Erektile Dysfunktion
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Erektionsstörung (erektile Dysfunktion)

Von: Dagmar Reiche (Ärztin und Medizinautorin), Jasmin Rauch (Medizinredakteurin)
Letzte Aktualisierung: 19.08.2020

Erektionsstörungen sind in vielen deutschen Schlafzimmern ständiger Begleiter. Rund jeder zehnte Mann erlebt keinen befriedigenden sexuellen Akt, weil sich sein Penis nicht ausreichend versteift oder die Erektion nur kurz anhält. Doch trotz ihrer Häufigkeit ist die erektile Dysfunktion, auch als Impotenz oder Erektionsstörung bekannt, nach wie vor ein Tabuthema. Aber was kann eine Erektionsstörung auslösen, was sind typische Symptome und wie kann man ihr vorbeugen?

Was ist eine Erektionsstörung?

Kennzeichen der Erektionsstörung oder erektilen Dysfunktion ist, dass der Penis gar nicht, nicht ausreichend oder nicht lang genug steif wird, sodass der Geschlechtsakt nicht oder nur unvollständig vollzogen werden kann. Allerdings ist der Übergang von einer normalen Erektionsfähigkeit zu Erektionsstörungen nicht klar definiert. Gerade mit zunehmendem Alter brauchen viele Männer ausgeprägtere und längere Reize, damit es zu einer Erektion kommt.

Erektionsstörungen oder umgangssprachlich Impotenz (veraltet: Impotentia coeundi) sind häufig und nehmen mit dem Alter zu. Bei jungen Männern von 20 bis 30 Jahren kommen Erektionsstörungen bei rund zwei Prozent vor. Ab einem Lebensalter über 60 Jahren sind bereits rund ein Viertel bis die Hälfte der Männer betroffen, die Häufigkeit nimmt aber bereits ab 40 Jahren zu. Diese Zahlen sind Schätzwerte, da nicht jeder Mann mit Erektionsstörungen auch einen Arzt aufsucht.

Fakt ist jedoch, dass die Erektionsstörung die häufigste sexuelle Störung ist, wegen der eine Beratung in Anspruch genommen wird. Die Ursachen sind vielfältig. Sie können seelisch oder körperlich bedingt sein, oft liegt auch eine Mischung aus mehreren Faktoren vor.

Erektile Dysfunktion – Ursachen

An einer Erektion sind ganz verschiedene Muskeln, Nerven, Blutgefäße und Hormone beteiligt. Aus diesem Grund ist es durchaus möglich, dass die erektile Dysfunktion ein erstes Anzeichen einer schweren Störung wie Diabetes, einer koronaren Herzkrankheit oder Arteriosklerose mit Gefahr für Herz und Gehirn sein kann.

Mit gut zwei Dritteln ist ein Großteil der Erektionsstörungen auf körperliche Ursachen zurückzuführen. Auch wenn es schwerfällt, sollte bei Erektionsstörungen der deshalb Hausarzt oder ein Urologe aufgesucht werden.

Trotzdem spielt die Psyche fast immer eine wichtige Rolle als eine der Ursachen: Selbst wenn sie nicht primär Auslöser ist, kann sie einen Teufelskreis in Gang setzen, bei dem die Versagensängste die Impotenz verstärken und damit wiederum die Ängste vor dem nächsten Versagen gefüttert werden.

Körperliche Ursachen für Erektionsstörungen

An erster Stelle der Ursachen für eine erektile Dysfunktion stehen Durchblutungsstörungen im Rahmen von Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie Bluthochdruck und Arteriosklerose, gefolgt von Diabetes.

Verstärkende Faktoren für diese Ursachen sind:

  • Fettstoffwechselstörungen
  • Rauchen
  • Übergewicht
  • mangelnde Bewegung

Weitere körperliche Ursachen der Impotenz sind:

  • Operationen, vor allem bei Prostatakrebs und Blasenkrebs
  • Verletzungen
  • chronische Nierenschwäche
  • Erkrankungen der Wirbelsäule
  • Hormonstörungen (vor allem Testosteronmangel)
  • Nervenkrankheiten, insbesondere Multiple Sklerose

Auch manche Medikamente und Alkoholmissbrauch können eine erektile Dysfunktion auslösen.

Übrigens: Bislang sind viele Forscher davon ausgegangen, dass Fahrradsättel zu Erektionsstörungen beitragen können: Beim Sitzen auf dem Fahrrad würde das Körpergewicht den Bereich zwischen After und den äußeren Geschlechtsteilen stark belasten und dadurch die Blutzufuhr und Erregungsleitung zum Penis einengen.

Eine groß angelegte Studie der University of California, die im Jahr 2018 veröffentlicht wurde, scheint diese Annahmen jedoch zu widerlegen: Bei den rund 4.000 Probanden konnte im Vergleich zu Kontrollgruppen keine Verschlechterung der Sexualfunktionen durch das Fahrradfahren festgestellt werden.

