Magen-Darm-Grippe: Symptome, Verlauf und wie lange ansteckend?
Eine Magen-Darm-Grippe (Gastroenteritis) wird meist durch Viren – und davon in den meisten Fällen durch Noroviren oder Rotaviren – ausgelöst. Zu den typischen Symptomen, die eine Infektion mit einem Magen-Darm-Virus auslöst, zählen unter anderem Übelkeit, Erbrechen und Durchfall, weshalb man die Erkrankung im allgemeinen Sprachgebrauch auch Brechdurchfall nennt. Bei gesunden Erwachsenen ist eine ärztliche Behandlung nur selten nötig, meist klingt die Magen-Darm-Grippe nach einigen Tagen von selbst wieder ab. Bei kleinen Kindern und älteren Personen ist dagegen Vorsicht geboten, da sie durch den starken Flüssigkeitsverlust schnell dehydrieren können. Lesen Sie hier unter anderem, welche Hausmittel bei einer Magen-Darm-Grippe helfen, wie lange ein Magen-Darm-Infekt ansteckend ist und welche Möglichkeiten es gibt, der Erkrankung vorzubeugen.
Magen-Darm-Infekt: Ursachen
Eine Magen-Darm-Grippe kann verschiedene Auslöser haben. In der Regel sind Viren, seltener auch Bakterien oder Parasiten ursächlich. Liegt eine virale Infektion vor, stecken meistens Noroviren oder Rotaviren hinter den Beschwerden. Während bei Erwachsenen Erstere häufiger die Infektion auslösen, sind es bei Kindern oftmals auch Rotaviren. Die Viren gelten als der häufigste Durchfallerreger bei Kindern unter fünf Jahren. Seltener verursachen auch Adenoviren einen Magen-Darm-Virus.
Der häufigste bakterielle Auslöser einer Magen-Darm-Grippe ist die Gattung Campylobacter. Weitere ursächliche Bakterien können Salmonellen oder enterohämorrhagische Escherichia coli (EHEC) sein.
Parasiten als Ursache eines Magen-Darm-Infekts sind in Mitteleuropa eher selten. Infrage kommen zum Beispiel Würmer oder Giardien. Meistens sind Menschen betroffen, die zuvor eine Fernreise gemacht haben.
Magen-Darm-Grippe: Wann sind welche Erreger im Umlauf?
Grundsätzlich kann man das ganze Jahr über einen Magen-Darm-Infekt bekommen. Jedoch treten einige Erreger zu bestimmten Jahreszeiten gehäuft auf. So kommt es im Winter besonders oft zu Erkrankungen durch Noroviren, wohingegen Rotaviren eher von Winterende bis Frühjahr und Campylobacter-Infektionen vermehrt im Sommer auftreten.
Magen-Darm-Grippe: Ansteckung und Inkubationszeit
Eine Magen-Darm-Grippe ist hoch ansteckend. In der Regel erfolgt die Übertragung durch eine Schmierinfektion. Dabei gelangen die Erreger aus Erbrochenem oder Stuhl auf andere Gegenstände. Die Viren befinden sich dann zum Beispiel auf der Toilette oder im Waschbecken. Wäscht die erkrankte Person sich nicht ausreichend die Hände, kann auch eine Ansteckung über Türklinken und weitere Gegenstände erfolgen. So können die Erreger an die Hände anderer Personen und von dort aus in den Mund geraten (fäkal-orale Übertragung). Sind die Erreger im Körper angekommen, können sie bei der betroffenen Person ebenfalls eine Magen-Darm-Grippe auslösen.
Bei Noroviren ist eine Ansteckung darüber hinaus auch per Tröpfcheninfektion möglich. Dabei gelangen Viren beim Erbrechen über feine Tröpfchen in die Luft und können so auf andere Personen übertragen werden.
Des Weiteren kann eine Ansteckung auch über das Trinkwasser oder verunreinigte Lebensmittel erfolgen. Bei Bakterien sind Nahrungsmittel und Trinkwasser sogar der häufigste Übertragungsweg. Man spricht dann umgangssprachlich auch von einer Lebensmittelvergiftung.
Noro- und Rotaviren sind so ansteckend, dass bereits der Kontakt mit zehn Viren eine Erkrankung auslösen kann. Zugleich können sich in einem Gramm Stuhl bis zu zehn Millionen Viruspartikel finden. Zum Vergleich: Für eine Infektion mit SARS-CoV-2 sind schätzungsweise 100 bis 1.000 Viruspartikel notwendig, beim Hepatitis-A-Virus sogar 10.000 bis 100.000. Beim Husten werden eine fünf- bis siebenstellige Anzahl an Viren in die Luft freigesetzt.
