Palmöl aus Palmfrüchten
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Palmöl – schädlich für die Gesundheit?

Von: Silke Schwertel (geb. Hamann) (Medizinredakteurin)
Letzte Aktualisierung: 11.03.2021

Palmöl (Palmfett) ist so alltäglich wie Plastik: Es begegnet uns in Waschmitteln, Kosmetikprodukten, Schokolade und Fertiggerichten. Doch Palmöl gilt als ungesund – bei seiner Verarbeitung können sogar krebserregende Stoffe entstehen. Und auch im Hinblick auf ethische und ökologische Gesichtspunkte steht das Öl in der Kritik, denn für seinen Anbau werden hauptsächlich in Südostasien Regenwälder gerodet – mit gravierenden Folgen für Menschen, Tiere und Umwelt. Hier erfahren Sie, welche Auswirkungen Palmöl auf die Gesundheit hat, in welchen Produkten es verwendet wird und welche Alternativen es zum Kauf von Palmölprodukten gibt.

Was ist Palmöl?

Palmöl oder Palmfett ist ein Pflanzenöl, das aus dem Fruchtfleisch der Ölpalme gewonnen wird. Das aus den Kernen der Früchte erzeugte Öl wird als Palmkernöl bezeichnet.

Aufgrund seines hohen Gehalts an Carotin hat das Öl, ebenso wie die Früchte, zunächst eine orangerote Färbung, die jedoch beim Raffinieren entfernt wird. Durch diese Weiterverarbeitung verändert sich auch der Geschmack: Während rohes Palmöl aromatisch und leicht süßlich schmeckt, ist raffiniertes Palmöl fast geschmacklos.

Das Öl ist in der Industrie sehr begehrt, denn sein Anbau ist ausgesprochen ertragreich und billig. Zudem ist es hitzestabil, lange haltbar und, ähnlich wie Kokosöl, bei Zimmertemperatur cremig-streichfest. Daher kann es anstelle von gehärteten Fetten eingesetzt werden und ist besonders in fertigen Nahrungsmitteln oder Brotaufstrichen ein häufiger Zusatzstoff. Aufgrund dieser Eigenschaften ist Palmöl das am meisten angebaute Pflanzenöl der Welt.

Palmöl – eine Gefahr für die Gesundheit?

Palmöl kann keineswegs als gesund bezeichnet werden. In den letzten Jahren haben viele Mediziner und Verbraucherschützer vor dem Öl gewarnt, das mittlerweile in etwa der Hälfte aller fertigen Lebensmittel enthalten ist.

Ein Kritikpunkt ist der hohe Anteil an gesättigten Fettsäuren. Diese können sich bei übermäßigem Verzehr negativ auf die Blutfettwerte, vor allem das LDL-Cholesterin auswirken. Dies wiederum könnte nach Einschätzung der Mediziner die Wirkung von Insulin im Körper beeinträchtigen und damit das Risiko erhöhen, an Diabetes zu erkranken.

Auch eine Schädigung der Gefäßwände kann durch ein Übermaß an gesättigten Fettsäuren entstehen. Eine mögliche Folge ist eine Gefäßverkalkung, die schwerwiegende Erkrankungen wie einen Schlaganfall oder einen Herzinfarkt begünstigt.

Gesättigte Fettsäuren in Maßen erlaubt

Gesättigte Fettsäuren sind für sich betrachtet nicht ungesund, sollten jedoch nur in Maßen verzehrt werden. Laut einer Empfehlung der Deutschen Gesellschaft für Ernährung sollten solche Fettsäuren höchstens sieben bis zehn Prozent der gesamten Energiezufuhr ausmachen.

Entscheidend ist also nicht allein die Menge, die man von einem bestimmten Produkt isst, sondern, ob das Verhältnis zwischen gesättigten sowie mehrfach und einfach ungesättigten Fettsäuren stimmt.

Im Übrigen empfiehlt es sich auch aus anderen Gründen, Palmöl nicht in großen Mengen zu verzehren. Denn als reines Fett ist Palmöl definitiv kein Schlankmacher – 100 Gramm haben etwa 900 Kilokalorien.

