Mann hat eine schmerzende Kniekehle
© Getty Images/Oleg Breslavtsev

Schmerzen in der Kniekehle: Diese Ursachen können dahinterstecken

Von: Dr. med. Jana Wittkowski (Ärztin), Marina Bierbrauer (Medizinredakteurin)
Letzte Aktualisierung: 06.11.2024

Schmerzen in der Kniekehle können ein Hinweis auf verschiedene Verletzungen oder Erkrankungen des Kniegelenks sein: Nach einem Sturz oder einem Unfall können Schmerzen in der Kniekehle beispielsweise auf Schäden an den Kniebändern oder an einem Meniskus hindeuten. Schmerzt die Kniekehle jedoch vor allem nach dem Sport, ist häufig eine Über- oder Fehlbelastung die Ursache. Wann und wo die Schmerzen in der Kniekehle auftreten – zum Beispiel beim Beugen, Laufen oder Strecken – kann ebenfalls Hinweise auf den Auslöser geben. Um Ihre Beschwerden zu deuten, finden Sie im Folgenden häufige Gründe für eine schmerzende Kniekehle.

Schmerzen in der Kniekehle durch Verletzung

Durch einen Sturz, einen Unfall oder eine Verdrehung des Kniegelenks kann es zu Schäden an einem Meniskus (einer Knorpelscheibe zwischen Ober- und Unterschenkelknochen) oder an den Kniebändern kommen. Ein Beispiel für eine Verletzung der Kniebänder ist der Kreuzbandriss. Je nach genauem Ort der Verletzung können die Schmerzen auch in der Kniekehle spürbar sein oder dorthin ausstrahlen.

Für eine Verletzung von Meniskus oder Kreuzband spricht eine starke Schwellung, Rötung und Überwärmung. Anzeichen für einen Kreuzbandriss sind außerdem eine Überbeweglichkeit des Kniegelenks sowie eine Instabilität beim Auftreten, das heißt, das Knie fühlt sich wacklig an und/oder knickt beim Auftreten weg.

Bei Schmerzen nach einer Verletzung gilt generell zunächst die PECH-Regel:

  • Pause (Belastung des betroffenen Beines vermeiden)
  • Eis (Kühlen)
  • Compression (Kompression, also leichter Druck, etwa durch einen Tapeverband mit einer elastischen Binde)
  • Hochlagern

Bessern sich die Schmerzen nicht spätestens nach einigen Tagen, sollten Sie ärztlichen Rat suchen. Sind die Schmerzen oder die Schwellung so stark, dass Sie nicht mehr auftreten oder das Knie beugen können, ist eine unmittelbare ärztliche Behandlung ratsam.

Schmerzen in der Kniekehle nach dem Sport

Schmerzt die Kniekehle vor allem bei Belastung oder nach dem Sport, kann eine Überlastung des Kniekehlenmuskels (Musculus popliteus) oder der hinteren Oberschenkelmuskulatur (ischiocrurale Muskulatur) die Ursache sein. Diese Muskeln liegen an der Rückseite des Oberschenkels und laufen an der Kniekehle vorbei zur Wade. Die Beschwerden werden von einigen Betroffenen ähnlich einem Muskelkater empfunden.

Zu intensives oder falsches Training – beispielsweise beim Joggen, Wandern oder Radfahren – kann zu einer Reizung oder Entzündung der Sehnen dieser Muskeln führen. Dies macht sich dann durch Schmerzen an der Innen- oder Außenseite der Kniekehle bemerkbar, die vor allem beim Anwinkeln des Knies oder bei Druck auf die Sehne auftreten. Unter Umständen kann die betroffene Sehne zudem verdickt oder überwärmt sein.

Typischerweise treten die Symptome bei diesen Auslösern nicht plötzlich auf, sondern nach und nach und werden mit der Zeit stärker.

Eine Überlastung oder ein zu einseitiges Training kann darüber hinaus einen Muskelfaserriss (kleinere Risse einzelner Muskelbündel) oder eine Zerrung (Überdehnung von Muskelgewebe) begünstigen. Hier treten die Beschwerden plötzlich auf. Typisch sind dann Schmerzen in der Kniekehle beim Dehnen und Strecken des Beins sowie Bewegungseinschränkungen.

