Laktoseintoleranz: Symptome, Test und Therapie
Die Laktoseintoleranz bezeichnet die mangelnde Fähigkeit, Milchzucker (Laktose) zu verdauen. Sie ist weltweit verbreitet, tritt jedoch unterschiedlich oft in den verschiedenen ethnischen Gruppe auf. Wie die Lebensmittelunverträglichkeit entsteht, welche Symptome bei einer Laktoseintoleranz auftreten, mit welchen Tests man die Erkrankung feststellen kann und welche Tabletten und Ernährungsregeln helfen, erfahren Sie im Folgenden.
Was ist eine Laktoseintoleranz?
Die Laktoseintoleranz (auch Milchzuckerunverträglichkeit genannt) ist eine der häufigsten Lebensmittelunverträglichkeiten des Menschen und bezeichnet die Unfähigkeit des Verdauungssystems, Milchzucker (Laktose/Lactose) zu verdauen.
Laktose ist als Milchzucker eine Form von zweifachem Zucker. Laktase (auch Lactase) ist ein Enzym, welches sich in der Dünndarmwand befindet und den zweifachen Zucker zu den beiden Einfachzuckern Galaktose und Glukose (Traubenzucker) spaltet. Diese einfachen Zuckermoleküle können anschließend von der Dünndarmschleimhaut aufgenommen und als Nahrung weiter verwertet werden.
Fehlt nun Laktase oder ist die Laktaseproduktion durch den Körper unzureichend (Laktasemangel), kann dieser Prozess nicht stattfinden und die Laktose verbleibt unverdaut im Dünndarm. Magen-Darm-Beschwerden sind die Folge.
Wie entsteht eine Laktoseintoleranz?
Normalerweise hat der neugeborene Mensch mit der Laktase ein funktionierendes Enzym im Dünndarm, welches den Milchzucker zur Aufnahme und weiteren Verarbeitung im Körper spaltet. Dies ist vor allem im Säuglingsalter äußerst wichtig, da so die Verdauung von Muttermilch und der darin enthaltenen Nährstoffe überhaupt erst möglich ist. Während des längsten Zeitraums der menschlichen Entwicklungsgeschichte war es so, dass diese Fähigkeit im Laufe des Kindesalters verloren ging. Der Mensch war also von Natur aus laktoseintolerant.
Forschende fanden heraus, dass sich vor circa 5.000 Jahren eine Genmutation beim Menschen entwickelte, die es manchen Personen ermöglichte, Laktose über das Säuglingsalter hinaus zu verdauen. Dies erwies sich mit Blick auf die Sesshaftigkeit und die Haltung von Milchtieren als großer Vorteil. Jedoch ist diese Mutation auf der Erde nicht gleich verteilt. Während in Europa nur etwa 15 Prozent der Bevölkerung laktoseintolerant sind, sind es in Asien und Afrika nahezu 95 bis 100 Prozent der Bevölkerung. Es ist daher kein Zufall, dass in Europa Milch und Milchprodukte ein großer Teil der traditionellen Esskultur geworden sind, diese sich in anderen Kulturkreisen jedoch nicht durchsetzen konnten.
Eine Laktoseintoleranz ist also genetisch bedingt. Trotzdem sie angeboren ist, tritt sie aber bei Säuglingen äußerst selten auf. Sie entwickelt sich vielmehr erst nach der Stillzeit, wenn sich der Körper auf die Verdauung anderer Lebensmittel umstellt und die Produktion von Laktase angepasst wird.
Seltenere Ursachen für eine (vorübergehende) Unverträglichkeit gegenüber Laktose sind darüber hinaus eine Glutenintoleranz, also eine Unverträglichkeit gegenüber eines Klebereiweißes in Getreide, oder Erkrankungen wie Magen-Darm-Infektionen oder chronisch-entzündliche Darmerkrankungen.
Symptome: Wie macht sich eine Laktoseintoleranz bemerkbar?
Wird die Laktose nicht verdaut, nimmt sie Wasser auf, sodass es im Dickdarm zu einer vermehrten Mischung von Wasser mit Stuhl kommt. Durchfälle sind die Folge. Durch diese Überfüllung des Darms verspüren die Betroffenen Bauchschmerzen. Da die Bakterien des Dickdarms, die die Laktose zum Teil verdauen, vermehrt Gase bilden, kann es zudem zu einem verstärkten Windabgang kommen. Auch weitere Magen-Darm-Beschwerden sind möglich.
Umso mehr Laktose ein Mensch trotz Intoleranz zu sich nimmt, desto stärker kommt es zu folgenden Symptomen:
Meist kommt es 30 bis 120 Minuten nach dem Verzehr von Laktose zu den ersten Beschwerden. Bis die Symptome wieder verschwinden, dauert es in der Regel ein paar Stunden, sie können aber auch etwas länger anhalten.
Sollte jemand trotz dieser unangenehmen Beschwerden auf Dauer weiterhin laktosehaltige Lebensmittel zu sich nehmen, kommt es durch die gestörte Verdauung zu einer Gewichtsabnahme und Mangelerscheinungen und damit einhergehend zu Unterernährung und weiteren Beschwerden, wie Müdigkeit.
Die Ausprägung der Symptomatik ist von Mensch zu Mensch unterschiedlich stark. Denn neben der Zuführung über Nahrungsmittel produziert jeder Mensch mit Laktoseintoleranz auch noch unterschiedlich viel Laktase im Körper.
Symptome auf der Haut treten bei Laktoseintoleranz nicht auf. Kommt es zu Anzeichen wie Ausschlag oder Ekzemen nach dem Verzehr von Milch oder Milchprodukten, kann dies auf eine Milchallergie hinweisen – also auf eine Allergie gegen bestimmte Eiweiße, die in dem jeweiligen Lebensmittel enthalten sind.
