Bauchfellentzündung (Peritonitis)
Eine Bauchfellentzündung (Peritonitis) ist ein ernst zu nehmendes Krankheitsbild. Wird die Entzündung des Bauchfells nicht rechtzeitig behandelt, kann sie tödlich verlaufen. Typische Anzeichen sind starke Bauchschmerzen und eine angespannte Bauchdecke. An welchen Symptomen Sie eine Bauchfellentzündung außerdem erkennen können, wie der Verlauf aussieht und wie die Therapie erfolgt, erfahren Sie im Folgenden.
Was ist eine Bauchfellentzündung?
Eine Bauchfellentzündung – im medizinischen Sprachgebrauch auch Peritonitis genannt – bezeichnet, wie der Name bereits andeutet, eine Entzündung des Bauchfells (Peritoneum). Dabei handelt es sich um eine Haut, die die meisten Bauchorgane auskleidet. Sie ermöglicht ein widerstandsarmes Gleiten der Organe gegeneinander. Sie ist gut innerviert, also stark mit Nerven versehen, und somit sehr schmerzempfindlich. Organe, die vom Peritoneum überzogen werden, sind beispielsweise Leber, Milz, Gallenblase, Magen, Dünndarm, Harn- und Genitalorgane sowie Teile der Speiseröhre und des Dickdarms.
Eine Bauchfellentzündung kann das gesamte Bauchfell (generalisierte Peritonitis) oder nur Teile davon betreffen (lokale Peritonitis).
Ursachen: Wie beginnt eine Bauchfellentzündung?
Einfach gesagt kann eine Peritonitis auf drei verschiedenen Wegen entstehen:
- durch eine bakterielle Entzündung
- durch eine chemische Irritation
- durch eine Irritation durch Stoffwechselprodukte
Bei der bakteriellen Infektion ist das Bauchfell direkt durch Bakterien – meistens durch das Bakterium Escherichia coli – entzündet. Dies entsteht entweder, wenn ein im Bauchfell gelegenes Organ eine Perforation (Durchbruch) aufweist und der sich darin befindliche Inhalt in die Bauchhöhle ausläuft oder wenn Darmbakterien die Darmwand durchwandern und so in das Bauchfell gelangen. Letzteres kann etwa bei einem Darmverschluss (Ileus) oder bei einem Infarkt der Darmgefäße (Mesenterialinfarkt) der Fall sein.
In seltenen Fällen kann eine Tuberkulose der Auslöser einer Peritonitis sein. In diesem Fall zeigen sich die Symptome eher als eine leichte Bauchfellentzündung. Bei der sogenannten Spontan bakteriellen Peritonitis ist die Entzündung häufig Folge einer Flüssigkeitsansammlung in der Bauchhöhle (Aszites, Bauchwassersucht).
Bei der chemischen Irritation gelangt eine Körperflüssigkeit in das Bauchfell und reizt diese chemisch. Diese Flüssigkeiten können etwa Blut, Galle oder Magen- beziehungsweise Darminhalt sein und durch Perforation des entsprechenden Organs in das Bauchfell gelangen. Häufig handelt es sich dabei um ein durchgebrochenes Magengeschwür.
Die Bauchfellentzündung durch Stoffwechselprodukte ist eine seltene Ursache und wird auch oft als Pseudoperitonitis bezeichnet. Beispiele für mögliche Gründe sind etwa Porphyrien, also Stoffwechselerkrankungen, bei denen sich Blutvorstufen im Körper ansammeln, oder die diabetische Ketoazidose, bei der sich Ketonkörper ablagern.
Primäre und sekundäre Peritonitis
Unterschieden werden die primäre und die sekundäre Form der Peritonitis, die sich in Ursache und Verlauf unterscheiden.
Bei der primären Bauchfellentzündung liegt zunächst keine Erkrankung der inneren Bauchorgane vor und die Krankheitserreger wandern über Blut oder Lymphe in das Bauchfell ein. Diese Bauchfellentzündungen sind seltener und verlaufen meist chronisch, also über einen längeren Zeitraum.
Bei der sekundären Bauchfellentzündung ist die Ursache eine vorbestehende Erkrankung der inneren Bauchorgane, wie etwa eine Appendizitis (auch als Blinddarmentzündung bezeichnet, wobei genaugenommen nur der Wurmfortsatz des Blinddarms entzündet ist), eine Perforation von Verdauungsorganen, eine Mesenterialischämie (plötzliche Unterversorgung von Darmabschnitten durch verschlossene Gefäße) oder etwa eine tiefe Bauchverletzung. Diese Form ist häufiger als die primäre und verläuft sehr schnell, meistens innerhalb weniger Stunden. Man bezeichnet diesen Verlauf auch als akute Peritonitis.
Symptome: Wie macht sich eine Bauchfellentzündung bemerkbar?
Wie sich eine Bauchfellentzündung äußert und wo Schmerzen auftreten, ist auch davon abhängig, ob es sich um eine primäre oder sekundäre Bauchfellentzündung handelt. Grundsätzlich verursachen beide Formen die gleichen Symptome, allerdings ist der Verlauf bei der sekundären Form meist viel schneller und gefährlicher. Die Symptome bei Frau und Mann unterscheiden sich dabei nicht.
