Grafik von einem Menschen, der Viren abwehrt
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Immunsystem einfach erklärt: Bestandteile & Aufgaben

Von: Dr. rer. nat. Julia Hautz (Diplom-Biologin und Medizinautorin)
Letzte Aktualisierung: 12.11.2024

Das Immunsystem ist das zentrale Abwehrsystem unseres Körpers und schützt uns vor schädlichen Eindringlingen wie Viren, Bakterien und Pilzen. Es arbeitet mit einer Vielzahl von Zellen und Organen zusammen, die eindringende Krankheitserreger erkennen, bekämpfen und den Körper langfristig resistent machen. Wie funktioniert das Immunsystem genau, wie baut man es auf und kann das Immunsystem auch zu schwach sein? Wir geben einen Überblick!

Was ist das Immunsystem?

Das Immunsystem ist das körpereigene Abwehrsystem des Menschen und schützt uns vor schädlichen Eindringlingen wie Bakterien, Viren, Pilzen, Parasiten und anderen Krankheitserregern. Seine Hauptaufgabe besteht darin, zwischen körpereigenem und fremdem Material zu unterscheiden und falls nötig geeignete Abwehrmechanismen einzuleiten. Dabei kommt ein komplexes Netzwerk aus Molekülen, Zellen, Organen und Geweben zum Einsatz, die im gesamten Körper verteilt sind und in engem Austausch stehen.

Bestandteile und Aufgaben des Immunsystems

Das Immunsystem besteht aus zwei Hauptkomponenten: dem unspezifischen (angeborenen) und dem spezifischen (adaptiven oder erworbenen) Immunsystem.

Das unspezifische Immunsystem reagiert schnell und bildet die erste Abwehrlinie – ohne dass eine spezifische Erkennung von Krankheitserregern oder Fremdstoffen nötig ist. Zu seinen Bestandteilen gehören mechanische Barrieren wie die Haut und die Schleimhäute. Zusätzlich tragen Immunzellen (Fresszellen wie Makrophagen und Granulozyten) durch das Erkennen und Zerstören von Fremdkörpern zur Abwehr bei. Auch sogenannte lösliche Faktoren, wie das aus über 30 Proteinen bestehende Komplementsystem, unterstützen die Immunreaktion und können Krankheitserreger direkt angreifen oder markieren, sodass sie von Immunzellen leichter erkannt werden.

Die spezifische Immunabwehr hingegen entwickelt sich im Laufe des Lebens und passt sich an die jeweiligen Erreger an. Im Gegensatz zur unspezifischen Abwehr reagiert sie gezielt auf bestimmte Erreger, nachdem der Körper bereits einmal Kontakt mit ihnen hatte. Einmal aktivierte B- und T-Lymphozyten (B- und T-Zellen) spielen bei der adaptiven Immunabwehr die wichtigste Rolle: B-Zellen bilden Antikörper, die gezielt an die Antigene bestimmter Krankheitserreger binden, während T-Zellen infizierte Körperzellen zerstören oder die Immunantwort des Körpers steuern. Antigene sind körperfremde Stoffe, wie beispielsweise Eiweiße, die sich auf Viren, Bakterien oder Pilzen befinden.

Die spezifische Abwehr sorgt auch für eine "Immun-Gedächtnisbildung". Das heißt, der Körper "erinnert" sich an bestimmte Krankheitserreger und kann so bei erneutem Kontakt mit demselben Erreger durch die Bildung von Gedächtniszellen (spezialisierten Lymphozyten) schneller und gezielter reagieren. Sind ausreichend Abwehrmechanismen vorhanden, um eine bestimmte Erkrankung zu verhindern, spricht man von Immunität. Zu deren Ausbildung können auch Impfungen beitragen.

Welche Organe spielen für das Immunsystem eine Rolle?

Bestimmte Organe spielen für unser Immunsystem eine besonders wichtige Rolle, da sie die "Heimat" der Immunzellen sind. Diese werden in den sogenannten primären Immunorganen gebildet und finden sich später meist in den sekundären Immunorganen wieder, wo sie aktiv werden, um uns vor Krankheitserregern zu schützen. Über Blut- und Lymphgefäße erreichen die Immunzellen fast alle Bereiche des Körpers und kehren von dort auch zu den Immunorganen zurück.

