Bier
© Henryk Niestrój

Bier – Beitrag zur Gesundheit?

Von: Sigrid Born (Medizinautorin), Lena Kaarow (Medizinautorin)
Letzte Aktualisierung: 24.01.2020

Durchschnittlich haben die Deutschen im Jahr 2017 pro Kopf 101 Liter Bier getrunken. Schon der griechische Philosoph Plutarch wusste den Gerstensaft zu schätzen: "Bier ist unter den Getränken das Nützlichste, unter den Arzneien die Schmackhafteste und unter den Nahrungsmitteln das Angenehmste." Ob Bier tatsächlich so gesund ist und was außerdem in dem Getränk steckt, verraten wir in diesem Artikel.

Was steckt im Bier?

Dass Bier gesunde Inhaltsstoffe hat, ist keine neue Erkenntnis. Aus nur vier Zutaten wird es hergestellt:

Ausschließlich diese vier Zutaten bilden die Zusammensetzung des deutschen Bieres, das noch heute mit denselben Inhaltsstoffen gebraut wird wie vor knapp 500 Jahren (Reinheitsgebot von 1516). 

In anderen Ländern werden gelegentlich Gewürze, Früchte und Kräuter hinzugefügt, um den Geschmack zu verfeinern. In Deutschland müssen solche Mischungen jedoch als Biermischgetränk gekennzeichnet werden.

Hopfen als Arznei

Der aus gesundheitlicher Sicht vielleicht wichtigste Bestandteil von Bier ist der Hopfen. Hopfen gehört zu den Hanfgewächsen und kam etwa im 8. Jahrhundert nach Mitteleuropa. 

Die weiblichen Fruchtstände der zähen Schlingpflanze werden auch als Arznei verwendet. Sie enthalten ein Harz mit wertvollen Bitterstoffen sowie ätherisches Öl – diese Inhaltsstoffe verleihen nicht nur dem Bier Würze, Haltbarkeit und Schaum; sie helfen auch bei Appetitlosigkeit, Magenschwäche und Unruhezuständen.

Hopfen wirkt allgemein beruhigend, dabei aber stoffwechselanregend. 

Der echte Hopfen wurde 2007 sogar zur Arzneipflanze des Jahres gekürt. Seine Wirkung entfaltet der Hopfen jedoch besser in einem frisch aufgebrühten Hopfentee als in einem kalten Bier.

Weitere gesunde Inhaltstoffe in Bier

Nach Angaben der Gesellschaft für Öffentlichkeitsarbeit der Deutschen Brauwirtschaft enthält Bier alle B-Vitamine – dafür sorgt überwiegend das Malz.

Vor allem die für den Stoffwechsel so wichtigen Vitamine B2 (Riboflavin), B6 (Pyridoxin), Vitamin B5 (Panthenolsäure) sowie Vitamin B3 (Niacin) kommen im Bier reichlich vor.

Durch die beigesetzte Hefe enthält Bier außerdem viel Folsäure und Biotin, die für die Blutbildung sowie die Zellerneuerung notwendig sind. Zudem liefert Bier wichtige Antioxidantien, die uns vor Zellschädigungen schützen. Bier gilt aus diesem Grund in manchen Kreisen auch als Wundermittel für eine gesunde Haut und schöne Haare.

Als Mineralstoff im Bier ist ernährungsphysiologisch die Phosphorsäure wichtig, denn sie ist Bestandteil der lebensnotwendigen Zellbausteine. Bier enthält auch Kalium – dieses unterstützt unter anderem die Ausscheidung von Natrium. Außerdem enthält das Getränk Magnesium, ist dabei praktisch fett- und gänzlich cholesterinfrei.

Durch den Entzug von Fetten während der Verarbeitung gehen jedoch die fettlöslichen Vitamine verloren. Zudem wird während der Herstellung auch das wasserlösliche Vitamin C zerstört, das normalerweise reichlich in Gerste und Malz vorkommt.

Im Folgenden haben wir die positiven Inhaltsstoffe von Bier noch einmal kurz für Sie zusammengefasst:

  • B-Vitamine (vor allem B2, B3, B5, B6, Biotin und Folsäure)
  • Antioxidantien
  • Phosphorsäure
  • Kalium
  • Magnesium

Gesundheitliche Risiken des Bierkonsums

Auch wenn das alkoholische Lieblingsgetränk der Deutschen überraschend viele gesunde Inhaltsstoffe hat, birgt der Genuss von Bier einige Nachteile für die Gesundheit: 

  • So können durch die Kohlensäure verbunden mit der reizenden Wirkung des Alkohols vermehrt Sodbrennen und Magenschleimhautentzündungen entstehen.
  • Neben Gaumenfreuden wie Käse, Schokolade und Rotwein steht auch Bier im Verdacht, ein häufiger Auslöser für Migräne-Attacken zu sein.
  • Bier soll des Weiteren das Risiko für Diabetes, Gicht, Herzinfarkte und Leberzirrhosen erhöhen. 
  • Nach einer Studie des Amerikanischen Institutes für Krebsforschung kann schon der regelmäßige Konsum einer geringen Menge an Bier das Krebs-Risiko dauerhaft steigern.
  • Ein weiterer Effekt des häufigen Genusses von Bier ist, dass der Alkohol im Bier vor allem bei Männern dazu führen kann, am Bauch schneller Fett anzulagern. Die Ursache dafür ist meistens ein Leberstau, also ein Blutstau mit Gewebsveränderungen in der Leber, der auch als erstes Anzeichen einer Leberentzündung gilt.