Psychische Ursachen für eine Erektionsstörung

Rein psychische Ursachen für Erektionsstörungen liegen in rund einem Viertel der Fälle vor: beispielsweise Leistungsdruck und Stress, Beziehungskonflikte, Mangel an Selbstvertrauen, unerfüllte sexuelle Vorlieben, aber auch psychische Störungen wie Angsterkrankungen und Depression.

Was ist eine Erektionsstörung? Typische Symptome

Eine Erektionsstörung liegt vor, wenn die sexuelle Lust (Libido) beim Mann zwar vorhanden ist, eine Erektion jedoch nicht zustande kommt, oder nicht lange genug aufrechterhalten werden kann, um den Akt durchzuführen.

Eine Erektionsstörung kann durchaus auch nur für einen begrenzten Zeitraum auftreten. Eine erektile Dysfunktion nach medizinischer Definition liegt vor, wenn im Verlauf eines halben Jahres bei circa 70 Prozent der Versuche keine ausreichende Erektion entsteht.

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Tipps zur Vorbeugung von erektiler Dysfunktion

Oft entsteht der Eindruck, dass bei Erektionsstörungen den Betroffenen bereits im Vorfeld die Hände gebunden sind. Dennoch gibt es Maßnahmen zum Vorbeugen, um erst gar nicht mit Impotenz kämpfen zu müssen. Im Folgenden erhalten Sie einige Tipps zur Vorbeugung einer erektilen Dysfunktion.

Männer können einiges tun, damit Erektionsstörungen gar nicht erst entstehen:

  • ausgewogene Ernährung und Erreichen des Normalgewichts
  • Alkohol nur in Maßen
  • auf Rauchen verzichten
  • regelmäßige Bewegung
  • ausgeglichener Lebenswandel mit einer guten Balance aus stressigen Zeiten und Phasen der Regeneration

Solch eine gesunde Lebensführung verringert das Risiko für Impotenz, auch weil damit gleichzeitig anderen Risikofaktoren wie Arteriosklerose, Bluthochdruck und Diabetes vorgebeugt wird.

Bestehen solche Krankheiten bereits, müssen diese adäquat behandelt werden – damit Probleme mit Impotenz gar nicht erst entstehen oder aus einer leichten erektilen Dysfunktion nicht dauerhafte Erektionsstörungen werden. Daneben sollte man auch den Gefahren aus dem Weg gehen, die möglicherweise durch in Sexshops erworbene Hilfsmittel oder im Internet gekaufte Potenzpillen entstehen.

Hilfe bei Erektionsstörungen: Keine Scheu vor dem Arzt!

Im Erstgespräch mit dem Arzt muss der Betroffene oft einige Scheu überwinden – schließlich kommen dabei sehr viele private Themen, beispielsweise das Sexualleben zur Sprache. Oft hilft es, einen auf Erektionsstörungen spezialisierten Urologen aufzusuchen – dieser bietet häufig auch Fragebögen zum Ausfüllen an, was vielen Patienten leichter fällt, als darüber zu sprechen.

Daneben werden viele Fragen zu Gewohnheiten, anderen Beschwerden, Vorerkrankungen und Medikamenten gestellt, um Hinweise auf die Ursachen zu finden.

Diagnose einer erektilen Dysfunktion

Bei der folgenden körperlichen Untersuchung werden nicht nur die Geschlechtsorgane abgetastet (von außen, die Prostata von innen über den Enddarm), sondern zum Beispiel auch Blutdruck und Puls gemessen und das Herz abgehört. Anschließend werden Blut und Urin untersucht.

Je nach vermuteter Ursache können sich weitere Untersuchungen anschließen:

  • Duplex-Sonografie: Als bildgebendes Verfahren kommt der Ultraschall zur Untersuchung der Blutgefäße des Penis in Ruhe und eventuell nach Injektion eines erektionsfördernden Medikaments (Schwellkörperinjektionstest) zum Einsatz. Eventuell erfolgt auch eine genauere Gefäßdarstellungen mittels Röntgenkontrastmittel.
  • Nokturne penile Tumeszenz-Messung: Bei dieser Methode wird mithilfe eines Messgeräts überprüft, ob und wie stark der Penis im Verlauf mehrerer Nächte während des Schlafs erigiert. So lässt sich seine prinzipielle Funktionsfähigkeit feststellen.
  • Urethrozystometrie und Urethrozystrografie: Mithilfe einer Röntgenaufnahme und eines Kontrastmittels oder mit dem Endoskop wird untersucht, ob Harnröhre oder Harnblase krankhafte Veränderungen aufweisen, die die Erektionsstörung verursachen könnten.
  • Schwellkörper-Injektionsstest (SKIT): Hierbei wird eine Substanz direkt in die Schwellkörper gespritzt, die eine künstliche Erektion auslöst. Dadurch kann zum einen der Zustand der Arterien und Venen im Penis eingeschätzt sowie zum anderen eine mögliche spätere Behandlung mit diesem Mittel beurteilt werden.
  • Arterielle Angiografie: Auch hier kommt eine Röntgenaufnahme zum Einsatz. Nach Auslösen einer künstlichen Erektion spritzt der Arzt ein Kontrastmittel, sodass Schwellkörper und Venen untersucht werden können.
  • Kavernosometrie: Bei dieser Untersuchungsmethode wird mittels einer Pumpe eine Flüssigkeit in die Schwellkörper des Penis geleitet. Dabei wird gemessen, in welchem Rahmen der Zustrom liegen muss, um die Erektion zu erhalten.
  • Elektrische Reize: Besteht ein Diabetes, werden mitunter elektrische Reize eingesetzt, um festzustellen, ob Nervenschädigungen die Ursache der Störung sind.

