Herzbeutelentzündung: Symptome & Therapie der Perikarditis
Eine Perikarditis oder auch Herzbeutelentzündung betrifft mit circa 27 Fällen pro 100.000 Personen jährlich eine vergleichsweise große Zahl an Menschen in Deutschland. Männer sind von dieser Krankheit etwa doppelt so oft betroffen wie Frauen. Die Ursache der Entzündung ist häufig nicht klar zu identifizieren. Glücklicherweise ist der Verlauf einer Herzbeutelentzündung überwiegend mild oder zum Teil sogar asymptomatisch, also komplett beschwerdefrei. Doch was genau ist eine Perikarditis? Welche Symptome deuten darauf hin? Was ist aktuell die beste Therapie? Das und mehr erfahren Sie in diesem Artikel.
Definition: Was ist eine Perikarditis?
Wenn man von einer Perikarditis spricht, bezeichnet man damit die Entzündung des Perikards, also des Herzbeutels. Das Herz selbst ist im Brustraum von einer Art Gewebesack umhüllt, dem Herzbeutel oder Perikard. Zwischen dem Herzbeutel und dem Herzen befinden sich wenige Milliliter Flüssigkeit, die dafür sorgen, dass sich das Herz im Zuge des Herzschlags reibungsfrei bewegen kann.
Ist nicht der Herzbeutel, sondern der Herzmuskel entzündet, bezeichnet man dies hingegen als Myokarditis. Hierbei kommt es auch zu Mischformen, bei denen die Entzündung etwa vom Herzen auf den Herzbeutel oder umgekehrt übergreift. Solch verschiedene Konstellationen werden in der Fachsprache Myoperikarditis, Perimyokarditis oder Pankarditis genannt.
Was verursacht eine Herzbeutelentzündung?
Verschiedenste Ursachen können Auslöser einer Perikarditis sein. So können Viren eine Entzündung des Perikards auslösen: Die häufigsten Erreger sind dabei das Parvovirus B19 oder das Epstein-Barr-Virus (EBV), das zur Gruppe der Herpesviren gehört. Ein bakterieller Ursprung ist ebenfalls eine Möglichkeit, jedoch in Europa sehr selten.
Daneben gibt es auch nicht-infektiöse Ursachen: Eine Herzbeutelentzündung kann als Folge einer Autoimmunerkrankung auftreten. Autoimmunerkrankungen sind Erkrankungen, bei denen sich das Immunsystem gegen körpereigene Zellen oder Gewebe richtet. Eine Perikarditis mit autoimmunem Ursprung wird meist ausgelöst durch Schädigungen von Strukturen am Herzen, durch rheumatische Erkrankungen oder andere Autoimmunerkrankungen des Körpers.
Weitere mögliche Auslöser einer Herzbeutelentzündung sind:
- Tumorerkrankungen
- metabolische (stoffwechselbedingte) Auffälligkeiten wie etwa eine Niereninsuffizienz
- traumatische Ereignisse wie Verletzungen des Brustkörpers
- Medikamente, oft Zytostatika. Zytostatika sind eine Medikamentengruppe, welche eine Reduktion von Zellen als Ziel haben, meist im Rahmen von bösartigen Tumoren.
Mehr als 80 Prozent der Fälle werden jedoch als idiopathisch klassifiziert. Idiopathisch bedeutet, dass der Ursprung der Erkrankung unklar ist. Somit ist die Ursache der Herzbeutelentzündung in den meisten Fällen unbekannt.
Perikarditis nach Impfung?
Im Zusammenhang mit Impfungen, speziell der Corona-Impfung, wurde des Öfteren die Perikarditis als mögliche Komplikation diskutiert. Auf der Grundlage einer Datenauswertung von Krankenakten von Versicherungsgesellschaften aus den USA ergab sich eine Häufigkeit von 18 Fällen von Herzbeutelentzündung pro 1 Million Geimpfter mit einem beliebigen Corona-Impfstoff. Somit fällt eine Perikarditis bei den Nebenwirkungen der Corona-Impfung in die Kategorie sehr selten, was einer Wahrscheinlichkeit von weniger als 0,01 Prozent entspricht.
Welche Symptome löst eine Herzbeutelentzündung aus?
