Frau mit Grünem Star wird von einer Augenärztin untersucht
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Grüner Star: Symptome und Behandlung eines Glaukoms

Von: Gesundheit-Redaktion, Silke Schwertel (geb. Hamann) (Medizinredakteurin), Jasmin Rauch (Medizinredakteurin)
Letzte Aktualisierung: 31.07.2024

Das Glaukom (Grüner Star) ist eine bekannte Augenerkrankung und in Deutschland noch immer eine häufige Ursache für Erblindungen. Etwa 15 bis 20 Prozent der Fälle sind auf die Erkrankung zurückzuführen. Es gibt verschiedene Formen des Glaukoms, die sich auch durch unterschiedliche Symptome zeigen. Welche das sind, wie die Behandlung von Grünem Star aussieht und ob die Krankheit heilbar ist, erfahren Sie im Folgenden.

Grüner Star: Was ist ein Glaukom?

Bei einem Glaukom kommt es durch einen erhöhten Augeninnendruck zu einer Schädigung des Sehnervs, was zu Sehstörungen und schlimmstenfalls zum kompletten Sehverlust führen kann. Etwa ein bis zwei Prozent der Bevölkerung sind in westlichen Industrienationen von der Erkrankung betroffen. In der Altersgruppe der über 65-Jährigen tritt es bei etwa zwei bis vier Prozent auf.

Man unterscheidet verschiedene Formen des Grünen Stars:

  • Engwinkelglaukom (Winkelblockglaukom): Das Engwinkelglaukom ist eine akute Form des Grünen Stars. Sie tritt seltener auf und kann durch starke Beschwerden gekennzeichnet sein. Unbehandelt kann diese Form in Extremfällen bereits nach wenigen Stunden eine Erblindung zur Folge haben.
  • Offenwinkelglaukom: Das Offenwinkelglaukom tritt etwa siebenmal häufiger auf als ein Winkelblockglaukom. Zu Beginn der Erkrankung verursacht das Glaukom keine Symptome, weshalb es meist erst im fortgeschrittenen Stadium bemerkt wird.
  • kongenitales Glaukom: Diese sehr seltene Form entsteht aufgrund einer angeborenen Fehlbildung, durch die der Abfluss des Kammerwassers im Auge gestört ist.
  • Normaldruck-Glaukom: Bei dieser Sonderform des Glaukoms ist der Augeninnendruck nicht erhöht.
  • sekundäres Glaukom: Die Erkrankung tritt infolge einer Verletzung, Gefäßerkrankung oder Entzündung am Auge auf.

Ein Glaukom kann sowohl ein- als auch beidseitig auftreten. Meist kommt es bei einem Offenwinkelglaukom zur Ausbildung von Beschwerden an beiden Augen. Ein Engwinkelglaukom tritt zunächst oftmals einseitig auf, kann aber im späteren Verlauf auch das andere Auge betreffen. Selbst wenn nur an einem Auge Symptome vorhanden sind, wird deshalb in der Regel vorbeugend das andere Auge mitbehandelt.

Normaldruck-Glaukom: Augendruck nicht erhöht

Nicht immer geht ein Glaukom außerdem mit einem erhöhten Augeninnendruck einher. Beim sogenannten Normaldruck-Glaukom liegt der Augendruck im Normalbereich, also bei einem Wert von 21 mmHg oder darunter. Hierbei lösen andere Ursachen die Erkrankung aus, beispielsweise Durchblutungsstörungen oder entzündliche Prozesse an den Blutgefäßen.
Denn der Zustand des Sehnervs wird auch von der Durchblutung beeinflusst.

Schon lange wird vermutet, dass neben dem Augendruck auch krankhafte Störungen der Durchblutung für diese Form des Glaukoms verantwortlich sind und auch die Entstehung andere Glaukome befördern können. Diese Durchblutungsstörungen machen sich außerhalb des Auges unter anderem als chronisch kalte Füße und kalte Hände bemerkbar.

Ursachen und Risikofaktoren von Grünem Star

Bei Grünem Star besteht (mit Ausnahme des Normaldruck-Glaukoms) ein erhöhter Augeninnendruck. Zu diesem kommt es, wenn der Abfluss des sogenannten Kammerwassers gestört ist. Dieses befindet sich in den Augenkammern, die zwischen der Linse und der Hornhaut liegen. Es versorgt das Auge mit Nährstoffen und hält einen normalen Augendruck aufrecht, der dafür sorgt, dass das Auge seine Kugelform behält. Bei gesunden Personen fließt die Flüssigkeit zunächst in die hintere und dann in die vordere Augenkammer, von wo aus sie durch das im Kammerwinkel befindliche, schwammartige Trabekelwerk über feine Kanäle (Schlemm-Kanal) ins Blut gelangt.

Ist der Abfluss über den Schlemm-Kanal gestört oder komplett blockiert, steigt der Augendruck an. Dadurch können der Sehnerv und das umliegende Gewebe geschädigt werden. In diesem Fall kommt es zu einem Glaukom.