Hier ein Überblick über die zentralen Immunorgane und ihre Funktionen:

  • Knochenmark: Hier werden alle Immunzellen des unspezifischen Immunsystems sowie die B- und T-Lymphozyten gebildet, die später im ganzen Körper aktiv sind.
  • Thymusdrüse (Bries): Dieses lymphatische Organ befindet sich hinter dem Brustbein und ist wie eine "Schule" für T-Lymphozyten. Diese lernen im Thymus nach ihrer Entstehung im Knochenmark, zwischen körpereigenen und fremden Strukturen zu unterscheiden.
  • Lymphknoten: Diese "Filterstationen" sind überall im Körper verteilt und fangen Krankheitserreger ab.
  • Milz: Sie filtert Antigene aus dem Blut und bringt sie mit B- und T-Zellen in Kontakt, um gezielte Abwehrreaktionen zu ermöglichen. Zusätzlich dient sie als Speicher für verschiedene Immunzellen und entsorgt alte, nicht mehr funktionsfähige Blutzellen.
  • Mandeln: Sie neutralisieren Krankheitserreger, die über Mund und Nase eindringen können.
  • Dünndarmschleimhaut: Die Peyer-Plaques, also Lymphknötchen in der Dünndarmschleimhaut, dienen als erste Verteidigungslinie gegen Keime aus der Nahrung.
  • Blinddarm: Auch hier befindet sich Lymphgewebe, das bei der Immunabwehr unterstützt, indem es Abwehrzellen bildet.

Die Rolle der Leber in der Immuntoleranz

Die Leber spielt eine wichtige Rolle in der Immuntoleranz. Darunter versteht man die Fähigkeit des Körpers, auf körperfremde Stoffe nicht oder nur eingeschränkt zu reagieren. Als immunologisches Organ unterscheidet die Leber gezielt zwischen harmlosen und schädlichen Stoffen, die aus dem Darm in den Körper gelangen. Die Leber verhindert eine übermäßige Immunreaktion gegen harmlose Stoffe wie Nahrungsbestandteile und nützliche Darmbakterien. Die genauen Mechanismen dieser hepatischen Immuntoleranz sind jedoch noch nicht ausreichend erforscht.

Das Immunsystem des Auges – ein Sonderfall

Das Auge besitzt ein einzigartiges Immunsystem, das als Immunprivileg bezeichnet wird. Dieses System schafft eine spezielle Umgebung, um übermäßige Immunreaktionen zu vermeiden und so die Sehfähigkeit zu schützen: Im Gegensatz zu anderen Körperregionen ist die Immunantwort im Auge stark beschränkt, da Entzündungen, die durch Reaktionen des Immunsystems ausgelöst werden, das Sehvermögen erheblich beeinträchtigen können. Besonders interessant dabei: Die Tränenflüssigkeit befeuchtet nicht nur das Auge, sondern enthält auch antimikrobielle Proteine, die vor Infektionen schützen.

Immunsystem aufbauen – geht das überhaupt?

Eine starke Immunabwehr hängt von verschiedenen Faktoren ab und lässt sich bis zu einem gewissen Grad unterstützen. Zu diesen wirkungsvollen Maßnahmen zählen beispielsweise:

  • Ausreichend Schlaf: Guter Schlaf gibt dem Körper die nötige Erholung und stärkt die Abwehrkräfte.
  • Stress reduzieren: Weniger Stress bedeutet weniger Belastung für das Immunsystem.
  • Wechselduschen: Diese regen die Durchblutung an und stärken die Widerstandskraft.
  • Genug trinken: Zwei bis drei Liter Flüssigkeit pro Tag helfen, die Schleimhäute feucht zu halten – eine wichtige Barriere gegen Keime. Am besten geeignet ist Wasser, um den Großteil des Flüssigkeitsbedarfs zu decken.
  • Gesunde Ernährung: Viel frisches Obst und Gemüse liefern wertvolle Vitamine, Mineralstoffe und sekundäre Pflanzenstoffe. Hochwertige Eiweiße aus Hülsenfrüchten, Getreide, Nüssen oder tierischen Quellen sowie gesunde Fette aus Oliven-, Raps-, Lein- oder Nussöl sollten ebenfalls nicht fehlen.
  • Regelmäßige Bewegung: Körperliche Aktivität tut gut. Am besten sollte man sich an der frischen Luft bewegen. Tageslicht regt die Produktion von Vitamin D an, welches ebenfalls für die Funktion des Immunsystems wichtig ist.
  • Auf Giftstoffe verzichten: Drogen, Alkohol und Zigaretten schaden dem Immunsystem.

Ein gesunder Lebensstil hilft, die Funktion der Immunzellen zu verbessern und den Körper allgemein widerstandsfähiger zu machen. Das Immunsystem selbst lässt sich jedoch nicht gezielt "aufbauen", sondern vielmehr in seiner Funktion unterstützen und schützen.

Mit der richtigen Ernährung das Immunsystem beeinflussen

Eine ausgewogene Ernährung ist ein zentraler Baustein für ein starkes Immunsystem. Durch die richtige Auswahl an Lebensmitteln kann die Immunfunktion gezielt unterstützt werden, da Vitamine, Mineralstoffe und sekundäre Pflanzenstoffe die Abwehrkräfte stärken und Entzündungsreaktionen im Körper reduzieren können.