Es empfiehlt sich in diesen Fällen, für einige Tage eine Sportpause einzulegen. Bei einer überlasteten Muskulatur tut Wärme – etwa in Form von Rotlicht oder warmen Umschlägen – gut. Bei einer Entzündung hingegen ist Kühlen sinnvoller: Die betroffene Kniekehle ist dann meist überwärmt und geschwollen.

Ob ein Dehnen vor oder nach dem Sport Verletzungen vorbeugen kann, ist umstritten. Ein leichtes Stretching scheint jedoch zumindest nicht zu schaden.

Nervenreizung in der Kniekehle: Schmerzen beim Strecken

Durch die Kniekehle verläuft der Schienbeinnerv (Nervus tibialis), der unter anderem die Streckung des Fußes ermöglicht. Durch schnelles Muskelwachstum bei intensivem Krafttraining, einen Kniegelenkerguss oder eine Bakerzyste kann der Nerv eingeengt werden und Schmerzen in der Kniekehle verursachen.

Die Schmerzen in der Kniekehle treten dann bevorzugt beim Durchstrecken des Knies oder nach langem Gehen oder Laufen auf. Zusätzlich kann es bei einer Nervenreizung im Schienbein zu einem Brennen oder Kribbeln in der Wade kommen.

Bakerzyste: Schwellung in der Kniekehle

Eine Bakerzyste ist eine Aussackung oder Ausstülpung der Kniegelenkkapsel, die bei vermehrter Bildung von Gelenkflüssigkeit durch den erhöhten Druck im Gelenk entsteht. Ursache ist meist eine Reizung des Kniegelenks – etwa bei Arthrose, Meniskusschäden oder einer Gelenkentzündung. Seltener tritt eine Bakerzyste nach Knieverletzungen auf.

Eine Bakerzyste macht sich als tastbare Schwellung oder Beule in der Kniekehle bemerkbar. Beim Strecken oder starken Beugen des Knies können zudem Schmerzen oder ein Ziehen in der Kniekehle auftreten. Die Schmerzen werden bei Bewegung oder Belastung stärker. Selten kann die Zyste reißen – dann kommt es zu plötzlichen, heftigen Schmerzen sowie zu einer Rötung und Überwärmung der Kniekehle.

Schmerzende Kniekehle: Thrombose als seltene Ursache

In seltenen Fällen können Kniekehlenschmerzen Anzeichen einer Thrombose (Verschluss eines Blutgefäßes durch ein Blutgerinnsel) in einer Beinvene sein, die sich auch durch Schmerzen in der Kniekehle bemerkbar machen kann.

Bei einer Thrombose können neben plötzlich auftretenden, ziehenden Schmerzen in der Kniekehle und Wade als weitere Symptome eine Schwellung der Kniekehle oder im Unterschenkel sowie eine bläuliche Verfärbung oder deutlich sichtbare Venen (wie bei Krampfadern) auftreten. Zudem können Schmerzen beim Zusammendrücken der Wade oder bei Druck auf die Fußsohle den Verdacht auf eine Thrombose bestärken.

Wenn Sie vermuten, dass bei Ihnen eine Thrombose vorliegen könnte, sollten Sie schnellstmöglich eine Arztpraxis oder ein Krankenhaus aufsuchen, da im schlimmsten Fall eine lebensgefährliche Lungenembolie die Folge sein kann.

Folgende Faktoren erhöhen unter anderem das Risiko einer Beinvenenthrombose:

  • Ruhigstellung der Beine wie bei Bettlägerigkeit sowie nach Operationen oder Verletzungen, bei denen eine Entlastung durch Gehstützen notwendig ist
  • langes Sitzen, etwa bei Langstreckenflügen oder langen Fahrten mit dem Zug oder Auto
  • Übergewicht
  • Alter über 60 Jahre
  • Krebserkrankungen
  • Thrombose in der Vergangenheit
  • Erkrankungen mit Gerinnungsneigung (Thrombophilie) beziehungsweise Blutgerinnungsstörungen
  • Schwangerschaft und Wochenbett (bis zu sechs Wochen nach der Geburt)
  • Rauchen
  • Einnahme der Anti-Baby-Pille oder Hormonbehandlung mit Östrogen

Kniekehlenschmerzen durch Muskelverkürzung

Durch mangelnde Bewegung können sich die Muskeln im Ober- oder Unterschenkel verkürzen. Dies kann auch durch die Ausübung von Sportarten passieren, bei denen die Schnellkraft (das Ausführen schneller Bewegungen mittels Kraft) gefragt ist. Beispiele dafür sind Kraftsport, Fußball oder Sprintlaufen. Wird das Bein dann gestreckt, entsteht ein Ziehen und ein Dehnungsschmerz in der Kniekehle, der Bewegungsumfang ist eingeschränkt.

