Blutzuckerspiegel
- Senkt den Cholesterinspiegel
- Wirkt antioxidativ
- Hat probiotische Effekte auf die Darmflora
Darüber hinaus wird den zahlreichen Nährstoffen, Vitaminen und Mineralstoffen aus der Durian folgende gesundheitsfördernde Wirkung zugeschrieben:
- Makronährstoffe: Der hohe Anteil an Zucker (30 Prozent) und Fett (2 Prozent) liefert viel Energie. Eine Portion Durian, das sind in etwa 155 Gramm, enthält bis zu 250 kcal. Dies entspricht der Energiemenge, die in einer großen Birne und vier kleinen Äpfeln enthalten ist.
- Provitamin A: 32 Milligramm dieses wichtigen Vitamins sind in 100 Gramm des Fruchtfleischs der Durian enthalten. Es ist wichtig für eine gesunde Haut und unterstützt das Sehen.
- Vitamin B1: In 100 Gramm Fruchtfleisch kommen bis zu 450 Mikrogramm des Vitamins vor. Vitamin B1 trägt zur Energiegewinnung in den Körperzellen bei und ist wichtig für die Nerven und den Herzmuskel.
- Vitamin B2: 350 Mikrogramm sind in 100 Gramm Durian enthalten. Es wird bei vielen Prozessen benötigt, die im Körper ablaufen, wie beispielsweise Aufbau und Wachstum von Zellen und Organen und der Energiegewinnung.
- Vitamin C: Mit 42 Milligramm pro 100 Gramm Fruchtfleisch enthält die Durian so viel Vitamin C wie eine Grapefruit. Vitamin C trägt zu einer normalen Funktion der körpereigenen Abwehr bei.
- Kalium: Ungefähr 600 Milligramm Kalium in 100 Gramm Fruchtfleisch kommen sonst nur selten in Früchten vor. Zum Vergleich: Bananen enthalten 400 Milligramm pro 100 Gramm Fruchtfleisch. Kalium ist an vielen Vorgängen im Körper beteiligt. Es kann zur Absenkung des Blutdrucks beitragen und beeinflusst die Tätigkeit des Herzmuskels.
- Darüber hinaus enthält die Durian Phosphor und Eisen. Während der Mineralstoff Phosphor unter anderem wichtig für den Energiehaushalt des Körpers und den Aufbau von Knochen und Zähnen ist, hat das Spurenelement Eisen eine essenzielle Funktion bei der Blutbildung und ist für den Sauerstofftransport über das Blut unerlässlich.
- Polyphenole, wie die in der Durian vorkommenden Flavonoide, haben eine antioxidative Wirkung. Sie können die Zellen des Körpers vor Schäden durch radikale Sauerstoffverbindungen schützen. Gleichzeitig wurde für Flavonoide herausgefunden, dass sie den programmierten Zelltod (Apoptose) einleiten können und auf diese Weise das Wachstum von Krebszellen behindern.3
- In der Durian enthaltene Ballaststoffe tragen zu einer normalen Funktion des Darms bei und unterstützen die Darmflora. Insbesondere die vergorene Durian, die sogenannte Tempoyak, gilt als probiotisch, denn sie ist durch den Verarbeitungsprozess reich an verschiedenen Milchsäurebakterien, die der Darmgesundheit zugute kommen.
Traditionell werden in Thailand Rinde, Wurzeln und Blätter des Durianbaums bei Fieber und Gelbsucht angewendet.
Wo kann man Durian kaufen?
In den Heimatländern der Durian werden die Früchte oft vom Boden eingesammelt, nachdem sie in reifem Zustand vom Baum gefallen sind. Anschließend kann man sie dort auf den lokalen Märkten kaufen. Für den Export werden die Früchte vorsichtig per Hand vom Baum gepflückt und sorgfältig verpackt, damit die Schale keinen Schaden nimmt.
In Europa werden Durian nur selten frisch angeboten. Man findet sie hauptsächlich in asiatischen Läden in Großstädten mit hohem Bevölkerungsanteil aus Asien oder in Spezialgeschäften für Obst und Gemüse.
Hat man die Gelegenheit, eine frische Durian zu ergattern, dann sollte man darauf achten, dass die Schale unversehrt ist und die Durian beim Schütteln "klappert". Das ist ein Zeichen für den Reifezustand der Frucht. Wenn die Durian reif ist, dann löst sich das Fruchtfleisch von den Kammern ab und fällt bei Bewegung hin und her, was ein klapperndes Geräusch erzeugt. Man kann auch auf die Schale der Durian klopfen. Das Klopfgeräusch sollte dumpf und tief klingen und nicht hohl oder hölzern.
Manchmal gibt es ganze Durian-Früchte im tiefgefrorenem Zustand in gut sortierten asiatischen Geschäften zu kaufen. Es kommt auch vor, dass man die einzeln verpackten Segmente im Kühlregal oder der Tiefkühlung findet. Es gibt zudem Onlineshops, bei denen man die Frucht frisch oder getrocknet bestellen kann. Auch Durian-Chips aus dem Fruchtfleisch werden angeboten.
Wie öffnet und isst man eine Durian?
Für diejenigen, die eine frische Durian gerne probieren möchten, hier eine kurze Anleitung zum Öffnen der Frucht. Aber Vorsicht: Die Stacheln sind sehr spitz und die Schale schwer zu knacken. So geht man beim Öffnen einer Durian vor:
- Mit einem stabilen Messer an einer der von außen sichtbaren Nähten der Fruchtkammern einstechen.
