Ernährung bei COPD: Das sollten Sie wissen!
Bei der chronisch obstruktiven Lungenerkrankung, kurz COPD, wird die Atmung durch eine Verengung der Bronchien beeinträchtigt. Mit Fortschreiten der umgangssprachlich auch als Raucherlunge bezeichneten Krankheit wird es zunehmend schwieriger, den Körper mit ausreichend Sauerstoff zu versorgen. Eine Ernährungsumstellung ist ein wichtiger Bestandteil der COPD-Behandlung und ermöglicht es Betroffenen, den Beschwerden dieser Lungenerkrankung aktiv entgegenzuwirken. Wir geben Alltagstipps für die Ernährung bei COPD und informieren darüber, was man beachten sollte.
Ausgewogene Ernährung bei COPD
Während es bei anderen chronischen Erkrankungen, wie Diabetes mellitus, allgemein bekannt ist, dass die Ernährung einen wesentlichen Einfluss auf die Erkrankung hat, so ist dies vielen Betroffenen von COPD noch nicht bewusst. Aber auch für COPD-Patient*innen ist es besonders wichtig, sich gesund und abwechslungsreich zu ernähren. Dies dient nicht nur grundsätzlich der Gesundheit und stärkt die Abwehrkräfte. Eine der COPD angemessene Ernährung senkt auch das Risiko für Infektionen und allergische Reaktionen der Atemwege.
Welche Ernährung bei COPD geeignet ist, hängt von der Situation der jeweils betroffenen Person ab.
COPD erhöht Energiebedarf
Um Nährstoffe aus der Nahrung zu verbrennen, braucht der Körper Sauerstoff. Die bei der Verbrennung freigesetzte Energie wird wiederum unter anderem für die Atemmuskulatur benötigt. Eine eingeschränkte Sauerstoffaufnahme beeinträchtigt also den Energiestoffwechsel – und umgekehrt.
Hinzu kommt, dass von COPD-Betroffene für die Atmung bis zu zehnmal mehr Energie benötigen als Menschen mit einer gesunden Lunge. Bei COPD muss man daher darauf achten, energiereich zu essen beziehungsweise dem Körper ausreichend Energie zuzuführen.
Denn wenn dem Körper Energie fehlt, baut er Muskeleiweiß ab – unter anderem reduziert sich dadurch die Muskulatur des Atemapparats und des Zwerchfells. So wird die Atemnot zusätzlich verstärkt und die allgemeine Belastbarkeit wird weiter reduziert.
BMI und Idealgewicht bei COPD
Das Körpergewicht spielt eine entscheidende Rolle für den Verlauf einer COPD-Erkrankung. Im Idealfall sollte der BMI (Body Mass Index) bei betroffenen Personen zwischen 20 und 25 liegen. Denn Über- und Untergewicht können den Gesundheitszustand von Menschen mit COPD stark beeinträchtigen. Tatsächlich haben aber die wenigsten Menschen mit COPD Idealgewicht. Dieses mit der Ernährung anzustreben, kann die Erkrankung positiv beeinflussen.
Untergewicht und COPD
Die meisten COPD-Patient*innen sind untergewichtig (man geht von bis zu 60 Prozent aus), was oft auf Appetitlosigkeit und den zugleich erhöhten Energiebedarf zurückzuführen ist. Dadurch sind sie anfälliger für Infekte und Muskelschwund. Weniger Muskelmasse wirkt sich zusätzlich erschwerend auf die Atmung aus, da diese auf eine ausreichend ausgebildete Atemmuskulatur und starke Muskeln im Brust- und Bauchraum angewiesen ist.
Liefert die Nahrung nicht ausreichend Kalorien, Eiweiß, Spurenelemente und Vitamine, kommt es zudem neben einer Gewichtsabnahme zu Mangelerscheinungen und einem vermehrten Abbau essenzieller Aminosäuren. Da letztere der Energiegewinnung dienen, wird durch ihr Fehlen der Gewichtsverlust zusätzlich beschleunigt.
Wer an COPD erkrankt ist und untergewichtig ist, sollte daher unbedingt versuchen, mit einer Ernährungsberatung und einem angepassten Ernährungsplan an Gewicht zuzunehmen. Denn Untergewicht ist bei COPD mit einem deutlich höheren Sterblichkeitsrisiko verbunden. Auch ist die Lebensqualität durch weniger Belastbarkeit und Energie eingeschränkt. Am besten ist es, sein Gewicht von Beginn der Diagnose an im Blick zu behalten und nicht erst bei starkem Untergewicht einzugreifen. Denn dieses lässt sich deutlich schwerer wieder beheben.
Übergewicht und COPD
Ein (leicht) erhöhtes Körpergewicht kann sich sogar günstig auf den Verlauf von COPD auswirken. Menschen mit starkem Übergewicht (Adipositas) sollten jedoch eine Gewichtsreduktion anstreben. Auch bei erhöhtem Körpergewicht kann man Muskelmasse verlieren – stattdessen wird vermehrt Fett eingelagert. So kann beispielsweise Übergewicht die Atemprobleme verschlimmern, da Lunge und Herz-Kreislauf-System einer größeren Belastung ausgesetzt sind. In der Folge können Begleiterkrankungen wie Bluthochdruck und Herzerkrankungen entstehen. Auch das Risiko für Diabetes ist durch Übergewicht erhöht.
Ernährungsberatung bei COPD
Aufgrund ihres hohen Energiebedarfs müssen von der Lungenerkrankung Betroffene ihre Ernährung mengenmäßig und in Bezug auf die Nahrungsauswahl umstellen, um eine Mangelernährung zu vermeiden oder zu beheben. Auch übergewichtige Personen können unter einem Nährstoffmangel leiden, wenn der Ernährungsplan nicht stimmt.
