Soor am Zehennagel
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Soor: Das steckt hinter der Pilzinfektion

Von: Silke Schwertel (geb. Hamann) (Medizinredakteurin)
Letzte Aktualisierung: 21.07.2020

Soor ist eine Infektionskrankheit der Haut und Schleimhäute, die durch den Candida-Pilz ausgelöst wird. Es handelt sich hierbei um eine spezielle Form der Candidose. Die häufigsten Arten von Soor sind Mundsoor und der bei Babys verbreitete Windelsoor, aber auch in Hautfalten oder im Genitalbereich kann Soor auftreten. Im Folgenden stellen wir Ihnen die verschiedenen Formen der Pilzinfektion vor und erklären, wie Sie die Symptome von Soor erkennen und behandeln.

Candidose und Soor – Definition

Soor ist eine Unterart der Candidose (auch Candidiasis oder Candidamykose). Bei Candidose handelt es sich um eine Sammelbezeichnung für verschiedene Infektionserkrankungen durch eine übermäßige Vermehrung von Candida-Pilzen.

Diese Pilze können sich über das Blut im ganzen Körper ausbreiten und die Organe befallen. Man spricht dann von einer systemischen Candidose. Diese kann eine lebensgefährliche Sepsis auslösen.

Ist die Candidose örtlich auf die Haut oder Schleimhäute begrenzt, bezeichnet man dies als Soor. Andere Bezeichnungen sind lokale Candidamykose oder mukokutane Candidose. Früher wurde Soor auch Moniliasis genannt.

Candida: Hefepilz als Ursache

Candida – also der Pilz, der Candidose beziehungsweise Soor verursacht – ist eine Gattung der Hefepilze. Es gibt etwa 150 verschiedenen Candida-Arten, die Erreger schwerwiegender Pilzinfektionen (Mykosen) sein können. Der häufigste Auslöser von Soor ist die Unterart Candida albicans.

Abhängig von ihrer Art kommen Candida-Pilze auch bei einem Großteil der gesunden Menschen auf und im Körper vor. Oft siedeln die Pilze oberflächlich auf Haut und Schleimhäuten, im Mund und Rachen oder im Dickdarm sowie auf den äußeren Geschlechtsorganen.

In der Regel sind die ansteckenden Pilze ein natürlicher Bestandteil der Haut-, Mund- und Darmflora. Sie verursachen keinerlei Beschwerden, solange ihre Vermehrung durch das Gleichgewicht der anderen Mikroorganismen und das Immunsystem begrenzt ist. Probleme entstehen erst, wenn die Pilze sich übermäßig vermehren oder die natürlichen Barrieren der Haut und Schleimhaut durchbrechen. Dann sind häufig Soorinfektionen oder eine systemische Candidose die Folge.

Pilzinfektion mit vielen Gesichtern

Soor kann verschiedene Körperstellen befallen. Am häufigsten sind folgende Bereiche von der Pilzerkrankung betroffen:

  • Mund und Rachen (Mundsoor)
  • Haut im Windelbereich bei windeltragenden Babys und Erwachsenen (Windelsoor, auch bekannt als Windelpilz)
  • Genitalschleimhaut (vaginale Pilzinfektion oder Infektion der Eichel oder Vorhaut)
  • feuchte Körper- oder Hautfalten, beispielsweise zwischen den Zehen oder Fingern, in der Leistengegend oder im Analbereich (intertriginöse Candidose)
  • Nagelfalze (Finger- und Fußnägel)
  • Brustwarzen (Brustsoor)
  • Speiseröhre (Soor-Ösophagitis)

Soor ist typischerweise örtlich begrenzt. Ein Übergang auf andere Körperregionen ist jedoch möglich. So kann sich beispielsweise Mundsoor unbehandelt auf den Rachen, die Speiseröhre oder den Magen-Darm-Trakt ausbreiten. 

Auch eine Infektion des Blutes und schwerwiegende Folgen wie eine Lungenentzündung oder eine Hirnhautentzündung sind möglich. Deshalb sollte Soor immer durch einen Arzt behandelt werden.