Diese Beschwerden weisen auf eine Lebensmittelunverträglichkeit hin!
Tests: Wie diagnostiziert man eine Laktoseintoleranz?
Im Prinzip gibt es drei verschiedene Tests, die eine Laktoseintoleranz beweisen können. Der gängigste Test, welcher als Selbsttest häufig in Apotheken oder online verkauft wird, ist der H2-Laktose-Atemtest (Wasserstoff-Laktose-Ausatemtest). Dabei nimmt der Betroffene zunächst 50 Gramm Laktose über eine Trinklösung auf und atmet anschließend in bestimmten Zeitabständen über einen Zeitraum von bis zu drei Stunden auf einen Teststreifen. Die Idee dahinter ist, dass die Darmbakterien, welche die Laktose im Dickdarm anverdauen, Wasserstoff (H2) als Abfallprodukt ausscheiden, welcher wiederum in der Atemluft des betroffenen Menschen zu finden ist. Im Normalfall kommt es nicht zu diesem Verdauungsvorgang und damit auch nicht zur Bildung von Wasserstoff. Anschließend wird der während des Atemtests anfallende Wasserstoff nachgewiesen, sollte eine Laktoseintoleranz vorliegen.
Die anderen beiden Testmöglichkeiten werden kaum angewendet. Der eine ist der sogenannte Laktosetoleranztest, bei dem der Blutzuckerspiegel nach Laktosezufuhr gemessen wird. Steigt der Blutzucker nicht oder kaum an, zeigt das, dass die in der Laktose enthaltene Glukose (Traubenzucker) nicht aufgenommen werden kann. Da dieser Test jedoch sehr ungenau ist, wird er wenig genutzt.
Der letzte Test ist hingegen sehr genau, wird jedoch aufgrund seines hohen Aufwandes kaum verwendet. Dabei wird eine Biopsie aus der Dünndarmschleimhaut entnommen und auf Laktase untersucht.
Für den*die Arzt*Ärztin reicht jedoch meistens die Analyse der Symptome, die der*die Patient*in schildert, um die klinische Diagnose Laktoseintoleranz zu stellen.
Ist eine Laktoseintoleranz gefährlich?
Obgleich die Symptome der Laktoseintoleranz sehr unangenehm sein können, ist sie in der Regel keine gefährliche Unverträglichkeit. Jedoch muss beim Konsum laktosehaltiger Lebensmittel von den Betroffenen bedacht werden, dass viele Medikamente über den Magen oder die Darmschleimhaut aufgenommen werden, wie etwa die Antibabypille. Kommt es zu Verdauungsbeschwerden, wie etwa Durchfall, ist dieser Mechanismus gestört und das Medikament kann im Körper nicht seine volle Wirkung entfalten.
Laktoseintoleranz: Behandlung mit Tabletten oder Kapseln
Da der Ursprung der Laktoseintoleranz, oder besser gesagt der Toleranz gegenüber dem Milchzucker, in den Genen liegt, ist eine ursächliche Behandlung nicht möglich. Allerdings können Betroffene ein nahezu beschwerdefreies Leben führen, indem sie entweder auf ihre Ernährung achten und Milch sowie Milchprodukte vermeiden oder zumindest reduzieren. Mengen von etwa 12 Gramm Laktose pro Mahlzeit oder 24 Gramm Laktose am Tag werden oftmals vertragen. Das entspricht etwa 250 beziehungsweise 500 Millilitern Milch.
Eine andere Option besteht darin, sich künstliche Laktase beim Konsum laktosehaltiger Nahrungsmittel zuzuführen. Meist gibt es diese in Form von Tabletten oder Kapseln zu kaufen, die von diversen Herstellern in Apotheken und sogar kostengünstiger in Drogeriemärkten angeboten werden. Sofern keine Unverträglichkeit gegen etwaige weitere Inhaltsstoffe besteht, kann man diese Präparate unbedenklich einnehmen.
Übrigens: Einige Medikamente enthalten Laktose als Füllstoff. Der Laktosegehalt ist meist aber so niedrig, dass diese Arzneimittel von den meisten Menschen mit Laktoseintoleranz dennoch vertragen werden.
Was kann man bei einer Laktoseintoleranz essen?
Personen mit Laktoseintoleranz müssen nicht in jedem Fall komplett auf Milchprodukte verzichten. Zum einen werden geringe Mengen Laktose oftmals noch vertragen. Zum anderen gibt es mittlerweile in den meisten Supermärkten spezielle laktosefreie Produkte zu kaufen. Bei der Herstellung von laktosefreien Produkten wird beim Herstellungsprozess künstlich Laktase zugeführt, wodurch Laktose in Galaktose und Glukose gespalten wird, sodass dieser Prozess nicht mehr im Körper stattfinden muss. Eine weitere Alternative besteht natürlich in pflanzlichen Milchersatz-Produkten wie Soja-, Hafer- oder Nussdrinks.
Alternativ kann man auf von Natur aus laktosearme Produkte zurückgreifen. So werden Käse und Butter generell von Menschen mit Laktoseintoleranz besser vertragen als Milch, Quark oder Joghurt.
Menschen mit Laktoseintoleranz sollten zudem auf ihre Calcium-Zufuhr achten. Entweder können mit Calcium angereicherte Lebensmittel oder verstärkt pflanzliche Lebensmittel mit hohem Calciumgehalt verzehrt werden. Dazu gehören beispielsweise Sojabohnen, Spinat oder Brokkoli.