Kind mit Rotavirus-Infektion auf Toilette
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Rotaviren – Symptome, Behandlung und Impfung

Von: Carina Lang-Seyfried (Ärztin)
Letzte Aktualisierung: 15.11.2021

Rotaviren zählen zu den häufigsten Erregern für Magen-Darm-Erkrankungen bei Kleinkindern und Babys. Jedoch können sich auch Erwachsene mit dem Rotavirus infizieren, vor allem ältere Menschen über 60 Jahre weisen ein höheres Risiko für eine Ansteckung auf. Umso wichtiger ist es, eine Übertragung sowie einen Krankheitsausbruch zu verhindern, da Infektionen besonders für kleinere Kinder auch tödlich verlaufen können. Entscheidende Schutzmaßnahmen gegen diese Form der akuten infektiösen Gastroenteritis sind die Impfung gegen Rotaviren sowie allgemeine Hygienemaßnahmen. Was Rotaviren genau sind, wie die Übertragung und Ansteckung stattfinden sowie die wichtigsten Fakten zur Impfung und anderen vorbeugenden Maßnahmen finden Sie im Folgenden.

Was sind Rotaviren?

Rotaviren gehören zur Gruppe der Reoviridae, einer Familie von unbehüllten Viren. Von ihnen gibt es sieben Untergruppen, von denen die Gruppe A weltweit am häufigsten vorkommt. Sie zählen zu den häufigsten Ursachen für Magen-Darm-Erkrankungen bei Kleinkindern und Säuglingen.

In Deutschland werden jährlich im Schnitt etwa 50.000 Krankheitsfälle durch Rotaviren gemeldet. Gehäuft treten Erkrankungen mit Rotaviren saisonal im Zeitraum von Februar bis April auf.

Wer erkrankt an Rotaviren?

Am häufigsten erkranken Kinder und Babys im Alter zwischen 6 Monaten und 2 Jahren. Ursächlich dafür ist die fehlende Immunität und die damit verbundene leichtere Ansteckung. Wichtig zu wissen ist auch, dass man sich mehrfach anstecken und in der Folge wieder eine Erkrankung durchmachen kann. Eine einmalige Infektion schützt also nicht vor einer erneuten Rotaviren-Infektion und es tritt nach der Erkrankung keine Immunität ein.

Auch im Erwachsenenalter kann eine Ansteckung und Erkrankung mit Rotaviren auftreten. Meist verlaufen diese jedoch milder als bei Kindern und treten häufig in Form von Reisedurchfällen auf.

Eine besondere Personengruppe bilden ältere Menschen sowie Bewohner*innen von Alten- und Pflegeheimen. Bei ihnen nimmt die Erkrankungshäufigkeit im Gegensatz zum jüngeren Lebensalter zu. Auch kommen hier, ähnlich wie bei kleineren Kindern, schwerere Verläufe vor. Laut Robert-Koch-Institut (RKI) müssen in der Altersgruppe der über 60-Jährigen circa 35 Prozent der gemeldeten Rotavirus-Infektionen stationär behandelt werden.

Ansteckung: Wie werden Rotaviren übertragen?

Die Ansteckung mit Rotaviren erfolgt vorwiegend fäkal-oral. Das bedeutet, dass die Übertragung häufig durch Schmierinfektionen vonstattengeht, beispielsweise durch das Anfassen der Toilettenspülung oder des Wasserhahns nach dem Toilettengang. Auch durch kontaminierte Lebensmittel sowie verunreinigtes Wasser kann eine Ansteckung stattfinden. Ebenso ist die Übertragung innerhalb der Familie und damit die Ansteckung von Eltern durch ihre Kinder keine Seltenheit.

Wissenswert ist auch, dass Rotaviren sehr ansteckend sind. Das bedeutet, dass nur wenige Viren ausreichen, um eine Erkrankung hervorzurufen.

Symptome: Wie erkennt man eine Infektion mit Rotaviren?

Ist eine Ansteckung erfolgt, dauert es meistens ein bis drei Tage, bis die Erkrankung ausbricht (Inkubationszeit).

