Phlegmone – was steckt hinter der Infektion?
Bei einer Phlegmone handelt es sich um eine bakterielle Infektion der Haut, die unbehandelt schwerwiegende Folgen haben kann. Mit Antibiotika ist die Phlegmone gut therapierbar, die fortgeschrittene Phlegmone kann jedoch zu einer Operation führen. Oft sind Finger, Hand, Fuß oder Bein betroffen, doch auch im Gesicht kann eine Phlegmone auftreten. Lesen Sie hier, wie die Infektion entsteht, durch welche Symptome sie sich äußert und wie die Therapie erfolgt.
Definition der Phlegmone
Die Phlegmone gehört zu den sogenannten Weichteilinfektionen. Betroffen sind die Haut und Unterhaut (Subkutis), in welcher es über die Lymphspalten zu einer flächenhaften Ausbreitung der bakteriellen Infektion kommt. Zu unterscheiden ist zwischen einer phlegmonösen Entzündung oder auch begrenzten Phlegmone, welche nicht tiefer als in die Unterhaut reicht, und einer fortgeschrittenen oder schweren Phlegmone. Bei dieser Form ist nicht nur das Bindegewebe beteiligt, sondern auch Sehnen, Faszien und Muskeln können von der eitrigen Entzündung betroffen sein.
Ursachen: Wie bekommt man eine Phlegmone?
Die Ursache für die Phlegmone sind Bakterien. Am häufigsten handelt es sich um Staphylokokken, gefolgt von Streptokokken oder um eine Mischinfektion. Sogenannte anaerobe Bakterien sind seltener verantwortlich. Die typischen Erreger sind Teil der natürlichen Hautflora und dringen im Rahmen einer Bagatellverletzung in die tieferen Hautschichten ein. Hierbei kann es sich um Schnittwunden, aber auch um winzige Öffnungen der Nagelhaut handeln, denen zunächst gar kein Krankheitswert beigemessen wird. Oftmals ist die Eintrittspforte äußerlich gar nicht zu sehen.
Sehr häufig entsteht eine Phlegmone an den Fingern und Händen, da diese im Alltag am ehesten kleinen Verletzungen ausgesetzt sind. Aber auch Zehen, Füße und Beine sowie Augen und Gesicht können über Hautläsionen eine Eintrittspforte der Erreger sein.
Manchmal kann sich eine Phlegmone auch nach einem Insektenstich ausbreiten, vor allem, wenn man dem Juckreiz nachgibt und durch das Kratzen die Bakterien der oberflächlichen Hautschicht in die tiefen Schichten verschleppt.
Immunsupprimierte durch Phlegmone besonders gefährdet
Das Abwehrsystem unseres Körpers mit seinen verschiedenen Barrieren der Haut, Abwehrzellen und Immunbotenstoffen verhindert normalerweise das Eindringen der Erreger beziehungsweise macht sie rechtzeitig unschädlich. Vor allem Menschen mit einem geschwächten oder im Extremfall ausgefallenen Immunsystem sind besonders durch Weichteilinfektionen gefährdet. Auch Diabetes mellitus, Durchblutungskrankheiten, Lymphödeme, chronische Wunden und vorbestehende Geschwüre (Ulzera) gehören zu den Risikofaktoren.
Symptome: Wie sieht eine Phlegmone aus?
Eine Phlegmone kann unterschiedliche Symptome verursachen:
- Ausgehend von einer kleinen Verletzung entsteht im Anfangsstadium eine flächige dunkelrote bis bläuliche Verfärbung und Überwärmung der Haut.
- Die Stelle schmerzt, ist geschwollen und berührungsempfindlich.
- Sind bereits Faszien und Sehnen betroffen, wird der Schmerz durch Bewegung verschlimmert.
- Zusätzliche Symptome sind ein allgemeines Krankheitsgefühl, später hohes Fieber und eine Schwellung der benachbarten Lymphknoten (Lymphadenitis).
- Bei einem Fortschreiten der Infektion über die Lymphbahnen (Lymphangitis) kann ein oftmals fälschlicherweise als "Blutvergiftung" interpretierter roter Streifen sichtbar werden, welcher sich Richtung Körperstamm ausbreitet. Eine Lymphangitis tritt jedoch nicht nur bei einer Phlegmone, sondern auch anderen Weichteilinfektionen auf.
Diagnose einer Phlegmone
Zur Diagnosestellung werden neben dem klinischen Befund die Entzündungswerte im Blut erhoben. Darüber hinaus wird versucht, den Erreger mittels Blutkulturen, Biopsien oder Abstrichen zu bestimmen.
Ergänzend können bildgebende Verfahren wie die Sonografie, CT oder MRT zum Einsatz kommen. Dies hat vor allem Relevanz, um die äußerlich nicht sichtbare Ausbreitung unter der Haut und eine eventuelle Abszessbildung darzustellen.
