Koronare Herzkrankheit (KHK) – Symptome und Therapie
Herzkreislauferkrankungen führen die Todesfallstatistik in Deutschland an. Die koronare Herzkrankheit (KHK) ist eine der bedeutendsten Volkskrankheiten, denn bei über 65-Jährigen gilt die koronare Herzerkrankung als die häufigste Ursache für einen plötzlichen Herztod. An welchen Symptomen lässt sich die Erkrankung erkennen und wie erfolgt die Diagnose? Wie gefährlich ist eine koronare Herzkrankheit, wie wird die KHK behandelt und was kann man selbst dagegen tun? Lesen Sie hier das Wichtigste zur Koronaren Herzerkrankung.
Definition: Was ist eine koronare Herzkrankheit (KHK)?
Die Abkürzung KHK steht in der Medizin für die koronare Herzkrankheit – eine Herzerkrankung, bei der die Herzkranzgefäße durch Ablagerungen verengt sind (Atherosklerose). Dadurch wird das Herz nicht mit ausreichend Sauerstoff versorgt, was unterschiedliche Beschwerden zur Folge haben kann. Die koronare Herzerkrankung kann unter anderem zu einem Herzinfarkt führen. Sie wird auch als ischämische Herzkrankheit bezeichnet.
Was passiert bei einer KHK?
Die Symptome der koronaren Herzkrankheit werden durch eine Unterversorgung der Herzmuskelzellen mit Sauerstoff hervorgerufen. Dies geschieht, wenn der Bedarf an Sauerstoff über die Blutversorgung zum Herzen nicht mehr ausreichend gedeckt werden kann.
Ursächlich für die Erkrankung ist die Entwicklung einer Atherosklerose an den herzversorgenden Herzkranzgefäßen (Koronararterien). Die Entstehung der Atherosklerose ist wiederum durch chronisch-entzündliche Prozesse bedingt, bei denen eine Vielzahl an Faktoren eine Rolle spielt. Die Folge dieser Prozesse sind Fettablagerungen und die Bildung von Plaques im Gefäß. Es kommt zu Verhärtungen und einem Elastizitätsverlust der Koronararterien.
Diese Ablagerungen engen über die Zeit mehr und mehr die versorgenden Gefäße des Herzens ein (stenosierenden KHK; stenosierend = verengend). Reißt eine Plaque ein, kann dadurch ein Gerinnsel entstehen, welches die Blutzufuhr zum Herzen stört und es kann zum Herzinfarkt kommen.
Welche Formen der koronaren Herzerkrankung gibt es?
Unterschieden wird bei der KHK zwischen einem akuten und einem chronischen Koronarsyndrom sowie (bei fehlenden Symptomen) einer asymptomatischen KHK.
Das chronische Koronarsyndrom verläuft oft lange stabil und Symptome treten erst unter Belastung auf. Jedoch kann es sich jederzeit zu einem akuten Verlauf entwickeln. Das akute Koronarsyndrom ist durch einen plötzlichen Verschluss der Herzkranzgefäße ein lebensgefährliches Ereignis und muss intensivmedizinisch behandelt werden. Mögliche Formen des akuten Koronarsyndroms sind unter anderem der Myokardinfarkt oder die sogenannte instabile Angina pectoris.
Die Einteilung erfolgt zudem anhand der sogenannten Stromgebiete, also der betroffenen Arterien:
- Ein-Gefäß-Erkrankung: Eine von drei Arterien ist betroffen.
- Zwei-Gefäß-Erkrankung: Zwei Arterien sind betroffen.
- Drei-Gefäß-Erkrankung: Alle drei Arterien sind betroffen.
Ursachen und Risikofaktoren: Wer bekommt eine KHK?
Männer sind mit einem Risiko von 12,3 Prozent bedeutend häufiger von einer Koronaren Herzkrankheit betroffen als Frauen mit 9,3 Prozent. Auch das Alter spielt eine große Rolle: Bei Männern nimmt ab 45 Jahren und bei Frauen ab 60 Jahren die Häufigkeit der Erkrankung zu. Ebenso erhöht ein geringer Sozialstatus das Risiko einer KHK.
Die wichtigsten Risikofaktoren sind das Rauchen, dicht gefolgt von schlechten Blutfettwerten, insbesondere einem zu hohen LDL-Cholesterin-Wert.