Die folgenden Risikofaktoren erhöhen unter anderem die Wahrscheinlichkeit, an einem Glaukom zu erkranken:

Welche Symptome treten bei Grünem Star auf?

Bei den auftretenden Symptomen muss zwischen den verschiedenen Glaukom-Formen unterschieden werden. Ein Engwinkelglaukom kann sich besonders deutlich bemerkbar machen, und zwar dann, wenn es zu einem sogenannten Glaukomanfall kommt. Dabei steigt der Augeninnendruck durch eine Blockade des Kammerwinkels (Winkelblock) sehr schnell stark an. Dies führt zu Beschwerden wie starken Kopfschmerzen, Übelkeit, einseitigen Augenschmerzen, einer Rötung und Verhärtung des betroffenen Augapfels sowie Sehstörungen. Es kann sehr schnell zu einer starken Schädigung der Nervenfasern kommen, weshalb es sich beim Glaukomanfall um einen medizinischen Notfall handelt.

Doch nicht immer führt ein Engwinkelglaukom zu so offensichtlichen Symptomen. Wie beim Offenwinkel- und Normaldruck-Glaukom kann es zunächst auch mit keinerlei Beschwerden verbunden sein. Betroffene Personen bemerken dadurch das Glaukom zunächst nicht. Erst im fortgeschrittenen Stadium der Erkrankung kommt es zu einer Einschränkung des Sehvermögens. Man nimmt dann Teile des Gesichtsfeldes verschwommen, verschleiert oder dunkel wahr. Das Gesichtsfeld ist der Bereich, der beim Geradausblicken rechts, links, oben und unten gesehen werden kann, ohne den Kopf zu drehen. Auch die Umstellung des Auges von hell zu dunkel und umgekehrt kann beim Grünen Star gestört sein.

Treten diese Beschwerden auf, ist der Sehnerv bereits geschädigt. Dieser Prozess kann über mehrere Jahre bis hin zu Jahrzehnten vonstattengehen.

Diagnose eines Glaukoms

Der*die Augenarzt*Augenärztin führt zuerst eine ausführliche Anamnese durch, also ein Gespräch zu Risikofaktoren und möglichen Beschwerden. Anschließend wird der Augenhintergrund mittels eines Augenspiegels (Ophthalmoskop) begutachtet, um den Sehnerv und die Nerven in der Netzhaut zu überprüfen. Zudem wird der Augeninnendruck (Intraokulardruck) nach Betäubung mit einem Lokalanästhetikum gemessen. Da dieser im Laufe des Tages schwankt, finden meist mehrere Messungen über den Tag verteilt statt.

Bei Verdacht auf ein Glaukom wird dann das Gesichtsfeld bestimmt. Die Messung des Gesichtsfeldes gibt dem*der Arzt*Ärztin genaue Auskunft über den Verlauf der Glaukomerkrankung. Da die Ergebnisse je nach Tagesform und Konzentrationsfähigkeit der betroffenen Person unterschiedlich ausfallen können, empfehlen sich auch hier mehrere Untersuchungen in einem gewissen zeitlichen Abstand, um ein eindeutigeres Ergebnis zu bekommen. Möglicherweise sind zudem weitere Untersuchungen erforderlich.

Bei einem Glaukom-Anfall wird die Diagnose direkt anhand der typischen Beschwerden gestellt. Besonders charakteristisch ist die Verhärtung des Augapfels, die ertastet werden kann. Dann wird umgehend eine Behandlung eingeleitet.

Behandlung von Grünem Star mit Medikamenten

Viele Glaukom-Patient*innen können medikamentös mit Augentropfen behandelt werden. Diese enthalten als Wirkstoffe häufig Betablocker, Carboanhydrasehemmer, Alpha-Agonisten, Parasympathomimetika oder Prostaglandine. Welcher Wirkstoff genau zum Einsatz kommt, wird ärztlich besprochen und ist im Einzelfall unterschiedlich. Viele neue Augentropfen enthalten mittlerweile kein Benzalkoniumchlorid mehr, das heißt, sie sind konservierungsmittelfrei. Das verbessert bei vielen Menschen die Verträglichkeit und führt zu weniger Nebenwirkungen.

Das Ziel, die Senkung des Augeninnendrucks, kann je nach verwendetem Wirkstoff auf zwei Wegen erreicht werden:

  • die Produktion des Kammerwassers verringern
  • den Abfluss des Kammerwassers erhöhen

Zudem verbessern die Augentropfen die Durchblutung des Sehnervs und der Netzhaut und kommen daher auch im Falle eines Normaldruck-Glaukoms zum Einsatz.

Bei einem Glaukomanfall können entweder Augentropfen in sehr kurzen Abständen (etwa alle 15 Minuten) eingesetzt werden oder es erfolgt eine intravenöse Gabe von osmotischen Substanzen, wie Mannitol. Diese Wirkstoffe entziehen dem Auge Wasser, wodurch der Augeninnendruck gesenkt wird.

