Hirnblutung: Ursachen, Symptome, Langzeitfolgen
Laut Definition sind unter einer Hirnblutung Einblutungen in das Gehirn selbst oder seine Hüllstrukturen zu verstehen, die zu erhöhtem Hirndruck und neurologischen Ausfällen führen können – oftmals mit tödlichem Ausgang. Eine der möglichen Folgen einer Hirnblutung ist ein Schlaganfall. Erfahren Sie hier mehr über die Ursachen von Hirnblutungen, typische Symptome sowie gängige Behandlungsmöglichkeiten und potenzielle Langzeitfolgen.
Hirnblutung: geplatztes Gefäß im Hirn
Das Gehirn als zentrale Nerveninstanz aller Funktionen und Vorgänge im Organismus weist eine sehr verletzliche, gallertartige Konsistenz auf. Die umgebenden Hüllstrukturen – die weiche und die harte Hirnhaut sowie der knöcherne Schädel – üben eine wichtige Schutzfunktion aus.
Dennoch besteht – wie bei allen Organen, die von Blutgefäßen durchströmt sind – auch im Gehirn das Risiko einer Blutung, wenn ein Blutgefäß platzt. Der medizinische Fachbegriff für eine solche Blutung, die im Inneren des Hirnschädels auftritt, lautet intrakranielle Blutung.
Da sich der knöcherne Schädel nicht ausdehnen kann, führt eine Einblutung innerhalb des Schädels unweigerlich zur Drucksteigerung und damit zur Substanzschädigung des sensiblen Nervengewebes. Übersteigt die Blutung dabei ein bestimmtes Ausmaß, muss mit zunächst noch reversiblen, nach Überschreiten eines kritischen Zeitlimits auch irreversiblen Schädigungen der Gehirnsubstanz mit entsprechenden neurologischen Ausfällen als Folge gerechnet werden.
Ursachen einer Hirnblutung
Besonders häufig ist länger bestehender Bluthochdruck (Hypertonie) für eine Gehirnblutung verantwortlich, oft in Kombination mit einer Arterienverkalkung. Dadurch büßen die Gefäßwände mit der Zeit an Elastizität ein, sodass die Blutgefäße bei plötzlichen Blutdruckspitzen reißen und eine Hirnblutung verursachen können.
Eine weitere Ursache für Hirnblutungen können Veränderungen der Blutgefäße aufgrund von gut- oder bösartigen Tumoren oder Hirnmetastasen sein. Auch krankhafte Erweiterungen (Aneurysmen) an den Blutgefäßen oder eine Störung der Blutgerinnung können eine Hirnblutung herbeiführen.
Weitere mögliche Ursachen einer Hirnblutung können sein:
- Infektionen
- Entzündungen der Blutgefäße im Gehirn
- Thrombosen der Hirnvenen
- ein erhöhter Blutfluss im Gehirn (beispielsweise nach einer Herzoperation, bei Migräneattacken oder nach körperlicher Anstrengung)
- Alkohol- oder Drogenmissbrauch
- Verletzungen des Kopfes (Schädel-Hirn-Trauma), beispielsweise durch einen Sturz oder Schlag
Bestimmte Verhaltensweisen können einen erhöhten Blutdruck auslösen und damit auch das Risiko einer Gehirnblutung erhöhen. Zu den Risikofaktoren einer Hirnblutung zählt zum Beispiel das Rauchen. So besteht bei Raucher*innen ein zwei- bis dreifach erhöhtes Risiko für eine Hirnblutung. Doch auch Übergewicht und ein erhöhter Cholesterinspiegel stellen Risikofaktoren dar.
Arten von Hirnblutungen
Je nach zugrundeliegender Ursache weisen die Hirnblutungen ganz typische Lokalisationen auf:
- Epidurale Hämatome (Epiduralhämatome) stellen Einblutungen zwischen knöchernem Schädel und harter Hirnhaut dar. Oft treten sie infolge eines Schädel-Hirn-Traumas auf, zum Beispiel nach Unfällen oder Gewalteinwirkung.
- Dagegen sind subdurale Hämatome eine "Etage" tiefer, zwischen den harten Hirnhäuten lokalisiert. Akute Subduralblutungen haben meist ähnliche Ursachen wie Epiduralblutungen. Chronische Subduralhämatome können auch durch Medikamente zur Blutgerinnung ausgelöst werden.
- Noch näher an der Hirnsubstanz befinden sich die Subarachnoidalblutungen. Diese liegen unter der sogenannten Spinnengewebshaut (Arachnoidea), die das Gehirn ummantelt. Sie sind meist durch Verletzungen oder ein geplatztes Aneurysma bedingt.
- Intrazerebrale Hämatome schließlich entsprechen Blutungen im Gehirngewebe selbst. Sie treten meist plötzlich und unabhängig von traumatischen Umstände wie einem Unfall auf. Diese Art von Hirnblutung bezeichnet man auch als intrazerebrale Blutung.