Vitamine und Mineralstoffe wie Vitamin C, Vitamin D, Vitamin A und Zink sind dabei besonders wichtig: Vitamin C wirkt antioxidativ und schützt Immunzellen vor Schäden. Es kommt in hohen Mengen beispielsweise in frischen Beeren und Kohlgemüse vor. Vitamin D wird zwar hauptsächlich durch den Kontakt mit Sonnenlicht gebildet, kann aber in geringeren Mengen auch über den Verzehr von Fisch, Eiern und Steinpilzen aufgenommen werden. Es spielt eine Rolle bei der Aktivierung von Immunzellen. Vitamin A, das unter anderem in Lebensmitteln wie Karotten, Tomaten und grünem Blattgemüse vorkommt, trägt zur Aufrechterhaltung einer gesunden Haut- und Schleimhautbarriere bei, die eine wichtige Schutzfunktion gegen Krankheitserreger hat. Zink, ein Spurenelement in Hülsenfrüchten und Vollkornprodukten, unterstützt ebenfalls die Immunfunktion.

Für eine starke Immunabwehr kommt dem Darm eine besondere Bedeutung zu, da hier ein großer Teil der Immunzellen angesiedelt ist. Probiotische Lebensmittel wie Joghurt, Sauerkraut oder andere fermentierte Produkte fördern eine gesunde Darmflora, die wiederum das Immunsystem stärkt. Ballaststoffe aus Vollkornprodukten, Obst und Gemüse unterstützen die Darmgesundheit zusätzlich, da sie den nützlichen Bakterien als Nahrungsgrundlage dienen und so eine gesunde Darmflora fördern.

Eine Auswahl an Lebensmitteln, die das Immunsystem unterstützen können:

  • Vitamin-C-reiche Lebensmittel: Orangen, Paprika, Beeren, Brokkoli, Spinat
  • Vitamin-D-Quellen: fettreicher Fisch (beispielsweise Makrele), Eier, Steinpilze
  • zinkhaltige Lebensmittel: Hülsenfrüchte, Vollkorngetreide
  • probiotische Produkte: Joghurt, Kefir, Sauerkraut, Kimchi
  • ballaststoffreiche Lebensmittel: Vollkornprodukte, Hülsenfrüchte, Paprika, Artischocken, Birnen, Beeren

Gibt es schwache und starke Immunsysteme?

Ein schwaches Immunsystem bedeutet, dass der Körper anfälliger für Infektionen ist und weniger effizient auf Krankheitserreger reagieren kann. Ursachen können beispielsweise chronische Erkrankungen, Stress, ungesunde Ernährung oder Schlafmangel sein. Ein starkes Immunsystem hingegen reagiert schnell und präzise auf Krankheitserreger und baut nach überstandenen Infektionen eine gezielte Abwehr auf. Wie gut das Immunsystem funktioniert, hängt also von verschiedenen individuellen Faktoren und Lebensgewohnheiten ab.

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Tests und relevante Blutwerte zur Bestimmung der Immunfunktion

Es gibt verschiedene Bluttests, die Aufschluss über den Zustand des Immunsystems geben können. Wichtige Parameter sind hier:

  • Leukozytenzahl: Eine hohe oder niedrige Zahl weißer Blutkörperchen (Leukozyten) kann auf Infektionen oder andere Erkrankungen hinweisen.
  • Lymphozyten: Diese Immunzellen gehören zu den Leukozyten. Ist ihre Anzahl erhöht oder zu niedrig, kann dies mit Infektionen zusammenhängen.
  • C-reaktives Protein (CRP): Ein erhöhter Wert kann auf eine Entzündung im Körper hindeuten.
  • Immunglobuline (IgA, IgG, IgM): Diese Antikörper werden spezifisch bei bestimmten Erkrankungen gebildet und helfen, gezielte Abwehrreaktionen zu erkennen und zu verstehen.
  • Komplementsystem: Das Komplementsystem ist Teil des unspezifischen Immunsystems. Von der Norm abweichende Werte im Blut können deshalb ebenfalls Hinweise auf Infektionen geben. Komplementfaktoren werden mit dem Buchstaben C und einer nachfolgenden Nummer in Labortests gekennzeichnet (zum Beispiel C1, C2 oder C3).

Neben Krankheiten können teils auch Medikamente (wie Immunsuppressiva) die oben genannten Blutwerte beeinflussen.

Was passiert bei einer Überreaktion des Immunsystems?

Eine Überreaktion des Immunsystems kann zur Entwicklung von Allergien oder Autoimmunerkrankungen führen. Bei einer Allergie reagiert das Immunsystem überempfindlich auf normalerweise harmlose Substanzen wie zum Beispiel Pollen, Tierhaare oder bestimmte Nahrungsmittel, was zu unangenehmen Symptomen führen kann.

Im Fall von Autoimmunerkrankungen hingegen greift das Immunsystem fälschlicherweise körpereigenes Gewebe an, was zu Entzündungen und Gewebeschäden führt. Die genauen Ursachen dieser Überreaktionen sind noch nicht vollständig geklärt, jedoch spielen genetische Faktoren, Umweltbedingungen und möglicherweise auch die Ernährung eine bedeutende Rolle bei der Entwicklung solcher Reaktionen.

Im Folgenden finden Sie Beispiele für häufige Autoimmunerkrankungen:

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