Krebserregende Stoffe in Palmöl

Doch Palmöl gilt noch aus einem ganz anderen Grund als schädlich: Bei seiner Verarbeitung können krebserregende Stoffe entstehen.1 Beim Erhitzen von Palmöl werden Schadstoffe, sogenannte 3-MCPD- und Glycidyl-Fettsäureester, gebildet. Diese Fettsäureester kommen in allen raffinierten (gereinigten) Pflanzenölen vor und sind daher in vielen Lebensmitteln enthalten. Sie finden sich beispielsweise in Margarine, Nuss-Nougat-Creme oder Sojasauce.

Palmöl weist von allen gereinigten Speisefetten den höchsten Gehalt an Glycidyl-Fettsäureester auf. Bei der Verdauung kann aus diesen Stoffen Glycidol abgespalten werden, welches als krebserregend eingestuft wurde.

Auch MCPD, welches bei der Verdauung aus 3-MCPD-Fettsäureestern entstehen kann, steht im Verdacht, das Krebsrisiko zu erhöhen. In Tierversuchen verursachte es ab einer gewissen Dosis Tumore sowie toxische Effekte für Leber, Niere und Hoden.2 Daher wird empfohlen, die Aufnahme dieses Stoffes über die Ernährung möglichst zu meiden.

Gefährliche Zutat in Babynahrung?

Auch Babynahrung enthält die umstrittenen 3-MCPD- und Glycidyl-Fettsäureester. Doch deren Entstehung bei der Herstellung von Säuglingsnahrung gilt derzeit als unvermeidbar.

Denn Säuglingsnahrung muss bestimmte Fettsäuremuster enthalten, die denen der Muttermilch ähnlich sind. Die dafür nötigen Fette müssen gereinigt werden, wobei die Fettsäureester entstehen – daran führt im Augenblick kein Weg vorbei. An anderen Herstellungsverfahren wird zwar geforscht, derzeit mangelt es aber an Alternativen.

Allerdings gibt es bislang auch noch keine Studien, welche Auswirkungen diese Fettsäureester auf Menschen, insbesondere auf Babys haben. Das Bundesinstitut für Risikobewertung geht derzeit von keiner akuten Gesundheitsgefahr aus und empfiehlt Eltern, die ihr Kind nicht stillen können, die Muttermilchersatzprodukte wie gewohnt zu verwenden, da diese einem Baby lebensnotwendige Nährstoffe liefern. Hinzu kommt, dass die Fettsäureester auch in Muttermilch enthalten sind.

Rotes Palmöl

Trotz aller Kritik werden Palmöl auch verschiedene positive Wirkungen auf die Gesundheit nachgesagt. Die Rede ist dabei aber nicht vom industriell verwendeten Öl, sondern von kalt gepresstem, unraffiniertem Palmöl, das man als "rotes Palmöl" kaufen kann – idealerweise in Bio-Qualität.

In seiner nativen Form enthält Palmöl etwa 15-mal so viel Carotin (Vitamin A) wie Karotten. Außerdem weist es einen hohen Anteil an Vitamin E (insbesondere Tocotrienole) und dem Coenzym Q10 auf, die beide als Antioxidantien bei der Bekämpfung freier Radikale wirken und somit als krebsvorbeugend gelten.

Palmöl in Lebensmitteln

Etwa zwei Drittel der Palmölproduktion finden in fertigen Lebensmitteln Verwendung, wo das Fett wegen seiner cremigen Konsistenz und seiner Hitzebeständigkeit sehr geschätzt ist.

Beispiele für Produkte mit dem Pflanzenfett können sein:

  • Fertiggerichte wie Tiefkühlpizza und Tütensuppen
  • Kuchenglasur
  • Schokolade
  • Kekse und Knabbergebäck
  • Margarine
  • Brotaufstriche
  • Wurstwaren
  • Müsli

Kosmetika mit Palmöl und Palmkernöl

Auch in Kosmetik findet sich das Öl oftmals, denn es wirkt rückfettend, hautglättend und kann Zellschäden reparieren. Immerhin ein Viertel des weltweit produzierten Palmöls wird in Kosmetika und Waschmittel verwendet.

Typische Kosmetikprodukte mit Palmöl sind beispielsweise:

  • Seife
  • Duschgel
  • Shampoo
  • Creme und Lotion
  • Eyeliner, Mascara und andere Kosmetik für die Augen
  • Lippenstift

Zudem werden Waschmittel, Kerzen und einige Medikamente mithilfe des Pflanzenfettes hergestellt. Im Waschmittel oder Seifen wird das Palmöl zur Herstellung waschaktiver Stoffe, sogenannter Tenside, genutzt. Auch zur Herstellung von Biodiesel sowie in Futtermittel wird Palmöl verwendet. Zudem ist es häufig Bestandteil von konventionellem Tierfutter.