Hirnblutung: Symptome erkennen
Je nach Art der Hirnblutung unterscheiden sich auch die Symptome – für Menschen ohne medizinische Kenntnisse ist eine Hirnblutung daher nicht leicht zu erkennen. Eine akute Hirnblutung aufgrund eines intrazerebralen Hämatoms kann beispielsweise vom Beschwerdebild her einem Schlaganfall gleichen und mit plötzlich einsetzenden neurologischen Ausfällen und einseitigen Lähmungen einhergehen. Darüber hinaus können intrazerebrale und subarachnoidale Hirnblutungen einen Schlaganfall verursachen, dann spricht man von einem hämorrhagischen Schlaganfall.
Mögliche Anzeichen einer Hirnblutung sind:
- Übelkeit und Erbrechen
- steifer Nacken
- starke Kopfschmerzen
- Schwindel
- allgemeines Unwohlsein und Schwäche
- Krampfanfälle
- (oftmals halbseitige) Lähmungen und Taubheitsgefühle
- Sprach-, Bewegungs- und Empfindungsstörungen
- Sehstörungen
- Störungen des Bewusstseins
- Bewusstlosigkeit
Häufig erscheinen plötzliche, sehr starke Kopfschmerzen (sogenannte Vernichtungskopfschmerzen), Lichtscheu, Übelkeit und Erbrechen als unmittelbare Reaktion auf die Einblutung, während das Einsetzen weiterer neurologischer Ausfallssymptome erst nach einer relativ beschwerdearmen Latenzzeit von Minuten oder gar Stunden stattfindet.
Anzeichen einer Hirnblutung nach einem Sturz oder Schlag
Kommt es infolge einer Kopfverletzung zu einer Hirnblutung, sind ein Druckgefühl im Kopf, Probleme bei der Mimik, beim Gehen oder Sprechen, Konzentrationsprobleme, aber teilweise auch Lähmungen oder Krampfanfälle typische Symptome.
Eine Hirnblutung, die sich infolge eines Unfalls entwickelt, kann auch erst Wochen nach dem eigentlichen Ereignis Symptome auslösen. Gerade Menschen, die aufgrund ihres Alters oder anderer Faktoren, wie Bluthochdruck, ein erhöhtes Risiko für eine Hirnblutung haben, sollten solche Ereignisse im Idealfall vermerken, um zeitverzögert auftretende Symptome richtig deuten und den*die Arzt*Ärztin darauf hinweisen zu können.
Gehirnblutung: Eine schnelle Diagnose ist wichtig
Eine schnelle Diagnose sowie eine unmittelbare Behandlung sind bei einer Hirnblutung enorm wichtig, da sonst Folgeschäden entstehen können oder sogar Lebensgefahr droht.
Da Hirnblutungen äußerlich nicht sichtbar sind, können die Symptome lediglich einen ersten Hinweis auf die Diagnose liefern. Zunächst werden die Bewusstseinslage und die Funktion der Nerven der betroffenen Person untersucht. Auch die zeitliche Entwicklung sowie Begleitumstände der Beschwerden sind von großer Bedeutung für die Diagnose und die anschließende Behandlung.
Zusätzlich kommen bildgebende Verfahren wie die Computertomografie (CT) oder die Magnetresonanztomografie (MRT), mitunter auch Röntgen (Angiografie) zum Einsatz. Die Erstversorgung greift in der Regel auf ein CT zurück, da diese ein schnelleres Ergebnis liefert als ein MRT. Ist die Person stabil, sind MRT-Untersuchungen die erste Wahl. Denn im Gegensatz zum CT kann ein MRT auch ältere Blutungen, Aneurysmen oder andere Fehlbildungen der Gefäße abbilden.
Beide Verfahren geben Auskunft über Lage und Größe der Hirnblutung. Zudem können durch die bildgebenden Verfahren zu einem späteren Zeitpunkt eventuelle Größenveränderungen sichtbar gemacht werden. Außerdem ermöglichen es beide Verfahren, eine Gehirnblutung von einem Hirngerinnsel (Hirnvenenthrombose) oder einem hämorrhagischen beziehungsweise ischämischen Schlaganfall zu unterscheiden, welche ähnliche Symptome auslösen können.
Sollte eine Untersuchung mittels CT oder MRT keine eindeutigen Ergebnisse liefern, kann auch eine Untersuchung des Liquors, also der Gehirn- und Rückenmarksflüssigkeit, erfolgen. Lässt sich im Liquor eine rosafarbene, gelbe oder rotbraune Verfärbung feststellen, ist dies Hinweis auf Blut in der Flüssigkeit. Auch eine Ultraschalluntersuchung kann erforderlich sein.