Vor allem das gleichzeitige Vorliegen von mehreren Risikofaktoren erhöht die Wahrscheinlichkeit für das Auftreten einer KHK stark. Zusammenfasst sind die Risiken Folgende:
- Stress
- fettreiche Ernährung
- Bewegungsmangel
- Übergewicht
- Bluthochdruck (arterielle Hypertonie)
- Diabetes
- höheres Alter
- männliches Geschlecht
- KHK-Fälle in der Familie
- psychosoziale Faktoren: geringe Schulbildung und Einkommen, schlechte häusliche Verhältnisse und wenig berufliche Anerkennung
Symptome der koronaren Herzkrankheit
Bei der KHK können folgende Symptome auftreten:
- anfallsartige Herzenge/Brustenge (Angina pectoris)
- brennende/stechende Schmerzen hinter dem Brustbein
- Druckgefühl hinter dem Brustbein
- Atemnot bei Belastung
- Unruhe und Angst
Das wichtigste Symptom, die Brustenge, wird in der Medizin in eine stabile und eine instabile Angina pectoris unterteilt. Die stabile Angina pectoris wird oft erst durch körperliche oder psychische Belastung, Kälte oder durch einen geblähten Magen ausgelöst und verschlimmert sich nicht. Nach etwa zehn Minuten oder der Gabe von Medikamenten bilden sich die Symptome rasch zurück. Die Einteilung der Stadien erfolgt nach Belastungseinschränkung.
Bei der instabilen Angina pectoris kommt es innerhalb kurzer Zeit zur deutlichen Verschlechterung. Die Beschwerden können bereits in Ruhe auftreten, halten in der Regel über 20 Minuten an und sprechen schlecht auf Medikamente an. Die instabile Angina pectoris geht oft einem Herzinfarkt voraus (20 Prozent).
Beim akuten Koronarsyndrom ist der Brustschmerz das leitende Symptom. Der Schmerz ist unabhängig von Bewegung und wird als dumpf oder beklemmend erlebt. Der Schmerz liegt typischerweise in der linken Brust und dem linken Arm. Auch Hals und Unterkiefer können miteinbezogen sein.
Oft wird die KHK erst im Rahmen eines Herzinfarktes oder plötzlichen Herztodes erkannt. Eine asymptomatische koronare Herzkrankheit macht sich nicht durch spürbare Beschwerden bemerkbar.
Symptome bei Frauen und Diabetes
Bei Frauen und Menschen mit Diabetes ist die Schmerzlokalisation häufig untypisch mit Ausstrahlung zwischen die Schulterblätter, in den Oberbauch und die rechte Brust- und Armseite.
Wie diagnostiziert man eine koronare Herzkrankheit?
Durch Ermittlung des sogenannten Risikoscores, also der individuell vorliegenden Risikofaktoren, kann auf die Wahrscheinlichkeit des Vorliegens einer KHK geschlossen werden. Bei einer körperlichen Untersuchung wird insbesondere nach den Fußpulsen getastet und die Halsschlagadern werden nach auffälligen Geräuschen abgehört.
Bei Verdacht auf eine KHK wird zunächst ein EKG in Ruhe durchgeführt. Jedoch ist dieses bei stabiler Angina pectoris oft normal und schließt bei unauffälligen Befunden die Diagnose KHK nicht aus. Ein EKG während körperlicher Belastung (Fahrradergometer) zeigt häufiger die durch Minderdurchblutung hervorgerufenen Veränderungen im EKG. Bei Beschwerden bereits in Ruhe darf ein solches Belastungs-EKG jedoch nicht durchgeführt werden.
Anhand des EKGs kann allerdings nicht erkannt werden, welches Gefäß am Herzen betroffen ist. Bei einer Ultraschall-Untersuchung des Herzens (Echokardiografie) wird die Herzmuskelfunktion beurteilt und andere Herzerkrankungen können ausgeschlossen werden.
Weitere Diagnostik bei hoher Wahrscheinlichkeit einer KHK
Besteht der starke Verdacht auf das Vorliegen einer koronaren Herzkrankheit, können die folgenden Untersuchungen durchgeführt werden:
- Computertomografie (CT): Über Kontrastmittelverabreichung können die Herzkranzgefäße dargestellt werden.
- Magnetresonanztomografie (MRT): Das über Venen verabreichte Kontrastmittel wird von abgestorbenem Herzgewebe verspätet aufgenommen und wird im MRT sichtbar.
- Stressechokardiografie: Hier wird die Pumpfunktion des Herzmuskels in Ruhe und Belastung gemessen. Minderversorgung mit Sauerstoff führt zu einer Verlangsamung. Die genaue Lage des minderdurchbluteten Bereichs kann ermittelt werden.
