Mann in den Wechseljahren
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PADAM – "Wechseljahre" beim Mann?

Von: Gesundheit-Redaktion, Nadja Annerl (geb. Weber) (Medizinredakteurin)
Letzte Aktualisierung: 23.09.2020

Bislang war die programmierte hormonale Talfahrt ab einem Alter von etwa 50 Jahren ausschließlich Frauensache, doch der Zahn der Zeit nagt auch bei Männern an Körper, Psyche und sexuellem Erleben. PADAM heißt eines der Schlagwörter, mit denen ein Symptomenkomplex umschrieben wird, für den man eine nachlassende Produktion der Sexualhormone bei Männern ab einem gewissen Alter verantwortlich macht.

Andropause, PADAM oder Klimakterium virile?

Über die richtige Bezeichnung des Hormonrückgangs beim alternden Mann herrscht Uneinigkeit: Einige bezeichnen die Beschwerden als Klimakterium virile oder Andropause, andere als Midlife-Crisis und wieder andere als PADAM – das partielle Androgendefizit des älter werdenden Mannes. Doch welcher Begriff ist nun der treffendste?

Die Begriffe Klimakterium virile und Andropause (in Anlehnung an die Menopause bei Frauen) beschreiben die Lebensphase eines Mannes, in der sein Testosteronspiegel sinkt. Allerdings ist diese nicht mit den Wechseljahren der Frau vergleichbar. Es findet zwar in beiden Fällen eine hormonelle Umstellung statt, doch überwiegen die weiblichen Geschlechtshormone bei der Frau nach der Menopause nicht mehr. Beim Mann hingegen herrscht zeitlebens das Testosteron vor. Daher beschreiben die Begriffe Klimakterium virile und Andropause den Rückgang männlicher Geschlechtshormone bei älteren Männern aus biologisch-wissenschaftlicher Sicht nicht treffend.

Die Bezeichnung Midlife-Crisis berücksichtigt hingegen nur psychosoziale Aspekte. Insbesondere Endokrinologen haben Gefallen an dem Ausdruck PADAM gefunden – dem partiellen Adrogendefizit des alternden Mannes, das die tatsächlichen biologischen Verhältnisse am besten beschreibt.  

Was sind Androgene?

Androgene sind Sexualhormone, die die Entwicklung männlicher Geschlechtsmerkmale steuern. Dazu zählt zum Beispiel der Bartwuchs oder die Stimm- und Muskelentwicklung.

Die Herstellung von Androgenen – zu deren Hauptvertreter Testosteron gehört – findet in den Hoden und den Nebennierenrinden sowie in kleineren Mengen in den Eierstöcken statt.

Ab 40 Jahren sinkt der Testosteronspiegel

Im Gegensatz zu Frauen, bei denen der Sexualhormonspiegel mit der letzten Monatsblutung relativ abrupt abfällt, wird die Testosteronproduktion bei vielen Männern – jedoch nicht bei allen – langsam, aber stetig herabgefahren. Dieser Prozess findet meist zwischen dem 40. und 70. Lebensjahr statt.

Das Blut eines gesunden Mannes enthält je nach Tageszeit und Lebensstil zwischen 12 und 30 Nanomol Testosteron pro Liter Blutserum. Nachgewiesen ist, dass sich die Testosteronwerte natürlicherweise ab dem 40. Lebensjahr jedes Jahr um rund ein bis zwei Prozent verringern.

PADAM – Partielles Adrogendefizit des alternden Mannes

Ein Testosteronmangel bei alternden Männern wird allgemein unter dem Begriff Testosteronmangelsyndrom beziehungsweise dem Fachbegriff partielles Adrogendefizit des alternden Mannes zusammengefasst.

Das Phänomen des sinkenden Testosteronspiegels ist grundsätzlich bei jedem Mann zu beobachten, geht aber von verschiedenen Ausgangswerten aus. Denn neben der genetischen Veranlagung beeinflussen auch äußere Faktoren die Hormonproduktion. Dazu gehören unter anderem:

Das erklärt die großen Differenzen beim Auftreten der PADAM-Beschwerden. So haben einige Männer mit über 70 Jahren noch Testosteronwerte im Normbereich, während andere schon ab 50 Jahren mit Symptomen eines Testosteronmangels zu tun haben.

PADAM: Unterschiedliche Symptome

Klar ist, dass ein nachlassender Testosteronausstoß eine natürliche Begleiterscheinung des Alterns ist. Auch ist ein Zusammenhang zwischen Patienten mit Allgemeinerkrankungen wie Diabetes und einem niedrigen Testosteronspiegel bewiesen. Der allgemeine Gesundheitszustand ist also mitunter verantwortlich für die Testosteronwerte im Blut. 

