Balanitis: Symptome und Behandlung bei Eichelentzündung
Der Begriff Balanitis beschreibt eine Eichelentzündung. Hauptursache beim Erwachsenen ist mangelnde Hygiene. Welche weiteren Ursachen eine Balanitis haben kann, an welchen Symptomen man die Erkrankung erkennt, wie die Behandlung aussieht und ob man eine Entzündung der Eichel auch selbst behandeln kann, lesen Sie im folgenden Artikel.
Balanitis: Definition
Bei einer Balanitis handelt es sich um eine Entzündung der Glans penis (Eichel) des Mannes. Die häufigste Form ist die sogennante Balanitis simplex ("einfache Balanitis").
Wenn neben der Eichel auch das Präputium (Vorhaut des Mannes) betroffen ist, spricht man von einer Balanoposthitis. Da beide Bereiche jedoch nah beieinander liegen und nicht immer eindeutig unterschieden werden kann, ob die Vorhaut mitbetroffen ist, verschwimmen die Grenzen bei der Einteilung beider Formen häufig. Meist wird im klinischen Bereich von einer Balanitis gesprochen, auch wenn eigentlich eine Balanoposthitis vorliegt. In der Regel macht dies für die Art der Behandlung aber keinen Unterschied.
Wie entsteht eine Balanitis?
Die Gründe, warum man eine Balanitis bekommt, sind sehr verschieden. Bei erwachsenen Männern ist die Hauptursache für die Entstehung meist eine fehlende oder unzureichende Körperhygiene. Wird die Vorhaut nicht regelmäßig zurückgezogen und gereinigt, kann sich sogenanntes Smegma absetzen. Dieses besteht hauptsächlich aus Talg und abgestorbenen Hautzellen und begünstigt die Besiedlung der Eichel mit Hefepilzen, Viren und Bakterien. Deshalb haben vor allem Personen ein erhöhtes Risiko, die aufgrund einer Vorhautverengung diese nicht oder nur teilweise zurückziehen können.
Wichtig zu wissen ist, dass Kinder immer eine verengte Vorhaut haben. Das nennt man Phimose und diese ist vollkommen normal. Die Phimose bildet sich im Lauf der Pubertät normalerweise zurück. Dadurch haben jedoch vor allem Kinder und Kleinkinder ein erhöhtes Risiko, an einer Balanitis zu erkranken.
Neben mangelnder Hygiene kann auch das Gegenteil, nämlich sehr häufiges Waschen mit starkem Reiben oder parfümierten Duschgels, zu einer Balanitis führen.
Bestimmte Grunderkrankungen, wie Diabetes mellitus, Psoriasis (Schuppenflechte) oder Morbus Crohn und Collitis ulcerosa (chronisch entzündliche Darmerkrankungen) erhöhen ebenfalls das Risiko für eine Eichelentzündung.
Dies hat unterschiedliche Gründe: Durch einen Diabetes mellitus kann der Körper Zucker aus dem Blut nicht mehr so gut in die Zellen aufnehmen. Um den überschüssigen Zucker loszuwerden, scheidet er ihn über den Urin aus. Der Zucker im Urin und den Harnorganen dient Bakterien als Nahrung, die sich dadurch besser vermehren können. Hauterkrankungen wie Psoriasis (Schuppenflechte) können die Haut im Genitalbereich mitbetreffen und dadurch eine Entzündung hervorrufen. Bei Erkrankungen wie Collitis ulcerosa oder Morbus Crohn wird hingegen das Immunsystem dauerhaft belastet. Krankheitserreger haben es dadurch leichter, den Körper zu besiedeln.
Auch Adipositas (starkes Übergewicht) gilt als Risikofaktor, weil diese die Entstehung von Entzündungen im Körper fördern kann.
Welche Formen einer Balanitis gibt es?
Bei einer Balanitis unterscheidet man grob zwischen nicht-entzündlichen und entzündlichen Formen. Diese werden dann je nach Ursache weiter unterteilt und nach einigen häufigen Sonderformen unterschieden.
Infektiöse Formen
Infektiöse Formen entstehen durch die Besiedlung der Eichelregion mit Erregern. Besonders häufig sind dies Bakterien, Viren oder Pilze. Oftmals ist dann eine speziell auf den Erreger zugeschnittene Behandlung nötig.