Schmerzende Kniekehle durch Arthrose

Eine Arthrose (Gelenkverschleiß) im Knie kommt im fortgeschrittenen Alter besonders häufig vor. Eine Kniegelenkarthrose macht sich unter anderem durch Bewegungseinschränkungen, Schwellungen und sogenannte Anlaufschmerzen bemerkbar. Das sind Gelenkschmerzen, die beim Beginn einer Bewegung besonders stark sind und die sich nach wenigen Minuten wieder bessern. Je nach genauer Verortung der Erkrankung im Knie, können diese Beschwerden auch in der Kniekehle auftreten.

Beinfehlstellungen als Auslöser

Beinfehlstellungen – wie O-Beine oder X-Beine – führen dazu, dass der Druck und das Gewicht im Kniegelenk nicht ausgeglichen verteilt sind. Wird eine solche Fehlstellung nicht behoben, zum Beispiel durch Physiotherapie oder orthopädische Einlagen, führt dies mit der Zeit zum Verschleiß von Knorpel, Gelenken und Menisken. Die Schmerzen in der Kniekehle treten dann nach und nach auf und steigern sich mit der Zeit. Im weiteren Verlauf kann es zu einer Arthritis oder einer Arthrose kommen.

Schmerzen in der Kniekehle beim Kind

Bei Kindern sind Knieschmerzen sowie solche in der Kniekehle oder in der Wade, die ohne vorherigen Sturz auftreten, häufig auf das Wachstum zurückzuführen: Solche Wachstumsschmerzen kommen meist im Kindergarten- und Grundschulalter vor und verschwinden in der Regel nach einiger Zeit von alleine. Sie treten eher in Ruhe als bei Aktivität auf und werden von den meisten Kindern als brennend oder stechend beschrieben. Bestehen die Schmerzen jedoch über längere Zeit oder sind ungewöhnlich stark, sollten sie ärztlich abgeklärt werden – dies gilt natürlich auch dann, wenn das Kind gestürzt ist oder einen Unfall hatte.

In seltenen Fällen kann eine Ablösung der Wachstumsfuge (Epiphysiolyse) hinter einer schmerzenden Kniekehle bei Kindern stecken. Diese Erkrankung kann ohne ersichtlichen Grund oder durch eine Verletzung auftreten. Eine rasche Behandlung ist dann wichtig, da es ansonsten zu Wachstumsstörungen kommen kann.

Passend zum Thema
Arzt untersucht Patient mit Bakerzyste in der Kniekehle
Bakerzyste: Symptome & Behandlung der Zyste im Knie
Bakerzyste: Symptome & Behandlung der Zyste im Knie
Frau mit Knieschmerzen innen und außen umfasst ihr Knie
Knieschmerzen seitlich innen oder außen – was tun?
Knieschmerzen seitlich innen oder außen – was tun?
Mann mit Gonarthrose
Gonarthrose: Symptome & Behandlung bei Arthrose im Knie
Gonarthrose: Symptome & Behandlung bei Arthrose im Knie
Knieschmerzen durch Meniskus-Schaden
Meniskusriss & andere Schäden am Meniskus
Meniskusriss & andere Schäden am Meniskus
Fuß mit Bänderriss
Bänderriss am Fuß oder Knie: Symptome und Behandlung
Bänderriss am Fuß oder Knie: Symptome und Behandlung
Frau mit Bänderdehnung umfasst Bein
Bänderdehnung: Symptome, Dauer & Behandlung
Bänderdehnung: Symptome, Dauer & Behandlung
Thrombose am Fuß
So erkennt man eine Thrombose rechtzeitig
So erkennt man eine Thrombose rechtzeitig