Corona-Impfung: Empfehlungen & COVID-Impfstoffe im Überblick
Mittlerweile werden in Deutschland verschiedene Impfstoffe gegen das Coronavirus eingesetzt. Nach den Corona-Impfstoffen von BioNTech/Pfizer, Moderna und AstraZeneca reihte sich mit Johnson & Johnson ein weiterer Impfstoff in die Liste ein. Im Dezember 2021 folgte dann die Zulassung des Vakzins des Herstellers Novavax sowie 2023 die Zulassung einer Impfung von HIPRA Human Health, S.L.U. Für einige Impfstoffe wurde die Zulassung jedoch mittlerweile wieder zurückgenommen. Gar nicht so leicht, da den Überblick zu behalten. Welche Corona-Impfstoffe gibt es, wo liegen die Unterschiede und welche Nebenwirkungen können auftreten? Wir liefern einen Überblick über die verschiedenen Corona-Impfstoffe und über die aktuellen Empfehlungen zur Corona-Impfung.
Corona-Impfstoffe: So funktionieren sie
Derzeit sind in Deutschland nur noch zwei Arten von Corona-Impfstoffen zugelassen: mRNA-Impfstoffe und proteinbasierte Impfstoffe. Diese funktionieren folgendermaßen:
- mRNA-Impfstoffe: Die mRNA, auch "messenger RNA" genannt, transportiert die Information, die zum Aufbau bestimmter Proteine im Körper benötigt wird. Die mRNA-Impfstoffe enthalten Informationen bestimmter Virus-Proteine (bekannt als Spike-Proteine), die entscheidend für die Verbreitung der Viren im Körper sind. Der Körper baut diese (im Rahmen der Impfung harmlosen) Proteine nach und erhält so bereits eine Art "Vorschau" des Virus, damit er weiß, woran er dieses erkennen kann. Unser Immunsystem produziert nach dem Impfen Antikörper, die uns bei Kontakt mit dem Virus vor einer Infektion schützen. Die Impfstoff-mRNA wird nach wenigen Tagen im Körper abgebaut und beeinflusst unser Erbgut auch nicht nachhaltig.
- proteinbasierte Impfstoffe: Beim proteinbasierten Impfstoff wird das Spike-Protein als Teil des Coronavirus im Labor hergestellt und gemeinsam mit einer Substanz, welche die Immunreaktion verstärkt (Adjuvans), injiziert. Der Körper erhält hier also nicht den Bauplan des Spike-Proteins, sondern direkt das Protein gespritzt. Wie bei den anderen Impfstoffen auch kann sich so das Immunsystem damit vertraut machen, um das Virus im Falle einer späteren Infektion zu erkennen und zu bekämpfen.
In der Vergangenheit waren darüber hinaus noch zwei andere Arten von Corona-Impfungen im Einsatz:
- Vektor-Impfstoffe: Beim Vektor-Impfstoff stecken genetische Informationen zum Aufbau des Krankheitserregers SARS-CoV-2 in der Hülle eines harmlosen Virus (Vektor). Dieser Vektor ist für den Transport des Bauplans des Spike-Proteins verantwortlich. Das Spike-Protein ermöglicht dem Virus an die menschlichen Zellen anzudocken. Der Körper kann ähnlich wie bei den mRNA-Impfstoffen durch den Bauplan das Spike-Protein selbst nachbauen. Unser Körper erkennt dieses als fremd und bildet Antikörper und weitere Bestandteile der Immunabwehr (T-Zellen).
- Ganzvirus-Impfstoffe: Diese Vakzine enthalten vollständige Viren in abgetöteter Form. Dadurch können die Erreger dem Körper nicht mehr gefährlich werden. Der Körper erkennt die Viren trotzdem und produziert Antikörper. Damit eine ausreichende Wirksamkeit vorliegt, enthalten diese Impfstoffe meist Adjuvanzien, also Wirkverstärker.
Diese Anzeichen deuten auf COVID-19 hin!
Welche Corona-Impfstoffe gibt es aktuell?
Einige Corona-Impfstoffe werden heute noch für die Grundimmunisierung beziehungsweise häufig für Auffrischimpfungen (Booster-Impfungen) eingesetzt oder sind erst vor kürzerer Zeit zugelassen worden. Im Folgenden finden Sie einen Überblick über die derzeit verfügbaren Impfstoffe und deren Hersteller.