Einbeziehung der Partnerin

Oft wird bei der Beratung und Behandlung der Lebenspartner beziehungsweise die Partnerin mit einbezogen – das lindert durch die offenen Gespräche den Leistungsdruck und bessert die Versagensängste bei möglichen Erektionsstörungen. Oft kann ein Gespräch mit der Frau helfen, diesen Teufelskreis zu durchbrechen.

Behandlung von Erektionsstörungen

Zur Therapie einer erektilen Dysfunktion stehen verschiedene Möglichkeiten zur Verfügung – von Tabletten, die die Erektionsfähigkeit verstärken, über mechanische Hilfsmittel bis hin zu operativen Eingriffen. Je nach Ursache und Bedarf werden auch sexualpsychologische Therapien eingesetzt.

Die erektile Dysfunktion sollte ernst genommen werden, da sie Anzeichen einer ernsten körperlichen Erkrankung sein kann. Deshalb gilt: Bei Erektionsstörungen ist keine falsche Scham, sondern der schnelle Gang zum Arzt angezeigt. Falls bestehende Krankheiten die Ursache sind, ist es enorm wichtig, diese zu behandeln. Eine psychologische Beratung kann auch bei rein körperlicher Ursache der erektilen Dysfunktion unterstützend zur Behandlung und entlastend wirken.

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Medikamente gegen Erektionsstörungen

Die folgenden Medikamente können bei Erektionsstörungen helfen:

  • Am häufigsten werden Phosphodiesterase-5-Hemmer (PDE-5-Hemmer) eingesetzt, welche die Standfestigkeit verlängern – vorausgesetzt es bestehen eine prinzipielle Erregung und Erektionsfähigkeit. Zudem darf bei dem Betroffenen keineHerz-Kreislauf-Erkrankung vorliegen. Präparate sind Sildenafil (Viagra®), Tadalafil (Cialis®) und Vardenafil (Levitra®).
  • Der Wirkstoff Apomorphin (zum Beispiel Uprima®, Ixense®) ist ein Dopamin-Rezeptoragonist, der im Gehirn die natürlichen Signale, die eine Erektion auslösen, verstärkt.
  • Phentolamin (Vasomax®) ist ein nicht selektiver Alpha-Rezeptorblocker, der eine Erektion durch Wirkung auf die Penismuskulatur unterstützen kann.
  • Liegt den Errektionsstörungen ein Mangel an Testosteron zugrunde, kann dieses oder seine Vorstufe Dehydroepiandrosteron (DHEA) eingenommen, gespritzt, als Pflaster auf die Haut geklebt oder als Gel auf die Haut aufgetragen werden.
  • Die Substanz Alprostadil wirkt direkt am Penis, indem sie entweder mit einer sehr dünnen Nadel in die Schwellkörper eingespritzt (Schwellkörper-Auto-Injektions-Therapie) oder als Mini-Tablette in die Harnröhre eingeführt wird. Das Mittel wirkt gefäßerweiternd.
  • Bei der Schwellkörper-Auto-Injektions-Therapie (SKAT) wird ein Wirkstoff direkt in die Schwellkörper gespritzt. Weil eine extrem dünne Nadel benutzt wird, treten dabei kaum Schmerzen auf. Die Erektion tritt nach ungefähr 10 Minuten ein.

Alle diese Mittel zur Behandlung einer Erektionsstörung sind nicht rezeptfrei, sondern verschreibungspflichtig. Dies hat einen guten Grund: Die Therapie sollte grundsätzlich ärztlich begleitet werden. Zudem besteht bei anderweitig erworbenen Mitteln die Gefahr, dass diese gefälscht, gepanscht oder – im besten Fall – wirkungslos sind.

Haftungsansprüche bei Nebenwirkungen bestehen dann keine. Hilfreich ist es in jedem Fall, nicht nur mit dem Arzt, sondern auch mit dem Sexualpartner beziehungsweise der Partnerin die Probleme offen zu besprechen. Das allein schafft oft schon Entspannung und eine Besserung der Symptome bei Impotenz.

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Mechanische Hilfsmittel bei Erektionsstörungen und Operation

Eine Erektion kann mithilfe einer Vakuumpumpe erzielt und mit einem anschließend auf die Peniswurzel übergestreiften (anatomisch individuell angepassten) Penisring gehalten werden. Auch eine Operation, bei der durch eine Art Bypass oder eine Gefäß-OP die Blutzufuhr beziehungsweise der Abfluss des Blutes aus dem Penis gesteuert wird, ist möglich. Allerdings sind die Erfolgsaussichten einer Operation bei Erektionsstörungen sehr begrenzt.