Lymphdrüsenkrebs (Morbus Hodgkin)
Lymphdrüsenkrebs (Hodgkin-Lymphom oder früher auch Morbus Hodgkin) ist eine bösartige Erkrankung des Lymphsystems, bei der Lymphzellen entarten. Ein typisches Symptom sind geschwollene Lymphknoten, die jedoch keinerlei Schmerzen verursachen. Als weitere Anzeichen können allgemeine Beschwerden wie Müdigkeit, Fieber und ein deutlicher Gewichtsverlust auftreten. Lymphdrüsenkrebs lässt sich durch eine Chemotherapie und/oder eine Strahlentherapie meist gut behandeln. Entscheidend für die Heilungschancen ist vor allem das Stadium, in dem der Lymphdrüsenkrebs diagnostiziert wird.
Hodgkin-Lymphome und Non-Hodgkin-Lymphome
Eine Schwellung oder Vergrößerung eines Lymphknotens wird als Lymphom bezeichnet. Ein solcher Tumor kann sowohl gut- als auch bösartig sein. Bei bösartigen Tumoren wird in der Medizin zwischen Hodgkin-Lymphomen (Morbus Hodgkin, Lymphogranulomatose) und Non-Hodgkin-Lymphomen unterschieden. Unter der Bezeichnung Non-Hodgkin-Lymphom werden dabei alle malignen (bösartigen) Lymphome zusammengefasst, die kein Morbus Hodgkin sind.
Hier finden Sie ausführliche Informationen zum Non-Hodgkin-Lymphom.
Was ist Lymphdrüsenkrebs?
Der Begriff Lymphdrüsenkrebs ist nicht einheitlich definiert. Mitunter wird er für sämtliche Formen der bösartigen Lymphome verwendet, oft meint die Bezeichnung jedoch nur die Hodgkin-Lymphome. Wenn in diesem Artikel von Lymphdrüsenkrebs gesprochen wird, ist damit in der Regel Morbus Hodgkin gemeint.
Morbus Hodgkin tritt im Vergleich zu anderen Krebserkrankungen in Deutschland relativ selten auf. An dieser Form des Lymphdrüsenkrebses erkranken pro Jahr etwa 2 bis 3 Personen pro 100.000 Einwohner*innen. Insbesondere Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene sind betroffen, bei ihnen ist das Hodgkin-Lymphom eine der häufigsten Krebserkrankungen. Doch auch im höheren Lebensalter ist ein Auftreten der Tumorerkrankung möglich. Besonders häufig wird Morbus Hodgkin bei Personen zwischen 20 und 30 Jahren sowie zwischen 60 und 70 Jahren diagnostiziert. Männer erkranken häufiger als Frauen, das Verhältnis beträgt dabei 3:2.
Charakteristisch für die Hodgkin-Krankheit ist, dass in den Lymphknoten bestimmte Zelltypen nachgewiesen werden. Die sogenannten Sternberg-Reed-Zellen entstehen aus entarteten B-Lymphozyten, die sich unkontrolliert vermehren und nicht absterben. Die B-Lymphozyten gehören zu den weißen Blutkörperchen, die wiederum eine wichtige Rolle bei der Immunabwehr spielen und Teil des sogenannten lymphatischen Systems (Lymphsystems) sind. Durch die vielen entarteten weißen Blutkörperchen ist das Immunsystem der Betroffenen bei Lymphdrüsenkrebs oft geschwächt. Daher sind sie besonders anfällig für Infektionen.
Ursachen von Lymphdrüsenkrebs
Welche Ursachen Lymphdrüsenkrebs haben kann, ist – wie bei vielen anderen Krebserkrankungen auch – bislang nicht sicher bekannt. Es wird jedoch vermutet, dass bestimmte Viruserkrankungen das Risiko, am Hodgkin-Lymphom zu erkranken, erhöhen. Dies soll unter anderem für Personen, die mit Hepatitis B oder C sowie dem Epstein-Barr-Virus infiziert sind, gelten. Auch eine Infektion mit HIV soll das Risiko für Lymphdrüsenkrebs erhöhen.
