Schambeinentzündung – häufiges Leiden bei Sportlern
Eine Schambeinentzündung (Osteitis pubis) ist eine nicht-bakterielle Entzündung im Bereich des Schambeinknochens, die häufig bei Sportlern auftritt. Ursache für eine Entzündung am Schambein ist meist eine Überbelastung beim Training. In der Regel lässt sich eine Schambeinentzündung mit entzündungshemmenden Medikamenten und Übungen der Physiotherapie gut behandeln. Die Therapie kann zwar einige Monate dauern, eine Operation ist jedoch nur selten notwendig. Bei uns erfahren Sie, an welchen Anzeichen Sie eine Schambeinentzündung erkennen und was Sie über Diagnose und Behandlung wissen müssen.
Schambeinschmerzen als Symptom
Eine Schambeinentzündung entwickelt sich meist schleichend im Rahmen von dauerhaft intensiv ausgeübtem Sport. Wichtigstes Anzeichen sind Schambeinschmerzen, die in Leiste, Hüfte oder Unterbauch ausstrahlen können. Anfangs machen sich die Beschwerden meist nur beim Sport oder bei Belastungen wie Treppensteigen oder Niesen bemerkbar.
Wird dann keine Trainingspause eingelegt, treten die Symptome nach einiger Zeit aufgrund der andauernden Reizung häufig schon beim Gehen oder in Ruhe auf. Typisch für eine Schambeinentzündung sind außerdem Schmerzen bei Druck auf das Schambein oder auf die Sehnenansätze sowie beim Anspannen der inneren Oberschenkelmuskeln.
Ursache: Mikroverletzungen durch Überlastung
Das Schambein ist ein Teil des vorderen Beckenrings, an dem zahlreiche Sehnen der Bauch- und Beinmuskulatur ansetzen. Da diese beiden Muskelgruppen in entgegengesetzte Richtungen ziehen, ist das Schambein bei Sportarten mit schnellen Richtungswechseln und Sprints – beispielsweise bei Fußball, Basketball, Hockey oder Laufsportarten – hohen Belastungen ausgesetzt.
Bei zu intensivem oder falschem Training kann es so durch wiederholte Mikroverletzungen zu einer Entzündung des Schambeinknochens, der Sehnenansätze sowie der Knorpel-Gelenk-Verbindung in der Mitte des Schambeins (Symphyse) kommen.
Faktoren, die eine Schambeinentzündung begünstigen
Zudem können folgende Faktoren eine Schambeinentzündung begünstigen:
- Aktuelle oder frühere Schwangerschaft
- Geburten in der Vergangenheit
- Operationen am Unterbauch
- gynäkologische oder urologische Operationen
- Schambeinbruch oder andere Verletzungen im Bereich des Schambeins
- Rheumatologische Erkrankungen
- Übergewicht
Welcher Arzt bei Schambeinschmerzen?
Die Entscheidung, an welchen Arzt Sie sich bei Schambeinschmerzen wenden sollten, ist gar nicht so einfach. Denn außer einer Schambeinentzündung können auch andere Ursachen zu Schmerzen am Schambein führen. Prinzipiell ist der Hausarzt immer ein guter erster Ansprechpartner: Durch gezieltes Befragen und eine körperliche Untersuchung kann er häufig schon erkennen, zu welchem Kollegen er Sie am besten überweisen sollte.
Bei einer Schambeinentzündung ist in den meisten Fällen ein Orthopäde oder Sportmediziner der Facharzt der Wahl – je nach Vorgeschichte und Krankheitsbild kann unter Umständen auch eine Überweisung zum Gynäkologen bei Frauen oder zum Urologen beim Mann sinnvoll sein.
Schambeinentzündung: Diagnose durch MRT
Um der Ursache von Schambeinschmerzen auf den Grund zu gehen, wird der Arzt nach einer Erhebung der Krankengeschichte (Anamnese) sowie einer gründlichen körperlichen Untersuchung meist zunächst ein Röntgenbild des Beckens anfertigen. Das Röntgenbild hilft, einen Ermüdungsbruch auszuschließen und eventuell bereits Hinweise auf eine Schambeinentzündung zu finden. Zudem kann eine Ultraschalluntersuchung durchgeführt werden, um andere Ursachen auszuschließen.
