Blasenkrebs: Symptome und Behandlung
Jedes Jahr erkranken in Deutschland rund 15.000 Menschen an Blasenkrebs (Blasenkarzinom). Männer sind etwa dreimal so oft betroffen wie Frauen.
Die Diagnose Blasenkrebs wird häufig erst in einem späten Stadium gestellt, da sich Tumore in der Blase lange Zeit kaum bemerkbar machen. Symptome, die auf Blasenkrebs hindeuten können, sind Blut im Urin oder Schmerzen beim Wasserlassen. Allerdings können solche Beschwerden auch bei einer harmlosen Blasenentzündung vorkommen. Welche Anzeichen treten bei Blasenkrebs noch auf, wie kann man ihn behandeln und wie sehen die Heilungschancen aus?
Ursachen und Risikofaktoren von Blasenkrebs
Bei Blasenkrebs bildet sich in der Harnblase ein bösartiger Tumor. Warum solche Blasentumore genau entstehen, darüber sind sich Forschende weiterhin uneinig. Allerdings gibt es einige Faktoren, welche das Risiko, an Blasenkrebs zu erkranken, deutlich erhöhen.
Rauchen und chemische Stoffe als Risikofaktoren
Ähnlich wie bei Lungenkrebs spielt auch bei der Entstehung von Blasenkrebs das Rauchen eine zentrale Rolle, denn Zigarettenrauch enthält verschiedenste krebserregende Substanzen. Beim Rauchen gelangen die Schadstoffe zunächst ins Blut, später in die Niere und schließlich mit dem Urin in die Blase. Da dieser dort zumeist über einen längeren Zeitraum verbleibt, können die Substanzen ihre schädigende Wirkung in der Blase besonders gut entfalten.
Daneben kann vor allem der Kontakt mit bestimmten chemischen Stoffen das Risiko für Blasenkrebs deutlich erhöhen. Als besonders gefährlich gelten aromatische Amine. Aromatische Amine kommen beispielsweise in der chemischen und pharmazeutischen Industrie, der Gummi-Industrie, der Textilindustrie sowie in der Lederverarbeitung zum Einsatz. In einigen Berufszweigen wird daher Blasenkrebs als Berufskrankheit anerkannt.
Mittlerweile werden die gefährlichsten Stoffe in den betroffenen Berufszweigen nicht mehr eingesetzt, da Blasenkrebs sich jedoch über einen sehr langen Zeitraum entwickelt, treten noch immer Fälle auf.
Der lange gehegte Verdacht, die Nutzung von Haarfärbemitteln könne das Risiko für Harnblasenkarzinome erhöhen, hat sich im Rahmen einer umfassenden US-amerikanischen Studie mit 117.200 Probandinnen nicht bestätigt.1
Weitere Risikofaktoren
Darüber hinaus können auch eine chronische Blasenentzündung sowie Blasensteine das Risiko, an Blasenkrebs zu erkranken, erhöhen. Ebenso haben auch Personen, die im Rahmen einer Krebstherapie eine Strahlenbehandlung im Beckenbereich erhalten haben, ein erhöhtes Risiko zur Entwicklung eines Blasentumors.
Des Weiteren nimmt das Blasenkrebsrisiko mit steigendem Alter zu. Bei Personen unter 40 Jahren sind kaum Fälle von Blasentumoren bekannt. Auch könnten genetische Ursachen eine Rolle spielen, da Blasenkrebs familiär gehäuft auftritt.
Blasenkrebs: Symptome
Die ersten Anzeichen einer Krebserkrankung der Blase sind zumeist uncharakteristisch, da sie auch auf andere Erkrankungen hindeuten können. Allein an den Symptomen ist ein Blasentumor im Frühstadium deshalb nicht zu erkennen.
Bessern sich die Beschwerden nach wenigen Tagen aber nicht oder verschlechtern sie sich sogar, sollte ärztlicher Rat gesucht werden, um den Ursachen der Beschwerden auf den Grund zu gehen – insbesondere, da eine frühestmögliche Therapie die Heilungschancen bei Harnblasenkarzinomen stark verbessern kann.
Folgende Symptome können erste Anzeichen für einen Blasenkrebs darstellen:
- Blut im Urin (Hämaturie): Dabei handelt es sich um das wichtigste Symptom bei Blasenkrebs. Die Farbe des Harns ist in der Regel braun oder rötlich. Blut im Urin ist aber nicht immer auf den ersten Blick zu erkennen, teilweise ist der Urin auch nur dunkler als normal gefärbt.
