Rötelmaus als Überträger des Hantavirus
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Hantavirus: Symptome, Inkubationszeit und Behandlung

Von: Marina Bierbrauer (Medizinredakteurin)
Letzte Aktualisierung: 12.03.2025

Bei der Hantavirus-Infektion handelt es sich um eine meldepflichtige Erkrankung, die in Deutschland und Mitteleuropa meistens durch Rötelmäuse übertragen wird. Neben grippeähnlichen Symptomen können auch schwerwiegende, die Lunge oder die Nieren betreffende Komplikationen auftreten. Informieren Sie sich hier über die Ansteckung mit Hantaviren, mögliche Symptome, die Behandlung sowie darüber, wie Sie einer Infektion vorbeugen können.

Was sind Hantaviren?

Hantaviren gehören zur Familie der Hantaviridae innerhalb der Ordnung Bunyavirales. Alle bisher davon bekannten Virustypen, die beim Menschen Krankheiten auslösen können, werden der Gattung Orthohantavirus zugeordnet. Typischerweise sind die Erreger eng an bestimmte Nagetierarten als natürliche Wirte gebunden, die selbst nicht erkranken.

Vom Hantavirus gibt es viele Subtypen, von denen diese am verbreitetsten sind:

  • Hantaanvirus (HTNV)
  • Puumalavirus (PUUV)
  • Dobrava-Belgrad-Virus (DOBV)
  • Seoulvirus (SEOV)
  • Sin-Nombre-Virus (SNV)
  • Andesvirus (ANDV)

Der Name "Hantavirus" geht auf den koreanischen Fluss Hantan-gang zurück. Während des Koreakrieges in den frühen 1950er Jahren erkrankten mehrere Tausend Soldaten an einer schweren Form des hämorrhagischen Fiebers. Hämorrhagisch bedeutet zu Blutungen führend. Erst später konnte das verantwortliche Virus identifiziert werden.

Verbreitung und Vorkommen des Hantavirus

Die Krankheitserreger kommen weltweit vor. Jedoch sind die Virusvarianten unterschiedlich verbreitet. In Nord-, West- und Mitteleuropa und damit auch in Deutschland kommt fast ausschließlich das Puumalavirus vor. Zudem macht im Norden und Osten Deutschlands ein kleiner Teil der Infektionen das Dobrava-Belgrad-Virus aus. In Nordamerika ist das Sin-Nombre-Virus vorherrschend, in Südamerika das Andesvirus sowie im asiatischen Raum das Hantaanvirus.

Neben der Rötelmaus ist seltener die Brandmaus hierzulande ein Wirtstier für die Viren. Die jährlichen Infektionszahlen sind schwankend. In den Jahren 2008 bis 2022 lagen sie in Deutschland zwischen 143 (2022) und 2.825 (2012). Bestimmte Regionen sind für gewöhnlich stärker betroffen. Dazu gehören unter anderem der Bayerische Wald, das westliche Thüringen, die schwäbische Alb, der Spessart und Nordost-Hessen.

Wissenswertes zum Hantavirus

Ansteckung und Inkubationszeit bei einer Hantavirus-Infektion

Ein gehäuftes Auftreten von Hantavirus-Infektionen steht meist in Zusammenhang mit einer starken Vermehrung von Nagern. Die Viren werden von infizierten Mäusen über Speichel, Urin und Kot ausgeschieden und bleiben dann noch mehrere Tage bis zu zwei Wochen ansteckend.

Um sich zu infizieren, ist kein direkter Kontakt mit diesen Ausscheidungen nötig. Wenn zum Beispiel beim Fegen erregerhaltiger Staub aufgewirbelt wird, kann dieser in die Atemwege gelangen und eine Infektion auslösen. Das Gleiche kann passieren, wenn man Holz einsammelt oder spaltet oder Schuppen, Garagen und Kellerräume reinigt. Ebenso ist eine Ansteckung über Tierbisse oder verunreinigte Lebensmittel, mit denen Nager oder ihre Ausscheidungen in Kontakt gekommen sind, möglich. Eine Übertragung von Mensch zu Mensch oder über Haustiere und Insekten ist (außer bei einer in Südamerika bekannten Variante) nicht möglich.