Daneben wird vermutet, dass auch genetische Faktoren eine Rolle spielen könnten. Bislang konnten allerdings noch keine einheitlichen genetischen Veränderungen bei Personen mit Lymphdrüsenkrebs festgestellt werden, sodass nicht klar ist, ob die Erkrankung vererbbar ist. Auch Rauchen zählt möglicherweise zu den Risikofaktoren.
Symptome bei Lymphdrüsenkrebs
Wie macht sich Lymphdrüsenkrebs bemerkbar? Typisches Symptom von Lymphdrüsenkrebs sind geschwollene, vergrößerte Lymphknoten, die jedoch keinerlei Schmerzen verursachen. Geschwollene Lymphknoten, die im Rahmen von Infektionskrankheiten wie beispielsweise einer Erkältung auftreten, schmerzen dagegen bei Druck.
Bei Lymphdrüsenkrebs machen sich die Schwellungen in der Regel über einen Zeitraum von mehreren Wochen bemerkbar. Sie treten insbesondere am Hals auf, oftmals aber auch hinter dem Brustbein. Folgen davon können Probleme bei der Atmung, ein Druckgefühl oder trockener Husten sein. Darüber hinaus kann eine Lymphknotenschwellung in den Achselhöhlen, im Bauchbereich oder in der Leistengegend zu erkennen sein.
Neben geschwollenen Lymphknoten und möglicherweise damit verbundenem Druckgefühl gibt es noch weitere Anzeichen, die auf Lymphdrüsenkrebs hinweisen können – allerdings sind diese Symptome meist relativ unspezifisch. So kann es zu folgenden Symptomen kommen:
- deutliche Gewichtsverluste
- Appetitlosigkeit
- Juckreiz
- Leistungsabfall
- Schwächegefühl
- Müdigkeit
- starkes nächtliches Schwitzen (Nachtschweiß)
- wiederkehrendes Fieber
- Durchfall
Nach dem Genuss von alkoholischen Getränken können in seltenen Fällen Schmerzen in den erkrankten Lymphknoten auftreten. Auch eine erhöhte Anfälligkeit für Infekte zählt zu den möglichen Anzeichen.
Im Verlauf der Erkrankung, beziehungsweise in einem späten Stadium, kann der Krebs auch streuen und andere Organe wie das Knochenmark, die Lunge, die Leber oder die Milz befallen. Dann kann es zu weiteren Symptomen wie etwa einer Vergrößerung der Milz oder einer Blutarmut (Anämie) kommen.
Diagnose von Lymphdrüsenkrebs
Sind die Lymphknoten über einen längeren Zeitraum geschwollen, sollte unbedingt ärztlicher Rat gesucht werden. Besteht der Verdacht auf Lymphdrüsenkrebs, wird eine Gewebeprobe entnommen (Biopsie). Dabei wird in der Regel der gesamte Lymphknoten entfernt. Meist kann dieser Eingriff unter örtlicher Betäubung durchgeführt werden. Der entnommene Lymphknoten wird anschließend mikroskopisch auf Anzeichen von Lymphdrüsenkrebs untersucht. Werden Sternberg-Reed-Zellen gefunden, gilt dies als Nachweis für Morbus Hodgkin.
Durch die Untersuchung unter dem Mikroskop kann darüber hinaus die genaue Unterform des Hodgkin-Lymphoms bestimmt werden. Unterschieden werden dabei das klassische Hodgkin-Lymphom, das etwa 95 Prozent der Fälle ausmacht und in vier weitere Subtypen unterteilt wird, und das noduläre lymphozyten-prädominante Hodgkin Lymphom, das als eigenständige Krankheit gilt.
