Was bei Schulterschmerzen hilft
Schulterschmerzen gehören zu den häufigsten Gelenkbeschwerden – kein Wunder, denn an dem komplexen Aufbau der Schulter sind einige Knochen sowie viele Muskeln, Sehnen und Bänder beteiligt. Ist deren Zusammenspiel gestört, kommt es bei Belastung, Bewegung oder auch in Ruhe zu Schulterschmerzen.
Eine erfolgversprechende Behandlung richtet sich prinzipiell nach der Ursache – lassen Sie daher anhaltende Schmerzen in der Schulter immer ärztlich abklären. Wir haben für Sie eine Übersicht der Behandlungsmöglichkeiten von Schulterschmerzen zusammengestellt und geben Tipps, wie Sie Schmerzen in der Schulter vorbeugen können.
Leichte Schmerzen selbst behandeln
Wenn Sie nach einer "falschen" Bewegung oder einer ungewohnten Belastung – etwa beim Fitness-Training – Schmerzen in der Schulter verspüren, sollten Sie die betroffene Seite zunächst kühlen und schonen: Machen Sie eine Trainingspause von einigen Tagen und vermeiden Sie "Über-Kopf-Arbeiten". Salben mit dem Wirkstoff Ibuprofen oder Diclofenac wirken zusätzlich kühlend und können zur Schmerzlinderung beitragen.
In Form von Tabletten sollten Sie Schmerzmittel jedoch ohne ärztliche Rücksprache nicht länger als wenige Tage anwenden. Suchen Sie bei starken Schmerzen besser einen Arzt auf, um eine ernsthafte Verletzung der Schulter auszuschließen – dies gilt auch, wenn die Schmerzen länger als eine Woche anhalten.
Krankengymnastik gegen Schulterschmerzen
Bei der Therapie von Schulterschmerzen spielt Krankengymnastik eine große Rolle. Bei vielen Erkrankungen des Schultergelenks ist Krankengymnastik ein unverzichtbarer Bestandteil der Behandlung. Dies hat zwei Gründe: Zum einen lassen sich Schulterschmerzen in vielen Fällen allein durch gezielte Kräftigung bestimmter Muskeln lindern – beispielsweise bei Schäden an der Rotatorenmanschette.
Zum anderen versteift das Gelenk schnell, wenn die Schulter aufgrund der Schmerzen geschont wird. Die Folge ist ein Teufelskreis aus schmerzhafter Bewegungseinschränkung und verstärkter Schonung. Daher ist sind frühzeitige Bewegungsübungen unter physiotherapeutischer Anleitung wichtig.
Medikamente: Schmerzmittel vorsichtig einsetzen
Bei akuten Schulterschmerzen verschreibt der Arzt häufig Schmerzmittel wie Ibuprofen oder Diclofenac. Da diese Wirkstoffe auch entzündungshemmend wirken, können sie Gelenkbeschwerden wirksam lindern. Allerdings wirken sie rein symptomatisch – die Ursache der Schmerzen wird also nicht beseitigt. Daher sollten sie in der Regel nicht dauerhaft eingenommen werden.
Zudem können Schmerzmittel die Entstehung einer Magenschleimhautentzündung begünstigen. Wenn Sie also einen empfindlichen Magen haben, sollten Sie Ihren Arzt darauf hinweisen, damit er Ihnen gegebenenfalls zusätzlich ein Magenschutzmittel – etwa mit dem Wirkstoff Pantoprazol – verschreibt.
Kortison bei "Frozen shoulder"
Bei einer "Frozen shoulder" (Schultersteife) führt eine entzündungsbedingte Verklebung der Gelenkkapsel zu starken Schmerzen und einer Bewegungseinschränkung der Schulter. In diesem Fall kann eine Behandlung mit Kortison in Tablettenform in Verbindung mit Krankengymnastik die Symptome lindern. Denn Kortison wirkt stark entzündungshemmend und kann so den Verlauf der Erkrankung verkürzen.
Spritze in die Schulter
Beruhen die Schulterschmerzen auf einer Entzündung oder einer Reizung im Gelenkbereich, kann eine Spritze in das Gelenk eine wirkungsvolle Behandlungsform sein. Meist wird dabei eine Mischung aus Kortison und einem örtlichen Betäubungsmittel unter das Schulterdach oder direkt in das Schultergelenk gespritzt.
Der Vorteil hierbei ist, dass das Kortison – anders als bei der Einnahme von Tabletten – fast nur im Gelenk wirkt und kaum ins Blut aufgenommen wird. Dadurch wird das Risiko von Nebenwirkungen vermindert – nur sehr selten kommt es zu Infektionen oder einer allergischen Reaktion. Zudem bewirkt die Spritze durch das örtliche Betäubungsmittel eine sofortige Schmerzlinderung, wohingegen die Wirkung des Kortisons bis zu drei Monate anhalten kann.