Comirnaty® und Spikevax®: Corona-Impfstoffe von BioNTech/Pfizer und Moderna
Der Impfstoff Comirnaty® von BioNTech/Pfizer wurde in Deutschland als Erstes zum Impfen gegen Corona zugelassen. Seit Dezember 2020 wird das Vakzin europaweit geimpft. Der Corona-Impfstoff ist für Personen ab fünf Jahren zugelassen. Die Wirksamkeit des mRNA-Impfstoffs belief sich in der Zulassungsstudie auf 95 Prozent.
Der Impfstoff Spikevax® von Moderna ist für Personen ab sechs Jahren zugelassen. Es handelt sich hierbei ebenfalls um einen mRNA-Impfstoff. Die Wirksamkeit des Vakzins beträgt 94,1 Prozent.
Nuvaxovid und Bimervax: proteinbasierte Impfstoffe
Der Corona-Impfstoff des amerikanischen Herstellers Novavax (Nuvaxovid®) ist ein proteinbasierter Impfstoff. Gemäß den Zulassungsstudien schützt das Vakzin zu etwa 90 Prozent vor symptomatischen Verläufen.
Bimervax® ist ebenfalls ein proteinbasierter Impfstoff. Hergestellt wird er durch das spanische Unternehmen HIPRA Human Health, S.L.U. Der Impfstoff ist als Auffrischimpfung zugelassen. Studien bescheinigen Booster-Impfungen mit Bimervax® eine besonders hohe Wirksamkeit gegen die Omikron-Variante des Coronavirus. Trotz Zulassung in der EU wird der Impfstoff von HIPRA Human Health in Deutschland bisher kaum eingesetzt.
Welche Corona-Impfstoffe sind nicht mehr verfügbar?
Einige Impfstoffe wurden in der Vergangenheit genutzt, haben aber mittlerweile in der Europäischen Union (EU) keine Zulassung mehr. Gesundheitliche Nebenwirkungen sind dafür jedoch nicht der Grund. In der Regel liegt dies stattdessen daran, dass die Hersteller kein Interesse mehr an der Produktion der Vakzine hatten, beispielsweise aus wirtschaftlichen Gründen. Die folgenden COVID-Impfstoffe werden mittlerweile in der EU nicht mehr eingesetzt.
JCOVDEN® (Johnson & Johnson)
Das Besondere am Impfstoff von Johnson & Johnson war zunächst, dass für einen vollständigen Schutz keine zweite Impfung notwendig war. Später galt aber aufgrund der besseren Schutzwirkung für einen vollständigen Impfschutz eine zweite Impfung mit einem mRNA-Vakzin nach mindestens vier Wochen als erforderlich. Das Vakzin war ebenso wie der Impfstoff von AstraZeneca ein Vektor-Impfstoff. Der Impfstoff wies in den Zulassungsstudien eine Wirksamkeit von 67 Prozent gegen mittelschwere bis schwere Verläufe sowie von 77 bis 85 Prozent gegen lebensgefährliche Verläufe auf. Das Vakzin erreichte nach 28 Tagen sein volles Potenzial.
Aufgrund von Thrombosefällen als sehr seltene Impfreaktionen besonders bei jüngeren Menschen wurde das Vakzin hierzulande vor allem für ältere Menschen eingesetzt. Nur nach individueller Rücksprache mit dem*der Hausarzt*Hausärztin wurden Personen unter 60 Jahren damit geimpft.
Im Juli 2024 beantragte Johnson & Johnson aus kommerziellen Gründen den Widerruf der Zulassung des Vakzins bei der Europäischen Kommission. Die Zulassung erlosch damit im August desselben Jahres.
Vaxzevria® (AstraZeneca)
Vaxzevria®, der Impfstoff von AstraZeneca, ist nicht mehr in der Europäischen Union (EU) zugelassen. Grund dafür ist laut Hersteller die mangelnde Nachfrage und nicht die möglichen Nebenwirkungen, die die Impfung in seltenen Fällen auslösen konnte.
