Faktoren, die den Blutzucker beeinflussen: Lebensmittel, Gewicht, Sport
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Was beeinflusst den Blutzuckerspiegel?

Von: Gesundheit-Redaktion, Jasmin Rauch (Medizinredakteurin), Marina Bierbrauer (Medizinredakteurin)
Letzte Aktualisierung: 25.10.2024

Ernährung, körperliche Aktivität, Alkohol oder Medikamente – viele Faktoren beeinflussen den Blutzuckerspiegel. Die Selbstkontrolle hilft Menschen mit Diabetes mellitus, mit diesen alltäglichen Aspekten besser umgehen zu können und gibt außerdem Sicherheit. Um den Blutzuckerwert im Normbereich zu halten, sollten deshalb alle Diabetiker*innen, die Insulin spritzen oder orale Antidiabetika einnehmen, regelmäßig ihre Werte messen. Im Folgenden erhalten Sie einen Überblick darüber, was den Blutzucker senken und erhöhen kann.

Was erhöht den Blutzucker?

Es gibt viele Faktoren, die einen erhöhten Blutzuckerwert verursachen können. Diese zu kennen, ist für Menschen mit Diabetes mellitus wichtig, um eine Überzuckerung (Hyperglykämie) zu vermeiden. Hier finden Sie sechs wichtige Aspekte, die den Wert potenziell maßgeblich erhöhen können.

1. Blutzucker und Ernährung

Alle Lebensmittel, die Kohlenhydrate enthalten, erhöhen den Blutzucker. Je nachdem, wie schnell die Kohlenhydrate abgebaut werden, steigt der Wert entsprechend schnell oder langsam. Traubenzucker beispielsweise lässt ihn sehr schnell ansteigen, bei Vollkornbrot dauert dies dagegen sehr viel länger.

Für Personen mit Diabetes mellitus sind Kohlenhydrate geeignet, die den Zuckerspiegel möglichst langsam ansteigen lassen. Diese stecken zum Beispiel in Hülsenfrüchten, Haferflocken und generell Produkten aus Vollkorn. Allerdings gibt es bezüglich dieser Ernährungsempfehlung eine Ausnahme: Bei einer Unterzuckerung müssen schnell wirksame Kohlenhydrate gegeben werden. Dazu eignet sich Traubenzucker.

2. Krankheiten, die den Blutzucker erhöhen

Krankheiten, insbesondere Infektionen wie bei einer Grippe oder Erkältungen, lassen den Blutzucker steigen, auch wenn man sich ansonsten genauso verhält und ernährt wie gewohnt. Vor allem bei fieberhaften Infekten kann der Blutzuckerspiegel in nicht unerheblichem Maße ansteigen. Dies liegt daran, dass der Körper zur Bekämpfung der Infektion vermehrt das Hormon Adrenalin ausschüttet. Das Adrenalin regt jedoch auch die Leber an, mehr Glukose, also Zucker, zu produzieren.

Leidet man also an einer akuten Erkrankung, sollte man seinen Blutzucker häufiger messen. Es kann auch notwendig sein, die Medikamentendosierung vorübergehend zu erhöhen. Zusätzlich kann ein Ketonkörper-Test mit Urin Aufschluss geben. Ketone werden beim Fettsäureabbau in der Leber gebildet. Bei Insulinmangel werden verstärkt Ketone produziert, die dann über den Urin ausgeschieden werden.

3. Medikamente können den Blutzucker erhöhen

Bestimmte Arzneimittel können einen hohen Blutzuckerspiegel verursachen. Dazu gehören zum Beispiel einige Diuretika (entwässernde Mittel), Kortison, Betablocker und Antipsychotika. Außerdem können sich Wirkstoffe unter Umständen gegenseitig beeinflussen. Wenn Sie Medikamente einnehmen müssen, erkundigen Sie sich in Ihrer Arztpraxis oder in der Apotheke, ob diese den Blutzuckerwert erhöhen können. Lassen Sie sich ebenso zu möglichen Wechselwirkungen beraten, falls Sie auf mehrere Medikamente gleichzeitig angewiesen sind.

4. Stress und Blutzuckerspiegel

Hektik und Stress lassen die Blutzuckerwerte leicht nach oben schnellen. In stressigen Situationen schüttet der Körper die Hormone Adrenalin und Cortisol in größeren Mengen aus. Diese Stoffe erhöhen den Blutzuckerwert. Deshalb sollten Diabetiker*innen in Zeiten, in denen sie viel Stress haben, besonders auf ihre Werte achten.

5. Menstruation und Blutzuckerwert

Bei einigen Frauen kann sich der Blutzuckerwert im Laufe des Zyklus immer wieder verändern. Dies liegt an den unterschiedlichen Konzentrationen verschiedener Hormone während des weiblichen Zyklus. Am häufigsten ist zu beobachten, dass der Wert kurz vor Einsetzen der Periode steigt. Ursächlich dafür sind die hohen Progesteron- und Östrogenspiegel zu diesem Zeitpunkt. Diese sinken wieder, nachdem die Monatsblutung eingesetzt hat – und damit auch der Blutzucker.

6. Dawn-Phänomen

Dawn ist die englische Bezeichnung für Dämmerung. Das Dawn-Phänomen bezeichnet den plötzlichen Anstieg des Blutzuckers am frühen Morgen. Durch die vermehrte Ausschüttung von Hormonen wie Glukagon, Somatotropin und Cortisol in den Morgenstunden werden Zuckerreserven aus der Leber freigesetzt. Die Zellen sprechen weniger auf Insulin an und der Blutzuckerspiegel steigt.