So vielfältig die Aufgaben männlicher Geschlechtshormone sind, so unterschiedlich können auch die Beschwerden aussehen, die ein Mangel an Androgenen – und insbesondere an Testosteron – hervorruft. 

Mögliche Symptome sind:

  • Bei manchen befindet sich die Gemütslage im Dauertief, der Antrieb fehlt, und Leistung und Konzentration lassen nach.
  • Andere kämpfen mit Schlafstörungen, Hitzewallungen, vermehrtem nächtlichem Schwitzen oder Herzrasen.
  • Was die Sexualität betrifft, lassen Libido, sexuelle Aktivität, Erektionsstärke und -dauer nach.
  • Außerdem schwindet die Muskelkraft und das Risiko einer Osteoporose erhöht sich.
  • Der ältere Mann legt an Körpergewicht und Fettmasse zu, besonders im Bauchbereich. Im Zuge des Androgenmangels kann sich eine Anämie manifestieren, mit allen möglichen Konsequenzen einer reduzierten Anzahl an Sauerstoffträgern.

Fest steht: Testosteronmangel äußert sich nicht durch ein eindeutiges klinisches Zeichen, sondern variiert in seiner Erscheinung. Möglicherweise ist PADAM auch nicht nur die Folge eines Testosterondefizits, sondern eher die einer gestörten Balance zwischen verschiedenen Hormonen wie Testosteron, Wachstumshormonen, Estrogenen und DHEA (Dehydroepiandrosteron).

Hypogonadismus – hormonelle Funktionsstörung

Liegt der Testosteronspiegel unter 12 Nanomol pro Liter Blutserum (oder 3,5 Nanogramm pro Milligramm), spricht man von einem Hypogonadismus. Darunter ist beim Mann eine gestörte Funktion der Geschlechtsdrüsen zu verstehen. Die Folge sind sinkende Testosteronwerte.

Die Symptome sind abhängig vom Alter des Betroffenen, daher heißt eine häufige Form auch Altershypogonadismus. Charakteristisch hierbei ist die nachlassende Funktion der Hoden.

Weitere Folgen können sein:

  • verringerte Libido (bis hin zu deren Verlust)
  • verringerte Vitalität
  • erektile Dysfunktion
  • reduzierte Muskelmasse
  • reduzierte Knochendichte
  • Anämie (Blutarmut)
  • Anosmie (Verlust des Geruchssinns)
  • Depressionen

Hormontherapie mit Testosteron

Eine gezielte Hormonsubstitution sollte man in Betracht ziehen, wenn ein Mann neben den PADAM-Symptomen auch ein eindeutiges Testosterondefizit von unter 3,5 Nanogramm pro Milliliter Blut aufweist. Die Indikation ist also gegeben, wenn sich die Beschwerden mit einem labormedizinisch bestätigten Hypogonadismus kombinieren.

Testosteron via Spritzen, Kapseln oder Pflaster

Was die Behandlung ihrer Beschwerden angeht, haben Frauen in den Wechseljahren die besseren Karten. Der Gynäkologe kann aus über fünfzig Präparaten plus verschiedenen Dosierungsabstufungen in den unterschiedlichen Applikationsformen – transdermal (via Pflaster), peroral (durch den Mund), vaginal und intramuskulär – wählen.

Für Männer mit klinisch nachgewiesenem Testosteronmangel hält die pharmazeutische Chemie dagegen nur eine Substanz, nämlich Testosteron, bereit. Das Testosteron kann als Injektion, Kapsel, Pflaster oder Gel dargereicht werden. Welche dieser Darreichungsformen für den Patienten am besten geeignet ist, muss der Arzt entscheiden.

Generell gilt jedoch, dass über die Haut – also via Pflaster oder Gel – meist nur leichte Testosteronmangel behandelt werden. Häufig wird Testosteron hingegen gespritzt. Mittlerweile gibt es hierfür eine Depotinjektion. Das bedeutet, dass die Spritzen nur in einem Abstand von einigen Wochen verabreicht werden müssen.

Effekte der Testosteronsubstitution: Erhöhung fettfreier Körpermasse

Etwa ab dem sechsten Lebensjahrzehnt lassen bei vielen Männern Muskelmasse und Muskelkraft nach. Ein 70-Jähriger trägt etwa 12 Kilogramm weniger fettfreie Körpermasse, von der die Muskulatur am meisten ausmacht, mit sich herum als ein 25-Jähriger. Zeitgleich legt das Fettgewebe zu. Eine Testosteronsubstitution kann hier korrigierend eingreifen.

Untersuchungen legen nahe, dass eine Testosteronersatztherapie den Anteil fettfreier Körpermasse erhöhen kann, und zwar unabhängig davon, ob es sich um gesunde Probanden, Männer mit ausgeprägtem Testosteronmangel oder ältere Männer mit leichtem Defizit handelt.

