Grafische Darstellung von Yersinien
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Yersinien: Symptome und Spätfolgen der Bakterien-Infektion

Von: Sigrid Born (Medizinautorin), Jasmin Rauch (Medizinredakteurin)
Letzte Aktualisierung: 15.01.2025

Man mag bei dem hübschen Namen an eine Blühpflanze denken, doch dahinter verbergen sich nicht ganz ungefährliche Darmbakterien: Yersinien sind Erreger, die sich mit einer Magen-Darm-Erkrankung bemerkbar machen können. Mehr zu den verschiedenen Arten der Bakterien sowie zu typischen Symptomen, zur Behandlung und möglichen Spätfolgen einer Yersinien-Infektion lesen Sie im Folgenden.

Was sind Yersinien?

Fast jeder Mensch infiziert sich im Laufe seines Lebens mit Yersinien. Die Bakterien-Gattung ist benannt nach dem Schweizer Alexandre Yersin (1863-1943), dem Entdecker des gefürchteten Pest-Erregers Yersinia pestis. Die stäbchenförmigen Bakterien kommen in zahlreichen Säugetieren und auch Vögeln vor. Die Massentierhaltung von Schweinen, Rindern und Geflügel begünstigt die Ausbreitung von Bakterien dieser Art.

Man unterscheidet verschiedene Arten von Yersinien-Bakterien. Insgesamt 18 Spezies sind bekannt, von denen insbesondere drei Erkrankungen beim Menschen auslösen können:

  • Yersinia enterocolitica: Diese Spezies löst vor allem fiebrige Magen-Darm-Erkrankungen aus. In Deutschland stellen diese Bakterien den dritthäufigsten Auslöser für Magen-Darm-Infektionen dar.
  • Yersinia pseudotuberculosis: Eine Erkrankung mit diesen Bakterien kann ebenfalls Magen-Darm-Beschwerden zur Folge haben. Der Name "pseudotuberculosis" leitet sich ab von der Ähnlichkeit der Symptome zu einer Abdomial-Tuberkulose, also einer Tuberkulose, die im Bauchraum auftritt.
  • Yersinia pestis: Yersinia pestis löst, wie bereits erwähnt, die lebensgefährliche Beulen- oder Lungenpest aus. In Europa gilt dieses Bakterium als ausgerottet, weshalb es in diesem Artikel nicht näher behandelt wird.

Beschwerden, die durch die ersten beiden Spezies ausgelöst werden, werden auch unter dem Begriff "Yersiniose" zusammengefasst. Die meisten Erkrankungen sind dabei auf Yersinia enterocolitica zurückzuführen (über 90 Prozent), beim Rest der Erkrankten liegt eine Infektion mit Yersinia pseudotuberculosis vor. Beim Nachweis von Yersinien besteht in Deutschland eine Meldepflicht an das Gesundheitsamt.

Ansteckung: Wie werden Yersinien übertragen?

Die meisten Ansteckungen bei Menschen erfolgen über verunreinigte Lebensmittel oder Küchenutensilien. Insbesondere rohes (zum Beispiel Mett) oder nicht ganz durchgegartes Schweinefleisch oder beispielsweise Schneidebretter und Messer, die damit in Berührung gekommen und dann für andere Lebensmittel verwendet wurden, spielen hier eine Rolle.

Darüber hinaus kann der Verzehr von rohem, nicht ausreichend gewaschenem Gemüse (wie Karotten, Paprika oder Salat), das beim Anbau mit Tierexkrementen oder verunreinigtem Wasser in Berührung gekommen ist, eine Infektion auslösen. Eine Übertragung von Mensch zu Mensch kommt bei Einhaltung der Hygienemaßnahmen (wie regelmäßigem Händewaschen) sehr selten vor.

Welche Tiere übertragen Yersinien?

Das Vorkommen von Yersinia enterocolitica ist bei zahlreichen Tierarten, wie Schweinen, Rindern oder Nagetieren, dokumentiert. Dabei sind die Krankheitssymptome nicht klar erkennbar, sondern äußern sich meist als Erkrankungen des Darmtraktes. Bei Katzen zum Beispiel tritt neben den zumeist symptomlosen Erkrankungen sporadisch Durchfall auf. Vorsorglich sollte man hier den*die Tierarzt*Tierärztin zu Rate ziehen.

Eine direkte Ansteckung von Tieren zu Menschen erfolgt aber sehr selten. Nach dem Reinigen von Katzentoilette, Meerschweinchen-Gehege & Co. sollte man sich dennoch gründlich die Hände waschen.

Symptome: Wie machen sich Yersinien bemerkbar?

Die Symptome, die durch Yersinia enterocolitica und Yersinia pseudotuberculosis ausgelöst werden, ähneln sich. Die Beschwerden beginnen etwa drei bis zehn Tage nach der Ansteckung und können bis zu drei Wochen anhalten.

Folgende Symptome sind typisch für eine Yersinien-Infektion:

  • breiiger bis wässriger Durchfall
  • Übelkeit und Erbrechen
  • Bauchkrämpfe (meist im rechten Unterbauch) und Fieber

Durchfälle treten bei Erkrankungen durch Yersinia pseudotuberculosis nicht immer auf, bei Yersinia enterocolitica ist dies ein sehr typisches Symptom.