Phlegmone oder Erysipel?
Manchmal ist es schwierig, die Phlegmone von der Wundrose (Erysipel) zu unterscheiden. Auch hierbei handelt es sich um eine Weichteilinfektion, die jedoch auf die oberste Hautschicht begrenzt ist. Die Haut ist flammend rot und überwärmt, im Gegensatz zur Phlegmone mit scharfer Abgrenzung zur gesunden Haut. Ein Erysipel kann in eine Phlegmone übergehen, wenn die Bakterien in die tieferen Hautschichten vordringen.
Wie gefährlich ist eine Phlegmone?
Bei der Phlegmone handelt es sich um eine potenziell lebensbedrohliche Infektion. Die lebensgefährliche Ausbreitung der Bakterien in die Blutbahn (Sepsis) muss in jedem Fall verhindert werden.
Eine weitere mögliche Komplikation ist die Abkapslung der Bakterien in einem Abszess, welcher immer operativ behandelt werden muss.
Bei unbehandelter Erkrankung stirbt das betroffene Gewebe unweigerlich ab. Es entstehen Nekrosen, die zu einem Verlust des Körperglieds führen können.
Sonderformen der Phlegmone
Ebenso gefürchtet ist die sogenannte V-Phlegmone. Sie betrifft die Hand und beschreibt eine V-förmige Ausbreitung der Phlegmone über die miteinander verbundenen Sehnenscheiden des Daumens und des kleinen Fingers. Die Therapie ist schwierig, erfolgt immer operativ und die Komplikationsrate ist beträchtlich.
Auch die Orbitaphlegmone stellt ein gefährliches Krankheitsbild dar. Die Infektion der Augenhöhle (Orbita) entsteht durch die Ausbreitung einer Entzündung aus einem anderen Bereich des Kopfes, beispielsweise als Folge einer Nasennebenhöhlen- oder Zahnentzündung. Gefürchtet sind in diesem Zusammenhang die Sinusvenenthrombose (Verschluss der Hirnvenen) und auch die Erblindung durch Übergreifen der Phlegmone auf den Sehnerven.
Wie behandelt man eine Phlegmone?
Die Therapie der Phlegmone besteht aus der Bekämpfung der Bakterien mittels Antibiotika, der lokalen Behandlung und Spülung mit antiseptischen Lösungen und nicht selten der Operation.
Wird die Infektion rechtzeitig erkannt, kann sie gut antibiotisch behandelt werden. Das Antibiotikum wird zu Beginn oft intravenös verabreicht, sodass eine stationäre Behandlung erforderlich ist. Das betroffene Körperteil muss ruhiggestellt und hochgelagert werden, beispielsweise mit einer Gipslonguette (einer speziellen Form des Gipsverbandes).
Hat sich die Infektion in die Fläche oder Tiefe ausgebreitet, ist eine Operation vonnöten, um das befallene Gewebe chirurgisch zu entfernen (Débridement). Manchmal muss die Wunde offen weiterbehandelt werden und wird beispielsweise mit einer Vakuumversiegelung bedeckt. Mehrere operative Eingriffe sind dann keine Seltenheit. Auch das Einlegen einer Drainage zum Abfluss des Wundsekrets ist gängig. Ist die Wunde vollständig von Bakterien gereinigt, wird sie chirurgisch verschlossen. Bei großer Wundfläche kann eine sogenannte plastische Deckung nötig sein, also die Verpflanzung (Transplantation) von Gewebe.
Wie lange dauert die Genesung?
Wie lange man nach einer Phlegmone krank ist, hängt ganz vom Ausmaß der Infektion ab. Leichtere Formen können mit Antibiotika in Tablettenform in kürzerer Zeit ausgestanden sein. Ist ein stationärer Aufenthalt nötig oder gar eine Operation, kann sich die Behandlung auf mehrere Wochen erstrecken. In jedem Fall ist bei Verdacht auf eine Phlegmone die sofortige ärztliche Vorstellung ratsam, um lebensgefährliche Komplikationen zu vermeiden.
Hausmittel bei einer Phlegmone?
Hausmittel sind bei einer echten Phlegmone keine Option. Geeignete Hausmittel können aber dazu beitragen, der Entstehung einer Phlegmone vorzubeugen. Bei einer leichten Rötung und Juckreiz nach einem Insektenstich können beispielsweise kühlende Quarkwickel helfen und Betroffene davon abhalten, den Stich aufzukratzen.
Noch besser, da hygienischer, sind antiseptische Gels. Beim Auftragen des Gels sollte auf ausreichende Hygiene geachtet werden, um keine Bakterien in die Bisswunde zu tragen, was zu einer Phlegmone führen könnte. Verschlimmert sich die Rötung oder kommen Schmerzen, Überwärmung und eine starke Schwellung hinzu, muss die umgehende ärztliche Vorstellung erfolgen.