Karotten voller Vitamin A
© Jill Wellington

Vitamin A: Wirkung und Symptome bei Vitamin-A-Mangel

Von: Kathrin Mehner (Medizinredakteurin), Dr. rer. nat. Isabel Siegel (Diplom-Biologin und Medizinredakteurin)
Letzte Aktualisierung: 25.09.2024

Wenn es um Vitamin A geht, denken viele Menschen sofort an Karotten – das haben Generationen gelernt. Doch tatsächlich steckt in Karotten nicht direkt Vitamin A, sondern Beta-Carotin, eine Vorstufe des Vitamins. Während tierische Lebensmittel das fertige Vitamin A enthalten, kann unser Körper Beta-Carotin aus Pflanzen in Vitamin A umwandeln. Das fettlösliche Vitamin A ist lebenswichtig und hat unterschiedliche Aufgaben im Körper. Es ist insbesondere für die Gesundheit der Augen, das Immunsystem und das Zellwachstum von Bedeutung  – ein Vitamin-A-Mangel kann daher schwerwiegende Folgen haben. Wofür Vitamin A gut ist, welche Symptome bei einem Vitaminmangel auftreten und was bei einer Überdosierung passieren kann, erfahren Sie hier.

Was ist Vitamin A?

Bei Vitamin A handelt es sich – wie bei Vitamin D, Vitamin E und Vitamin K auch – um ein fettlösliches Vitamin. In der Umgangssprache wird oft Retinol mit Vitamin A gleichgesetzt, streng genommen handelt es sich bei Vitamin A jedoch nicht um ein einzelnes Vitamin, sondern um eine Stoffgruppe. Zu dieser gehören neben Retinol (Vitamin A1) beispielsweise noch Retinal, Retinsäure und Retinylpalmitat. Vitamin A kann entweder direkt durch den Verzehr von tierischen Lebensmitteln aufgenommen werden oder vom Körper aus Provitamin A (Beta-Carotin), das in pflanzlichen Lebensmitteln enthalten ist, hergestellt werden.

Vitamin A: Wirkung auf Augen, Haut, Immunsystem & Co.

Vitamin A wird in unserem Körper für die Aufrechterhaltung der unterschiedlichsten Prozesse benötigt. Besonders bedeutsam ist es für den Sehvorgang. Hierbei hat Vitamin A vor allem Auswirkungen auf das Nachtsehen – ein Mangel kann zur Nachtblindheit führen. Dies ist darauf zurückzuführen, dass Vitamin A die Vorstufe für verschiedene Sehfarbstoffe darstellt und deshalb für die Farbunterscheidung sowie die Hell- und Dunkelunterscheidung von großer Bedeutung ist.

Daneben beeinflusst Vitamin A auch die Haut und die Schleimhäute, indem es das Zellwachstum fördert. Zudem beugt es in den Hautzellen Schädigungen der DNA vor beziehungsweise unterstützt die Reparatur von vorliegenden Schäden. Vitamin A ist darüber hinaus auch entscheidend an der Bildung neuer roter Blutkörperchen (Erythrozyten) beteiligt.

Da Vitamin A das Wachstum der Haut und der Schleimhäute fördert, hat es auch eine positive Wirkung auf unser Immunsystem – denn sind die Haut und die Schleimhäute gesund, können Bakterien oder Viren schwerer in unseren Körper eindringen. Zudem erhöht Vitamin A die Zahl weißen Blutkörperchen (Leukozyten) und stärkt somit unser Immunsystem.

Vitamin A ist wichtig für die Knochen

Eine ausreichende Versorgung mit Vitamin A ist vor allem für Kinder von großer Bedeutung. Denn Vitamin A nimmt Einfluss auf den Aufbau und das Wachstum unserer Knochen und spielt für den Heilungsprozess von Knochenbrüchen eine entscheidende Rolle.

Aber auch für Erwachsene ist Vitamin A wichtig, denn es ist in die Herstellung der Hormone Östrogen und Testosteron eingebunden. Außerdem nimmt es Einfluss auf die Bildung der weiblichen und männlichen Keimzellen (Oogenese und Spermatogenese). Sogar die Anzahl sowie die Form der Spermien hängen von der Versorgung mit Vitamin A ab.