Alternativen und Ersatzprodukte

Produkte ohne Palmöl sind mitunter gar nicht leicht zu finden. So wird das Fett beispielsweise für die Herstellung vieler Nuss-Nougat-Cremes benötigt, denn die meisten anderen Pflanzenöle sind bei Zimmertemperatur flüssig – bis auf Kokosöl, das jedoch einen starken Eigengeschmack besitzt.

Dennoch ist es in den meisten Fällen möglich, das Fett zu ersetzen. Bei der Herstellung von Seife ist beispielsweise Rindertalg eine mögliche Alternative zu Palmöl – die allerdings für Veganer nicht geeignet ist. Aber auch Olivenöl kann Palmöl in Seifen ersetzen. Kokos- und Sojaöl werden als weitere Alternativen diskutiert, da diese Pflanzen jedoch weniger ertragreich sind als die Ölpalme und deshalb größere Flächen zum Anbau nötig wären, ist ihre Umweltbilanz kaum besser.

Neuere Ansätze, um zumindest Tenside aus Raps- oder Sonnenblumenöl herzustellen, werden in Europa erprobt. Auch das Öl der Acrocomia-Palme gilt als mögliche Alternative zum herkömmlichen Palmkernöl. Sie ist bislang weniger ertragreich als die Ölpalme, kann jedoch in trockeneren klimatischen Bedingungen angebaut werden. Das heißt, zum Anbau der Acrocomia-Palme müsste kein tropischer Regenwald abgeholzt werden.

Siegel für nachhaltig angebautes Palmöl

Zudem gibt es diverse Siegel, mit denen Produkte gekennzeichnet werden, die Palmöl aus nachhaltigem Anbau enthalten. Das bekannteste davon ist das RSPO-Siegel, das jedoch sehr umstritten ist, da die zugrundeliegenden Mindeststandards im Ruf stehen, stark von der Industrie beeinflusst zu sein.

Nichtsdestotrotz gibt es einige Anbieter, die Palmöl aus ökologisch verantwortlichem Anbau und fairem Handel verwenden. Informationen dazu liefern verschiedene Umweltorganisationen.

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Tipps für den Einkauf ohne Palmöl

Wer palmölfreie Produkte kaufen möchte, muss oft genau hinschauen. Seit Dezember 2014 besteht zwar eine Kennzeichnungspflicht für Palmöl – allerdings nur für Lebensmittel. Oftmals taucht das Fett zudem unter anderem Namen in der Zutatenliste auf, wie zum Beispiel:

  • Palmitate
  • Palmate
  • Sodium Palm Kernelate
  • Palmitic Acid
  • Hydrogenated Palm Glycerides

Mittlerweile finden sich zunehmend Online-Händler und Listen mit palmölfreien Produkten sowie Apps, die den Einkauf erleichtern sollen.

Die beste Alternative ist es jedoch, selbst mit frischen Zutaten zu kochen. Aus gesundheitlicher Sicht sind Rapsöl oder auch Leinöl dem Palmöl dabei vorzuziehen, da diese Öle einen hohen Anteil an mehrfach ungesättigten Fettsäuren aufweisen. Auch ein reduzierter Fleischkonsum kann dabei helfen, die Nachfrage nach Palmöl zu reduzieren, da in der konventionellen Tierhaltung häufig Futtermittel mit Palmöl zum Einsatz kommen.

Abholzung von Regenwäldern

Palmöl steht nicht nur wegen möglicher Gesundheitsgefahren in der Kritik. Jährlich werden circa 74 Millionen Tonnen Palmöl produziert, Tendenz steigend.

Um die wachsende Nachfrage zu befriedigen und Platz für den Anbau der Ölpalmen zu schaffen, wird vor allem in Indonesien und Malaysia immer mehr Regenwald gerodet. Die Abholzung geht einher mit der Zerstörung von Lebensräumen bedrohter Tier- und Pflanzenarten sowie der Freisetzung von Treibhausgasen.

Hinzu kommen Landenteignungen und Vertreibungen der Ureinwohner sowie oft katastrophale Arbeitsbedingungen und Einsatz von Pestiziden auf den Palmölplantagen.