Hämatom an Kopf, Gebärmutter, Auge & Co.
Ein Hämatom – auch als Bluterguss oder blauer Fleck bezeichnet – entsteht, wenn Blut aus verletzten Gefäßen ins Körpergewebe austritt. Diese Blutansammlung kann sich durch dunkelblau-lila bis grünlich-gelbe Färbungen und Schmerzen bemerkbar machen. Hämatome können an verschiedenen Stellen auftreten: etwa am oder im Auge, Knie, Kopf oder während der Schwangerschaft in der Gebärmutter. Blutergüsse im Kopf können äußerst gefährlich werden und müssen ab einer bestimmten Größe operativ entfernt werden. Harmlose Formen können Sie dagegen selbst behandeln. Mehr zum Thema erfahren Sie in diesem Artikel.
Ursachen von Hämatomen
Hämatome entstehen meist durch äußere Gewalteinwirkungen, etwa durch einen Sturz, einen Stoß oder einen Schlag. Ein Bluterguss kann beispielsweise beim Sport oder aber durch eine Verletzung im Alltag auftreten. Daneben kann ein Hämatom auch die Folge einer Blutabnahme oder einer Operation sein. Die Einnahme von Medikamenten mit blutverdünnenden Wirkstoffen wie Acetylsalicylsäure kann das Risiko für die Entstehung eines Blutergusses erhöhen.
Besonders anfällig sind Personen, die an der Bluterkrankheit (Hämophilie) leiden. Bei ihnen kann es dadurch, dass die Blutgerinnung gestört ist, bereits durch kleinste Auslöser zu großflächigen Blutansammlungen kommen. Auch mit zunehmendem Alter treten häufiger Blutergüsse auf, da die Gefäßwände der Kapillaren dünner werden und die Gefäße somit schneller reißen können. Hinzu kommt, dass im Alter die Haut dünner wird und unsere Gefäße somit schlechter vor Verletzungen schützen kann.
Treten bei Ihnen Hämatome auf, für die es keinen offensichtlichen Grund gibt, sollten Sie umgehend ärztlichen Rat suchen, um eine ernsthafte Ursache auszuschließen. Mehr zum Thema lesen Sie in unserem Artikel zu blauen Flecken ohne Grund.
Typische Symptome eines Blutergusses
Je nach Schweregrad der Verletzung können Hämatome unterschiedlich stark schmerzen und anschwellen. Typisch für Blutansammlungen, die direkt unter der Haut liegen, ist der dunkelrot-blaue Farbton, den sie nach einiger Zeit annehmen. Wie schnell sich die Symptome bemerkbar machen, hängt immer von der Lage und der Größe des Blutergusses ab.
Liegt die Einblutung tief im Gewebe, sind die äußerlichen Symptome meist nur schwach ausgeprägt. Eine Schwellung sowie eine Verfärbung der Haut treten dann nur selten auf. Kommt es zu einer Verfärbung, bildet sich diese in der Regel erst nach einigen Tagen aus. Schmerzhaft kann die Blutansammlung aber trotzdem sein, da es die umliegenden Gewebsschichten zusammendrückt. Durch die Ausbreitung des Hämatoms kann es zu Funktionsstörungen von Muskeln oder Gelenken kommen.
Hämatom im Kopf
Hämatome an sich sind meist harmlos, liegt der Bluterguss jedoch im Kopf, kann er gefährlich werden. Kleine Blutansammlungen im Kopf bleiben meist unbemerkt und heilen von selbst wieder ab. Größere Blutergüsse können jedoch Druck auf das Gehirn ausüben und dadurch Schmerzen verursachen. Generell sollte nach einer Kopfverletzung schnell ärztlicher Rat gesucht werden (beispielsweise auch, wenn sich nach einem Sturz ein Hämatom am Kopf gebildet hat), um Blutergüsse im Gehirn ausschließen zu können. Denn unbehandelt kann eine solche Blutung schwerwiegende Spätfolgen nach sich ziehen und sogar zum Tod führen.