Inkubationszeit
Die genaue Inkubationszeit (die Zeit von der Ansteckung bis zum Auftreten der ersten Symptome) hängt zwar vom genauen Erreger ab, ist bei einem Magen-Darm-Infekt aber generell recht kurz. Beim Norovirus beträgt die Inkubationszeit nur sechs Stunden bis zwei Tage, beim Rotavirus ein bis drei Tage, bei Salmonellen in der Regel zwölf bis 36 Stunden und bei Campylobacter-Bakterien zwei bis fünf Tage.
Magen-Darm-Grippe: typische Symptome
Eine Magen-Darm-Grippe ist meist sehr unangenehm. Viele Betroffene fühlen sich während der Krankheitsphase schlapp und elend. Durch die Erreger wird eine Entzündung der Schleimhäute im Magen und im Dünndarm hervorgerufen. Daher kommt auch der medizinische Fachbegriff Gastroenteritis: Eine Gastritis ist eine Entzündung der Magenschleimhaut und eine Enteritis bezeichnet die Entzündung des Dünndarms.
Typische Symptome sind Erbrechen und Durchfall. Auf diesem Weg versucht der Körper, die Erreger so schnell wie möglich wieder loszuwerden. Beide Symptome können gemeinsam, einzeln, gleichzeitig oder nacheinander auftreten. Der Durchfall und das Erbrechen sind meistens ziemlich stark und beides tritt mehrmals täglich auf.
Meist beginnen die Beschwerden einer Gastroenteritis sehr plötzlich. Neben Durchfall und Erbrechen kann es zusätzlich zu Symptomen wie Bauchschmerzen, Bauchkrämpfen und Übelkeit sowie Kopf- und Gliederschmerzen kommen. Ab und an kann außerdem Fieber auftreten. Fieber deutet jedoch eher auf eine bakterielle Ursache hin, wobei der Durchfall durch Campylobacter-Keime manchmal auch leicht blutig sein kann.
Wirksame Hausmittel bei Magen-Darm-Grippe
Bei einer Magen-Darm-Grippe ist bei ansonsten gesunden Erwachsenen meist keine Behandlung mit Medikamenten nötig. Der Heilungsprozess kann jedoch durch die Anwendung verschiedener Hausmittel unterstützt werden:
- Wichtig ist insbesondere, dass Sie sich genügend Ruhe gönnen. Der Körper braucht seine Kraft, um gegen die Erreger ankämpfen zu können. Schonen Sie sich deswegen ausgiebig – am besten bleiben Sie im Bett.
- Ein altes Hausmittel zur Behandlung von Durchfall ist Heilerde, da diese die Giftstoffe im Darm binden und durch Aufquellen den Kot verfestigen soll. Heilerde gibt es als Kapsel, Granulat oder Pulver. Halten Sie sich bei der Einnahme an die auf der Verpackung angegebenen Empfehlungen. Als traditionelles Arzneimittel ist die Wirksamkeit von Heilerde jedoch nicht ausreichend wissenschaftlich belegt.
- Auch eine Messerspitze (nicht mehr!) geriebene Muskatnuss kann gegen Durchfall helfen, da sie den Transport von Speisen in den Darm verzögert.
- Gegen Übelkeit und Erbrechen sind Tees in den Sorten Pfefferminz und Ingwer hilfreich. Sie beruhigen den Magen und vertreiben die Übelkeit. Empfehlenswert sind auch Teemischungen mit Fenchel, Anis und Kümmel. Sie helfen bei Krämpfen und Schmerzen im Magenbereich.
- Eine Wärmflasche oder ein Körnerkissen auf dem Bauch ist wohltuend und entspannend bei Magenkrämpfen und -schmerzen.
Magen-Darm-Grippe: Was essen und trinken?
Durch den starken Durchfall und das Erbrechen verliert der Körper in kurzer Zeit viel Flüssigkeit, Salz und Elektrolyte. Deshalb ist die wichtigste Maßnahme bei einem Magen-Darm-Infekt, diesen Verlust wieder auszugleichen, da es sonst zu einer Dehydration (Austrocknung) kommen kann. Gleichzeitig ist es aber auch von Bedeutung, den ohnehin schon angegriffenen Magen-Darm-Trakt nicht noch weiter zu reizen.
Es empfiehlt sich daher, für zwölf bis maximal 24 Stunden auf feste Nahrung zu verzichten, damit sich das Verdauungssystem beruhigen kann. Trinken Sie dafür so viel wie möglich, mindestens jedoch zwei bis drei Liter am Tag. Am besten geeignet sind stilles Mineralwasser und ungesüßte Kräutertees.