Wirkung auf die Haut: Vitamin A-Säure

Vitamin A-Säure – auch Tretinoin bzw. all-trans-Retinsäure genannt – ist ein Abbauprodukt von Vitamin A. Die Säure wird beispielsweise in Cremes oder alkoholischen Lösungen, die zur Behandlung von Akne oder anderen Erkrankungen der Haut eingesetzt werden, verwendet. Durch die Vitamin-A-Säure werden Verhornungsstörungen beseitigt, die Talgproduktion wird gehemmt und es kommt zu einer Erneuerung der Haut.

Allerdings hat eine Akne-Behandlung mit Vitamin-A-Säure meist erhebliche Nebenwirkungen. Es kann zu Rötungen, Brennen, Juckreiz sowie zu einem Aufblühen der Akne kommen. Deswegen spielt die Therapie mit Vitamin-A-Säure im Vergleich zu anderen Behandlungsmöglichkeiten heutzutage nur eine untergeordnete Rolle.

Vitamin-A-Säure wird auch in verschiedenen Kosmetika für das Gesicht zur Verhinderung einer vorzeitigen Hautalterung eingesetzt. Zu einer vorzeitigen Alterung der Haut kommt es vor allem durch UV-Licht, da es die Bildung von Kollagenen hemmt und den Abbau von Kollagenfasern fördert. Vitamin-A-Säure kann die Haut vor diesen beiden schädlichen Prozessen schützen und wird deshalb einigen Anti-Aging-Cremes zugesetzt. Da bei der Verwendung der Säure jedoch Hautreizungen auftreten können, wird in Deutschland in Cremes nur das harmlosere Retinol verwendet.

Vitamin A in Lebensmitteln: Wo ist am meisten drin?

In tierischen Lebensmitteln liegt Vitamin A zumeist in seiner Speicherform als Retinylpalmitat vor. In pflanzlichen Lebensmitteln dagegen in Form von Provitamin A (Beta-Carotin). Besonders große Mengen an Retinylpalmitat beziehungsweise Vitamin A sind in folgenden tierischen Lebensmitteln enthalten:

  • Milch
  • Eigelb
  • Butter
  • Leberprodukte (besonders vom Rind) und Lebertran
  • Fisch

Daneben kommt das Provitamin A beispielsweise in diesen Lebensmitteln vermehrt vor:

Im Vergleich zu Vitamin A bietet Provitamin A den Vorteil, dass es im Körper nur bei Bedarf in Vitamin A umgewandelt wird. So kann es zu keiner Überdosierung kommen.

Bei der Zubereitung von Lebensmitteln mit Beta-Carotin sollte darauf geachtet werden, etwas Öl oder anderes Fett in die Speise zu geben. Denn das fettlösliche Provitamin kann so vom Körper besser aufgenommen werden.

Tagesbedarf: Wie viel Vitamin A am Tag?

Der tägliche Bedarf an Vitamin A kann sowohl über die Zuführung von Vitamin A als auch von Provitamin A (Beta-Carotin) gedeckt werden. Er ist abhängig von Alter, Lebensumständen und Geschlecht – bei Männern ist der tägliche Bedarf etwas höher als bei Frauen.

Die Tagesdosis an Vitamin A liegt für Erwachsene bei rund 0,8 Milligramm (Frauen) und 1 Milligramm (Männer). Wird lediglich Provitamin A zugeführt, sollte die maximale Tagesdosis 2 Milligramm betragen. Wird der Körper sowohl mit Vitamin A als auch Provitamin A versorgt, empfiehlt sich eine Tagesdosis von etwa 0,5 Milligramm Vitamin A und ungefähr 1 Milligramm Provitamin A.

Da sich das Vitamin nur schlecht mit Sauerstoff und Licht verträgt, sollte man Lebensmittel, die Vitamin A enthalten, stets dunkel und am besten im Kühlschrank lagern. Beim Kochen beträgt der Verlust an Vitamin A je nach Kochdauer zwischen 10 und 30 Prozent.