Bei Blutungen im Kopf werden verschiedene Typen unterschieden:
- Epidurales Hämatom
- Subdurales Hämatom
- Subarachnoidalblutung
- Intrazerebrales Hämatom
Epiduralhämatom
Bei einem Epiduralhämatom (EDH) liegt ein Hämatom im Kopf zwischen Schädelknochen und äußerer Hirnhaut vor. Ursache ist häufig ein Schädeltrauma, beispielsweise durch einen Sturz oder Unfall, das mit einer Arterienverletzung einhergeht. Ein Epiduralhämatom ist sehr gefährlich, etwa 20 bis 30 Prozent aller Betroffenen überleben den Vorfall nicht. Um den Druck durch den Bluterguss auf das Gehirn zu mindern, muss ein epidurales Hämatom ab einer bestimmten Größe schnellstmöglich chirurgisch entfernt werden.
Subdurales Hämatom
Ein Subduralhämatom (SDH) liegt näher am Gehirn als ein Epiduralhämatom, denn es befindet sich zwischen der äußeren Hirnhaut (Dura mater) und der Spinnwebenhaut (Arachnoidea). Es entsteht, wenn es zu Verletzungen an den sogenannten Brückenvenen kommt – bei älteren Menschen ist eine solche Verletzung auch ohne äußere Gewalteinwirkung möglich. Größere Subduralhämatome müssen ebenfalls operativ entfernt werden. Bei rechtzeitiger Behandlung treten oftmals keine Folgeschäden auf. Je nach Größe und Ausmaß der Verletzung liegt aber auch hier die Sterblichkeit bei 30 bis 80 Prozent.
Subarachnoidalblutung
Tritt ein Hämatom zwischen der weichen Hirnhaut, die das Gehirn direkt umgibt, und der darüber liegenden Spinnengewebshaut auf, wird dies als Subarachnoidalblutung bezeichnet. Auslöser einer solchen Verletzung, die sich durch heftige Kopfschmerzen, Nackensteifheit sowie Übelkeit und Erbrechen bemerkbar macht, ist meist ein geplatztes Hirnaneurysma.
In einem solchen Fall muss die betroffene Person umgehend operiert werden. Bei einer Subarachnoidalblutung sterben rund 50 Prozent der Betroffenen innerhalb des ersten Monates nach der Blutung. Bei den übrigen kommt es häufig zu Spätfolgen wie Koordinationsstörungen oder einer Einschränkung der geistigen Leistungsfähigkeit.
Intrazerebrales Hämatom
Bildet sich direkt im Gehirngewebe ein Bluterguss, spricht man von einem intrazerebralen Hämatom. Dann treten Symptome wie Lähmungserscheinungen, Sprach- und Sehstörungen sowie Übelkeit und Erbrechen auf. Je nach Größe der Blutung besteht akute Lebensgefahr. Auch durch eine Operation ist das Leben der betroffenen Person bei einer solchen Verletzung nicht immer zu retten.
Bluterguss am Auge
Bei einem Bluterguss am Auge muss zwischen einem retrobulbären Hämatom, einer Bindehauteinblutung und dem sogenannten Veilchen unterschieden werden.
Retrobulbäres Hämatom
Ein retrobulbäres Hämatom entsteht durch eine arterielle Blutung hinter dem Auge, welche durch eine Operation oder eine Gesichtsverletzung ausgelöst wird. Ein Retrobulbärhämatom kann die Funktion des Auges erheblich stören. Im schlimmsten Fall kann ein solcher Bluterguss unbehandelt zur Erblindung führen. Deswegen ist in manchen solcher Fälle eine Operation unumgänglich.
Bindehauteinblutung
Tritt eine Blutung direkt im Auge auf, handelt es sich dabei meist um eine Bindehauteinblutung (Hyposphagma), die durch ein geplatztes Äderchen hervorgerufen wird. Dies kann beispielsweise aufgrund körperlicher Anstrengung, starkem Husten, durch Augenreiben oder Kontaktlinsen geschehen. In der Folge läuft Blut in den Raum zwischen Binde- und Lederhaut. Generell verschwindet ein solches Hämatom im Auge von selbst wieder – bereitet Ihnen der blaue Fleck Beschwerden, sollten Sie ärztlichen Rat suchen.