- Häufiger Harndrang, Probleme und Schmerzen beim Wasserlassen: Es besteht ein vermehrter Harndrang, wobei häufig nur wenig Urin abgesetzt werden kann. Teilweise kommt es beim Wasserlassen auch zu Schmerzen. Auch diese Symptome, die man zunächst eher einer chronischen Blasenentzündung zuordnen würde, können Anzeichen für Blasenkrebs sein. Bei knapp der Hälfte der Betroffenen mit solchen Beschwerden liegt sogar gleichzeitig mit dem Harnblasenkarzinom ein Harnwegsinfekt vor.
- Symptome im fortgeschrittenen Stadium: Ist die Erkrankung weiter fortgeschritten, können Symptome wie Flankenschmerzen durch Harnstau, Gewichtsverlust, Nachtschweiß, Blutarmut oder Fieber hinzukommen.
Stinkender Urin gehört gemeinhin nicht zu den Symptomen bei einem Harnblasentumor. Auch wenn Blut im Harn erkennbar ist, können Menschen keinen Unterschied im Geruch ausmachen.
Unterscheiden sich die Blasenkrebs-Symptome bei Frau und Mann?
Grundsätzlich unterscheiden sich die Symptome von Blasenkrebs bei Männern und Frauen nicht. Die Anzeichen können jedoch je nach Geschlecht unterschiedlich missgedeutet werden.
Bei Frauen wird Blut im Harn oft fälschlicherweise auf die Menstruation oder die Wechseljahre geschoben. Zudem leiden Frauen häufiger als Männer an Harnwegsinfekten, weshalb auch hiermit leicht eine Verwechslung möglich ist.
Männer verbinden die typischen Anzeichen von Blasenkrebs, wie Beschwerden beim Wasserlassen, zunächst häufig mit Problemen mit der Prostata. Insgesamt sind Männer etwa dreimal häufiger als Frauen von Blasenkrebs betroffen.
Diagnose von Blasenkrebs
Sollten Sie bei sich Symptome feststellen, die auf einen Blasenkrebs hindeuten könnten, sollten Sie ärztlichen Rat suchen. Im persönlichen Gespräch sollten Sie dann zunächst Ihre Beschwerden schildern und insbesondere auch möglicherweise vorhandene Risikofaktoren erwähnen.
Wird durch das Gespräch der Verdacht verstärkt, dass Harnblasenkrebs vorliegen könnte, wird eine gründliche körperliche Untersuchung durchgeführt. Durch diese Untersuchung soll festgestellt werden, ob tatsächlich ein Blasentumor vorliegt oder ob hinter den Beschwerden eine harmlose Ursache steckt. Dazu werden zunächst Blut und Urin untersucht.
Je nach Bedarf kann im Anschluss eine Röntgenuntersuchung der Harnwege, eine Ultraschalluntersuchung oder eine Blasenspiegelung (Urethrozystoskopie) nötig werden. Bei der Blasenspiegelung wird die Blase gezielt nach verdächtigen Stellen abgesucht. Bei Bedarf können zudem direkt Gewebeproben entnommen werden.
Liegt nach der Blasenspiegelung der Verdacht nahe, dass in der Blase ein Tumor gewachsen ist, wird der Urin noch einmal untersucht – diesmal auf bösartig veränderte Zellen hin. Diese Untersuchung wird als Urinzytologie bezeichnet. Werden veränderte Zellen in der Probe gefunden, so liegt mit hoher Wahrscheinlichkeit ein Blasentumor vor.
Genaue Untersuchung des Blasentumors
Sobald es als gesichert gilt, dass die betroffene Person an Blasenkrebs leidet, wird überprüft, wie weit die Krankheit fortgeschritten ist und ob der Krebs bereits gestreut hat, das heißt, ob sich Metastasen gebildet haben. Um genauere Informationen über den Tumor zu gewinnen, wird noch einmal Gewebe aus der Blase entnommen und untersucht.
Außerdem wird eine Computertomographie (CT) durchgeführt, mit der Lage und Größe des Tumors sowie mögliche Tochtergeschwülste (Metastasen) dargestellt werden können. Durch eine CT erhält man auch Informationen darüber, ob der Tumor operativ entfernt werden kann. Besteht der Verdacht, dass sich beispielsweise in Lunge, Leber oder Skelett Metastasen gebildet haben, können zusätzlich zu Ultraschall und CT auch eine Kernspintomographie (MRT) oder ein Skelettszintigramm durchgeführt werden.