Vitamin A in Schwangerschaft und Stillzeit

Während der Schwangerschaft und in der Stillzeit ist der Bedarf an Vitamin A bei Frauen etwas höher als gewöhnlich. Es ist in dieser Zeit besonders wichtig, dass Mutter und Kind ausreichend mit Vitamin A versorgt werden, da es einen wichtigen Einfluss auf die Entwicklung des Kindes hat.

Allerdings sollte man während der Schwangerschaft darauf achten, Vitamin A nicht hochdosiert zu sich zu nehmen, da es bei einer Überdosis zu Missbildungen beim Kind kommen kann. Es können Wachstumsstörungen, Leberschäden, Schäden an den Augen sowie Hautveränderungen auftreten.

Da vor allem Leber große Mengen an Vitamin A enthält, wird von ihrem Verzehr während der Schwangerschaft abgeraten. Ebenso sollte man nicht auf Nahrungsergänzungsmittel zurückgreifen, die Vitamin A enthalten, wie beispielsweise Vitamin-A-Tabletten. Die Einnahme von Provitamin A gilt während der Schwangerschaft dagegen als unbedenklich. Sinnvoll ist es grundsätzlich – nicht nur in der Schwangerschaft – viel Obst und Gemüse mit einem hohen Gehalt an Beta-Carotin zu sich zu nehmen, um den Vitamin-A-Spiegel im Körper aufrechtzuerhalten.

In der Stillzeit kann eine zusätzliche Aufnahme von Vitamin A die Menge des Nährstoffs in der Muttermilch nur geringfügig erhöhen. Auch in dieser Zeit ist es am besten, den Bedarf an Vitamin A von Mutter und Kind rein durch die Ernährung zu decken.

Sowohl in der Schwangerschaft als auch in der Stillzeit kann bei Bedarf auf Nahrungsergänzungsmittel zurückgegriffen werden, die speziell auf die Bedürfnisse von Schwangeren und Stillenden abgestimmt sind. Vor der Einnahme solcher Präparate sollten Frauen jedoch immer ärztlichen Rat einholen.

Hypovitaminose: Wie zeigt sich ein Vitamin-A-Mangel?

Ist nicht genügend Vitamin A im Körper vorhanden, kann es zu einer Hypovitaminose, also zu einem Mangel an Vitamin A, kommen. Zur Risikogruppe für einen Vitamin-A-Mangel gehören ältere Menschen, junge Frauen, infektanfällige Kinder sowie Frühgeborene.

Typische Symptome eines Vitamin-A-Mangels sind:

  • verringerte Sehschärfe und Nachtblindheit
  • trockene Haare, Nägel, Augen und Haut sowie Haarausfall
  • beeinträchtigter Geruchs- und Tastsinn sowie verminderter Appetit
  • erhöhte Anfälligkeit für Erkrankungen

Durch einen Vitamin-A-Mangel kann sich zudem das Risiko für Arteriosklerose sowie mögliche Folgeerkrankungen, für Krebserkrankungen in Organen, die eine Schleimhaut besitzen, für Fruchtbarkeitsstörungen und für die Ausbildung von Nierensteinen erhöhen.

Vitamin A und Psyche: Hat ein Mangel Auswirkungen?

Die Psyche ist von einem Mangel an Vitamin A nicht betroffen. Hier spielen andere Vitamine eine entscheidende Rolle. Dazu gehören die B-Vitamine, Vitamin C und Vitamin D. Im Falle eines Mangels an diesen Vitaminen kann die Psyche aus dem Gleichgewicht geraten, was sich in Stimmungsschwankungen bis hin zu Depressionen äußern kann.

Lediglich die Symptome, die ein Vitamin-A-Mangel mit sich bringt, können indirekt auch die Psyche belasten. So leiden insbesondere Frauen unter Haarausfall. Aber auch ständige Infekte oder Beeinträchtigungen des Geruchssinns können zu einer gedrückten Stimmung führen.

Ursachen: Woher kommt ein Vitamin-A-Mangel?