Die Symptome einer Herzbeutelentzündung weisen keinen Unterschied zwischen Mann und Frau auf. Wie sich eine Perikarditis äußert, kann stark variieren, jedoch gibt es einige typische Symptome. Häufig treten die Zeichen akut, also plötzlich auf. Allgemeine Krankheitszeichen wie erhöhte Temperatur oder Fieber, Nachtschweiß sowie eine Minderung des allgemeinen Gesundheitszustandes können erste Anzeichen sein.
Charakteristisch für eine Perikarditis ist ein plötzlich auftretender, stechender Schmerz im Brust- und Herzbereich, welcher sich im Liegen, beim tiefen Einatmen oder beim Husten verschlimmert. Die Brustschmerzen sind meist unabhängig von Bewegung oder Belastung, können jedoch auch ausstrahlen, beispielsweise in die Schulterblattregion. Da vergleichbare Herzschmerzen ebenfalls typisch für einen Herzinfarkt sind, besteht im Fall des Auftretens der dringende Bedarf einer raschen ärztlichen Abklärung.
Neben den spürbaren Anzeichen einer Perikarditis gibt es weitere diagnostische Mittel sowie Labor- oder EKG-Befunde, welche die Diagnose sichern.
Diagnostik – Untersuchungen, Labor und EKG
Die diagnostischen Mittel zum Erkennen einer Perikarditis sind weit gefächert. Sie reichen von einer grundlegenden klinischen Untersuchung bis hin zu einer invasiven Herzkatheteruntersuchung. Bei dem Verdacht auf eine Entzündung fängt man jedoch zunächst bei den Basismaßnahmen an. Dazu gehören eine klinische Untersuchung des*der Patienten*Patientin, eine Labordiagnostik, ein EKG, ein Röntgenbild vom Brustkorb und eine transthorakale Echokardiografie, also ein Herzultraschall.
Klinische Untersuchung
Die klinische Untersuchung zielt durch das Erheben von Vitalparametern (etwa Puls, Temperatur, Blutdruck, Herzfrequenz) und das Abhören des Herzens darauf ab, Abnormalitäten festzustellen. So können beim Abhören des Herzens zusätzliche oder abgeschwächte Töne die Verdachtsdiagnose Perikarditis bestärken oder entkräften.
Labordiagnostik
Eine Blutprobe kann Klarheit schaffen. Klassisch für eine Herzbeutelentzündung sind erhöhte Entzündungsparameter. Diese Werte findet man beispielsweise unter CRP, BSG oder der Leukozytenzahl auf dem Laborbogen. Auch bestimmte Herzenzyme oder -proteine können durch erhöhte Werte auffallen. Der wohl bekannteste ist das Troponin. Die Auswahl an Blutwerten, welche verändert sein können, ist vielfältig, kommt es doch sehr auf die zugrunde liegende Ursache der Entzündung an.
EKG
Veränderungen im Elektrokardiogramm sind möglich, jedoch nicht zwingend vorhanden, sodass eine Herzbeutelentzündung nicht unbedingt im EKG sichtbar ist. Somit schließt ein unauffälliges EKG eine Perikarditis nicht sicher aus. Verschiedenste Hebungen und Senkungen in den Linien des EKGs können zwar Hinweise auf eine Herzbeutelentzündung liefern, aber es können auch Zweifel gestreut werden, da die Veränderungen teils ebenso Hinweise auf einen eventuellen Herzinfarkt sein könnten. Bei unklaren Befunden muss somit ein akuter Herzinfarkt immer zuerst ausgeschlossen werden.
Röntgen-Thorax und Herzultraschall
Der Befund eines Röntgen-Thorax (Röntgenbild des Brustkorbs) ist im Falle einer Herzbeutelentzündung oft unauffällig. Einige Sonderformen der Perikarditis können hier jedoch ihre sichtbaren Spuren hinterlassen oder die bislang unklare Ursache kann (beispielsweise durch das Sichtbarwerden eines Tumors) geklärt werden.
Der Herzultraschall hingegen gibt Auskunft über die Form und Funktion des Herzens, besonders wenn es um die Pumpfunktion geht. Diese kann im Falle gewisser Spezialformen beeinträchtigt sein und somit dem*der behandelnden Arzt*Ärztin einen wichtigen Hinweis geben.