Untersuchungsmethoden bei Morbus Hodgkin
Um genauere Erkenntnisse zu gewinnen, können neben der Biopsie noch eine Reihe weiterer Untersuchungen nötig werden, beispielsweise um mögliche Metastasen zu erkennen. Dazu gehören unter anderem:
- eine Ultraschall-Untersuchung
- eine Magnetresonanztomografie (MRT)
- eine Computertomografie (CT)
- eine Positronenemissionstomographie (PET) (eine Untersuchung mit einer Markersubstanz, ähnlich einer Szintigrafie)
- eine Röntgen-Untersuchung
- eine Blutuntersuchung (Blutbild und weitere Blutwerte)
- eine Biopsie von Leber und Knochenmark
Welche dieser Untersuchungen tatsächlich durchgeführt werden müssen, ist individuell verschieden.
Lymphdrüsenkrebs: Stadium bestimmen
Im Rahmen der Diagnose wird auch das Stadium, in dem sich das maligne Lymphom befindet, bestimmt. Das Stadium ist beim Hodgkin-Lymphom entscheidend dafür, wie gut die Heilungschancen des Lymphdrüsenkrebs sind. Es wird anhand der sogenannten Ann-Arbor-Klassifikation ermittelt:
- Stadium I: Es ist nur eine Lymphknotenregion befallen.
- Stadium II: Es sind zwei oder mehr Lymphknotenregionen auf einer Seite des Zwerchfells befallen.
- Stadium III: Es sind zwei oder mehr Lymphknotenregionen auf beiden Seiten des Zwerchfells befallen.
- Stadium IV: Es liegt ein diffuser Organbefall von einem oder mehreren Organen außerhalb des Lymphsystems vor.
Treten keine Allgemeinsymptome wie Fieber, Nachtschweiß oder Gewichtsverlust (sogenannte B-Symptomatik) auf, enthält das jeweilige Stadium den Zusatz A, zum Beispiel Stadium IA. Sind diese Anzeichen vorhanden, wird der Zusatz B angefügt. Der Zusatz E bedeutet, dass ein Organ befallen ist, das nicht zum Lymphsystem gehört.
Therapie: Hodgkin-Lymphom behandeln
Ohne Behandlung verläuft das Hodgkin-Lymphom in der Regel tödlich. Je früher Lymphdrüsenkrebs jedoch erkannt wird, desto besser sind die Chancen, dass die Behandlung erfolgreich ist und die betroffene Person geheilt werden kann. Denn in der Regel reagieren maligne Lymphome sehr empfindlich auf eine Strahlen- oder Chemotherapie. Eine Operation ist zur Behandlung des Lymphdrüsenkrebs hingegen nicht geeignet. Welche Therapieform angewendet wird, hängt insbesondere davon ab, in welchem Stadium sich der Lymphdrüsenkrebs befindet, aber auch vom Alter der Person.
Die Therapie beim Lymphdrüsenkrebs sollte von erfahrenen Mediziner*innen, am besten in Kliniken mit Schwerpunkt auf Hämato-Onkologie erfolgen. Sowohl die Chemo- als auch die Strahlentherapie können mitunter ambulant durchgeführt werden.
Chemotherapie bei Lymphdrüsenkrebs
Häufig wird bei Lymphdrüsenkrebs eine Kombination aus Chemo- und Strahlentherapie eingesetzt. Eine Chemotherapie wird in der Regel in mehreren Zyklen durchgeführt. Der betroffenen Person werden Zellgifte (Zytostatika) verabreicht, die schnellteilende Zellen wie Krebszellen zerstören. Da jedoch auch gesunde Zellen angegriffen werden, können Nebenwirkungen wie Übelkeit, Erbrechen, Erschöpfung, Infektanfälligkeit und Haarausfall auftreten.
Strahlentherapie bei Morbus Hodgkin
Bei einer Strahlentherapie werden die Krebszellen mit ionisierenden Strahlen bekämpft. Ziel der Behandlung ist es, die Zellteilung zu hemmen oder ganz zu unterbinden. Während gesunde Zellen Strahlenschädigungen häufig wieder beheben können, funktioniert das Reparatursystem von Tumorzellen deutlich schlechter. Die Strahlentherapie kommt oft im Anschluss an eine Chemotherapie zum Einsatz.