Risikofaktoren: Häufige Auslöser von Soor

Soor entsteht in der Regel nur dann, wenn die natürlichen Abwehrmechanismen des Körpers versagen und sich die Pilze ungehindert ausbreiten können. Typische Risikofaktoren, die die Entstehung von Soor begünstigen, sind beispielsweise:

  • die Einnahme von Medikamenten wie Antibiotika oder Kortison
  • Nährstoffmangel
  • Veränderungen der Haut oder Schleimhaut, die das Eindringen des Pilzes erleichtern, zum Beispiel Wunden, mangelnde Belüftung der Haut durch Verbände oder eine Veränderung des pH-Wertes
  • ein geschwächtes Immunsystem, beispielsweise aufgrund von Infektionen, Krankheiten wie Diabetes mellitus, HIV oder Krebs, oder infolge einer Chemotherapie
  • auch Kinder und alte Menschen haben häufig ein schwaches Immunsystem
  • fehlende Zähne, schlechtsitzende Zahnprothesen, Rauchen oder ein trockener Mund können Mundsoor begünstigen
  • Soor auf der Haut tritt häufig bei Menschen auf, die berufsbedingt feuchte Haut haben (beispielsweise Reinigungskräfte) oder in den Hautfalten von Menschen mit starkem Übergewicht
  • Babys und Neugeborene leiden häufig unter Mundsoor oder Windelsoor. Letzterer entsteht durch das Tragen von Windeln, unter der der Pilz ein ideales feuchtwarmes Klima findet
  • In der Stillzeit stecken sich Mutter und Kind oft gegenseitig an. Die Brustwarzen der Mutter erkranken häufig infolge von Feuchtigkeit unter den Stilleinlagen oder von Mundsoor des Babys

Typische Symptome

Je nach befallener Körperregion verursacht Soor verschiedene Symptome. Folgende Anzeichen sind typisch für die Pilzinfektion der Haut und Schleimhäute:

  • Mundsoor: weiße, leicht ablösbare Beläge sowie eine gerötete Schleimhaut in der Mundhöhle, auf der Zunge oder im Rachen. Je nach Form können die Beläge auch festsitzen oder fehlen. Hier finden Sie Details zu den Symptomen von Mundsoor.
  • Hautsoor (meist in Hautfalten, zum Beispiel unter den Brüsten, in den Achselhöhlen oder in der Leistengegend): starke Rötung, Schuppen, Pusteln, Juckreiz, mitunter ein brennendes Gefühl und Schmerzen
  • Soor an Fuß- und Fingernägeln: Rötung, Schwellung und Schmerzen bei Berührung
  • Vaginalsoor (oft begünstigt durch hohen Östrogenspiegel in der Schwangerschaft): Jucken, Brennen, Rötung und Schwellung der Schleimhaut, weißlicher Belag, mitunter krümelig-weißer Ausfluss
  • Soor an der Eichel (Soor-Balanitis) oder an der Vorhaut (Soor-Balanoposthitis): Brennen, Jucken, Entzündung von Eichel beziehungsweise Vorhaut, Pusteln und kleine Bläschen
  • Soor an der Brust: rosa gefärbte, mitunter glänzende, wunde Brustwarzen, Jucken, Brennen, Schmerzen, Schwellungen, trockene und schuppige Haut, teils mit weißen Belägen oder Bläschen
  • Windelsoor: rote, weiß umrandete Pusteln, Schuppen, gerötete, entzündete Haut im Windelbereich, manchmal auch im Bereich der Oberschenkel, des Bauchs oder Rückens, oft im Zusammenhang mit einer Windeldermatitis

Abstrich ermöglicht die Diagnose

Die Diagnose von Soor kann – ja nach Art des Soors – in manchen Fällen bereits anhand der Symptome erfolgen. Üblicherweise erkundigt sich der Arzt zudem über Vorerkrankungen und erfragt, ob Medikamente eingenommen werden oder andere Risikofaktoren vorliegen.