In der Apotheke gibt es zudem spezielle Elektrolytlösungen, die nach Packungsanweisung mehrmals täglich getrunken werden. Eine Elektrolytlösung können Sie aus folgenden Zutaten auch einfach selbst herstellen:
- ein Liter Wasser
- vier Teelöffel Zucker
- 0,75 Teelöffel Salz
- eine Tasse Orangensaft oder zwei zerdrückte Bananen
Wenn Sie wieder mit dem Essen anfangen, beginnen Sie nicht gleich mit einer großen Mahlzeit, sondern lieber mit wenigen Löffeln und schauen Sie, wie Ihr Körper auf die Nahrung reagiert. Es empfiehlt sich, für einige Tage magenschonende Kost zu sich zu nehmen.
Diese Lebensmittel sind bei einem Magen-Darm-Infekt geeignet:
- geriebener Apfel mit Schale
- gekochte Möhren
- Weißmehlprodukte wie helles Brot oder Zwieback
- Milchprodukte wie Joghurt oder Quark
- kalium- und salzreiche Lebensmittel wie Kartoffeln, Bananen, Getreideflocken oder Brühe beziehungsweise klare Suppen
Vermeiden sollten Sie während einer Magen-Darm-Grippe und einige Tage danach hingegen folgende Lebensmittel:
- rohes Gemüse
- Getränke mit Kohlensäure sowie Kaffee und Alkohol
- blähende und schwer verdauliche Nahrungsmittel wie Kohl, Hülsenfrüchte oder Produkte aus Vollkornmehl
- stark gewürzte, scharf angebratene oder sehr fettreiche Speisen
- Zuckeraustauschstoffe, da diese in höheren Dosen abführend wirken können
Auf das alte "Hausmittel" Cola und Salzstangen sollten Sie ebenfalls besser verzichten. Gegen Salzstangen spricht zwar im Prinzip nichts. Dadurch wird jedoch in erster Linie der Natriumverlust ausgeglichen. Um auch die Kalium-Speicher wieder aufzufüllen, sind Salzstangen alleine daher nicht geeignet. Cola hingegen kann die Symptome noch verstärken. Die Kohlensäure und Phosphorsäure reizen das Verdauungssystem zusätzlich, ebenso das enthaltene Koffein, welches zusätzlich die Ausscheidung von Kalium fördert. Außerdem enthält Cola große Mengen Zucker, was nicht nur ungesund ist, sondern den Durchfall sogar noch verschlimmern kann.
Therapie der Magen-Darm-Grippe mit Medikamenten
In der Regel reichen die genannten Tipps und Hausmittel, um eine Magen-Darm-Grippe zu behandeln. Bei schweren Verläufen ist jedoch eventuell eine medikamentöse Behandlung nötig. Folgende, zum Teil rezeptpflichtige Medikamente, können infrage kommen:
- Gegen starken Durchfall können Medikamente mit den Wirkstoffen Loperamid, Racecadotril oder Smektit helfen. Beachten Sie, dass diese Medikamente maximal 48 Stunden lang angewendet werden sollten und Kinder Loperamid auf keinen Fall einnehmen dürfen.
- Geht die Infektion mit starkem Erbrechen einher, können Antiemetika wie Metoclopramid (nur bei Erwachsenen) oder Ondansetron helfen, die Übelkeit und den Brechreiz zu lindern.
- Krampflösende Medikamente mit dem Wirkstoff Butylscopolaminiumbromid lindern krampfartige Magen-Darm-Schmerzen.
- Bei bakteriellen Erregern ist in seltenen Fällen auch die Gabe von Antibiotika sinnvoll. Dies ist jedoch nur bei sehr schweren Verläufen oder Menschen mit Vorerkrankungen empfohlen. Bei anderen Betroffenen heilt auch eine bakterielle Darmgrippe ohne Antibiotika aus.
Sprechen Sie die Einnahme von Medikamenten jedoch zur Sicherheit mit Ihrem*r Hausarzt*Hausärztin oder in der Apotheke ab.
Wann zum Arzt bei Magen-Darm-Grippe?
Wenn die Erkrankung sich nach zwei bis drei Tagen nicht bessert, sollten Sie in jedem Fall einen*eine Arzt*Ärztin aufsuchen. Dies gilt auch, wenn hohes Fieber oder Blut im Stuhl auftritt sowie dann, wenn Sie nicht einmal Flüssigkeit bei sich behalten können.
Bei Babys, Kleinkindern oder älteren Personen sollte bei einer Gastroenteritis schon frühzeitig ärztlicher Rat hinzugezogen werden. Eventuell muss bei ihnen der Wasser- und Elektrolytverlust durch eine Infusion ausgeglichen werden. Ist die erkrankte Person in einem besonders schlechten Allgemeinzustand, kann auch ein Krankenhausaufenthalt notwendig sein.