Eine Spritze in das Gelenk kann beispielsweise bei folgenden Ursachen für Schulterschmerzen sinnvoll sein:
- "Frozen shoulder"
- Impingement-Syndrom
- Schleimbeutelentzündung
- Akuter Schub einer Arthrose (aktivierte Arthrose)
Operation vom individuellen Risiko abhängig
Eine Operation an der Schulter ist in nur sehr selten zwingend notwendig – beispielsweise bei einem komplizierten Bruch des Oberarms oder einer Schultereckgelenkssprengung. In allen anderen Fällen werden meist zunächst alle nicht-operativen Behandlungsmethoden ausgeschöpft, bevor eine Operation erwogen wird.
Ob und wann eine Operation sinnvoll ist, hängt jedoch im Einzelfall vom individuellen Risiko und dem zu erwartenden Nutzen ab: So wird etwa ein junger, sportlich aktiver Mensch in der Regel eher operiert als ein älterer Patient mit diversen Begleiterkrankungen.
"Schlüsselloch-Technik" häufig möglich
Operationen an der Schulter können sehr häufig durch eine Gelenkspiegelung (Arthroskopie) durchgeführt werden. Dazu sind meist nur zwei kleine Schnitte notwendig. Mit dieser "Schlüsselloch-Technik" können beispielsweise Sehnen genäht, Verklebungen gelöst oder eine Straffung der Gelenkkapsel vorgenommen werden. Eine "offene" Operation kann hingegen erforderlich sein, wenn zum Beispiel aufgrund einer Arthrose ein künstliches Schultergelenk eingebaut wird.
Physikalische Therapie bei Schulterschmerzen
Zur ergänzenden Behandlung von Schulterschmerzen können je nach zugrundeliegender Ursache Verfahren aus der physikalischen Therapie eingesetzt werden. Dabei sollen physikalische Kräfte wie Wärme, Kälte, Mechanik oder Strom auf Muskeln, Sehnen und andere Gewebe wirken und so Schmerzen lindern. Zu den physikalischen Behandlungsverfahren zählen zum Beispiel:
- Kältetherapie (Kryotherapie)
- Wärmeanwendungen
- Stoßwellentherapie
- Ultraschalltherapie
- Elektrotherapie
- Massagen
- Manuelle Therapie und Chirotherapie
Allerdings gibt es im Bereich der alternativen und physikalischen Medizin nicht selten wirkungslose, aber teure Behandlungsmethoden von unseriösen Anbietern. Lassen Sie sich am besten von Ihrem Orthopäden beraten, welches Therapieverfahren zur Behandlung Ihrer Beschwerden geeignet ist.
Schulterschmerzen vorbeugen
Nicht alle Erkrankungen der Schulter lassen sich vermeiden, dennoch können Sie einiges dafür tun, dass Ihre Schulter fit bleibt: Mit ein paar einfachen Regeln kann Schulterschmerzen, die etwa durch Fehlbelastungen oder Haltungsfehler verursacht werden, vorgebeugt werden. Wir haben einige Tipps für Sie, was Sie gegen Schmerzen in der Schulter tun können:
- Achten Sie auf Ihre Haltung: Dabei gibt es eigentlich keine "falsche" Haltung – wichtig ist, dass Sie nicht längere Zeit in derselben Position verharren. Im Büro können Sie beispielsweise kurze Pausen mit Dehnübungen einbauen oder – falls möglich – sitzende und stehende Tätigkeiten abwechseln.
- Sorgen Sie für einen ergonomisch eingerichteten Arbeitsplatz: Wenn die Höhe von Schreibtisch und Bürostuhl auf Ihre Größe eingestellt sind und die Abstände von PC und Tastatur stimmen, können Verspannungen vorgebeugt werden.
- Lassen Sie es beim Krafttraining langsam angehen: Abrupte Belastungen wie beim Bankdrücken können zu Schmerzen in der Schulter führen. Achten Sie darauf, ihre Muskulatur vor dem Training aufzuwärmen und vermeiden Sie zu intensives Bodybuilding.
- Vermeiden Sie Fehlbelastungen: Verteilen Sie schwere Lasten möglichst auf beide Arme – etwa indem Sie in jeder Hand eine Tasche tragen oder einen Rucksack verwenden.
- Bleiben Sie in Bewegung: Wer sich regelmäßig sportlich betätigt, hat meist insgesamt eine kräftigere Muskulatur und belastbarere Sehnen. Für den Anfang reicht es schon, wenn Sie Bewegung in Ihren Alltag einbauen und etwa die Treppe statt den Aufzug benutzen.
- Stärken Sie Ihre Schulter gezielt: Eine kräftiger Schultergürtel stabilisiert das Schultergelenk und kann so Schulterbeschwerden effektiv vorbeugen. Lassen Sie sich von einem ausgebildeten Fitnesstrainer oder einem Physiotherapeuten Übungen zur Stärkung der Rotatorenmanschette zeigen.