Die mikroskopische Untersuchung eines Abstriches oder auch von Proben befallener Haut oder Schleimhaut ist das gängigste Verfahren zum Nachweis von Soor und kann die Diagnose im Normalfall schnell sicherstellen. Dies ist vor allem bei Erwachsenen oft nötig, um andere Erkrankungen mit ähnlichen Symptomen auszuschließen.

Liegen keine Symptome vor, gilt ein positiver Test auf Candida-Pilze nicht als Nachweis von Soor oder Candidose, da der Hefepilz auch bei vielen gesunden Menschen vorkommt.

Weitere Verfahren zum Nachweis von Soor

Gegebenenfalls können zur eindeutigen Diagnose von Soor weitere bildgebende Verfahren, wie beispielsweise eine Gastroskopie bei einem Soorbefall der Speiseröhre, nötig sein, etwa um eine Gewebeprobe zu entnehmen. Anhand einer Blutuntersuchung können zudem Antikörper gegen den Candida-Pilz nachgewiesen werden. Dieses Verfahren ist allerdings umstritten und meist auch nicht erforderlich.

Mithilfe von Pilzkulturen lässt sich bei Bedarf die genaue Art des Hefepilzes bestimmen. Dies ist besonders dann von Interesse, wenn ein verabreichtes Medikament nicht anschlägt und der Verdacht auf eine Resistenz des Pilzes gegeben ist.

Was hilft bei einer Soorinfektion?

Die Behandlung der verschiedenen Formen von Soor erfolgt mithilfe von lokal angewandten Antimykotika, also Antipilzmitteln. Häufig verwendete Wirkstoffe sind zum Beispiel Nystatin, Amphotericin B, Clotrimazol, Fluconazol und Itraconazol. Werden die Mittel wie verordnet über die empfohlene Therapiedauer angewendet, lässt sich der Soor in der Regel schnell und unkompliziert in den Griff bekommen – Soor gilt als gut heilbar.

Je nach befallener Körperstelle stehen verschiedene Präparate gegen Soor zur Verfügung, zum Beispiel als:

  • Lösung
  • Mundspülung
  • Creme oder Salbe
  • Nagellack
  • Tablette
  • Zäpfchen

Homöopathische Mittel und Hausmittel können in Absprache mit dem Arzt unterstützend eingesetzt werden. Es wird jedoch dringend davon abgeraten, Soor ausschließlich mit Homöopathie oder Hausmitteln zu behandeln.

Soor kehrt oft zurück

Bei der Behandlung von Soor ist es wichtig, sich genau an die Anweisungen des Arztes zu halten und das Antimykotikum für die verordnete Dauer anzuwenden. Ein vorzeitiger Abbruch der Therapie kann sonst schnell zu einem Rückfall oder einer Ausbreitung der Pilzerkrankung führen.

Damit der Soor nicht wiederkehrt, sollte zudem nach Möglichkeit auch stets die Ursache behoben, also beispielsweise die auslösende Grunderkrankung behandelt werden. Sind keine offensichtlichen Risikofaktoren zu erkennen, ist es wichtig, die Ursachen für den Ausbruch der Soorinfektion zu klären. Oft ist Soor ein erstes Anzeichen eines geschwächten Immunsystems aufgrund einer bislang unbemerkten Erkrankung, wie beispielsweise Diabetes oder HIV.

Ergänzende Maßnahmen zur Behandlung

Die medikamentöse Behandlung von Soor sollte immer durch entsprechende Hygienemaßnahmen ergänzt werden, um eine Verschleppung der Infektion zu vermeiden. Generell sollte die Soor-Infektion nicht mit den bloßen Händen berührt werden, um eine Schmierinfektion zu verhindern.