Eine genaue Bestimmung des Erregers im Labor mittels einer Stuhlprobe ist meistens nicht notwendig. Dies ist für gewöhnlich nur dann sinnvoll, wenn durch die genannten Maßnahmen keine zeitnahe Besserung eintritt oder zum Beispiel Parasiten als Ursache vermutet werden, da diese mit speziellen Mitteln behandelt werden müssen.
Magen-Darm-Grippe: Dauer und Verlauf
So plötzlich und heftig, wie die Symptome bei einem Magen-Darm-Infekt für gewöhnlich auftreten, so schnell ist eine akute Gastroenteritis in den meisten Fällen zum Glück auch wieder vorbei. Eine Erkrankung durch das Norovirus dauert häufig nur ein bis zwei Tage. Die Dauer einer Rotavirus-Infektion liegt bei zwei bis sechs Tagen. Auch bakterielle Darminfektionen heilen für gewöhnlich nach rund einer Woche oder schneller aus. Die Übelkeit und das Erbrechen hören meistens früher wieder auf als der Durchfall.
Eine Magen-Darm-Grippe führt bei Kindern und älteren Personen häufiger zu schweren Verläufen und Komplikationen. Dies liegt am großen Flüssigkeitsverlust, den diese Personengruppen schwerer ausgleichen können. Für Säuglinge wird daher eine Impfung gegen Rotaviren empfohlen. Die Impfung ist ab der sechsten Lebenswoche möglich und sollte spätestens mit acht Monaten abgeschlossen sein. Für andere Erreger von Magen-Darm-Infekten gibt es keine Impfung.
Wie lange ist ein Magen-Darm-Infekt ansteckend?
Wie lange eine Magen-Darm-Grippe ansteckend ist, hängt vom ursächlichen Keim ab. Grundsätzlich gilt für alle Auslöser, dass eine Magen-Darm-Grippe sehr ansteckend ist, solange Symptome vorhanden sind. Denn beim Erbrechen und beim Stuhlgang werden große Mengen der infektiösen Erreger ausgeschieden.
Wichtig ist jedoch, dass man auch nach Abklingen der Symptome noch andere Menschen anstecken kann. Dies liegt daran, dass die Erreger noch eine Zeit lang mit dem Stuhl ausgeschieden werden. Das ist bei Rotaviren bis zu acht Tage möglich und bei Noroviren ein bis zwei Wochen. Nach einer Campylobacter-Infektion sind Betroffene sogar zwei bis zu fünf Wochen lang weiterhin ansteckend. Deshalb sollte man nach einer Magen-Darm-Grippe also auch nach Abklingen der Beschwerden noch eine Weile besonders auf die Hygiene achten.
Kinder unter sechs Jahren dürfen daher erst wieder eine Kindertagesstätte besuchen, wenn sie mindestens 48 Stunden symptomfrei sind. Ebenso dürfen Menschen, die beruflich mit Lebensmitteln zutun haben, erst nach diesem Zeitraum wieder zur Arbeit gehen.
Magen-Darm-Grippe: vor Ansteckung schützen
Einer Gastroenteritis lässt sich nicht in jedem Fall vorbeugen beziehungsweise verhindern. Durch gewisse Verhaltensmaßnahmen kann das Risiko für eine Infektion jedoch gesenkt werden:
- Meiden Sie, wenn möglich, den Kontakt zu erkrankten Personen. Ist eine Person in Ihrem Haushalt erkrankt, sollten Sie strenge Hygienemaßnahmen einhalten. Die betroffene Person sollte keine Lebensmittel zubereiten. Wenn möglich, sollten getrennte Badezimmer benutzt werden. Ist dies nicht möglich, sollten Toilette, Waschbecken und Türklinken nach jedem Toilettengang desinfiziert werden.
- Waschen Sie sich regelmäßig die Hände: Nehmen Sie genügend Seife und waschen Sie Ihre Hände etwa 30 Sekunden lang. Erst dadurch wird die Erregerzahl deutlich verringert. Vermeiden Sie es außerdem möglichst, sich mit den Händen ins Gesicht zu fassen.
- Achtung beim Kochen: Um eine Ansteckung über verunreinigte Lebensmittel zu vermeiden, sollten Sie Fisch, Fleisch und Meeresfrüchte sowie Eier immer gut durchgaren. Reinigen Sie alle Küchengeräte, mit denen das Lebensmittel in Kontakt gekommen ist, im Anschluss sorgfältig mit heißem Wasser und Spülmittel. Obst und Gemüse sollte vor dem Verzehr immer gründlich gewaschen werden, insbesondere, wenn es roh verzehrt wird.
- Waschen Sie nach einem Magen-Darm-Infekt von der erkrankten Person benutzte Textilien wie Handtücher und Bettwäsche bei mindestens 60 Grad Celsius.