Vaxzevria® war bereits seit dem Impfstart umstritten: Aufgrund mangelnder Studienergebnisse bei Personengruppen ab 65 Jahren wurde der Impfstoff zu Beginn nur jüngeren Personen empfohlen. Mit Auswertung der Studienergebnisse und guter Verträglichkeit in Großbritannien erhielt der Impfstoff dann auch für Personen ab 65 Jahren eine Empfehlung. Nach seltenen, aber schweren Nebenwirkungen (vor allem Hirnvenenthrombosen), die besonders bei jüngeren Personen auftraten, wurde der Impfstoff schließlich nur noch für Menschen über 60 Jahren empfohlen.
Die Wirksamkeit des Vektor-Impfstoffs lag bei 60 Prozent und er konnte vor schweren Verläufen von COVID-19 schützen. Das Vakzin wurde zweimal mit einem Abstand von vier bis zwölf Wochen (besser neun bis zwölf Wochen) geimpft. Die Zweitimpfung konnte für einen besseren Impfschutz nach mindestens vier Wochen auch mit einem mRNA-Impfstoff erfolgen. Man bezeichnet dies als Kreuzimpfung.
Valneva®
Bei dem gleichnamigen Impfstoff des französisch-österreichischen Herstellers Valneva handelte es sich um einen klassischen Totimpfstoff oder inaktivierten Ganzvirus-Impfstoff.
Das Vakzin enthielt abgetötete Coronaviren sowie zwei Adjuvantien und funktionierte damit am ehesten nach dem Prinzip altbekannter Impfstoffe. Verabreicht wurden zwei Dosen im Abstand von 28 Tagen. Die Wirksamkeit wurde in den Zulassungsstudien anhand des Antikörperspiegels bestimmt, die Vergleichsgruppe wurde dabei mit Vaxzevria® geimpft. Die Angaben zur Schutzwirkung ließen sich daher nicht mit denen der anderen Impfstoffe vergleichen.
Auch die Zulassung für Valneva wurde im Dezember 2023 widerrufen. Hintergrund war, dass sich das Unternehmen dazu entschlossen hatte, das Vakzin nicht mehr in der EU anzubieten. Bedenken bezüglich der Sicherheit des Impfstoffes bestanden nicht.
Impfstoffe im Vergleich
Die folgende Tabelle zeigt die verschiedenen derzeit in der Europäischen Union zugelassenen Corona-Impfstoffe im Vergleich. Die Wirksamkeit bezieht sich jeweils auf die Zulassungsstudien und kann bei Virusvarianten abweichen.
Impfstoff | Art | Wirksamkeit | Impfdosen: Anzahl & Abstand | Zulassung |
BioNTech/Pfizer (Comirnaty®) | mRNA-Impfstoff | 95 % | 2 (3-6 Wochen) | ½ bis 4 Jahre, 5 bis 11 Jahre und ab 12 Jahren* |
Moderna (Spikevax®) | mRNA-Impfstoff | 90 %**, 95 %*** | 2 (4-6 Wochen) | ab 6 Jahren |
HIPRA Human Health, S.L.U. (Bimervax®) | Proteinimpfstoff | keine Angabe | 1 (nur als Booster) | ab 16 Jahren |
Novavax (Nuvaxovid®) | Proteinimpfstoff | 90 % | 2 (21 Tage) | ab 12 Jahren |
*Anwendung in unterschiedlichen Dosierungen, je nach Alter ** bei leichten bis mittelschweren Verläufen *** bei lebensbedrohlichen Verläufen
Aktuelle Empfehlungen zur Corona-Impfung
Die Ständige Impfkommission (STIKO) hält für die gesamte Bevölkerung über 18 Jahren weiterhin das Erreichen einer sogenannten Basisimmunität für sinnvoll. Diese besteht, wenn das Immunsystem mindestens dreimal mit dem Coronavirus oder dessen Bestandteilen in Kontakt gekommen ist. Dies kann über eine Infektion oder eine Impfung geschehen. Im Idealfall sollten zumindest zwei der Kontakte durch eine Schutzimpfung erfolgen. Erfolgt die Grundimmunisierung über eine Impfung, sollte je nach Impfstoff zwischen den ersten beiden Dosen ein Abstand von drei beziehungsweise vier bis zwölf Wochen und zwischen der zweiten und dritten Dosis ein Abstand von etwa sechs Monaten eingehalten werden.