In der Regel kann die Diagnose Schambeinentzündung durch ein MRT gesichert werden. In unklaren Fällen können weitere bildgebende Untersuchungen wie eine Skelettszintigrafie erfolgen – dies ist zum Beispiel bei Fieber zum Ausschluss einer Knochenmarkentzündung (Osteomyelitis) des Schambeins sinnvoll. Zudem werden hierfür meist die Entzündungswerte im Blut bestimmt.
Physiotherapie wichtiger Teil der Behandlung
Eine Schambeinentzündung kann in der Regel konservativ – also ohne Operation – behandelt werden. Dabei ist zunächst eine Sportpause wichtig, damit die Entzündung abklingen kann. Entzündungshemmende Schmerzmittel mit Wirkstoffen wie Ibuprofen oder Diclofenac können die Schmerzen lindern und die Heilung unterstützen.
Ein bedeutender Bestandteil der Behandlung ist außerdem die Physiotherapie, bei der die Muskulatur durch gezielte Übungen gekräftigt und gedehnt wird. Unterstützend können physikalische Therapien wie Ultraschallbehandlung, Kälte- oder Elektrotherapie sowie Osteopathie oder Chirotherapie bei einer Schambeinentzündung eingesetzt werden.
Was hilft? Kortison gegen die Entzündung
Wenn sich die Schmerzen am Schambein nach einigen Wochen trotz Sportpause und trotz Übungen der Physiotherapie nicht bessern, kann die vorübergehende Einnahme von kortisonhaltigen Tabletten bei einer Schambeinentzündung sinnvoll sein, da Kortison stark entzündungshemmend wirkt.
Unter Umständen kann ein Orthopäde zudem eine Mischung aus Kortison und einem lokalen Betäubungsmittel in die Symphyse spritzen. Der Vorteil hiervon ist, dass die Wirkstoffe direkt am Ort der Entzündung wirken, wodurch Nebenwirkungen reduziert werden können.
Schambeinentzündung: OP als letzte Option
Die Therapie einer Schambeinentzündung kann sich über die Dauer mehrerer Monate hinziehen und erfordert oft viel Geduld. Eine Operation sollte bei einer Schambeinentzündung in aller Regel erst dann in Betracht gezogen werden, wenn sämtliche konservative Behandlungsmethoden ausgeschöpft sind.
In einer Operation kann in diesen Fällen durch eine sogenannte Kürettage das entzündete Gewebe ausgeschabt werden. Als letzte Maßnahmen können eine Versteifung der Symphyse (Arthrodese) oder eine Teilentfernung des Schambeins durchgeführt werden.
Gute Chancen auf Heilung
Auch wenn die Behandlung sehr langwierig sein kann, sind die Chancen auf Heilung bei einer Schambeinentzündung sehr gut: In etwa 90 Prozent der Fälle kommt es ohne Operation zu einer vollständigen Rückbildung der Schmerzen.
Schambeinentzündung durch Dehnen vorbeugen
Um einer Schambeinentzündung vorzubeugen oder einen Rückfall zu verhindern, können Sie selbst einiges tun:
- Wärmen Sie sich vor dem Training ausreichend auf, etwa durch lockeres Laufen und Dehnen der Muskulatur.
- Lassen Sie sich von einem Trainer oder einem Physiotherapeut Dehn- und Kräftigungsübungen für Bauch- und Oberschenkelmuskulatur zeigen. Durch regelmäßiges Dehnen können muskuläre Verspannungen und Dysbalancen vermieden werden.
- Tragen Sie beim Joggen geeignete, gut gedämpfte Joggingschuhe, um die Belastung von Knochen und Gelenken zu reduzieren.
- Vermeiden Sie Sportarten mit abrupten Bewegungen auf hartem Untergrund.
- Übertreiben Sie es nicht mit dem Training und gönnen Sie Ihrem Körper regelmäßig Trainingspausen.