Weitere Untersuchungsmethoden
Sollten all diese diagnostischen Mittel nicht ausreichend sein, um eine Diagnose zu sichern oder auszuschließen, gibt es weitere Methoden. Dazu gehören unter anderem bildgebende Verfahren wie eine kardiale Magnetresonanztomografie, kurz MRT, oder eine kardiale Computertomografie, kurz CT. Beide Verfahren können das Ausmaß oder die Verteilung der entzündlichen Aktivität am Herzbeutel darstellen oder zeigen, ob das Herz ebenfalls von der Entzündung betroffen ist.
Zuletzt bleiben noch einige invasive Maßnahmen wie eine Perikardpunktion (Absaugen von Flüssigkeit aus dem Herzbeutel mithilfe einer Kanüle) oder ein Herzkatheter, um gegebenenfalls die Ursache der Entzündung zu finden oder einen möglichen Herzinfarkt auszuschließen. Mit Blick auf den meist milden Verlauf einer Perikarditis besteht der Bedarf an solch invasiven Methoden jedoch meist nicht.
Mögliche Komplikationen
Die konstriktive Perikarditis (Pericarditis constrictiva) stellt eine seltene und auch gefürchtete Komplikation im Rahmen einer Herzbeutelentzündung dar. Durch die Entzündung des Herzbeutels kann dessen Gewebe dicker werden, zugleich kann die Oberfläche schrumpfen und das Gewebe somit auch seine Elastizität verlieren. Man bezeichnet dies auch als Panzerherz.
Wie bereits beschrieben sorgt der Herzbeutel dafür, dass das Herz unbeeinträchtigt durch Reibung und andere Störfaktoren schlagen kann. Durch die beschriebenen Veränderungen kann der Herzbeutel diese Funktion jedoch nicht mehr ausüben und schränkt den Herzmuskel in seiner Arbeit zunehmend ein. Das Herz kann sich bei jedem Herzschlag nicht mehr komplett füllen. Das Blut, welches nicht mehr in das Herz aufgenommen werden kann, gerät in eine Art "Rückstau". Es staut sich etwa in der Leber oder in der Lunge, was wiederum zu Problemen führen kann.
Ob es im Rahmen einer Perikarditis zu einer konstriktiven Verlaufsform kommt, hängt stark von der Ursache der Entzündung ab. So tritt eine konstriktive Perikarditis bei einer durch virale Infektionen ausgelösten Entzündung in weniger als einem Prozent der Fälle auf, bei bakteriellem Ursprung in 20 bis 30 Prozent der Fälle.
Eine weitere mögliche Komplikation ist der Perikarderguss oder Herzbeutelerguss – man spricht dann auch von einer feuchten Perikarditis (exsudative Perikarditis). Dabei sammelt sich (beispielsweise durch Blut oder Eiter) mehr Flüssigkeit im Herzbeutel an, welche das Herz in seiner Funktion beeinträchtigt.
Wird bei einem solchen Erguss die Flüssigkeitsansammlung zu groß, kann eine sogenannte Herzbeuteltamponade der Perikardtamponade die Folge sein, bei der das Herz durch den Perikarderguss zu stark zusammengepresst wird. Weil es seiner Arbeit nicht mehr nachkommen kann, fehlt das Blut im Körper und ein lebensgefährlicher Schock kann die Folge sein.
Neben der feuchten Perikarditis gibt es auch die Form der trockenen Herzbeutelentzündung (fibrinöse Perikarditis). Bei dieser Ausprägung befindet sich wenig Flüssigkeit zwischen Herzbeutel und Herz, dafür wird ein bestimmtes Protein, Fibrin, vermehrt freigesetzt. Dieses bildet eine Art Netz in der Herzbeutelhöhle aus, welches durch Reibung Schmerzen verursacht.
Was tun bei Perikarditis?
Eine akute Perikarditis heilt oft "von selbst", verschiedene Medikamente können jedoch die Symptome lindern und auch ein Wiederauftreten der Krankheit verhindern. Das Vorstellen bei einem*einer Mediziner*in ist bei Schmerzen hinter dem Brustbein immer empfehlenswert, vor allem, um etwaige Differenzialdiagnosen ausschließen zu können. Eine stationäre Aufnahme im Krankenhaus muss bei einer vorliegenden Perikarditis nicht immer vonnöten sein, diese Entscheidung liegt im Ermessen des*der behandelnden Arztes*Ärztin.
