Normaldruck-Glaukom: Augeninnendruck normal – Sehnerv zerstört
Viele Menschen glauben, dass ein Glaukom, auch als Grüner Star bekannt, mit einem erhöhten Augeninnendruck einhergeht. Doch das ist ein Irrtum: Oftmals liegt der Augendruck im Normalbereich – der Sehnerv ist jedoch trotzdem gefährdet. Wer infolge dieses Irrglaubens selbstständig auf die verordneten Antiglaukomatosa, also die Augentropfen gegen Grünen Star, verzichtet, weil er seinen Augeninnendruck im normalen Bereich wähnt, riskiert ein Absterben der Sehnervzellen und somit einen unwiederbringlichen Verlust des Sehvermögens. Wir erklären die Zusammenhänge.
Welcher Augeninnendruck ist normal?
Beim Augeninnendruck liegen die Normalwerte zwischen 10 und 21 mmHg (Millimeter Quecksilbersäule). Dabei schwanken die Werte des Augendrucks im Verlauf eines Tages um circa 5 mmgH. Vor allem nachts und frühmorgens können die Werte höher sein als sonst. Auch bei älteren Menschen können die Werte höher liegen, bei Kindern gelten 10 bis 12 mmHg als normal.
Ein erhöhter Druck im Auge, also ab 22 mmHg, gilt als Risikofaktor für die Entstehung eines Glaukoms – allerdings muss es nicht zwangsläufig dazu kommen. Umgekehrt muss der Augendruck jedoch nicht erhöht sein, um an einem Grünen Star zu erkranken (Normaldruck-Glaukom).
Der Augeninnendruck wird mithilfe eines sogenannten Applanationstonometers gemessen. Dieses Gerät misst den Druck, der benötigt wird, um einen bestimmten Bereich der Hornhaut zu verformen.
Den Sehnerv mit untersuchen
Prof. Lutz E. Pillunat, Klinikdirektor der Universitäts-Augenklinik Dresden und Mitglied des Berufsverbandes der Augenärzte, kennt die Fehleinschätzungen bei der Diagnose von Grünem Star: "Es ist ein verhängnisvoller und leider immer noch weit verbreiteter Irrtum, dass ein Glaukom grundsätzlich mit einem erhöhten Augeninnendruck verbunden ist."
Bei vielen Glaukomen liegen die Druckwerte im Normbereich und dennoch ist der Sehnerv bedroht. Deshalb ist eine Glaukom-Vorsorgeuntersuchung nur dann sinnvoll, wenn neben einer Augeninnendruckmessung gleichzeitig der Zustand des Sehnervs beurteilt wird.
Normaldruck-Glaukom: Ursachen
"Für ein Glaukom ohne auffällig hohen Augeninnendruck kommen verschiedene Gründe infrage: Eine niedrige Toleranzgrenze – hier vernichtet schon ein relativ geringer Druck die empfindlichen Nervenfaserzellen", sagt Prof. Pillunat. Gleichzeitig kann die Durchblutung des Sehnervs gestört sein – er wird nicht ausreichend mit Sauerstoff und Nährstoffen versorgt. Fehlregulationen des Gefäßsystems sind charakteristisch für ein Normaldruck-Glaukom.
Augentropfen zur Verbeugung eines Glaukoms
Ein weiterer Irrtum besteht in der Annahme, dass Glaukompräparate lediglich den Augeninnendruck senken. Viele der heute verordneten Augentropfen verbessern zusätzlich die Durchblutung der Netzhaut und des Sehnervs.
"Infolge von Unwissenheit und Irrtümern gehört das Glaukom immer noch zu den häufigsten Erblindungsursachen – trotz zuverlässiger Diagnosemethoden und wirkungsvoller Therapiekonzepte, die das Sehvermögen erhalten können", erklärt Prof. Pillunat.
Mit Früherkennung zur besten Therapie
Damit ein Glaukom erkannt und behandelt werden kann, bevor Schäden am Sehnerv entstehen, sollte jeder vom 40. Lebensjahr an alle zwei Jahre vorsorglich die augenärztliche Untersuchung zur Glaukom-Früherkennung wahrnehmen. Diese besteht aus der Kombination einer Untersuchung des Sehnervs und einer Augeninnendruckmessung.
Ist ein Glaukom in der Familie bekannt, empfiehlt es sich, die Vorsorgeuntersuchung bereits ab dem 35. Lebensjahr und jährlich durchzuführen. Ebenfalls ratsam ist die engmaschigere Früherkennung für Menschen mit Diabetes.
Wurde ein Glaukom diagnostiziert, kommt es entscheidend darauf an, dass der Patient die vom Augenarzt für ihn individuell verordnete Therapie gewissenhaft anwendet.
Die gesetzlichen Krankenkassen übernehmen die Vorsorgeuntersuchung zwar nicht, trotzdem sollte man sich die geringen Kosten in sein Sehvermögen unbedingt gönnen.