Als besonders gefährdet gelten Personen, die sich viel im Freien aufhalten, etwa bei der Gartenarbeit oder beim Zelten, sowie Menschen, die in der Forstwirtschaft oder im Bauwesen arbeiten. Vorsicht ist ebenfalls geboten bei der Reinigung von Gebäuden, die längere Zeit leer standen und/oder die stark verstaubt sind.

Die Inkubationszeit, also die Zeit von der Ansteckung bis zum Auftreten der ersten Symptome, liegt beim Hantavirus für gewöhnlich bei zwei bis vier Wochen. In seltenen Fällen kann sie aber auch deutlich kürzer oder länger sein und nur bei fünf oder bis zu 60 Tagen liegen.

Welche Symptome löst das Hantavirus aus?

Ein Großteil der mit Hantaviren infizierten Personen entwickelt keine oder nur leichte Symptome. Deshalb geht man davon aus, dass die Erkrankung häufig unerkannt bleibt und es eine hohe Dunkelziffer an Infektionen gibt.

Treten Beschwerden auf, ist das Krankheitsbild häufig ähnlich einer Grippe (Influenza). Diese Symptome sind typisch:

Bleibt es bei diesem unkomplizierten Verlauf, heilt die Erkrankung nach ein bis zwei Wochen ohne Langzeitfolgen aus. Als einzige Langzeitfolge ist bei einigen Erkrankten eine länger anhaltende Hämaturie (Blut im Urin) bekannt. Betroffene sollten dann engmaschig kontrolliert werden. Nach einer überstandenen Infektion geht man davon aus, dass Betroffene eine lebenslange Immunität gegenüber dem auslösenden Virustyp aufweisen.

Schwere Verläufe durch Hanta möglich

Schwerwiegende Verläufe und Komplikationen durch das Hantavirus sind glücklicherweise selten. Welche Symptome dabei auftreten, hängt von dem auslösenden Virustyp ab:

  • hämorrhagisches Fieber mit renalem Syndrom (HFRS) bei europäischen und asiatischen Stämmen
  • Hantavirus-induziertes (kardio-)pulmonales Syndrom (HPS oder HCPS) bei amerikanischen Stämmen

Hämorrhagisches Fieber mit renalem Syndrom (HFRS)

Bei dieser Form stehen akute, vorübergehende Nierenfunktionsstörungen bis hin zu Nierenversagen im Vordergrund. Erste Anzeichen können ein plötzlicher, starker Blutdruckabfall sowie Einblutungen in den Augen, seltener an Schleimhäuten und der Haut, sein. Typisch sind auch die Ausscheidung von Blut und Eiweiß (Protein) mit dem Urin sowie eine verringerte Anzahl an Thrombozyten (Blutplättchen).

Während die Letalität (Sterblichkeit) bei einer nicht schwerwiegend verlaufenenden Infektion mit dem europäischen Virustyp PUUV mit 0,1 Prozent angegeben wird, steigt sie bei dem Auftreten eines HFRS auf bis zu 15 Prozent.

Hantavirus-induziertes (kardio-)pulmonales Syndrom (HPS oder HCPS)

Bei dieser Verlaufsform sind vorwiegend die Lunge und die Atmung betroffen. Es kommt zu Husten, Dyspnoe (Atemnot) und Lungenödemen (Ansammlung von Flüssigkeit in der Lunge) bis hin zum Lungenversagen. Gleichzeitig ist die Herzleistung vermindert. Kommt es zu einem solch schweren Hanta-Verlauf, endet dieser in 25 bis 40 Prozent aller Fälle tödlich.

Hantavirus: Behandlung

Spezielle Mittel gegen Hantaviren gibt es nicht. Eine Erkrankung kann man nur symptomatisch behandeln. Treten beispielsweise Schmerzen oder Fieber auf, können diese mit entsprechenden Medikamenten (zum Beispiel Ibuprofen oder Paracetamol) gelindert werden. Betroffene sollten zudem Bettruhe einhalten und sich ausreichend schonen, bis sie sich wieder besser fühlen.