Veilchen
Unter einem Veilchen am Auge ist eine Blutung im Lidbereich zu verstehen. Durch den Bluteinstrom schwillt das Gewebe um das Auge herum an und nimmt eine rotbläuliche Farbe an. Meist entsteht ein blaues Auge als Folge eines Schlages oder eines Stoßes auf das Auge. Ein Veilchen am Auge sollte sorgfältig gekühlt werden, dann verschwindet es in der Regel innerhalb von wenigen Tagen von selbst wieder.
Treten neben der Schwellung weitere Beschwerden am Auge auf, sollten Sie sicherheitshalber ärztlichen Rat suchen. Denn das sogenannte Brillenhämatom, bei dem ein Auge oder beide Augen von einem ringförmigen Bluterguss umgeben sind, kann auf einen Schädelbasisbruch hindeuten. Kommt es außerdem zu Bewusstlosigkeit, Bewusstseinsstörungen oder blutigem Ausfluss aus Nase, Mund oder Ohren, sollte sofort der Notruf verständigt werden.
Hämatom in der Gebärmutter – meist in der Schwangerschaft
Ein Bluterguss in der Gebärmutter tritt besonders häufig in den ersten Wochen der Schwangerschaft auf. Abhängig von der Lage und der Größe kann er entweder harmlos oder aber bedenklich für die Schwangerschaft sein. Häufig entsteht das Hämatom durch das Einnisten des Embryos in der Gebärmutter. Daneben kann der Bluterguss aber auch durch das unterschiedlich schnelle Wachstum von Gebärmutter und Gebärmutterschleimhaut verursacht werden. Risikofaktoren für die Bildung des Blutergusses sind unter anderem eine künstliche Befruchtung, Anomalien der Gebärmutter oder Bluthochdruck.
Typische Symptome für ein Hämatom in der Gebärmutter sind Unterleibsschmerzen sowie Blutungen. Während der Schwangerschaft sollten Sie bei solchen Symptomen unbedingt eine*n Ärztin*Arzt aufsuchen oder sich im Krankenhaus untersuchen lassen. Hier kann festgestellt werden, ob die Ursache der Beschwerden tatsächlich ein Hämatom in der Gebärmutter ist.
Außerdem wird Ihnen für Ihren speziellen Fall mitgeteilt, welches Verhalten bei einem Hämatom in der Gebärmutter angebracht ist. Meist wird der schwangeren Patientin Bettruhe verordnet. Häufig wird zusätzlich Magnesium, das die Muskulatur entspannt, und Progesteron, das die Resorption des Blutergusses in der Gebärmutter fördert, verabreicht. In den meisten Fällen verschwindet der Bluterguss mit der Zeit von selbst wieder. Gerade in der Frühphase der Schwangerschaft kann ein Hämatom in der Gebärmutter aber auch eine Fehlgeburt auslösen.
Bluterguss am Knie
Ein Sturz beim Sport und schon ist es passiert: Am nächsten Morgen ist das Knie geschwollen, es schmerzt und es hat sich ein großer Bluterguss gebildet. Zum Glück heilt dieser in der Regel nach einigen Tagen von selbst wieder ab – durch Kühlen und Hochlagern der betroffenen Stelle kann der Heilungsverlauf begünstigt werden.
Treten im Knie häufiger blutige Ergüsse auf, kann dadurch langfristig das Risiko für eine Gelenkarthrose ansteigen. Schmerzt das Hämatom stark oder verschwinden die Beschwerden nach zwei Wochen nicht von selbst wieder, sollten Sie ärztlichen Rat suchen.
Hämatom nach OP
Während einer Operation kommt es verstärkt zu Blutungen, deswegen treten danach oft Blutergüsse auf. Um eine zu starke Ausbildung von Hämatomen zu vermeiden, werden während OPs häufig Drainage-Schläuche in die Wunde gelegt, die das Blut, welches durch die Nachblutungen entsteht, abtransportieren.
