Campylobacter: Symptome und Therapie der Infektion
Bakterien der Gattung Campylobacter sind weltweit eine Ursache für lebensmittelbedingte Darmentzündungen. Die häufigsten Symptome der Erkrankung sind Durchfall, Bauchschmerzen, Fieber und Übelkeit. Eine Therapie ist nicht immer notwendig, denn die Erkrankung verschwindet in der Regel von allein wieder. In manchen Fällen kann eine Infektion mit Campylobacter jedoch Spätfolgen nach sich ziehen. Erfahren Sie hier, an welchen Anzeichen man eine Campylobacter-Infektion erkennt, was man dagegen tun kann und welche Therapie gegen die Darmentzündung hilft.
Was ist Campylobacter?
Bei Campylobacter handelt es sich um eine Bakteriengattung, die natürlicherweise überall in der Umwelt vorkommt. Insbesondere finden sich die Bakterien im Darm vieler Wild- und Nutztiere, wie Vögel, Rinder und Schweine, aber auch in Oberflächengewässern. Der wichtigste Vertreter der Gattung ist das Bakterium Campylobacter jejuni, weitere Spezies sind Campylobacter coli, Campylobacter enteritis und Campylobacter fetus.
Beim Menschen können die Bakterien – insbesondere Campylobacter jejuni – durch den Verzehr von verunreinigten Lebensmitteln Darmerkrankungen verursachen. Tiere erkranken hingegen nur selten, da ihr Immunsystem gegen die von den Bakterien ausgelösten Entzündungen gewappnet ist. Campylobacter-Bakterien zählen neben Salmonellen zu den häufigsten Ursachen einer bakteriellen Darmentzündung (Enteritis).
Welche Krankheit löst Campylobacter aus?
Die von Campylobacter verursachte Krankheit wird Campylobacter-Enteritis genannt. Dabei handelt es sich um eine Darmentzündung.
Nach der Aufnahme über den Magen-Darm-Trakt dringen die Keime in die Schleimhautschicht der Darmwand ein. Bestimmte Moleküle auf der Oberfläche der Bakterien (Endotoxine) aktivieren das Immunsystem und es kann zu einer massiven Entzündung und zu einer Zerstörung der Darmbarriere kommen. Diese hat die Aufgabe, den Darminhalt von den umgebenden Organen zu trennen.
Wie steckt man sich mit Campylobacter an?
Campylobacter-Bakterien werden vom Menschen durch den Verzehr von nicht durchgegartem Fleisch, insbesondere Geflügelfleisch, sowie durch das Trinken von Rohmilch oder verunreinigtem Trinkwasser aufgenommen.
Eine direkte Übertragung von Mensch zu Mensch findet nur selten statt. Jedoch ist eine Ansteckung durch unzureichende Hygiene, zum Beispiel durch erkrankte Personen, die sich die Hände nach dem Toilettengang nicht waschen, oder infizierte Haustiere möglich. Betroffene scheiden die Bakterien mit dem Stuhl über einen Zeitraum von zwei bis vier Wochen aus.
Da sich die Keime besonders gut in Lebensmitteln vermehren können, die nicht ausreichend gekühlt werden, treten Campylobacter-Infektionen gehäuft in den Sommermonaten auf. Schon die Aufnahme weniger dieser Bakterien reicht aus, um krank zu werden. So kann beispielsweise ein einziger Tropfen Flüssigkeit von verunreinigtem, rohem Hühnerfleisch genügen, um eine Infektion zu verursachen.
Welche Symptome hat man bei einer Campylobacter-Infektion?
Eine Infektion mit diesen Erregern äußert sich meist durch Symptome wie Fieber, Bauchschmerzen und heftige Durchfälle, teilweise mit Blutbeimengungen. Obwohl die Beschwerden mitunter recht stark sein können, heilt die Erkrankung in den meisten Fällen von allein aus, sodass eine Therapie mit Antibiotika nur selten nötig ist.
Nach einer Inkubationszeit von zwei bis fünf Tagen nach der Aufnahme des Erregers kommt es im sogenannten Vorstadium zunächst zu unspezifischen Beschwerden wie Kopfschmerzen, Gliederschmerzen und Fieber. Auf diese folgen dann die typischen Symptome einer Campylobacter-Enteritis:
- starke Bauchschmerzen und Krämpfe
- Übelkeit und Erbrechen
- breiiger oder wässriger, mitunter blutiger Durchfall
- schmerzhafter Stuhldrang
- plötzliches, hohes Fieber (bis 40 Grad Celcius)
- Kopf- und Gliederschmerzen
- Müdigkeit und allgemeines Krankheitsgefühl
Dieses Beschwerdebild zeigt sich insbesondere bei einer Infektion mit Campylobacter jejuni, dem Hauptvertreter der Bakteriengattung Campylobacter. Dahingegen kann das verwandte Bakterium Campylobacter coli auch einen Krankheitsverlauf ohne charakteristische Symptome verursachen: In diesen Fällen treten oftmals keine Durchfälle, sondern nur Bauchschmerzen und Fieber auf. Einige Infektionen verursachen aber auch gar keine Beschwerden und bleiben unbemerkt.
Diagnose: Wie erkennt man eine Campylobacter-Infektion?
Aufgrund der Symptome kann der*die behandelnde Arzt*Ärztin bereits einen Verdacht auf die Erkrankung äußern. Um andere bakterielle Darmerkrankungen auszuschließen und den Erreger sicher nachzuweisen, wird in der Regel eine Stuhlprobe genommen und untersucht.