- Myokardszintigrafie: Radioaktive Substanzen lagern sich in minderdurchbluteten Muskelarealen weniger an und können über radiologische Bildgebungsverfahren entdeckt werden.
- Herzkatheteruntersuchung: Über den Herzkatheter können die Pumpleistung des Herzens und die Schwere der Verengung beurteilt werden. Über eine Koronarangiographie mit Kontrastmittel werden die Herzkranzgefäße dargestellt, um mögliche Verengungen zu erkennen und zusätzlich können bei Notwendigkeit über den Katheter therapeutische Maßnahmen vorgenommen werden.
Ist eine koronare Herzkrankheit gefährlich?
Die jährliche Sterblichkeit mit stabiler Angina Pectoris liegt bei fünf Prozent. Durch die besser werdende Akutversorgung nimmt die Sterblichkeit immer weiter ab. Trotzdem ist die Gefahr, einen Herzinfarkt zu entwickeln, mit 25 Prozent noch immer hoch. Ein Drittel der Infarkt-Betroffenen verstirbt infolge von Herzrhythmusstörungen, noch bevor der Notarzt eintrifft. Ebenso kann es zu einer Herzinsuffizienz (Herzschwäche) oder dem plötzlichen Herztod als Komplikation kommen.
Ist eine koronare Herzkrankheit heilbar?
Die KHK ist nicht heilbar. Bereits vorhandene Ablagerungen in den Gefäßen sowie die dadurch entstandenen Veränderungen an den Arterien können also nicht wieder entfernt werden. Behandlungsziel ist die Vermeidung von Progress (Fortschreiten) und der Entstehung von Folgeerkrankungen. Durch eine optimale Behandlung kann die Lebensqualität wieder verbessert werden.
Wie wird die KHK behandelt?
Zur Therapie der koronaren Herzkrankheit stehen verschiedene Möglichkeiten zur Verfügung. Die Behandlung kann mit verschiedenen Medikamenten erfolgen, die teils bei akutem Engegefühl in der Brust, teils auch dauerhaft eingenommen werden:
- Nitrate: Bei stabiler Angina pectoris verbessern Nitrate bei einem Anfall die Symptome der Minderversorgung mit Sauerstoff am Herzmuskel, indem sie den Sauerstoffverbrauch des Herzens senken und die Herzkranzgefäße erweitern.
- Beta-Blocker: Diese Medikamente senken ebenfalls den Sauerstoffverbrauch, indem sie die Herzfrequenz und den Blutdruck senken. Sie verbessern zudem die Prognose.
- Kalziumantagonisten: Entsprechende Mittel werden meistens bei Unverträglichkeit gegen Beta-Blocker oder anderen Gründen gegen deren Einnahme angeordnet.
- Ivabradin: Der Wirkstoff senkt die Herzfrequenz und wirkt gegen die Angina pectoris bei KHK.
- Acetylsalicylsäure (ASS): Das Mittel senkt bei Patient*innen mit hohem Risiko für Herz-Kreislauf-Ereignisse das Risiko für tödlich verlaufende Herzinfarkte und sollte bei Betroffenen mit stabiler Angina pectoris lebenslang eingenommen werden.
Operative Therapien
Bleiben die Symptome trotz medikamentöser Behandlung bestehen, können die verengten Gefäße bei einem Linksherzkatheter durch einen Ballon wieder aufgeweitet werden (Ballondilatation). Dazu wird ein Katheter über die rechte Leistenarterie oder über die Speichenarterie am Handgelenk ins Gefäßsystem eingeführt. Dann wird der noch geschlossene Ballon bis zum verengten Gefäß am Herzen vorgeschoben und an der betroffenen Stelle aufgepumpt.
Wenn nötig, kann zusätzlich eine Gefäßstütze (Stent) eingesetzt werden. Manche dieser Stents sind mit Medikamenten beschichtet, die verhindern sollen, dass das Gefäß erneut zugeht. Die Wahrscheinlichkeit, dass es nach der Ballondilatation nach drei bis sechs Monaten zur erneuten Verengung kommt, liegt bei 30 bis 50 Prozent. Bei zusätzlichem Stent liegt sie nur noch bei 15 bis 30 Prozent und bei beschichtetem Stent bei 5 bis 15 Prozent. Nach Einsetzten eines Stents muss das Blut medikamentös für einige Monate verdünnt werden.