Die weiteren ergänzenden Maßnahmen sind abhängig von der Art der Soor-Erkrankung:

  • Nach Kontakt der Candida-Pilze zu Kleidungsstücken, Handtüchern oder Bettwäsche sollte die Wäsche bei mindestens 60 °C oder mit entsprechenden Hygienespülern gewaschen werden.
  • Bei Soor in Hautfalten ist es wichtig, für ausreichende Belüftung der betroffenen Stellen zu sorgen. Um die Haut hier trocken zu halten, können beispielsweise Mullstreifen in die Hautfalten gelegt werden.
  • Bei Mundsoor sollten Mundhygieneartikel wie Zahnbürsten ausgetauscht werden – gleiches gilt für Schnuller oder Sauger. In Bezug auf Zahnprothesen oder Zahnspangen empfiehlt sich eine gründliche Reinigung.
  • Bei Windelsoor sollte darauf geachtet werden, dass der Windelbereich sauber und trocken bleibt und regelmäßig belüftet wird. Immer frische Wickelunterlagen sind nötig, um die Pilzinfektion nicht zu verschleppen.

Häufig wird von Soor Betroffenen zu einer kohlenhydrat- und zuckerarmen Ernährung geraten, da sich der Candida-Pilz von Zucker ernährt. Die Wirksamkeit dieser Anti-Pilz-Diät ist jedoch umstritten.

Ansteckung mit Candida-Pilzen

Candida-Pilze können leicht auf andere Körperbereiche oder von einem Menschen auf einen anderen übertragen werden. Beachten Sie folgende Tipps, um eine Ansteckung Anderer zu verhindern:

  • Liegt eine Soorinfektion im Genitalbereich vor, empfiehlt sich die Verwendung von Kondomen, da die Erkrankung über Geschlechtsverkehr übertragen werden kann.
  • Mundsoor bei Babys führt bei stillenden Müttern oft zu einem Befall der Brustwarzen und umgekehrt. Deshalb sollte die Behandlung üblicherweise Mutter und Kind miteinschließen und für die Dauer des Befalls auf Stillen verzichtet werden.
  • Candida-Pilze siedeln sich oft im Mundraum an und sind dann über den Speichel übertragbar. Küssen oder das gemeinsame Trinken aus einem Glas können für eine Ansteckung schon ausreichen.
  • Auch über die Hände können Candida-Pilze übertragen werden – beispielsweise von den Eltern auf ihr Neugeborenes. Daher ist eine gute Handhygiene im Umgang mit Babys besonders wichtig.

Vorbeugung von Soor

Candida-Pilze, die Verursacher von Soor, sind auch bei gesunden Menschen weit verbreitet, führen jedoch erst bei einer Schwächung des Immunsystem zu Beschwerden. Daher lässt sich Soor nur bedingt vorbeugen. Eine Stärkung des Immunsystems durch eine gesunde Lebensweise und eine ausgewogene Ernährung, Hygiene – besonders im Intimbereich – sowie die Verwendung von Kondomen können helfen, einer Ansteckung mit den Pilzen vorzubeugen.

Menschen, deren Immunsystem beispielsweise aufgrund von Erkrankungen oder der längerfristigen Einnahme von Medikamenten geschwächt ist, sollten besonders für das Risiko einer Soorinfektion sensibilisiert sein und aufmerksam auf mögliche Anzeichen achten.

Windelsoor und Mundsoor bei Babys vorbeugen

Um Soor bei Babys vorzubeugen, empfiehlt es sich, vor der Geburt einen Scheidenpilz bei der Mutter auszuschließen, da das Kind sonst bei der Geburt mit den Candida-Pilzen angesteckt werden könnte. Doch auch später kann sich das Kind, beispielsweise über den Speichel oder die Hände der Eltern, anstecken.

Zur Vorbeugung von Mundsoor sollten Eltern besonders auf die Hygiene von Schnullern, Beißringen und Saugern achten. Mütter, die ihren Kindern die Brust geben, sollten zudem entzündeten Brustwarzen vorbeugen, beispielsweise durch den häufigen Wechsel von Stilleinlagen. Zu häufiges oder zu seltenes Baden des Babys kann, ebenso wie zu seltenes Windelwechseln, das Hautmilieu des Kindes aus dem Gleichgewicht bringen und so Windelsoor begünstigen.

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