Was senkt den Blutzucker?

Ebenso wie bestimmte Faktoren den Blutzuckerwert erhöhen können, gibt es auch solche, die ihn senken können. Sechs wichtige davon stellen wir Ihnen im Folgenden vor. Menschen mit Diabetes mellitus müssen hier besondere Vorsicht walten lassen, da eine Unterzuckerung (Hypoglykämie) eine häufige Komplikation dieser Erkrankung darstellt. Betroffen sind vorwiegend Menschen mit Typ 1 Diabetes sowie bei Typ 2 diejenigen, die Insulin spritzen oder blutzuckersenkende Medikamente einnehmen.

1. Blutzucker und Sport

Körperliche Aktivität senkt den Zuckerspiegel im Blut zum Teil erheblich, da dadurch weniger Insulin benötigt wird, um Glukose in die Zellen zu transportieren. Vor dem Sport sollten von Diabetes Typ 1 Betroffene deshalb ein bis zwei Kohlenhydrateinheiten zu sich nehmen oder gegebenenfalls zuvor ihre Medikamentendosis reduzieren sowie regelmäßig den Blutzuckerwert kontrollieren. Auch Stunden nach dem Sport kann dieser noch niedrig sein.

Für alle Typen gilt: Im Zweifelsfall sollte das richtige Verhalten beim Sport zuerst ärztlich besprochen werden. Grundsätzlich ist Sport bei Diabetes sogar empfohlen, da körperliche Aktivität sich positiv auf die Erkrankung auswirkt.

Zu beachten ist auch, dass die Einwirkung von Wärme, zum Beispiel ein heißes Bad oder eine Massage direkt nach einer Insulininjektion, die Aufnahme des Insulins beschleunigt.

2. Blutzucker und Alkohol

Alkohol verändert den Stoffwechsel in der Leber. Der Blutzuckerwert kann dann rasch absinken, da der Körper erst einmal das "Gift" Alkohol abbauen muss. Deshalb sollte man bei Diabetes mellitus so wenig Alkohol wie möglich trinken. Mehr als zwei Gläser Wein oder Bier sollten es nicht sein – wenn überhaupt. Um einer nächtlichen Unterzuckerung nach dem Konsum von Alkohol vorzubeugen, empfiehlt es sich, währenddessen und/oder kurz vor dem Schlafengehen noch eine kleine Mahlzeit mit Kohlenhydraten zu essen.

Übrigens: Auch alkoholfreies Bier stellt nicht immer die bessere Alternative dar. Je nach Produktionsverfahren enthält das Bier einen hohen Anteil an Malzzucker. Werfen Sie deshalb zur Sicherheit einen Blick auf die Nährwertangaben.

3. Arzneimittel können die Blutzuckerwerte senken

Unterzuckerungen können auch durch Medikamente verursacht werden. Zum Beispiel kann es zu Wechselwirkungen mit einigen Antibiotika und Diabetes-Medikamenten kommen. Welche Arzneimittel zu einer Senkung des Blutzuckerspiegels führen können, besprechen Sie am besten mit Ihrem*Ihrer behandelnden Arzt*Ärztin oder in der Apotheke.

4. Krankheiten können den Blutzucker senken

Ebenso wie Infekte den Blutzucker steigen lassen können, ist auch dessen Senkung möglich. Das ist besonders bei Magen-Darm-Erkrankungen mit Erbrechen und Durchfall der Fall. Durch die Beschwerden gehen aufgenommene Kohlenhydrate, Flüssigkeit und Elektrolyte verloren, als Folge kommt es zu einem Blutzuckerabfall. Zusätzlich wird häufig weniger Nahrung aufgenommen. Die gleichzeitige Einnahme von blutzuckersenkenden Medikamenten erhöht die Gefahr von zu wenig Zucker im Blut zusätzlich.

5. Blutzucker und Diät

Diabetes mellitus Typ 2 wird unter anderem durch ein erhöhtes Körpergewicht begünstigt. Um einen positiven Einfluss auf die Erkrankung zu nehmen, ist es deshalb hilfreich, das Gewicht zu reduzieren. Durch das Abnehmen sinken auch die Blutzuckerwerte. Deshalb sollte man während einer Diät verstärkt den Blutzuckerspiegel kontrollieren. Zudem kann durch eine Ernährungsumstellung und ein niedrigeres Körpergewicht eine Reduzierung der Medikamentendosis möglich beziehungsweise notwendig sein.

Besprechen Sie eine Diät und eine Ernährungsumstellung am besten immer zuerst mit einem*einer Diabetesberater*in oder in Ihrer zuständigen Arztpraxis. Radikale Diäten, insbesondere ohne fachliche Rücksprache, sind nicht empfohlen.

6. Insulin und Blutzucker

Insulin transportiert Glukose in die Zellen und senkt den Blutzucker. Insbesondere insulinpflichtige Diabetiker*innen sollten deshalb über die Gefahren einer Unterzuckerung Bescheid wissen, um sich entsprechend zu verhalten.

Gründe für Unterzuckerung können sein:

  • vergessene Mahlzeiten
  • eine zu hohe Dosis gespritztes Insulin
  • ungewohnt viel Bewegung
  • Alkohol
  • blutzuckersenkende Arzneimittel
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