Typische Formen der infektiösen Balanitis sind:
- Candida-Balanitis: Die Candida-Balanitis ist eine der häufigsten Unterformen der Balanitis. Sie wird durch Pilze (sogenannte Candida albicans) hervorgerufen, die meist durch Geschlechtsverkehr übertragen werden. Sie kann aber auch in Folge einer Windeldermatitis bei Kleinkindern auftreten.
- Balanitis im Rahmen sexuell übertragbarer Erkrankungen: Einige Erreger von sexuell übertragbaren Erkrankungen wie Herpes, Chlamydien oder Syphilis können zur Eichelentzündung führen.
Nicht infektiöse Formen
Im Gegensatz zu den infektiösen Formen der Balanitis ist die Eichel bei der nicht-infektiösen Form nicht von Erregern besiedelt. Häufig reicht eine rein symptomatische Behandlung und eventuelle Schmerztherapie aus. Zu den nicht-infektiösen Formen gehören, neben der Balanitis simplex ("einfache Balanitis"), unter anderem folgende:
- Balanitits circinata: Diese Sonderform der Balanitis tritt im Rahmen einer reaktiven Arthritis auf. Dabei entzünden sich eines oder mehrere Gelenke im Körper als Reaktion auf einen Infekt, der nicht im betroffenen Gelenk selbst stattfindet. In Folge der Erkrankung kommt es dann zu weiteren Symptomen wie Augen- und Darmentzündungen oder Hautausschlägen.
- Chronische Balanitis: In einigen Fällen geht die Balanitis nicht weg oder kommt in regelmäßigen Abständen wieder. In diesem Fall spricht man von einem chronischen Verlauf. Davon betroffen sind vor allem ältere Männer oder Personen, die sich nicht an die Hygieneempfehlungen halten.
- Allergische Reaktion: Diese Form der Balanitis tritt in Folge von allergischen Reaktionen auf Medikamente, Duschgels oder Gleitgel auf.
- Balanitis xerotica obliterans: Dabei handelt es sich um eine entzündliche Hauterkrankung, die meist an Eichel und Vorhaut beginnt. Die genaue Ursache ist noch nicht bekannt. Man geht jedoch davon aus, dass sie eine Rolle bei der Entstehung von Hautkrebs in diesem Bereich spielt, weshalb eine schnelle Therapie von besonderer Bedeutung ist.
Mit welchen Symptomen äußert sich eine Balanitis?
Folgende Symptome sind typisch für eine Eichelentzündung:
- Schmerzen und Brennen am Penis
- Rötung, Schwellung und Überwärmung der Eichel
- Ausschlag auf dem Penis (rote Flecken)
- Schmerzen beim Wasserlassen
- Juckreiz
- Probleme beim Zurückziehen der Vorhaut
Ist eine Eichelentzündung ansteckend?
Wichtig zu wissen ist, dass eine infektiöse Balanitis – auch für Frauen – ansteckend sein kann. Geschlechtsverkehr sollte deshalb bei Verdacht auf eine Eichelentzündung zunächst nicht erfolgen und falls doch, sollte in jedem Fall ein Kondom verwendet werden.
Obwohl nicht infektiöse Eichelentzündungen nicht ansteckend sind, kann Geschlechtsverkehr zu einer Reizung der betroffenen Stellen führen, was den Heilungsprozess beeinträchtigen kann. Er sollte deshalb auch in diesen Fällen vermieden werden.
Diagnose bei Eichelentzündung
Bei Verdacht auf eine Balanitis kann zunächst der*die Hausarzt*Hausärztin kontaktiert werden. In der Praxis werden dann die ersten Untersuchungen durchgeführt. Eventuell erfolgt dann eine Überweisung an eine*n Urologin*Urologen. Die Urologie beschäftigt sich mit Erkrankungen der Harnwege und Geschlechtsorgane des Mannes.
Vor der körperlichen Untersuchung werden im sogenannten Anamnesegespräch bereits einige Fragen geklärt, um herauszufinden, welche Beschwerden die betroffene Person aufweist. In vielen Fällen reichen diese Fragen gemeinsam mit einer kurzen körperlichen Untersuchung aus, um die Diagnose zu bestätigen. Bei einer Balanitis genügt sogar häufig die Blickdiagnose (bereits beim Blick auf die gerötete Eichel kann auf das Krankheitsbild geschlossen werden).
Weitere Untersuchungen müssen manchmal erfolgen, um die genaue Ursache festzustellen. Bei einer Infektion durch Erreger (infektiöse Form) ist es wichtig, den genauen Erreger festzustellen. Meist reicht dafür ein kurzer Abstrich.
