Obstsäfte in Gläsern
© pixabay, silviarita

Können Säfte die tägliche Portion Obst ersetzen?

Von: Miriam Ries, Silke Schwertel (geb. Hamann) (Medizinredakteurin)
Letzte Aktualisierung: 07.08.2017 - 09:45 Uhr

Obstsäfte erfreuen sich bei Jung und Alt großer Beliebtheit. Zu einem ausgiebigen Frühstück gehört für viele ein Glas Orangensaft dazu und gerade im Sommer ist eine Erfrischung mit einem gekühlten Obstsaft eine leckere Alternative zum Wasser. Nicht nur das: Saft gilt auch im Diät-Kontext als gesundes Wundermittel aus der Natur. So soll etwa eine Saftkur mit kaltgepressten Detox-Säften den Körper entgiften und beim Abnehmen unterstützen. Aber können es die Säfte tatsächlich mit frischem Obst aufnehmen oder schaden wir unserer Gesundheit vielleicht sogar damit?

Saft als Gesundheitselixier

Die Industrie hat sich den guten Ruf der Säfte zunutze gemacht und sie in allen erdenklichen Kreationen hergestellt. Jede beliebige Obstsorte gibt es mittlerweile auch als Saft zu kaufen und zudem in verschiedensten Geschmackskombinationen.

Beliebt sind neben Klassikern wie Orangen- oder Apfelsaft auch Säfte aus Beeren, wie etwa Aroniasaft oder Cranberrysaft. Als besonders gesund gelten zudem Aloe-Vera-Saft oder Gemüsesäfte wie Rote-Beete-Saft. Manch einer greift lieber direkt zur fertigen Mischungen: ACE-Saft – benannt nach den Vitaminen A, C und E – soll als Radikalfänger wirken und so nicht nur das Immunsystem stärken, sondern auch vorzeitiger Hautalterung vorbeugen.

Auch bei unterschiedlichsten Leiden wird häufig der Verzehr bestimmter Säfte empfohlen. Allgemein bekannt ist, dass Obst und Gemüse eine entscheidende Rolle für die Gesundheit spielen. Daher glaubt man meistens, auch mit dem Verzehr von Säften seiner Gesundheit etwas Gutes zu tun. Aber sind diese wirklich so gesund, wie ihr Ruf uns glauben machen will?

"Fünf am Tag" – warum nicht gleich als Saft?

Es gilt die allgemeine Empfehlung, täglich fünf Portionen Obst und Gemüse über den Tag verteilt zu essen, um den Körper mit ausreichend Vitaminen und Pflanzenstoffen zu versorgen. Hierdurch werden die verschiedenen Stoffwechselprozesse im Körper positiv beeinflusst und der Vermehrung von Bakterien und Viren vorgebeugt. 

Dabei ist es ratsam, möglichst verschiedene Obst- und Gemüsesorten zu verzehren, um mehr verschiedene Vitamine und Pflanzenstoffe aufzunehmen. Das Konsumieren von unterschiedlichen Säften würde dies durchaus erleichtern, denn ein Glas Obstsaft zu trinken, ist mit weniger Aufwand verbunden, als täglich mehrere verschiedene Sorten von frischem Obst zu essen. Problem gelöst – oder?

Wie fertige Säfte auf die Gesundheit wirken

In Obstsäften ist durchaus ein hoher Anteil der Vitamine und Pflanzenstoffe des Obstes enthalten, aus dem sie hergestellt sind. Jedoch geht bei der Verarbeitung ein Teil der natürlichen Nährstoffe verloren, weshalb sie nicht als vollkommen gleichwertiger Ersatz für Obst angesehen werden können.

Einigen industriell hergestellten Obstsäften werden auch Mineralstoffe oder Vitamine als Zusatzstoffe hinzugefügt. Positiv für die Gesundheit kann beispielsweise die Anreicherung von Obstsäften mit Kalzium sein. 

Hoher Zuckergehalt in manchen Säften

Der wichtigste Aspekt, der beim Kauf von Obstsäften zu berücksichtigen ist, ist jedoch der mitunter hohe Zuckeranteil. Bei manchen Säften wird bei der Herstellung eine relativ große Menge an Zucker – zusätzlich zu dem im Obst bereits enthaltenen natürlichen Fruchtzuckergehalt – hinzugefügt. Dadurch wird mit dem Verzehr solcher Obstsäfte ein viel höherer Prozentsatz an Zucker aufgenommen als beim Verzehr von unverarbeitetem Obst.

Die Bildung von Karies an den Zähnen kann dies durchaus begünstigen. Obstsäfte haben ein mittleres kariogenes Potenzial, weil nicht nur der Fruchtzucker, sondern auch die Fruchtsäure kariogene Wirkung hat. Zucker hat zudem nicht nur einen nachteiligen Einfluss auf die Zähne, sondern fördert auch die Gewichtszunahme.

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Gesunde Säfte kaufen oder selbst pressen

Eine gesunde Möglichkeit ist es, seine Säfte aus frischem Obst selber zu machen. Wer nicht selbst mit dem Entsafter ans Werk gehen kann oder will, kann auch auf frisch gepresste Bio-Säfte oder andere hochwertige Säfte aus dem Laden zurückgreifen.

Ratsam ist es auf jeden Fall, beim Kauf von Obstsäften auf die Zusatzstoffe und den Zuckeranteil zu schauen:

  • Die Bezeichnungen Nektar oder Fruchtsaftgetränk sind ein Hinweis darauf, dass noch weitere Zutaten zugesetzt wurden. Erlaubte Zusätze sind beispielsweise Fruktosesirup, aus Früchten gewonnene Zucker oder Honig
  • Dagegen weist Fruchtsaft – egal ob Direktsaft oder aus Fruchtsaftkonzentrat – einen Fruchtgehalt von 100 Prozent auf. Bei der Herstellung von Säften aus Fruchtsaftkonzentrat wird der Fruchtsaft im Ursprungsland konzentriert und nach dem Transport wieder entsprechend verdünnt. Zusatzstoffe oder die Zugabe von Zucker sind bei Fruchtsaft nicht erlaubt, jedoch können auch hier bei der Bearbeitung verschiedene Hilfsstoffe wie zum Beispiel Enzyme oder Filterstoffe zum Einsatz kommen.

Eine gute Alternative zu Säften sind auch selbstgemachte Smoothies, bei denen man verschiedene Obst- und Gemüsesorten nach Belieben miteinander kombinieren kann.

Fazit: Auf die Qualität kommt es an!

Alles in allem betrachtet lässt sich festhalten, dass sich vitaminreiche Säfte für Obst- und Gemüsemuffel durchaus dazu eignen, einem Vitaminmangel vorzubeugen. Laut der Deutschen Gesellschaft für Ernährung kann ein Glas Fruchtsaft (150 bis 200 Milliliter) am Tag eine der empfohlenen fünf Portionen Obst und Gemüse ersetzen.

Jedoch ist dabei die Qualität entscheidend, denn je nach Herstellungsart kann auch ein vermeintlich gesunder Saft mehr schaden als nutzen. Zudem sollte auf frisches Obst und Gemüse nicht gänzlich verzichtet werden, da Saft – egal in welcher Form – kein adäquater Ersatz ist.

Übrigens: Beachten Sie, dass Medikamente nie zusammen mit Grapefruitsaft eingenommen werden sollten, da dies zu Wechselwirkungen mit den Wirkstoffen zahlreicher Medikamente führen kann.