Hand mit keloider Narbe
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Narben: Arten, Behandlung und Heilungsprozess

Von: Henrik Janke (Student der Humanmedizin)
Letzte Aktualisierung: 17.02.2025

Narben (lateinisch Cicatrix) sind das natürliche Ergebnis des Heilungsprozesses der Haut nach einer Verletzung. Sie entstehen, wenn tiefere Hautschichten beschädigt werden und der Körper zur Wiederherstellung neues Gewebe bildet. Je nach Ursache, Hauttyp und persönlichen Heilungsprozessen können Narben unterschiedlich aussehen – von feinen, unauffälligen Linien bis hin zu verdickten oder eingezogenen Hautveränderungen. Narben sind in den meisten Fällen medizinisch unbedenklich. Sie können von Betroffenen jedoch als optisch unschön empfunden werden oder an manchen Körperstellen deren Beweglichkeit einschränken. In diesem Artikel werden die verschiedenen Narbenarten, ihre Entstehung sowie moderne Behandlungsmöglichkeiten zur Verbesserung ihres Erscheinungsbildes vorgestellt.

Ursachen: Wie entstehen Narben?

Narben entstehen als Teil des natürlichen Wundheilungsprozesses, wenn tiefer liegende Hautschichten verletzt wurden, genauer, wenn die zweite Hautbarriere, die sogenannte Lederhaut, beschädigt wird.

Sobald die Hautbarriere durch einen Schnitt, eine Verbrennung, eine Operation (beispielsweise offene Operationen wie ein Kaiserschnitt) oder eine andere Verletzung durchbrochen ist, setzt der Körper verschiedene Reparaturmechanismen in Gang. Zunächst bildet sich ein Blutgerinnsel aus roten Blutkörperchen (Thrombozyten), welches die Wunde verschließt und so dem Eindringen von Fremdstoffen und damit Infektionen vorbeugt. Anschließend produzieren spezialisierte Bindegewebszellen (Fibroblasten) vermehrt Kollagen und andere Proteine, um das beschädigte Gewebe zu ersetzen. Da dieses neugebildete Gewebe oft dichter und weniger elastisch ist als die ursprüngliche Haut, kann es optisch von der umliegenden Haut abweichen und sich anders anfühlen.

Die endgültige Narbenstruktur wird von verschiedenen Faktoren beeinflusst, darunter die Tiefe und Art der Verletzung, genetische Veranlagung, Hauttyp sowie äußere Einflüsse wie Wundpflege und Sonneneinstrahlung.

Was begünstigt die Entstehung von sichtbaren Narben?

Nicht jede Narbe heilt gleich – während manche verblassen und kaum noch sichtbar sind, entwickeln sich andere zu auffälligen oder verdickten Narben. Verschiedene Faktoren können das Risiko für eine unschöne Narbenbildung erhöhen:

  • Wundheilungskomplikationen: Infektionen, Entzündungen oder wiederholte mechanische Belastung der Wunde (zum Beispiel durch häufige Bewegung oder Spannungen auf der Haut) können den Heilungsprozess stören und eine vermehrte Narbenbildung begünstigen.
  • Genetische Veranlagung: Manche Menschen neigen aufgrund ihrer genetischen Veranlagung zu überschießender Narbenbildung. Besonders Menschen mit dunklerer Haut sind häufiger betroffen.
  • Tiefe und Größe der Wunde: Je tiefer und ausgedehnter eine Verletzung ist, desto mehr Gewebe muss ersetzt werden. Das kann zu einer unregelmäßigen oder verdickten Narbenstruktur führen.
  • Mangelnde oder falsche Wundpflege: Eine unzureichende Wundversorgung, wie das zu frühe Entfernen von Krusten, unzureichende Feuchtigkeitsversorgung oder fehlender Sonnenschutz, kann das Narbenbild negativ beeinflussen. UV-Strahlung kann beispielsweise dazu führen, dass Narben dunkler und auffälliger werden.
  • Lokalisation der Narbe: Narben an Körperstellen mit starker Bewegung (wie Gelenke oder der Nacken) oder an Stellen mit dünner Haut (zum Beispiel Brust oder Dekolleté) neigen dazu, sich breiter oder dicker zu entwickeln.
  • Alter: Jüngere Haut heilt schneller, kann aber auch zu einer stärkeren Narbenbildung neigen, da mehr Kollagen produziert werden kann und zelluläre Prozesse schneller ablaufen. Mit zunehmendem Alter nimmt die Kollagenproduktion ab.

Narbentypen: Wie sieht eine Narbe aus?