Generell lässt sich trotz Drainage die Entstehung von Hämatomen nach einer OP meist nicht verhindern. In der Regel heilt ein solcher Bluterguss aber nach zwei bis drei Wochen von selbst wieder ab. Ist dies nicht der Fall oder stellen Sie eine starke Schwellung fest, sollten Sie sich ärztlich beraten lassen.
Einen Bluterguss behandeln
Haben Sie sich gestoßen oder sind Sie gestürzt, sollten Sie die Stelle möglichst sofort kühlen. Dadurch wird nicht nur der Schmerz gelindert, sondern es tritt auch weniger Blut ins Gewebe aus, da sich die Blutgefäße durch die Kälte zusammenziehen. Somit kann verhindert werden, dass sich der Bluterguss zu stark ausbreitet. Lagern Sie die betroffene Stelle außerdem hoch – auch dadurch wird der Blutfluss in das verletzte Gewebe verringert.
Pflanzliche Hilfsmittel wie Salben mit Arnika oder Ringelblumen sollen die Heilung des Blutergusses beschleunigen. Auch Heparin-Salben wird dieser Effekt zugeschrieben. Da Heparin die Haut nicht in ausreichendem Maß die Haut durchdringen kann, gilt die Wirksamkeit dieser Salben als umstritten – auch der Nutzen von Arnika ist gilt als nicht belegt.
Kleinere Blutergüsse lassen sich auch gut mit Hausmitteln behandeln. Die folgenden Mittel werden in der Volksmedizin genutzt:
- Nehmen Sie ein warmes Bad und geben Sie drei Esslöffel Arnikaessenz ins Badewasser.
- Umwickeln Sie die betroffene Stelle mit einem mit essigsaurer Tonerde getränkten Tuch.
- Reiben Sie den Bluterguss mit Franzbranntwein ein.
- Geben Sie 250 Gramm Magerquark auf ein Tuch und wickeln Sie dieses um die schmerzende Stelle.
- Kochen Sie ein Kilo Kartoffeln weich und zerdrücken Sie diese anschließend zu einem Brei. Geben Sie den Brei auf ein Leintuch und legen Sie dieses auf den Bluterguss.
Abhängig vom Schweregrad der Verletzung dauert es in der Regel ein bis drei Wochen, bis der Bluterguss vollständig abgeheilt ist.
Hämatom – wann zum Arzt?
Ist das Hämatom sehr groß oder liegt es in unmittelbarer Nähe eines Gelenkes, kann eine operative Entfernung oder das Legen einer Drainage nötig werden. Ebenso ist ein operativer Eingriff unumgänglich, wenn ein Bluterguss Druck auf benachbarte Strukturen ausübt, wie es beim sogenannten Kompartmentsyndrom der Fall ist. Erfolgt dann keine Behandlung, kann es durch die verminderte Durchblutung zu einem Absterben des Gewebes kommen.
Auch wenn der Verdacht besteht, dass sich ein Hämatom im Kopf gebildet hat (beispielsweise nach einem Sturz auf den Kopf oder einem Unfall, bei dem der Kopf verletzt wurde), sollte immer ärztlicher Rat gesucht werden, insbesondere bei Symptomen wie starken Kopfschmerzen, Erbrechen, Schwindel oder Sehstörungen.
Sehr große Hämatome sowie solche, die sich schnell ausbreiten, sollten in jedem Fall medizinisch untersucht werden. Dann ist es nämlich möglich, dass ein größeres Blutgefäß beschädigt ist. Wird eine solche Verletzung nicht rechtzeitig behandelt, kann es durch den hohen Blutverlust zu lebensbedrohlichen Schockzuständen kommen. Durch eine Ultraschalluntersuchung oder eventuell durch eine Computertomografie können die Lage und die Größe des Hämatoms gut bestimmt werden.
Daneben ist ein Arztbesuch auch ratsam, wenn ein Hämatom mit sehr starken oder bleibenden Schmerzen einhergeht. Dann sollten weitere Verletzungen wie eine Fraktur, eine Prellung oder eine Infektion ausgeschlossen werden. Um eine Verletzung am Knochen auszuschließen, wird in der Regel eine Röntgenuntersuchung durchgeführt.