Schwere Verläufe müssen im Krankenhaus, mitunter auch auf der Intensivstation, behandelt werden. Auch hier steht eine symptomatische Therapie, wie die Stabilisierung des Kreislaufs und die Stillung von Blutungen, im Vordergrund. Bei Beteiligung der Niere kann zeitweise eine Dialyse notwendig sein. Ist die Lunge betroffen, muss gegebenenfalls eine Intubation (künstliche Beatmung) erfolgen.

Ob ein frühzeitiger Einsatz des antiviralen Mittels Ribavirin die Genesung positiv beeinflusst, ist noch Gegenstand der Forschung, wenngleich einige Fachleute den Wirkstoff bereits erfolgreich angewendet haben.

Bei schwerer Lungenbeteiligung hat sich der Off-Label-Use von Icatibant als erfolgreich erwiesen. Off-Label-Use bedeutet, dass ein Medikament außerhalb der zugelassenen Anwendungsgebiete eingesetzt wird. Zum Beispiel dann, wenn Studien oder Erfahrungen zeigen, dass das Medikament hilft, die Wirkung aber nicht durch die Zulassungsbehörden geprüft und abgesichert ist.

Umgang mit Erkrankten

Da das Virus nicht von Mensch zu Mensch übertragbar ist, sind beim Umgang mit infizierten Personen keine besonderen Vorsichtsmaßnahmen erforderlich. Das heißt, Erkrankte müssen weder isoliert werden, noch müssen besondere Desinfektionsmaßnahmen erfolgen.

Diagnose einer Hantavirus-Infektion

Nachgewiesen werden Hantaviren durch Antikörper- oder PCR-Tests im Blut von Erkrankten. Dies wird bei entsprechendem Verdacht ärztlich veranlasst. Problematisch ist, dass wegen des eher geringen Bekanntheitsgrades von Hantavirus-Infektionen in Europa mitunter nicht an die Viren als möglicher Auslöser gedacht wird. So kann die Infektion fälschlicherweise für eine häufigere Krankheit mit ähnlicher Symptomatik, wie eine Grippe, gehalten werden. Die wichtigste Differenzialdiagnose ist die von Bakterien verursachte Leptospirose, da sich die Symptome besonders stark ähneln.

Vorbeugung von Hantavirus-Infektionen

Eine Impfung gegen Hantaviren gibt es nicht. Um die Verbreitung von Hantaviren möglichst zu vermeiden, sind folgende Schutzmaßnahmen empfohlen:

  • Halten Sie Mäuse und Ratten insbesondere aus Wohnbereichen wie Kellern, Dachböden oder Schuppen fern. Sind Gebäude befallen, sollte mit professioneller Unterstützung und gezielten Maßnahmen dagegen vorgegangen werden.
  • Lagern Sie Lebensmittel sowie Tierfutter stets sicher und in fest verschlossenen Behältern, um Nagetiere nicht anzulocken.
  • Entsorgen Sie Abfälle in verschließbaren Mülltonnen oder -eimern anstatt im Hauskompost.
  • Vermeiden Sie direkten Kontakt mit den Ausscheidungen von Nagetieren.
  • Waschen Sie sich gründlich die Hände, wenn Sie sich in Kellern, Dachböden, Schuppen oder in der Natur aufgehalten haben.

Beachten Sie außerdem Folgendes, wenn Sie Mäusekot oder tote Tiere entfernen müssen:

  • Lüften Sie betroffene Räume mindestens 30 Minuten lang gründlich, bevor Sie mit der Reinigung beginnen. So können Viren, die sich möglicherweise in der Luft befinden, zumindest zum Teil nach draußen gelangen.
  • Tragen Sie Einweghandschuhe und in Innenräumen einen Mund-Nasen-Schutz.
  • Vermeiden Sie das Aufwirbeln von Staub und nutzen Sie keinen Staubsauger.
  • Befeuchten Sie Kot oder Kadaver mit Wasser, um die Staubentwicklung zu reduzieren.
  • Kadaver sollten sorgfältig verschlossen in einer Plastiktüte über den Hausmüll entsorgt werden.
  • Verschmutzte Flächen können Sie mit einem Allzweckreiniger reinigen. Verwendete Putzlappen sollten anschließend entsorgt werden.
  • Duschen Sie direkt im Anschluss, waschen Sie sich die Haare und waschen Sie auch Ihre Kleidung.
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