Im Anschluss an die Untersuchungen wird der*die behandelnde Arzt*Ärztin gemeinsam mit der betroffenen Person die optimale, persönliche Behandlung abstimmen.
Schnelltests aus der Apotheke
Sogenannte UBC®-Schnelltests sollen dabei helfen können, bestimmte Proteine (Zytokeratin-Fragment 8 und 18), die auf einen Blasentumor hinweisen können, im Urin zu erkennen. In Untersuchungen lag die Sensitivität solcher Tests bei etwa 54 Prozent. Das heißt, 54 Prozent der erkrankten Studienteilnehmenden wurden durch die Tests auch korrekt als erkrankt erkannt. Die sogenannte Spezifität lag bei circa 87 Prozent. 87 Prozent der nicht-erkrankten Teilnehmenden erhielten demnach richtigerweise ein negatives Testergebnis.
Die Schnelltests können also zur Diagnose von Blasenkrebs beitragen, ersetzen aber bei Verdacht auf die Erkrankung keinesfalls eine umfassende ärztliche Untersuchung, da die Wahrscheinlichkeit von falsch-positiven oder falsch-negativen Ergebnissen gegeben ist.
Behandlung von Blasenkrebs
Hat sich in der Blase ein Tumor gebildet, gibt es – je nach Stadium der Krebserkrankung – zwei verschiedene Behandlungsziele: Das vorrangige Ziel ist es zunächst, den Blasentumor und mögliche Tochtergeschwülste zu entfernen oder zu zerstören. Dieses Vorgehen wird als kurative Therapie bezeichnet. Ist eine vollständige Heilung jedoch nicht möglich, wird versucht, das Weiterwachsen und Streuen des Tumors möglichst lange zu verhindern.
OP zur Entfernung des Blasentumors
Wird der Blasentumor in einem frühen Stadium entdeckt und ist dieser noch relativ klein, kann er zumeist durch die Harnröhre entfernt werden (transurethrale Resektion). Bei der transurethralen Resektion (TUR) wird ein dünner Schlauch mit einer Elektroschlinge genutzt, um den Tumor aus der Blase zu entfernen.
Ist eine solche Therapie nicht möglich oder ausreichend, wird eine offene Operation durchgeführt. Dabei werden entweder nur die Blase sowie benachbarte Lymphknoten entfernt (einfache Zystektomie) oder zusätzlich auch Nachbarorgane, wie beispielsweise die Prostata bei Männern sowie die Gebärmutter bei Frauen (radikale Zystektomie).
Letztgenannte OP wird dann notwendig, wenn sich der Tumor bereits auf das Muskelgewebe der Blase ausgebreitet hat (muskelinvasiver Tumor). Ist eine Blasenentfernung nötig, wird man Sie über alternative Möglichkeiten der Urinspeicherung und Harnableitung informieren.
Strahlentherapie als Alternative
Eine Alternative zur offenen Operation stellt bei Blasenkrebs die Strahlentherapie dar. Dabei werden die Tumorzellen durch ionisierende Strahlen abgetötet. Da Blasentumore sehr empfindlich auf Strahlen reagieren, kann Blasenkrebs durch eine Strahlentherapie oft vollständig geheilt werden.
Im Vergleich zur offenen Operation liegt der Vorteil der Strahlentherapie darin, dass die Blase bei mehr als der Hälfte der Betroffenen erhalten werden kann. Vorteile und Risiken der Strahlentherapie sollten hier gemeinsam mit dem*der Arzt*Ärztin gründlich abgewogen werden.
Chemotherapie als Behandlungsmethode
Falls durch eine Operation nicht alle Krebszellen entfernt werden können, da diese sich beispielsweise über die Blutbahn bereits im Körper verteilt haben, wird zusätzlich zur Operation noch eine Chemotherapie durchgeführt. Durch eine Chemotherapie können gezielt Zellen zerstört werden, die sich, wie es bei Krebszellen der Fall ist, schnell teilen. Allerdings werden bei einer Chemotherapie auch gesunde Zellen, die sich häufig teilen, zerstört. Dies kann zu typischen Nebenwirkungen, wie zum Beispiel Haarausfall, führen.