Bier und Alkohol im Allgemein sollten außerdem nicht gleichzeitig mit Medikamenten eingenommen werden. Dazu gehören auch Antibiotika und rezeptfreie Arzneien gegen Allergien sowie Schmerz- und Beruhigungsmittel.

Alkohol im Bier oder lieber alkoholfrei?

Alkohol konserviert das Bier und ist dabei ausgesprochen kalorienhaltig. Wer zum Beispiel zwei Liter Bier trinkt, verzehrt umgerechnet die Kalorienmenge von zehn Brötchen. 

Als kalorienarme Alternative bietet sich alkoholfreies Bier an. Zum Vergleich: ein 0,5 Liter Glas alkoholfreies Bier hat rund 130 Kilokalorien, ein Glas alkoholhaltiges Pils hat hingegen rund 210 Kilokalorien. Alkoholfreies Bier entsteht mithilfe von Spezialhefen oder wenn der Gärprozess unterbrochen wird – wobei alkoholfrei meistens bedeutet, dass immer noch ein Alkoholanteil von bis zu 0,5 Promille enthalten ist. 

Bei einem anderen Verfahren zur Herstellung des alkoholfreien Getränks wird dem Bier in einer Art Dialyse der Alkohol durch Verdampfen entzogen – hier ist der Geschmacksverlust am geringsten.

Seit 2008 gibt es außerdem Biere mit einem Alkoholgehalt von 0,0 Prozent zu kaufen. Diese haben sogar noch weniger Kalorien als Diätbier, welches überwiegend für Diabetiker hergestellt wird und weniger Zucker enthält als normales Bier.

Malzbier als Alternative zu Pils und Weizen

Auch Malzbier ist eine beliebte Alternative zum alkoholhaltigen Biergetränk. Malzbier enthält nur etwa 0,5 Prozent Alkohol, da bei seiner Herstellung der Gärungsprozess abgebrochen wird. Trotzdem ist es nicht ratsam, Kindern Malzbier anzubieten, da es die Minderjährigen an den Geschmack von Bier gewöhnen könnte. 

In puncto Kalorien liegt Malzbier bei etwa 235 Kilokalorien pro 0,5 Liter, auch weil häufig Zucker zugesetzt wird. 

Bier als Einstieg zum Alkoholismus

Herkömmliches Bier kann trotz seines relativ geringen Alkoholgehalts stark abhängig machen. Wer über einen längeren Zeitraum jeden Abend ein Bier trinkt, könnte schon in Gefahr laufen, zum Alkoholiker zu werden.

Besonders beim gesellschaftlich anerkannten Biertrinken ist regelmäßiger Konsum kein auffälliges Verhalten. Deshalb wird Alkoholismus durch Biergenuss oftmals erst sehr spät oder gar nicht erkannt. Bier kann in dieser Hinsicht also eine besondere Gefahr für die Gesundheit darstellen.

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Alkoholfreies Weizenbier als isotonisches Sportgetränk

Da das Schwitzen dem Körper Flüssigkeit und Mineralstoffe entzieht, kann der hohe Wassergehalt im Bier nicht nur den Durst löschen, sondern auch wichtige Nähr- und Mineralstoffe sowie Vitamine liefern. 

Bier regt außerdem bei Sportlern die Lungentätigkeit an, so kann der Sauerstoff besser vom Körper aufgenommen werden. 

Bier sollte jedoch nicht als Wasserersatz getrunken werden. Da es diuretisch (harntreibend) wirkt, kann Bier sogar die Blasen- und Nierentätigkeit ankurbeln und so zum Ausscheiden von zu viel Flüssigkeit führen.

Fazit: Ist Bier gesund? 

Wie bei vielen Dingen gilt auch beim Bier: Die Dosis macht das Gift. 

Der gelegentliche Genuss von Bier kann uns einen Extra-Kick an Vitaminen und Mineralstoffen liefern, die sehr wichtig für unser Wohlbefinden sind – die aber wohlgemerkt auch in Obst und Gemüse enthalten sind. Erhöhter Bierkonsum kann jedoch erhebliche negative Folgen für den Körper haben und Krankheiten wie Krebs oder Leberentzündungen begünstigen. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) weist sogar darauf hin, dass bereits geringe Mengen von Alkohol dazu beitragen können, das Risiko für bestimmte Krebsarten zu erhöhen. Laut WHO empfiehlt es sich also, komplett auf Alkohol zu verzichten.

Wer also vor allem auf den Geschmack eines kühlen Bieres wert legt, sollte versuchen, hin und wieder auf die zahlreichen alkoholfreien Varianten zurückzugreifen und kann damit sogar noch einige Kalorien einsparen.