In seltenen Fällen kann es nötig sein, eine Biopsie zu nehmen. Dabei wird eine geringe Menge an Gewebe abgenommen, um es in einem speziellen Labor zu untersuchen.
Behandlung der Balanitis mit Salbe & Co.
Die Art der Therapie richtet sich nach der Schwere der Entzündung und den auftretenden Symptomen.
Bei einer leichten Entzündung reichen häufig zunächst Hausmittel wie Umschläge oder Sitzbäder mit Gerbstoffen aus, um die Beschwerden übergangsweise zu lindern. Sie wirken entzündungshemmend und sollen den Heilungsprozess beschleunigen. Um die Zeit bis zum Arztbesuch zu überbrücken, können auch juckreizhemmende Salben mit Dexpanthenol, wie etwa Bepanthen, angewendet werden.
Vollständig selbst behandeln kann man eine Eichelentzündung damit aber nicht. Und auch bei leichten Entzündungen sollte keine solche Selbstheilung versucht werden, da die genauen Ursachen der Erkrankung in jedem Fall ärztlich geklärt werden müssen.
Ist die Entzündung bei Therapiebeginn bereits sehr stark, dann müssen je nach Ursache Antimykotika (Medikamente gegen Pilze) zum Einsatz kommen. Bei Pilzinfektionen wird zum Beispiel häufig der Wirkstoff Clotrimazol eingesetzt. Zunächst wird versucht, deren Wirkung durch Auftragen einer Salbe lokal (am Ort der Entzündung) zu halten. Zu beachten ist, dass einige der Wirkstoffe verschreibungspflichtig sind. Da Medikamente jedoch stets Nebenwirkungen haben und nur gegen bestimmte Erreger helfen, sollten auch nicht-verschreibungspflichtige Substanzen erst dann angewendet werden, wenn sie ärztlich empfohlen wurden.
Sollten zu den typischen Beschwerden Fieber oder Schüttelfrost, Müdigkeit oder andere schwerwiegende Symptome dazukommen, kann dies auf eine bakterielle Infektion hindeuten. Dann muss eine Therapie in Form von Tabletten erwogen werden. Diese enthalten dann sogenannte systemische Antibiotika, die verhindern, dass sich Bakterien im Körper ausbreiten und weitere Schäden verursachen.
Gegen die mit der Krankheit einhergehenden Schmerzen können Schmerzmittel verschrieben werden. Die Einnahme von Ibuprofen oder Paracetamol kann dabei bereits vor dem Arztbesuch erfolgen, die Tabletten sind rezeptfrei in der Apotheke zu bekommen.
Mögliche Komplikationen einer Balanitis
Im besten Fall heilt eine Balanitis folgenlos ab. In einigen Fällen kann sie jedoch zu Komplikationen oder dauerhaften Schäden führen. In diesem Fall spricht man von einer chronischen Balanitis.
Durch die erhöhte Ansiedlung von Bakterien bei mangelnder Intimhygiene kommt es zum vermehrten Auftreten von Harnverhalt und in dessen Folge zu wiederkehrenden Harnwegsinfekten, da die Erreger auch in die Harnröhre gelangen können.
Mangelnde Intimhygiene und Balanitis zählen außerdem zu den Risikofaktoren für ein Plattenepithelkarzinom des Penis. Dabei handelt es sich um eine Form von Schleimhaut- beziehungsweise Hautkrebs.
Wie kann man einer Balanitis vorbeugen?
Um einer erneuten Balanitis vorzubeugen (Rezidivprophylaxe) empfiehlt es sich, hygienische Maßnahmen zu ergreifen. Der Penis und besonders der Bereich unter der Vorhaut muss regelmäßig gereinigt werden. Nach dem Duschen sollte der Bereich nicht stark abgerieben, sondern vorsichtig trocken getupft werden.
Bei einer Vorhautverengung kann eine Behandlung mit speziellen Salben oder eine Zirkumzision (Beschneidung) erwogen werden, bei der die verengte Vorhaut geweitet oder entfernt wird. Diese Maßnahme kann helfen, ist jedoch bei Kindern und Jugendlichen nur in wenigen Fällen erforderlich. Meist wird sie erwogen, wenn zu der Eichelentzündung weitere Symptome kommen wie Harnverhalt oder anhaltende Harnwegsinfekte. Eine verengte Vorhaut bei Erwachsenen sollte immer behandelt werden, um Komplikationen zu vermeiden.