Vor allem bei älteren Kindern und Erwachsenen können starke Bauchschmerzen vorkommen, die den Anzeichen einer Blinddarmentzündung ähneln (Pseudoappendizitis). Dies ist darauf zurückzuführen, dass es durch die Infektion zu einer Entzündung des Ileums, also des unteren Teils des Dünndarms, kommen kann. In der Folge können zudem die Lymphknoten im Bauchraum anschwellen, was ebenfalls Schmerzen verursachen kann.
Bei Erwachsenen können Yersinien auch grippeähnliche Beschwerden, wie Muskelschmerzen, Rachenschmerzen und Fieber, verursachen.

Neurologische Symptome, wie Verwirrtheit oder eine extreme Müdigkeit, sind Warnsignale: Sie können auf einen starken Flüssigkeitsverlust oder eine Ausbreitung der Bakterien über den Blutkreislauf (Sepsis) hinweisen. In einem solchen Fall oder auch bei sehr starkem Durchfall und Erbrechen sollte schnellstmöglich ein Krankenhaus aufgesucht oder sogar der Notruf verständigt werden.

Tipps gegen Durchfall

Diagnose der Erkrankung

Viele Bakterien, Viren oder Parasiten können Magen-Darm-Beschwerden auslösen. Eine sichere Diagnose erfolgt deshalb über einen Erregernachweis im Labor. Nachweisbar sind die winzigen Bakterien zum Beispiel durch eine mikrobielle Untersuchung des Stuhls. Bei einer Erhebung der Blutwerte lassen sich erhöhte Entzündungswerte und gegen den Erreger gerichtete Antikörper (IgG-Antikörper) nachweisen. Das sind vom Immunsystem hergestellte Eiweiße.

Steht der Verdacht im Raum, dass eine Blinddarmentzündung vorliegen könnte, wird in der Regel eine Ultraschalluntersuchung des Bauchraums durchgeführt.

Behandlung einer Yersinien-Infektion

Bei einem normalen Verlauf ist keine spezielle Behandlung der Infektionskrankheit mit Medikamenten notwendig. Die betroffene Person sollte sich schonen und auf eine möglichst gute Flüssigkeitszufuhr achten, um den Verlust durch Durchfall und Erbrechen auszugleichen. Gut geeignet sind hier stilles Wasser, lauwarme Tees sowie Gemüse- oder Fleischbrühen. In der Apotheke gibt es zudem spezielle Elektrolyt-Lösungen zu kaufen. Auf zucker- und koffeinhaltige Getränke, wie Cola, sollte dagegen verzichtet werden, da diese die Verdauung noch zusätzlich belasten.

Bei schweren Verläufen oder wenn sich die Beschwerden auch nach ein bis drei Wochen nicht bessern, kann eine Therapie mit Antibiotika nötig sein. Zum Einsatz kommen dann meist Ciprofloxacin oder das Kombinationspräpart Cotrimoxazol.

Yersinien: Spätfolgen erkennen und behandeln

Yersinien können auf die Gelenke der unteren Körperhälfte – Knie, Sprunggelenke und Zehen – übergehen und dort Entzündungen hervorrufen. In der Folge kommt es zu Schwellungen und Gelenkschmerzen, man spricht von einer reaktiven Arthritis. Manche Patient*innen haben auch tiefsitzende Kreuzschmerzen, die auf eine Entzündung der Kreuz-Darmbein-Gelenke hindeuten.

Generell ist diese Spätfolge sehr selten, etwa ein bis drei Prozent der Betroffenen entwickelt nach überstandener Infektion eine reaktive Arthritis. In der Regel heilt diese Erkrankung mit der passenden Behandlung innerhalb eines halben Jahres folgenlos aus. Bei der reaktiven Arthritis kommen nicht-steroidale Antirheumatika (NSAR) zum Einsatz.

Weitere mögliche Spätfolgen sind die Entwicklung eines Reizdarmsyndroms sowie einer Entzündung des Unterhautfettgewebes (Erythema nodosum). Letztere führt zu schmerzhaften, rötlichen Papeln, heilt aber in der Regel von selbst aus. Es kann lindernd wirken, den Ausschlag mit kühlenden Umschlägen oder kortisonhaltigen Salben zu behandeln.

Über das Reizdarmsyndrom ist bisher wenig bekannt. Es kann mit Beschwerden wie Durchfall, Verstopfung, Magenkrämpfen oder Blähungen einhergehen. Die Behandlung erfolgt meist über eine Kombination aus Medikamenten, Hausmitteln und Ernährung. Die Prognose ist unterschiedlich. Bei einigen Menschen gehen die Beschwerden nach einiger Zeit zurück, bei anderen bleiben sie trotz Therapiemaßnahmen und Verhaltensänderungen bestehen.

Vorsorge: Yersinien-Infektion vermeiden

Infektionsquellen können vor allem verunreinigte Lebensmittel sein. Beispiele sind:

  • rohes Hackfleisch
  • rohes Hühnerfleisch
  • nicht-pasteurisierte Milch
  • Salat oder anderes rohes Gemüse
  • verunreinigtes Trinkwasser (bei Aufenthalten in bestimmten anderen Ländern)

Fleisch sollte immer gut durchgegart und Gemüse gründlich gewaschen werden. Wichtig ist die Hygiene in der Küche: Waschen Sie Messer oder Unterlagen, mit oder auf denen Sie rohes Fleisch zubereitet haben, immer gründlich mit heißem Wasser und Spülmittel ab und verwenden Sie diese Utensilien vorher nicht für die Zubereitung anderer Lebensmittel. Wechseln Sie zudem Spültücher und Schwämme regelmäßig aus.

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