Eine Ernährungsberatung kann bei COPD helfen, die Ess- und Trinkgewohnheiten mit angepassten Rezepten auf den veränderten Bedarf umzustellen. Diese kann ärztlich verordnet werden. Dann übernehmen die gesetzlichen Krankenkassen in der Regel zumindest einen Teil der Kosten.
Ernährungstipps bei COPD
Bei COPD sollte die Nahrung vollwertig sowie reich an Nährstoffen und Protein (Eiweiß) sein. Bei COPD wird eine leicht erhöhte Eiweißzufuhr empfohlen, um einem Verlust von Muskelmasse vorzubeugen. Bei Kohlenhydraten sollte man auf nährstoffreiche Vollkornprodukte sowie Obst und Gemüse setzen.
Beachten Sie folgende Ernährungstipps:
- Fettarmes Fleisch, Hülsenfrüchte und Milchprodukte sind eine gute Quelle für Eiweiß.
- In Kartoffeln und Vollkorngetreide stecken viele wertvolle Kohlenhydrate.
- Gute Kombinationen von Eiweiß und Kohlenhydraten sind Getreide oder Kartoffeln mit Milchprodukten.
- Obst und Gemüse liefern wichtige Vitamine und Nährstoffe. Vermeiden Sie jedoch Bohnen, Kohl und saure Obstsorten, da diese Lebensmittel zu einer Gasbildung im Körper führen können, wodurch wiederum Druck auf die Lunge ausgeübt wird.
- Bei Untergewicht können die Mahlzeiten mit pflanzlichen Fetten und Nüssen angereichert werden. Gegebenenfalls kann eine Nahrungsergänzung mit hochkalorischer Trinknahrung sinnvoll sein.
- Meiden Sie salz- und nitrithaltiges Essen (wie gepökeltes Fleisch oder Hartkäse). Nitrite stehen im Verdacht, im Körper in Stickstoffverbindungen umgewandelt zu werden, die die Lunge schädigen können. Salz erhöht den Blutdruck, begünstigt Wassereinlagerungen und kann so die Atmung erschweren.
- Eine ausreichende Calcium-Zufuhr senkt das Risiko einer Osteoporose, die häufig gemeinsam mit COPD auftritt.
- Magnesium und Omega-3-Fettsäuren stärken das Immunsystem und helfen gegen Entzündungen im Körper.
- Trinken Sie ausreichend Flüssigkeit – dies hilft beim Abhusten und befreit so die Atemwege. Gut geeignet sind stilles Wasser, ungesüßte Kräutertees und Saftschorlen. Trinken Sie aber erst nach dem Essen, um nicht zu früh satt zu werden, und vermeiden Sie alkoholische, stark gezuckerte und kohlensäurehaltige Getränke.
Helfen essenzielle Aminosäuren oder Vitamin D bei COPD?
Zur Wirkung von Nahrungsergänzungsmitteln mit Vitamin D auf den Krankheitsverlauf und die Symptome bei COPD-Patient*innen gibt es unterschiedliche Studien. Grund dafür ist, dass Vitamin D entzündungshemmend wirken kann und die Steuerung von Immunzellen in der Lunge beeinflusst.
Bisher konnten Forschende aber keinen klaren Zusammenhang zwischen der Einnahme von Vitamin-D-Präparaten und einer Abnahme von Krankheitsschüben bei COPD oder einer Verbesserung der Lungenfunktion feststellen. Eine Einnahme von Vitamin D bringt für Personen mit COPD also nach derzeitigem Kenntnisstand keinen Mehrwert. Möchte man entsprechende Präparate dennoch anwenden, empfiehlt es sich, ärztlichen Rat einzuholen. Zudem sollte man bei der Einnahme darauf achten, die vom Bundesinstitut für Risikobewertung empfohlene tägliche Höchstmenge von 20 Mikrogramm oder 800 IE (Internationale Einheiten) Vitamin D über Nahrungsergänzungsmittel nicht zu überschreiten.
Eine tägliche Nahrungsergänzung mit essenziellen Aminosäuren kann dagegen ratsam sein, um deren vermehrtem Abbau und damit einem Gewichtsverlust im Rahmen der Erkrankung vorzubeugen. Dennoch sollte die Anwendung aber mit einem*einer Arzt*Ärztin besprochen werden.
Das richtige Essverhalten bei COPD
Nicht nur die Auswahl der Nahrung ist entscheidend. Auch das Essverhalten spielt bei COPD eine wichtige Rolle:
- Husten Sie vor dem Essen den Schleim ab, um Atemnot während des Essens zu vermeiden.
- Nehmen Sie sich Zeit zum Essen und kauen Sie gründlich.
- Essen Sie besser fünf bis sechs kleine Mahlzeiten pro Tag anstatt zwei bis drei große. Das entlastet das Verdauungssystem und die Lunge.
- Essen Sie besonders abends weniger und lassen Sie Ihrem Körper vor dem Schlafengehen genügend Zeit zum Verdauen.
- Beobachten Sie die Reaktion Ihres Körpers auf bestimmte Lebensmittel und richten Sie Ihre Ernährung gegebenenfalls danach. Manche Lebensmittel bewirken eine vermehrte Gasbildung im Körper und erhöhen so den Druck auf Lunge und Zwerchfell.
Bewegung und Ernährung kombinieren
Eine Ernährungstherapie sollte bei COPD auch immer mit regelmäßiger Bewegung einhergehen – diese stärkt die Muskeln und das Herz-Kreislauf-System, erhält die Mobilität und reduziert das Risiko einer Osteoporose-Erkrankung.