Frauen in der Schwangerschaft sollten erst ab dem zweiten Schwangerschaftsdrittel eine Impfung mit dem Impfstoff von BioNTech/Pfizer erhalten. Aufgrund des erhöhten Risikos für eine Herzmuskel- oder Herzbeutelentzündung wird Spikevax® für Schwangere nicht empfohlen. Auch von einer Anwendung von Nuvaxovid® und Bimervax® wird bei schwangeren Frauen abgeraten, da zu beiden Impfstoffen bisher wenige Daten zur Sicherheit in der Schwangerschaft vorliegen.
Für wen wird die jährliche Booster-Impfung empfohlen?
Über die Basisimmunität hinaus empfiehlt die STIKO bestimmten Personengruppen eine jährliche Auffrischung des Schutzes durch eine an aktuelle Virusvarianten angepasste Booster-Impfung, die idealerweise im Herbst erfolgen sollte.
Für folgende Personengruppen wird eine Auffrischimpfung empfohlen:
- Personen ab 60 Jahren
- Bewohner*innen von Alten- und Pflegeheimen sowie medizinischem Personal oder Pflegepersonal, welches in engem Kontakt mit Patient*innen oder Bewohner*innen steht.
- Menschen mit Behinderung mit einem erhöhten Risiko für einen schweren Krankheitsverlauf, die in Einrichtungen der Eingliederung (wie Werkstätten oder Wohnheimen) leben oder arbeiten.
- Menschen mit einer geschwächten Immunabwehr und mit bestimmten Grunderkrankungen, die einen schweren Krankheitsverlauf begünstigen (zum Beispiel Diabetes mellitus, COPD oder chronische Nierenerkrankungen).
Sollten Sie unsicher sein, ob Sie eine Booster-Impfung benötigen, holen Sie sich ärztlichen Rat.
Nebenwirkungen der Corona-Impfstoffe
Diese häufigen Nebenwirkungen können bei allen Impfstoffen auftreten:
- Schmerzen, Rötungen und Druck an der Einstichstelle
- Abgeschlagenheit und Müdigkeit
- Fieber und grippeartige Beschwerden
- Kopfschmerzen und Gliederschmerzen
- Gelenk- und Muskelschmerzen
- Frösteln, Unwohlsein und Übelkeit
In der Regel halten diese Beschwerden jedoch maximal ein paar Tage an. Schwere oder gefährliche Nebenwirkungen gelten bei allen zugelassenen Impfstoffen als extrem selten.
Corona-Impfung: Folgen für das Herz?
Aufgrund des erhöhten Risikos für Entzündungen des Herzbeutels (Perikarditis) beziehungsweise Herzmuskels (Myokarditis) bei jüngeren Personen empfiehlt die Ständige Impfkommission den Einsatz von Spikevax® nur für Menschen über 30 Jahren. Beim mRNA-Impfstoff von BioNTech/Pfizer ist das Risiko für eine solche Komplikation geringer, aber nicht ausgeschlossen. Dies gilt auch für den Impfstoff von Novavax.
Auch wenn das Risiko für eine solche Komplikation nicht hoch ist, sollten vor allem jüngere Menschen deshalb in einem Zeitraum von zwei Wochen nach erfolgter Impfung auf diese Symptome achten:
FAQ: Wichtige Fragen zu Corona-Impfstoffen und zur Impfung
Derzeit produzieren die Unternehmen BioNTech/Pfizer, Moderna, Novavax und HIPRA Human Health, S.L.U. Impfstoffe, die in der Europäischen Union verwendet werden. Daneben gibt es weltweit noch Vakzine weiterer Hersteller, wie CoronaVac der chinesischen Firma Sinovac Biotech.
Die derzeit in der EU zugelassenen Impfstoffe heißen Comirnaty®, Spikevax®, Nuvaxovid® und Bimervax®. Je nachdem, ob die Vakzine an Subtypen des Coronavirus angepasst wurden, haben sie noch Namenszusätze wie "Comirnaty Original/Omicron BA.4-5".
Neben Hausarztpraxen und Betriebsärzt*innen bieten auch viele Apotheken seit 2022 Impfungen mit den zugelassenen Vakzinen an.
Sofern eine entsprechende Empfehlung der STIKO vorliegt (beispielsweise für die Basisimmunisierung oder wenn man über 60 Jahre alt ist), werden die Kosten für die Impfung durch die Krankenkassen übernommen. Liegt keine Empfehlung vor, müssen die Kosten selbst getragen werden.