Schonung und Verzicht auf Sport
Das oberste Gebot bei der Therapie einer Herzbeutelentzündung sind die körperliche Schonung und ein Sportverbot. Körperliche Schonung bedeutet, dass alles, was über eine Tätigkeit im Sitzen hinausgeht, bis zur vollständigen Symptomfreiheit und Normalisierung der Entzündungsparameter im Blut vermieden werden soll. Das Sportverbot ist abhängig von der Verlaufsform, der Schwere und weiteren Faktoren, gilt jedoch für mindestens drei Monate nach Beschwerdebeginn.
Medikamentöse Behandlung
Die weitere Therapie richtet sich stark nach der zugrunde liegenden Ursache. So kann etwa eine Therapie mit Antibiotika wirksam sein, um Entzündungen mit einer bakteriellen oder rheumatischen Ursache zu behandeln. Zumeist beginnt die Behandlung jedoch mit NRSA, einer speziellen Gruppe von Medikamenten mit schmerzstillender und entzündungshemmender Wirkung, zu denen unter anderem ASS (Acetylsalicylsäure) oder Ibuprofen zählen. Diese werden häufig in hoher Dosis angesetzt und sind den aktuellen Leitlinien nach auch bei Beteiligung des Herzmuskels empfohlen.
Auch Colchicin kommt häufig zum Einsatz. Dieses Medikament verbessert vor allem das allgemeine Ansprechen auf die Therapie und senkt auch das Risiko für das Wiederauftreten einer Perikarditis um bis zu 50 Prozent. Laut aktuellen Leitlinien ist der Einsatz von Colchicin jedoch nicht bei einer Herzbeutelentzündung empfohlen, bei der ebenfalls der Herzmuskel beeinträchtigt ist. Neue Studiendaten deuten momentan (Stand Dezember 2022) darauf hin, dass das Medikament auch bei Herzbeteiligung sicher und effektiv ist, bestätigt ist dies jedoch noch nicht.
Sollte es sich um eine nicht infektiöse Form der Herzbeutelentzündung handeln und die oben beschriebenen Medikamente keinen ausreichenden therapeutischen Erfolg haben, wird als nächster Schritt häufig die Therapie mit Glucocorticoiden eingeleitet. Glucocorticoide sind sogenannte Steroidhormone, welche viele lebensnotwendige Wirkungen haben und vom Körper auch selbst hergestellt werden. Der bekannteste Vertreter dieser Gruppe ist wohl das Cortisol. Die Therapie mit Glucocorticoiden wie zum Beispiel Prednisolon wird mit einer niedrigen Dosis begonnen und nach dem Ansprechen sehr langsam wieder ausgeschlichen.
Wie lange dauert eine Herzbeutelentzündung?
In den meisten Fällen heilt eine Herzmuskelentzündung nach wenigen Wochen von selbst aus. Es kann jedoch auch zu anderen Verlaufsformen kommen. Je nach zeitlichem Verlauf der Krankheit beschreibt man vier verschiedene Formen:
- akute Perikarditis: Die Dauer beträgt weniger als 4 bis 6 Wochen.
- persistierende Perikarditis: Die Dauer beträgt mehr als 4 bis 6 Wochen, jedoch weniger als 3 Monate.
- rezidivierende (wiederauftretende) Perikarditis: Die Entzündung tritt nach einem symptomfreien Intervall von mindestens 4 bis 6 Wochen erneut auf.
- chronische Perikarditis: Die Dauer beträgt mehr als 3 Monate.
Wie gefährlich ist eine Herzbeutelentzündung?
Wie stark oder schlimm eine Herzbeutelentzündung bei der jeweils betroffenen Person ausbricht, ist nie genau vorherzusehen. Milde Verlaufsformen sind nicht ungewöhnlich und ohne aufwendige Therapie behandelbar. Generell kann jede Perikarditis ausheilen oder nach dem Ausheilen erneut auftreten oder sogar in eine Form von chronischer Erkrankung übergehen.
Die Langzeitprognose ist dabei stark abhängig von der Ursache der erstmaligen Herzbeutelentzündung. So ist die Prognose für eine virale Perikarditis sehr gut, jedoch gibt es hier ein hohes Rezidivrisiko von bis zu 30 Prozent. Eine bakterielle Perikarditis hingegen hat eine Sterblichkeit von 20 bis 30 Prozent, unbehandelt verläuft sie überwiegend tödlich. Auch die konstriktive Form hat unbehandelt oder unerkannt eine schlechte Prognose, ist jedoch bei frühzeitiger Behandlung gut heilbar.