Das Erscheinungsbild einer Narbe kann je nach Heilungsverlauf, Hauttyp und individueller Veranlagung variieren. Grundsätzlich unterscheidet sich Narbengewebe von der umliegenden Haut durch seine Struktur, Farbe und Beschaffenheit. Frische Narben sind häufig rötlich oder rosa, während ältere Narben heller oder dunkler als die umgebende Haut erscheinen können. Zudem fehlt es Narbengewebe oft an Elastizität und es enthält keine Talg- oder Schweißdrüsen.

Es gibt verschiedene Arten von Narben, die sich in ihrem Aussehen unterscheiden:

  • unauffällige Narben: Diese flachen, blassen Narben entstehen bei einer normalen Wundheilung und sind meist wenig sichtbar.
  • hypertrophe Narben: Diese sind verdickt, gerötet und erhaben, bleiben jedoch auf die ursprüngliche Wunde begrenzt. Sie entstehen durch eine überschießende Kollagenproduktion während der Heilung, können sich aber mit der Zeit teilweise zurückbilden.
  • Keloide: Sie ähneln der hypertrophen Form, jedoch wachsen sogenannte Keloide über die ursprüngliche Wunde hinaus und können juckend oder schmerzhaft sein. Sie treten besonders bei genetischer Veranlagung und dunkleren Hauttypen auf.
  • atrophe Narben: Diese sind eingesunken und entstehen durch einen Gewebeverlust, wenn beispielsweise Akne oder Windpocken dazu führen, dass Gewebe zerstört wird.
  • Narbenkontrakturen: Diese Narben treten vor allem nach Verbrennungen auf. Sie sind durch Hauteinziehungen gekennzeichnet und stark verhärtet, wodurch sie vermehrt zu Bewegungseinschränkungen führen können.

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Symptome: Wie fühlt sich eine Narbe an?

Narben können nicht nur äußerlich sichtbar sein, sondern auch verschiedene Empfindungen hervorrufen. Häufig tritt ein Spannungsgefühl auf, da das Narbengewebe weniger elastisch ist als gesunde Haut. Besonders an Gelenken oder bewegungsintensiven Körperstellen kann dies unangenehm sein. Viele Menschen empfinden außerdem Juckreiz, insbesondere während des Heilungsprozesses. Dies kann durch Trockenheit, Nervenreizungen oder die erhöhte Kollagenproduktion verursacht werden.

Schmerzen oder Druckempfindlichkeit an der betroffenen Stelle sind ebenfalls häufig, vor allem bei hypertrophen Narben oder Keloidnarben, die verdickt und verhärtet sein können. Gleichzeitig kann es im Bereich der Narbe zu einem Taubheitsgefühl kommen, wenn Nervenfasern während der Verletzung oder Operation beschädigt wurden.

Manche Betroffene berichten auch über eine erhöhte Empfindlichkeit, bei der die Narbe stark auf Berührungen sowie direkte Kälte- oder Wärmeeinwirkung reagiert. Besonders bei tiefen oder großflächigen Narben kann es zudem zu Bewegungseinschränkungen kommen, da sich das verhärtete Gewebe nicht so flexibel dehnen lässt wie normale Haut.

Behandlung: Wie bekommt man Narben wieder weg?

Die Behandlung von Narben hängt von ihrer Art, Größe und den individuellen Beschwerden ab. Während einige Narben mit der Zeit von selbst verblassen, benötigen andere gezielte Maßnahmen, um ihr Erscheinungsbild und mögliche Begleitbeschwerden zu verbessern. Aus diesem Grund und da Narben je nach Hauttyp unterschiedlich auf Behandlungen reagieren, ist eine frühzeitige Beratung durch eine*n Hautärztin*Hautarzt empfehlenswert, um die bestmögliche Therapie auszuwählen. In manchen Fällen kann eine Kombination aus mehreren Behandlungsmethoden sinnvoll sein, um sowohl das ästhetische Erscheinungsbild als auch funktionelle Einschränkungen zu verbessern.

FAQ: Narben-Behandlung

Eine der häufigsten Methoden zur Narbenpflege ist die Anwendung spezieller Cremes und Salben, die feuchtigkeitsspendende oder regenerative Wirkstoffe wie Silikon, Panthenol oder Zwiebelextrakt enthalten. Silikongele oder -pflaster können die Narbe geschmeidiger machen, den Wasserverlust der Haut reduzieren und das Gewebe glätten. Auch regelmäßige Massagen mit Narbenöl oder sanfte Dehnungsübungen können helfen, die Elastizität zu verbessern und Spannungsgefühle zu lindern.

Bei auffälligen oder problematischen Narben stehen verschiedene medizinische Behandlungen zur Verfügung. Lasertherapie kann dabei helfen, Rötungen zu reduzieren und das Narbengewebe gezielt abzubauen. Dabei kann der Laser gezielt tiefere Hautschichten zerstören und die Kollagenproduktion anregen. Die Behandlung ist ungefährlich, es kann aber zu Nebenwirkungen wie Hautrötungen, Hautverfärbungen und kleinen Entzündungen kommen.