Genauso zahlreich wie die möglichen Folgen sind auch die Ursachen eines Vitamin-A-Mangels. Dazu gehören unter anderem:

  • Mangelernährung, also eine zu geringe Aufnahme von Vitamin A oder Provitamin A
  • gestörte Aufnahme des Vitamins im Darm, zum Beispiel durch Zöliakie oder Morbus Crohn
  • erhöhter Alkoholkonsum
  • Leberschäden
  • Zinkmangel

Zudem verschlechtern Abführmittel und Cholesterinsenker die Aufnahme von Vitamin A, während durch die Einnahme bestimmter Schlafmittel die Vitamin-A-Vorräte in der Leber aufgebraucht werden.

Vitamin A ist auch an verschiedenen Stoffwechselprozessen in unserem Körper beteiligt. Es nimmt vor allem Einfluss auf den Proteinstoffwechsel, aber auch auf den Fettstoffwechsel. Aufgrund seiner Beteiligung am Proteinstoffwechsel kann eine eiweißreiche Ernährung einen Vitamin-A-Mangel zur Folge haben, da dann mehr des Vitamins vom Körper benötigt wird.

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Was tun bei Vitamin-A-Mangel?

Ein Vitamin-A-Mangel sollte von ärztlicher Seite aus bestätigt werden. Die Diagnose des Vitaminmangels stützt sich vor allem auf die Symptome, ein Bluttest kann zusätzlich Gewissheit bringen.

Liegt ein Vitamin-A-Mangel vor, sollten vermehrt Lebensmittel verzehrt werden, die reich an dem Vitamin sind. Das ist die beste und gesündeste Art, einem Vitamin-A-Mangel zu begegnen.

Nach Absprache mit dem*der Arzt*Ärztin kann bei hohem Bedarf an Vitamin A auch die Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln in Erwägung gezogen werden. Hier finden sich Tropfen oder Kapseln zum Einnehmen. Aber Achtung: Eine Überdosierung von Vitamin A kann gefährliche Auswirkungen auf die Gesundheit haben und insbesondere bei hochdosierten Präparaten kann es zu akuten Vergiftungen kommen! Daher sollte vor der Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln mit Vitamin A immer ärztlicher Rat eingeholt werden und am besten auf Mittel mit Beta-Carotin zurückgegriffen werden.

Darüber hinaus sollte – sofern eine Krankheit die Ursache des Vitamin-A-Mangels darstellt – die Erkrankung behandelt werden.

Hypervitaminose: Überdosierung von Vitamin A kann gefährlich werden

Genau wie bei anderen fettlöslichen Vitaminen ist auch eine Überdosis an Vitamin A schädlich für die Gesundheit. Eine Überdosis kann allerdings nur durch die Aufnahme von zu viel Vitamin A, das heißt durch zu viele tierische Lebensmittel, nicht aber durch zu viel Provitamin A entstehen. Denn wenn wir zu viele Carotinoide zu uns nehmen, fährt unser Körper die Umwandlung des Stoffes in Vitamin A herunter. Durch die Einnahme großer Mengen von Carotinoiden kann es allerdings zu einer Gelbfärbung der Haut kommen.

Bei einer Überdosierung unterscheidet man zwischen einer akuten Hypervitaminose, welche durch die Aufnahme von viel Vitamin A innerhalb von kurzer Zeit entsteht, und einer chronischen Hypervitaminose, welche durch die Einnahme von zu viel Vitamin A über einen längeren Zeitraum zustande kommt.

Zu einer akuten Überdosis von Vitamin A kann es beispielsweise durch den Verzehr großer Mengen an Fischleber oder durch die Überdosierung von Nahrungsergänzungsmitteln kommen. Es können Symptome wie Kopfschmerzen, Schwindel und Erbrechen auftreten. Wird über mehrere Wochen Vitamin A in großen Mengen zugeführt, kann zudem ein vollständiger Verlust der gesamten Körperbehaarung auftreten.

Werden über einen längeren Zeitraum höhere Dosen an Vitamin A eingenommen, kann dies noch gravierendere Folgen haben: Es kann zu erhöhtem Hirndruck, Calciumüberschuss mit Folgen wie Bluthochdruck und Nierenversagen, Wucherungen der Knochenhaut sowie einer Vergrößerung der Leber und der Milz kommen. Durch eine über Jahre zu hohe Dosis von Vitamin A treten zudem Vergiftungserscheinungen auf, die auch zum Tod führen können.

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