- Das Messer leicht drehen, sodass die Durian weiter aufreißt.
- Das Messer weg legen. Am besten mit den Händen vorsichtig in die Öffnung greifen und die Schale zu beiden Seiten aufbrechen.
- Nun sieht man in das Innere einer Kammer. Man kann das gelblich-weiße und weiche Fruchtfleisch jetzt vorsichtig entnehmen.
Es müssen nicht alle Kammern auf einmal geöffnet werden. Man kann das Fruchtfleisch in den ungeöffneten Kammern auch nachreifen lassen. Ist die Durian reif, dann lässt sich die Frucht leicht aufbrechen und das Fruchtfleisch einfach entnehmen. In jedem Fall sollte das Fruchtfleisch nach der Entnahme rasch verzehrt oder verarbeitet werden. Die ganze Frucht kann auch bei 5 bis 7 Grad Celsius ungefähr eine Woche gelagert werden.
Auf Alkohol sollte man beim Essen der Durian verzichten, denn dies kann unter Umständen zu Bauchschmerzen und Magenkrämpfen führen.
Wozu kann man eine Durian verwenden?
Durian-Früchte werden in den Anbauländern auch zur Herstellung von Marmelade, Kuchen, Speiseeis, Fruchtsaft, Currygerichten und sogar als Pizzabelag verwendet. Dort werden zudem die Samen der Durian verzehrt, die in dünne Scheiben geschnitten und geröstet wie Kartoffelchips als Snack gegessen werden.
An dieser tropischen, stinkenden Frucht scheint alles erstaunlich zu sein: Ihr Aussehen, ihr Geruch und zuletzt auch ihr Geschmack. In Asien wird der Durian sogar eine (wissenschaftlich nicht belegte) aphrodisierende Wirkung nachgesagt. Die Bewunderung für die Stinkfrucht geht dort so weit, dass ihr sowohl in Kampot (Kambodscha) als auch in der südphilippinischen Stadt Davao ein Denkmal gesetzt wurde.
Wo ist die Durian-Frucht verboten?
Aufgrund ihrer intensiven Geruchs, der sich lange in der Luft hält, ist der Verzehr oder nur der Transport einer Durian an verschiedenen Orten in Asien, abhängig von regionalen Bestimmungen, untersagt:
- In Thailand ist es verboten, die Durian auf öffentlichen Plätzen zu verzehren. Missachtung kann zu einer Geldstrafe führen.
- Viele Hotelanlagen verwehren das Mitbringen und den Verzehr der Frucht. Wird das Verbot ignoriert, dann kann es sein, dass das Hotelzimmer eine weitere Woche bezahlt werden muss, weil es so schwer ist, den Gestank wieder loszuwerden.
- Im öffentlichen Nahverkehr in Singapur ist der Transport untersagt. Es gibt in der U-Bahn sogar spezielle Schilder, die auf das Verbot hinweisen. Auch eine Mitnahme im Taxi ist nicht erlaubt.
- An einigen Flughäfen ist die Durian generell verboten.
In Deutschland hat es die Durian im Sommer 2020 sogar in die Schlagzeilen der Presse geschafft. Weil ein Paket mit vier Durian-Früchten in einem Gebäude der Post seinen intensiven Gestank verbreitet hatte, wurde ein Gasalarm ausgelöst und das komplette Gebäude geräumt.
Durian und Jackfrucht – Was ist der Unterschied?
Es kommt regelmäßig zu Verwechslungen zwischen einer Durian und eine Jackfrucht (Jackfruit), die beide eine ähnliche Form und Farbe haben. Schaut man sich beide Früchte genauer an, bemerkt man eine Reihe von deutlichen Unterschieden, aber auch Gemeinsamkeiten:
Durian | Jackfrucht | |
Ursprungsländer | Südostasien | Indien |
---|---|---|
Farbe | Braungrün bis gelblich | Grüngelb bis braun |
Schale | Spitze lange Dornen | Viele kleine stumpfe Noppen |
Größe / Gewicht | Bis zu 0,3 Metern lang und bis zu 4 Kilogramm schwer | Bis zu 1 Meter lang und bis zu 40 Kilogramm schwer |
Fruchtfleisch | Gelblich-weiß, cremig, weich, puddingartig | Gelb, gummiartig bis cremig oder faserig, je nach Reifegrad |
Geruch | Faulige Zwiebeln, Gas, alte Socken, Verwesung, Karamell, Erbrochenes, Faule Eier, Essig, Ammoniak | Fruchtig, kaugummiartig (Wrigley’s® Juicy Fruit) |
Geschmack | Vanille, Röstzwiebeln, Karamell, Suppenwürze, Mandeln, Ammoniak, Pfirsich, Banane, Erdbeere | Banane, Ananas, Vanille |
Inhalt | Einzelne Segmente mit Fruchtfleisch, in denen die Kerne liegen |
Bei beiden Früchten gilt: Da sie nur in tropischen Ländern wachsen, werden sehr lange Transportwege benötigt, damit wir sie hierzulande kaufen können. Unter ökologischen Gesichtspunkten sollte man sich genau überlegen, ob und wie oft man sich diese Früchte gönnen möchte.