Im Labor werden die Erreger unter speziellen Bedingungen angezüchtet. Es können neben dem Nachweis in Form von Bakterienkulturen auch molekulardiagnostische Methoden zur Anwendung kommen, wie ein Nachweis von Antigenen gegen Campylobacter (ELISA-Test) oder ein Nukleinsäurenachweis (PCR-Test), bei dem das Erbmaterial so vervielfältigt wird, dass es im Labor nachweisbar ist.
Therapie: Was kann man gegen Campylobacter tun?
Bei ansonsten gesunden Menschen klingen die Beschwerden einer Campylobacter-Infektion oftmals nach sieben bis 14 Tagen von allein wieder ab und halten nicht wochenlang an. Daher beschränkt sich in solchen Fällen die Therapie auf eine Behandlung der Symptome mit Hausmitteln sowie fiebersenkenden oder krampflösenden Medikamenten und Bettruhe.
Außerdem sollte auf eine Trinkmenge von etwa drei Litern pro Tag geachtet werden, um eine Dehydration, also eine Austrocknung des Körpers, zu verhindern. Geeignet sind stilles Mineralwasser, ungesüßter Tee und Fleisch- oder Gemüsebrühe. Außerdem können spezielle Elektrolytlösungen aus der Apotheke dabei helfen, den Mineralstoffmangel auszugleichen.
Eine Therapie mit einem Antibiotikum ist nur bei besonders schweren Verläufen sowie bei älteren oder geschwächten Personen notwendig.
Falls die Beschwerden länger anhalten, nicht weggehen oder sehr stark sind sowie bei blutigem Durchfall und hohem Fieber sollte immer ärztlicher Rat eingeholt werden.
Kann eine Campylobacter-Infektion Spätfolgen auslösen?
Einige Menschen entwickeln nach einer Campylobacter-Infektion Spätfolgen, wie schwere Autoimmunerkrankungen, die das Nervensystem, die Gelenke und den Darmtrakt betreffen können.
In seltenen Fällen kann es zwei bis sechs Wochen nach einer überstandenen Erkrankung zu einer sogenannten reaktiven Arthritis kommen. Dabei handelt es sich um eine Gelenkentzündung, deren Entstehung nicht eindeutig geklärt ist. Es wird jedoch vermutet, dass das Immunsystem Strukturen im Gelenk angreift, die den Campylobacter-Bakterien in ihren Oberflächenmerkmalen ähneln.
Zudem kommen Campylobacter-Bakterien als Auslöser einer durch das Immunsystem bedingten Nervenentzündung (Guillain-Barré-Syndrom) in Betracht.
Es wird auch ein Zusammenhang zwischen der Entstehung von chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen wie Morbus Crohn und Colitis ulcerosa oder einem Reizdarmsyndrom und Campylobacter-Infektionen gesehen.
Campylobacter fetus, eine sehr seltene Untergruppe der Campylobacter-Keime, kommt hauptsächlich bei Tieren vor. Beim Menschen kann er bei einer Infektion durch den Darm ins Blut gelangen und sich so im ganzen Körper ausbreiten. Dies führt mitunter bei Personen mit Grunderkrankungen zu schweren Krankheitsbildern wie Blutvergiftung (Sepsis), Entzündung der Herzinnenhaut (Endokarditis) oder Hirnhautentzündung (Meningitis). Schwangere, die sich mit Campylobacter fetus infizieren, haben ein erhöhtes Risiko für eine Fehlgeburt.
Vorbeugung von Campylobacter-Infektionen
Da die Erreger hauptsächlich über verdorbene Nahrungsmittel aufgenommen werden, sollte vor allem in der warmen Jahreszeit möglichst kein rohes Fleisch verzehrt werden. Insbesondere ist auf das gründliche Garen von Geflügelfleisch zu achten.
Auch sollte eine besondere Hygiene bei der Essenszubereitung eingehalten werden, zum Beispiel die Vermeidung des Kontakts zwischen rohem Fleisch und anderen Lebensmitteln. Nach der Zubereitung von möglicherweise verunreinigten Lebensmitteln sollten Küchenutensilien wie Schneidebretter und Messer mit heißem Wasser und Spülmittel sorgfältig gereinigt werden. Zudem empfiehlt sich der Verzehr von pasteurisierter Milch, auf Rohmilch und Rohmilchprodukte sollte verzichtet werden.
In Reiseländern mit schlechter Trinkwasserqualität ist es ratsam, abgefülltes Wasser aus dem Handel zu bevorzugen und das Trinken von Leitungswasser zu vermeiden.
Auch allgemeine Hygienemaßnahmen wie häufiges Händewaschen – besonders beim Umgang mit Tieren – helfen, einer Campylobacter-Infektion vorzubeugen. Eine Quarantäne infizierter Personen ist normalerweise nicht notwendig.
Meldepflicht beim Gesundheitsamt
Infektionen mit Campylobacter sind gemäß Infektionsschutzgesetz (IfSG) meldepflichtig. Das bedeutet, dass eine nachgewiesene Infektion namentlich beim Gesundheitsamt gemeldet werden muss. Personen, die beruflich Umgang mit Lebensmitteln haben und in Küchen oder Gaststätten arbeiten, müssen sich schon beim Verdacht auf eine Erkrankung melden. Weitere Informationen zur Meldepflicht erhalten Sie bei Ihrem örtlichen Gesundheitsamt oder auf der Internetseite des Robert Koch-Instituts (RKI).
Ist Campylobacter gleich Helicobacter?
Campylobacter und Helicobacter sind nicht das Gleiche, sondern es handelt sich dabei um zwei unterschiedliche Bakteriengattungen. Während Campylobacter vor allem Darmentzündungen verursacht, ist Helicobacter ein Auslöser von Magenbeschwerden, insbesondere einer chronisch entzündeten Magenschleimhaut. Diese macht sich durch Schmerzen im Oberbauch, Völlegefühl und Übelkeit bemerkbar.