Folgen der Behandlung
Da meist auch gesundes Gewebe in Mitleidenschaft gezogen wird, können bei einer Strahlentherapie – je nach Bestrahlungsort – nach der Behandlung Probleme am Herzen, der Lunge oder der Schilddrüse auftreten. Betroffene Frauen haben zudem ein erhöhtes Brustkrebs-Risiko.
Auch durch eine Chemotherapie kann das Risiko, an einer anderen Krebsart zu erkranken, steigen. Insgesamt überwiegt bei Lymphdrüsenkrebs jedoch der Nutzen der beiden Behandlungsformen. Besteht ein Kinderwunsch, sollte vor Beginn der Behandlung mit dem*der behandelnden Arzt*Ärztin über mögliche Auswirkungen der Therapie auf die Fruchtbarkeit sowie über entsprechende Gegenmaßnahmen gesprochen werden.
Hodgkin-Lymphom: Nachsorge ist wichtig
Wurde Lymphdrüsenkrebs erfolgreich behandelt, muss nach dem Ende der Therapie in regelmäßigen Abständen eine ärztliche Nachuntersuchung erfolgen. Dadurch wird sichergestellt, dass ein Rückfall frühzeitig erkannt wird. Daneben werden im Rahmen der Nachsorge aber auch mögliche langfristige Nebenwirkungen von Strahlen- oder Chemotherapie behandelt.
Diese Nachsorge sollte lebenslang stattfinden. Zu Beginn erfolgt in der Regel die Kontrolle nach drei, sechs und zwölf Monaten, ab dem zweiten Jahr nach der Therapie alle sechs Monate. Ab dem fünften Jahr werden die Kontrollen einmal pro Jahr durchgeführt.
Erleidet ein*e Patient*in nach einer abgeschlossenen Lymphdrüsenkrebs-Behandlung einen Rückfall (Rezidiv), wird meist eine besonders hochdosierte Chemotherapie durchgeführt oder es erfolgt eine Knochenmarktransplantation mit körpereigenen Stammzellen (autologe Stammzelltransplantation). Wurde bei der ersten Behandlung nur eine Strahlentherapie eingesetzt, gilt dies bei einem Rückfall als günstig: Dann kann auch eine Standardchemotherapie ausreichen, um den Lymphdrüsenkrebs zu heilen.
Lymphdrüsenkrebs: Lebenserwartung und Heilungschancen
Für Betroffene, die die Diagnose erhalten, stellt sich oft sofort die Frage: Ist Lymphdrüsenkrebs heilbar? Morbus Hodgkin hat im Vergleich zu anderen Krebserkrankungen eine relativ gute Prognose, denn der Lymphdrüsenkrebs gehört zu den am besten behandelbaren malignen Erkrankungen. Mit entscheidend für die Heilungschancen ist jedoch immer das Stadium, in dem die Krebserkrankung diagnostiziert wird. Wird Lymphdrüsenkrebs in einem frühen Stadium erkannt, liegen die Heilungschancen des Morbus Hodgkin besonders hoch. Aber auch in einem späteren Stadium lässt sich die Krebserkrankung häufig noch gut behandeln, sodass die Heilungschancen insgesamt bei 80 bis 90 Prozent liegen.
Wie hoch die Lebenserwartung bei Morbus Hodgkin ist, hängt – genau wie die Heilungschancen – vom Stadium ab, in dem der Lymphdrüsenkrebs entdeckt wird. Die Fünf-Jahres-Überlebensrate liegt etwa bei 90 Prozent.
An alternativen Therapieansätzen zur Behandlung des Lymphdrüsenkrebs wird derzeit geforscht. Hier spielt insbesondere die Immuntherapie mit Antikörper-Präparaten eine Rolle.