Bei einer Bypass-Operation werden die verengten Gefäßabschnitte über eine Art Umleitung umgangen. Dazu werden Venen aus dem Bein (10-Jahres-Offenheitsrate, also Erfolgsrate nach 10 Jahren: 50 Prozent) oder Arterien aus der Brustwand oder der Speichenarterie (10-Jahres-Offenheitsrate: 80 bis 95 Prozent) verwendet. Für die OP müssen das Brustbein komplett durchtrennt und eine Herzlungenmaschine angeschlossen werden.
Was kann man selbst bei einer koronaren Herzerkrankung tun?
Können beinflussbare Risikofaktoren wie Rauchen, hohe Blutfette und Bluthochdruck behoben werden, verbessert sich die Prognose. Auch die Verringerung von Übergewicht und Bewegungsmangel sowie eine gute Diabetes-Einstellung kann das Risiko senken.
Cholesterin
Es konnte in einer großen Studie belegt werden, dass die Senkung des LDL-Cholesterins um 18 mg/dl zu einer 20- bis 25-prozentigen Abnahme der Herzinfarktzahl und Sterblichkeit führt. Die Senkung der Blutfette kann erreicht werden durch mehr Bewegung und eine Ernährungsumstellung mit weniger Cholesterin, tierischen Fetten und schnell verstoffwechselbaren Kohlenhydraten sowie eine Reduktion des Alkoholkonsums. Gelingt die Senkung durch Verbesserung der Lebensgewohnheiten nicht, können Statine (Cholesterinsenker) empfehlenswert sein.
Bluthochdruck
Eine optimale Bluthochdruck-Therapie mit regelmäßigen Kontrollen kann die Herzinfarktrate um 20 Prozent pro Jahr senken. Die Empfehlung liegt bei einem Blutdruck unter 140/90 mmHg.
Rauchen
Der Zusammenhang zwischen Nikotinkonsum und Herz-Kreislauf-Erkrankungen wurde durch eine Vielzahl an Studien belegt. Auch Passivrauchen ist davon nicht ausgenommen. Nichtrauchen kann bis zu 75 Prozent der Herzinfarkte vermeiden. Ein radikaler Rauchverzicht kann nach bereits aufgetretenem Herzinfarkt die Rate für einen erneuten Infarkt um mehr als 80 Prozent reduzieren.
Das Alter gibt beim Zugewinn an Lebenserwartung keine Grenzen vor, auch 70-Jährige profitieren vom Rauchstopp. Der Verzicht aufs Rauchen stellt eine der wichtigsten Maßnahmen zur Vorbeugung dar und senkt die Sterblichkeit und Erkrankungswahrscheinlichkeit bereits innerhalb von Wochen um 50 Prozent.
Diabetes
Das Risiko für das Auftreten eines Herzinfarkts ist bei Erkrankten mit Diabetes Typ 2 bis zu 6-fach erhöht und die Sterblichkeit durch einen Infarkt ist um 70 Prozent höher. Deshalb sollte die Blutzuckereinstellung nahezu normalisiert werden. Besonders nach einem Infarkt ist eine optimale Einstellung prognoseverbessernd.
Kalorienreiche Ernährung, Bewegungsmangel, Übergewicht
Eine Reduzierung des Körpergewichts bei bestehendem Übergewicht (Taillenumfang bei Männern ab 102 cm und bei Frauen ab 88 cm) wirkt sich günstig auf Risikofaktoren aus und sollte grundlegender Bestandteil in der Vorbeugung einer KHK sein.
Die Ernährung sollte fettarm und ballaststoffreich gestaltet werden. Eine mediterrane Ernährung mit viel Obst, Gemüse und Kohlenhydraten sowie wenig gesättigten Fettsäuren senkt das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen um 45 Prozent. Zusätzlich wird eine mittlere körperliche Aktivität wie Ausdauersport und dynamisches Krafttraining von mindestens 15 Minuten täglich empfohlen.
Disease Management Programm bei koronarer Herzkrankheit
Disease Management Programme (DMP) sind strukturierte Behandlungsprogramme für KHK-Erkrankte mit gesicherter Diagnose. Ziele sind die Senkung der Sterblichkeit an der koronaren Herzkrankheit, die Vermeidung von Herzinfarkten und Herzschwäche sowie eine Steigerung der Lebensqualität. Das Programm beinhaltet unter anderem auch Schulungen, Präventionsangebote und regelmäßige Verlaufskontrollen. Die Teilnahme ist freiwillig und kostenlos.