Auch bei der Kältetherapie (Kryotherapie) wird das betroffene Gewebe bewusst zerstört. Dabei wird Stickstoff auf das Narbengewebe gesprüht, wodurch es zur Bildung von Blasen und Krusten kommt. Die Haut regeneriert sich und die Narbe bildet sich zurück.

In einigen Fällen wird eine Unterspritzung des Narbengewebes mit Kortison (meist Triamcinolon) oder Hyaluronsäure angewendet, um wulstige oder eingesunkene Narben auszugleichen. Kortison hemmt die Entzündung des Gewebes und die Aktivität der Zellen, die das Narbengewebe produzieren. Somit führt es zu einer Absenkung der Narbe. Hyaluronsäure ist ein Bestandteil des Bindegewebes und hilft, gesunde, elastische Haut herzustellen.

Microneedling (eine Behandlung, bei der viele winzige Nadeln nach örtlicher Betäubung in die Haut gestochen werden) oder chemische Peelings (zum Beispiel auf Basis von Salicylsäure oder Glykolsäure) regen die Hauterneuerung an und können insbesondere bei atrophen Narben das Hautbild verbessern. Nebenwirkungen von Microneedling und Peelings können eine Hautreizung, allergische Reaktionen sowie Infektionen der behandelten Körperstelle sein. Letztere sind sehr selten und treten in der Regel nur als Folge von mangelnder Hygiene auf.

Für besonders ausgeprägte Narben, wie Keloide oder Kontrakturen, kommen operative Verfahren infrage. Bei diesen Eingriffen wird überschüssiges Narbengewebe entfernt oder durch Hauttransplantationen ersetzt. Die Haut dafür wird an einer anderen Stelle des Körpers entnommen und dort vernäht, wo vorher das Narbengewebe entfernt wurde. Das Transplantat wird dann mit einem Kompressionsverband fixiert, bis die neue Haut über der Wunde festgewachsen ist.

Narben behandeln – wer trägt die Kosten?

Cremes, Pflaster oder Öle zur Behandlung von Salben können verschrieben werden, sind aber auch zu moderaten Preisen in der Apotheke erhältlich. Die Kosten für andere Verfahren, wie Lasern, Microneedling oder Operationen, werden nicht in jedem Fall durch die Krankenkassen getragen. Voraussetzung ist meist, dass die Narbe entweder funktionelle Probleme verursacht, das heißt beispielsweise die Bewegungsfreiheit einschränkt, oder optisch als so störend empfunden wird, dass psychische Probleme auftreten. Dies kann beispielsweise bei auffälligen Narben im Gesicht der Fall sein. In jedem Fall sollten Sie sich vor Beginn einer Behandlung bezüglich der Kostenübernahme ärztlich beraten lassen und Ihre Krankenkasse kontaktieren.

Heilungsprozess: Wie lange dauert es, bis Narben weg sind?

Die Entstehung und Reifung einer Narbe ist ein langfristiger Prozess, der mehrere Monate bis Jahre dauern kann. Direkt nach einer Verletzung beginnt der Körper mit der Wundheilung, die in drei Phasen abläuft: die Entzündungsphase (erste Tage), die Proliferationsphase (mehrere Wochen), in der neues Gewebe gebildet wird, und die Umbauphase, die bis zu zwei Jahre andauern kann. In dieser letzten Phase wird überschüssiges Kollagen abgebaut, wodurch sich die Narbe allmählich verändert und flacher sowie unauffälliger werden kann.

Frische Narben erscheinen zunächst rötlich oder rosa und können sich in den ersten sechs bis zwölf Monaten noch stark verändern. Je nach Hauttyp, Narbenart und Heilungsverlauf kann es jedoch zwischen einem halben und zwei Jahren dauern, bis eine Narbe ihr endgültiges Aussehen erreicht. Während einfache, unauffällige Narben oft innerhalb eines Jahres verblassen, benötigen Keloid- oder hypertrophe Narben häufig länger und können sich ohne gezielte Behandlung weiter verstärken.

Narben verschwinden in der Regel nicht vollständig, sondern bleiben als mehr oder weniger sichtbare Hautveränderung bestehen. Mit geeigneten Pflege- und Behandlungsmethoden lässt sich ihr Erscheinungsbild jedoch oft deutlich verbessern. Eine konsequente Narbenpflege, einschließlich Feuchtigkeitspflege, Massage und Sonnenschutz, kann den Heilungsprozess unterstützen und dazu beitragen, dass die Narbe unauffälliger wird.

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