Bei Harnblasenkrebs besteht die Möglichkeit, eine Chemotherapie auch lokal in der Blase anzuwenden. Diese Form der Therapie wird zumeist dann gewählt, wenn der Blasentumor bereits durch die Harnröhre entfernt worden ist. Um einer erneuten Bildung von bösartigem Gewebe vorzubeugen, werden dann einmalig Medikamente in die Blase eingespült. Dort verbleiben sie für etwa zwei Stunden. Ebenso können nach der Entfernung des Tumors in regelmäßigen Abständen Medikamente, die das Immunsystem anregen, in die Blase eingespült werden. Auch sie sollen das erneute Entstehen eines Blasentumors verhindern.
Immuntherapie bei Blasenkrebs
Bei der Immuntherapie handelt es sich um eine relativ neue Behandlungsmöglichkeit. Dabei werden sogenannte Checkpoint-Inhibitoren verwendet. Diese lösen Blockaden an Tumorzellen auf, mit denen diese verhindern, durch T-Zellen des Immunsystems zerstört zu werden.
Aktuell werden die Wirkstoffe Atezolizumab, Pembrolizumab und Nivolumab im Rahmen der Immuntherapie eingesetzt. Die Wirksamkeit und mögliche Nebenwirkungen der Therapie im Vergleich zur Chemotherapie ist weiterhin Gegenstand laufender Studien.
Palliativmedizinische Betreuung
Ist der Blasenkrebs bereits so weit fortgeschritten, dass keine Heilungschancen mehr bestehen, kann durch eine palliativmedizinische Behandlung die Lebensqualität der Betroffenen möglichst lange hoch gehalten werden. Ziel ist es dann in erster Linie, die Schmerzen zu lindern. Darüber hinaus bietet diese Therapieform aber auch seelische Unterstützung für die betroffene Person und ihre Angehörigen.
Blasenkrebs: gute Heilungschancen im Frühstadium
Sollten Sie bei sich Symptome beobachten, die auf einen Blasenkrebs hindeuten, sollten Sie unbedingt ärztlichen Rat suchen. Denn wenn Harnblasenkrebs bereits im Frühstadium diagnostiziert wird, sind die Heilungschancen meist gut. Aufgrund der uncharakteristischen Anzeichen wird Blasenkrebs allerdings eher selten im Frühstadium erkannt. Doch auch, wenn der Krebs erst in einem späteren Stadium entdeckt wird, sind die Heilungschancen bei Blasenkrebs im Durchschnitt höher als bei vielen anderen Krebserkrankungen.
Wurde der Blasentumor erfolgreich behandelt, ist es wichtig, dass sich die Betroffenen nach dem Abschluss der Behandlung regelmäßig nachuntersuchen lassen. Denn durch regelmäßige Kontrolluntersuchungen kann bei einem Rückfall frühzeitig reagiert und Begleit- oder Folgeerkrankungen rechtzeitig behandelt werden. Zu Beginn finden die Kontrolluntersuchungen alle drei Monate, später alle sechs und schließlich alle zwölf Monate statt.
Vorsorge bei Harnblasenkrebs
Um die Wahrscheinlichkeit für die Entstehung eines Harnblasenkarzinoms gering zu halten, ist es wichtig, Risikofaktoren nach Möglichkeit zu meiden. Dies gilt insbesondere für das Rauchen. Ist der Kontakt mit krebserregenden chemischen Stoffen beruflich bedingt unvermeidbar, sollten die geltenden Sicherheitsvorschriften streng beachtet werden. Neigt man zu Blasenentzündungen, kann man auch hier darauf achten, die Faktoren, die eine Entstehung begünstigen, zu reduzieren.
Eine reguläre Vorsorgeuntersuchung zur Blasenkrebsfrüherkennung gibt es nicht. Als individuelle, also kostenpflichtige Gesundheitsleistung, werden NMP22-Tests angeboten. Die Kosten für einen solchen Test liegen zwischen 30 und 40 Euro. Durch den NMP22-Test sollen in einer Harnprobe Stoffe nachgewiesen werden, die auf einen Tumor hindeuten können. Allerdings gibt es aktuell keine wissenschaftlichen Studien, die die Zuverlässigkeit dieser Tests belegen. Stattdessen gibt es Hinweise darauf, dass es vermehrt zu falsch positiven Ergebnissen kommen kann.