Behandlung einer Hirnblutung
Hirnblutungen sind in jeder Form medizinische Notfälle und bedürfen daher einer sofortigen Behandlung – idealerweise auf einer Schlaganfallstation. Je länger das Einleiten der Erstversorgung dauert, desto mehr steigt das Risiko für schwere Folgeschäden oder einen tödlichen Verlauf. Daher sollte auch bei Verdacht auf eine Hirnblutung umgehend der Notruf verständigt werden.
In der Akutbehandlung wird zunächst versucht, die betroffene Person zu stabilisieren. Eine Punktion oder blutdrucksenkende Medikamente können eingesetzt werden, um den Druck auf das Hirngewebe zu senken.
Erhöht sich wegen der Blutung im Gehirn der Schädeldruck, muss in manchen Fällen operiert werden. Dabei wird ein Teil des Schädelknochens geöffnet, um die Blutung im Kopf zu stillen und den Bluterguss zu entfernen. Für eine präzise Operationsplanung dient ein CT. In äußerst dringenden Notfällen muss der Schädel jedoch auf Verdacht geöffnet werden. Selbst bei raschem chirurgischem Eingreifen besteht allerdings das Risiko eines tödlichen Ausgangs oder bleibender neurologischer Schädigungen.
Heilungschancen und Folgen einer Hirnblutung
Verlauf und Prognose einer Hirnblutung sind extrem vom Einzelfall abhängig. Faktoren, die den Krankheitsverlauf von Betroffenen maßgeblich bestimmen, sind insbesondere:
- das Alter der betroffenen Person
- der allgemeine Gesundheitszustand wie zum Beispiel bestehende Grunderkrankungen
- die Lage, Größe und Art der Blutung
- der Beginn der medizinischen Behandlung
Ausgedehnte Hirnblutungen führen häufig zum Tod. Etwas bessere Heilungschancen bestehen bei Epiduralhämatomen oder kleineren Blutungen. Bei der großen Mehrzahl der überlebenden Betroffenen sind jedoch dauerhafte Folgeschänden zu beobachten.
Mögliche Folgen einer Hirnblutung sind neurologische Ausfälle wie beispielsweise Lähmungen, Sprach- oder Bewegungsstörungen. Auch geistige Behinderungen sind möglich. Zudem kann es als Komplikation infolge der Einblutung ins Gehirn zu einem hämorrhagischen Schlaganfall kommen. Auch können Betroffene nach einer Hirnblutung ins Koma fallen.
Langzeitfolgen lindern: rehabilitative Therapie
Patient*innen, die eine Hirnblutung überlebt haben, sollten möglichst zeitnah nach der Akutbehandlung eine Rehabilitation in einer spezialisierten Klinik beginnen. Bei der Reha können Beschwerden wie Sprach- und Bewegungsstörungen durch eine passende medizinische und therapeutische Behandlung gelindert werden. Dazu gehören je nach Ausprägung der Beschwerden eine logopädische, ergo- oder physiotherapeutische Behandlung.
Auch auf medikamentöser Ebene kann die Nachsorge erfolgen – zugleich dient dies auch der Vorbeugung: Ging die Hirnblutung auf einen erhöhten Blutdruck zurück, können blutdrucksenkende Medikamente eingenommen werden, um weitere Blutungen im Kopf zu verhindern.
Je nach Stärke der Hirnblutung kann es mehrere Jahre dauern, bis die betroffene Person wieder eigenständig ihren Alltag meistern kann. In vielen Fällen bleiben jedoch irreversible Langzeitfolgen wie Probleme mit der Feinmotorik, Gedächtnis- und Konzentrationsstörungen, Wesensveränderungen, Sprach- und Hörstörungen oder Kopfschmerzen zurück. Mitunter muss auch das häusliche Umfeld an diese neuen Gegebenheiten angepasst werden.
Insgesamt kann eine Rehabilitationsbehandlung aber dazu beitragen, die Lebensqualität so weit es geht wiederherzustellen und mit gegebenenfalls bestehenden Einschränkungen bestmöglich umzugehen.
Vorbeugende Maßnahmen
Zur Vermeidung traumatisch bedingter Hirnblutungen dienen unter anderem allseits bekannte Maßnahmen zur Unfallverhütung (beispielsweise das Tragen eines Fahrradhelms beim Radfahren).
Um das Risiko bluthochdruckbedingter intrazerebraler Hämatome zu verringern, ist eine konsequente medikamentöse Behandlung des Bluthochdrucks erforderlich. Auch sollten alle anderen Risikofaktoren wie zum Beispiel Diabetes, hohe Cholesterinwerte und Übergewicht unter Kontrolle gebracht werden.
Weiterhin ist es empfehlenswert, nicht zu rauchen, wenig Alkohol zu trinken, sich täglich zu bewegen und auf eine gesunde Ernährung zu achten. Diese Maßnahmen tragen nicht nur zur Vorbeugung einer Hirnblutung bei, sondern dienen auch einer allgemein gesunden Lebensweise.