Die Symptome einer Bauchfellentzündung sind meistens relativ typisch. Das wichtigste Anzeichen ist eine sogenannte Abwehrspannung im Bauch. Dabei ist die Bauchdecke hart gespannt und jede Berührung führt zu einer starken Anspannung der Bauchmuskulatur. Da das Peritoneum von vielen Nerven durchzogen ist, klagen die Patient*innen außerdem über Schmerzen, insbesondere, wenn ein Organ durchgebrochen ist. Neben starken Bauchschmerzen kann es auch zu einem aufgeblähten Bauch, Übelkeit und Appetitlosigkeit kommen. Auch Fieber und ein generelles Krankheitsgefühl sind mögliche Anzeichen.
Weitere Symptome können eine Kreislaufinstabilität und ein Darmverschluss sein, der sich unter anderem durch eine Verstopfung äußert. Rückenschmerzen, die vom Bauch aus ausstrahlen, können ebenfalls ein Symptom sein.
Wie diagnostiziert man eine Bauchfellentzündung?
Die Diagnostik der Bauchfellentzündung beginnt zuerst mit der Arbeitsdiagnose "akutes Abdomen". Dieser Ausdruck beschreibt die Kombination aus starken, plötzlich auftretenden Bauchschmerzen, Abwehrspannung und einer Kreislaufinstabilität. Das akute Abdomen kann viele Ursachen haben, die Bauchfellentzündung ist nur eine davon.
Damit der*die Arzt*Ärztin die Diagnose "Bauchfellentzündung" stellen kann, muss zunächst einmal die betroffene Person klinisch untersucht werden. Bei der Untersuchung werden die typischen Symptome wie die besonders auffällige Abwehrspannung festgestellt, aber auch Tumoren oder Hernien (Eingeweidebrüche wie ein Leistenbruch), die ebenfalls ein akutes Abdomen auslösen können, können hierdurch ausgeschlossen werden. Außerdem stehen beispielsweise der Ultraschall oder das CT zur Verfügung, mit denen die Ursachen einer Peritonitis erkannt werden können.
Aber auch die Blutwerte, wie etwa das CRP (C-reaktives Protein) oder der Hämoglobinwert können Aufschluss über eine (bakterielle) Entzündung oder einen Blutverlust, zum Beispiel infolge einer Perforation, geben. Wichtig ist es, die Ursache der Bauchfellentzündung zu erkennen, da sich die Therapieformen danach unterscheiden.
Therapie: Wie wird eine Bauchfellentzündung behandelt?
Da die Gründe der Bauchfellentzündung sehr vielfältig sind, sind es auch ihre Therapiemöglichkeiten. In jedem Fall sollte die die Bauchfellentzündung auslösende Ursache als erstes behoben werden. Oft erfordert die Behandlung eine OP. Ist die Ursache beispielsweise eine Appendizitis, so wird der Blindarmwurmfortsatz operativ entfernt. Wird die Bauchfellentzündung durch ein durgebrochenes Magengeschwür verursacht, so wird der Defekt in der Magenschleimhaut zugenäht.
Sind bereits Darminhalt oder Körperflüssigkeit in den Bauchraum gelangt, wird während der Operation der Bauchraum, in dem sich das Bauchfell befindet, mit einer sogenannten Ringer-Lösung gespült, um Verunreinigungen zu beseitigen. Zeitgleich zur Operation erfolgt eine antibiotische Therapie, die über die Vene gegeben wird und dazu dient, bakterielle Erreger zu bekämpfen beziehungsweise einer Verschlimmerung der Infektion vorzubeugen.
Seltenere Ursachen einer Bauchfellentzündung wie etwa Tuberkulose oder rheumatische Erkrankungen werden entsprechend der jeweiligen Krankheit therapiert, die Behandlung kann hierbei beispielsweise mit Medikamenten erfolgen.
Wie lange muss man nach einer Bauchfellentzündung im Krankenhaus bleiben?
Die Dauer des Krankenhausaufenthaltes hängt maßgeblich von der Ursache ab. Primäre, lokalisierte Bauchfellentzündungen heilen schneller aus, meistens innerhalb einer Woche. Da allerdings die Peritonitis in den meisten Fällen ein schweres Krankheitsbild ist, bleiben die Betroffenen mit der Erkrankung meist wochenlang auf im Krankenhaus, oft sogar auf der Intensivstation.
Wie gefährlich ist eine Bauchfellentzündung?
Bei der Bauchfellentzündung handelt es sich um ein meist hochakutes und lebensbedrohliches Krankheitsbild, das immer ernst genommen werden muss. Daher sind eine schnelle Ursachenabklärung und Therapie entscheidend, um einen tödlichen Verlauf abzuwenden.
Des Weiteren kann es zu gefährlichen Komplikationen kommen. Dazu zählen:
- eine Sepsis (auch bekannt als Blutvergiftung), wenn die Infektion sich über die Blutbahn im Körper ausbreitet
- eine Darmlähmung (paralytischer Ileus)
- ein mechanischer Darmverschluss durch Entzündungen und Verklebungen des Darms
- ein Schock, zum Beispiel infolge eines Darmverschlusses
- die Entstehung von Abszessen in Bauchraum oder Organen
Gerade bei chronisch kranken oder älteren Menschen kommt es häufiger zu Komplikationen.