Lasertherapie oder Operation bei Glaukom

Zeigt die Behandlung mit Augentropfen keinen Erfolg oder werden die Tropfen nicht regelmäßig angewendet, können eine Lasertherapie oder eine Operation zur Behandlung des Grünen Stars zum Einsatz kommen.

Lasertherapie

Bei der Lasertherapie können zwei unterschiedliche Methoden angewendet werden:

  • selektive Laser Trabekuloplastik (SLT): Bei der SLT werden ambulant Pigmentzellen im Kammerwinkel gezielt mit Laserstrahlen beschossen. Dadurch wird der Abfluss des Kammerwassers verbessert. Der Augeninnendruck kann so gesenkt werden. Teilweise muss die SLT wiederholt werden, wenn der Effekt nach einiger Zeit nachlässt.
  • Zyklophotokoagulation: Hierbei wird das Gewebe im Ziliarkörper, welches die Produktion von Kammerwasser steuert, mittels Laserstrahlung behandelt. Dadurch wird weniger Kammerwasser gebildet, wodurch der Augeninnendruck sinkt. Auch bei einer Zyklophotokoagulation kann eine wiederholte Durchführung nötig sein, sofern die Wirkung der Anwendung nachlässt.

Beide Verfahren sind mit Vorteilen und Risiken verbunden. Ob es sinnvoll ist, einen Grünen Star lasern zu lassen, sollte im Einzelfall ärztlich geklärt werden.

Operation

Auch zur Operation eines Glaukoms stehen verschiedene Verfahren zur Verfügung. Häufig durchgeführte Eingriffe bei einem Offenwinkelglaukom sind der Einsatz eines Stents, also eines sehr kleinen Röhrchens aus Kunststoff in den Schlemm-Kanal, sowie die sogenannte Trabekulektomie. Während ein Stent den Abfluss von Kammerwasser erleichtert, wird bei der Trabekulektomie ein winziges Stück der Regenbogenhaut und der Lederhaut chirurgisch entfernt. Auch dadurch wird der Kammerwasserabfluss verbessert.

Bei einem Engwinkelglaukom kann die Iris mit einem kleinen Schnitt leicht eröffnet werden, um den Abfluss des Kammerwassers zu unterstützen (Iridektomie). Daneben sind auch weitere Verfahren möglich, wie die Trabekulotomie.

Ist Grüner Star heilbar?

Das Wichtigste ist die regelmäßige Anwendung der Medikamente nach ärztlicher Anleitung – auch, wenn man selbst keine Beschwerden wahrnimmt. Je früher die Erkrankung erkannt und je besser sie behandelt wird, desto geringer ist das Risiko für starke Sehstörungen oder einen kompletten Sehverlust. So lässt sich der Krankheitsverlauf verzögern – allerdings ist Grüner Star nicht heilbar. Auf die Lebenserwartung der betroffenen Personen wirkt sich ein Glaukom aber nicht aus.

Eine Ausnahme stellt der akute Glaukomanfall dar, wenn diesem keine unbemerkte Schädigung des Sehnervs vorangegangen ist. Dann kann eine komplette Heilung erfolgen, sofern die Behandlung früh genug erfolgt.

Früherkennung von Glaukomen

Grundsätzlich ist es möglich, eine Untersuchung zur Früherkennung von Glaukomen durchführen zu lassen. Durch den Berufsverband der Augenärzte empfohlen wird eine solche Untersuchung ab einem Alter von 40 Jahren jedes zweite Jahr, ab einem Alter von 60 Jahren alle ein bis zwei Jahre.

Da nur etwa ein bis vier Prozent der Bevölkerung von der Erkrankung betroffen sind, gilt der Nutzen einer solchen Untersuchung als fester Bestandteil der Vorsorge als umstritten. Der IGeL-Monitor, der vom Medizinischen Dienst Bund betrieben wird und individuelle Gesundheitsleistungen (IGeL) bewertet, schätzt die Untersuchung sogar als "tendenziell negativ" ein. Dies liegt daran, dass die Vorteile einer solchen Untersuchung bisher nicht umfassend und wissenschaftlich nachgewiesen werden konnten. Zudem kann es, wie bei anderen Vorsorgeuntersuchungen auch, zu falsch-positiven Ergebnissen kommen, durch die eine unnötige Behandlung eingeleitet wird.

Ob eine Vorsorgeuntersuchung sinnvoll sein kann oder nicht, sollte also immer individuell entschieden werden. Die Kosten für die Maßnahme werden von den gesetzlichen Krankenkassen nur übernommen, wenn bestimmte Risikofaktoren (wie Diabetes mellitus) vorliegen. Die Kosten belaufen sich auf 90 bis 140 Euro.

Was kann man selbst gegen ein Glaukom machen?

Auf die Entstehung eines Glaukoms hat man selbst nur bedingt Einfluss. Da einige Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder Krankheiten wie Diabetes mellitus jedoch die Entstehung eines Glaukoms begünstigen können, kann es hilfreich sein, diesen durch angepasstes Verhalten (wie ausreichend Bewegung, weniger Stress und eine gesunde Ernährung) sowie eine passende ärztliche Behandlung entgegenzuwirken.

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