Ähnlich positiv verhält es sich mit der Muskelmasse und -kraft, weil der Zuwachs der fettfreien Körpermasse Hand in Hand mit dem Aufbau an Muskulatur geht.

Osteoporose durch Testosteronmangel

Zwar sind von Osteoporose in den meisten Fällen immer noch Frauen betroffen, doch auch Männer erkranken daran. Nicht immer sind die klassischen Risikofaktoren wie Alkoholkonsum, systemische Erkrankungen oder Immobilisation auszumachen.

Denn auch durch einen Testosteronmangel im Alter werden die Knochen vermindert mineralisiert und somit die Entstehung einer Osteoporose gefördert. Eine Hormontherapie mit Testosteron kann daher im Umkehrschluss die Knochendichte verbessern.

Weitere Effekte der Testosteronersatztherapie: Förderung der Blutbildung

Des Weiteren ist wissenschaftlich gesichert, dass eine Testosteronsubstitution die Erythropoese, also die Blutbildung, stimuliert.

Befürworter der Testosteronsubstitution sprechen der gesteigerten Sauerstoff-Transportkapazität eine Verbesserung der allgemeinen körperlichen Leistungsfähigkeit zu. Eindeutig bewiesen ist dies allerdings nicht.

Testosteronsubstitution und das psychologische Wohlbefinden

Schwierig ist herauszufinden, wie sich eine Testosterongabe auf die Stimmungslage und das psychische Wohlbefinden auswirkt. Fundierte Daten sind rar und stammen nur von kleinen Patientengruppen. Die Ergebnisse sind aber zufriedenstellend. So deuten Studien auf eine Verbesserung von depressiven Verstimmungen sowie auf eine Abnahme von Ängstlichkeit, Müdigkeit und Antriebslosigkeit hin.

Libidoverlust und Potenzstörungen

Ein nicht unerheblicher Aspekt der Lebensqualität sind die Sexualfunktionen, die bei älteren Menschen ebenfalls zunehmend in die Jahre kommen. Schätzungen gehen davon aus, dass etwa der Hälfte der Männer über 60 Jahre Potenzstörungen zu schaffen machen und ungefähr 15 Prozent impotent sind.

Während der Libidoverlust wahrscheinlich auf ein Testosterondefizit zurückgeht, haben die oft beklagten Potenzstörungen fast immer mehrere Ursachen und lassen sich durch eine Testosteronsubstitution nur selten beheben. Daher sind Potenzstörungen als isoliertes Symptom kein Grund für eine Testosterontherapie.

Kontraindikationen der Testosteronersatztherapie

Von einer Hormontherapie mit Testosteron ist im Falle eines Prostatakarzinoms unbedingt abzusehen. Denn durch eine zusätzliche Gabe von Testosteron würde der Tumor schneller wachsen. Auch ein erschwerter Harnabfluss durch eine vergrößerte Prostata zählt zu den Kontraindikationen.

Um mögliche Komplikationen abzuwenden, sollten Männer, die mit einer Hormonersatztherapie behandelt werden, ihre Blut- und Leberwerte sowie ihre Prostata regelmäßig vom Arzt überprüfen lassen.

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Testosteronsubstitution beim PADAM?

Ob eine Testosterontherapie bei altersassoziierten Beschwerden unabhängig von einem labormedizinisch nachgewiesenen Hypogonadismus einen Stellenwert haben könnte, ist noch nicht eindeutig geklärt. Die meisten Argumente sprechen jedoch dagegen. Denn ein leichter Androgenmangel kann auch durch eine ungesunde Lebensweise oder psychische Belastungen entstehen. Zudem begünstigt die Gabe von Testosteron das Wachstum von Prostatakrebs, für den das Risiko bei älteren Männern ohnehin bereits erhöht ist.

Letztendlich gibt es keine gesicherten wissenschaftlichen Belege dafür, dass eine Therapie mit Testosteron bei einem altersentsprechenden niedrigen Testosteronwert angebracht ist. Aus diesem Grund raten die meisten Ärzte bei altersbedingten leicht erniedrigten Testosteronwerten von einer künstlichen Testosterongabe ab.

PADAM-Beschwerden gehört zum Alter dazu

PADAM-Beschwerden wie Hitzewallungen oder nächtliches Schwitzen sind beim alternden Männern also völlig normal und kein Grund zu größerer Sorge, denn der Testosteronspiegel nimmt auf natürliche Weise nach und nach ab. Erst wenn ein medizinisch nachweisbarer Hypogonadismus vorliegt, ist eine Hormonersatztherapie angebracht.