Die Symptome können sich bei Kindern folgendermaßen äußern:

Bei Säuglingen und Kleinkindern verläuft die Erkrankung oft schwerer als bei anderen Erregern von Magen-Darm-Erkrankungen, wie zum Beispiel Noroviren. Das Spektrum von Symptomen kann von gar keinen Beschwerden über nur leichte Durchfälle bis hin zu schweren Krankheitsverläufen reichen.

Eine große Gefahr, vor allem bei jüngeren Kindern und Babys, stellt die Austrocknung durch Fieber und Durchfälle dar (Dehydratation). Dies kann bei zu später Behandlung sogar zum Tod führen. Ein Verdacht auf eine Infektion mit Rotaviren sollte daher immer ärztlich abgeklärt werden.

Wie lange dauert eine Infektion mit Rotaviren?

Nach der Inkubationszeit von ein bis drei Tagen bestehen die Krankheitssymptome in der Regel für zwei bis sechs Tage und klingen dann von selbst wieder ab.

Rotavirus: Wie lange ist man ansteckend?

Ansteckend ist man dennoch nach Abklingen der Symptome immer noch für eine Dauer von etwa acht Tagen, da in dieser Zeit die Viren noch immer mit dem Stuhl ausgeschieden werden. Auch in diesem Zeitraum, in dem die erkrankte Person schon längst keine Krankheitszeichen mehr zeigt, kann also eine Übertragung stattfinden. Frühgeborene und immungeschwächte Menschen können die Viren sogar mitunter noch länger als acht Tage ausscheiden.

Wie wird eine Infektion mit Rotaviren festgestellt?

Allein anhand der Symptome kann eine Infektion mit Rotaviren nicht diagnostiziert werden, da sich anhand des Krankheitsbildes kein Unterschied zu anderen Durchfallerregern, wie etwa dem Norovirus, feststellen lässt. Der Nachweis erfolgt in der Regel anhand der Untersuchung einer Stuhlprobe der Patient*innen.

Wie sieht die Behandlung der Erkrankung aus?

Die Behandlung einer Rotaviren-Infektion unterscheidet sich nicht von der anderer Durchfallerkrankungen. Es ist kein Antibiotikum notwendig, da es sich beim Erreger um ein Virus handelt. Antibiotika sind nur bei Infektionen mit Bakterien notwendig und sollten generell immer sparsam eingesetzt werden, um eine Resistenzbildung zu vermeiden.

Folgende Maßnahmen können bei einer Infektion mit Rotaviren, aber auch bei anderen Durchfallerkrankungen, getroffen werden:

  • das A und O: ausreichende Flüssigkeitszufuhr (Wasser, Kräutertees)
  • leichte Kost mit ausreichender Salzzufuhr (Suppen, Brühe, Salzstangen)
  • gestillte Säuglinge können bei Bedarf öfter als sonst angelegt werden
  • gegebenenfalls können sogenannte Elektrolyt-Ersatzlösungen aus der Apotheke eingenommen werden
  • Bettruhe
  • Kontaktbeschränkungen, um eine Ansteckung zu vermeiden
  • gründliche Händehygiene zur Vermeidung der weiteren Übertragung

Ein besonderes Augenmerk sollte auf Kleinkinder, Schwangere und ältere Menschen gelegt werden. Halten Durchfall und Erbrechen länger als vier Tage ohne eine Besserung an, tritt außerdem noch hohes Fieber auf und verschlechtert sich der Allgemeinzustand deutlich, sollte ärztliche Hilfe in Anspruch genommen werden. Dies gilt natürlich auch für andere Erkrankte.

Wird eine stationäre Aufnahme notwendig, erfolgt als Unterschied zum häuslichen Umfeld, eine Flüssigkeitszufuhr über die Vene, wodurch die körpereigenen Reserven schneller wieder aufgefüllt werden können.

Wie gefährlich ist eine Infektion mit Rotaviren?

Für Erkrankte mit normaler Abwehrlage, also einem intakten Immunsystem – in aller Regel trifft dies auf größere Kinder und Erwachsene zu – stellt die Infektion keine große Gefahr dar. Sie äußert sich wie die meisten anderen Durchfallerkrankungen auch. Dennoch sollte auf zuvor genannte Maßnahmen, vor allem eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr, geachtet werden.

Allerdings können Rotaviren für neugeborene Babys, Säuglinge und kleinere Kinder gefährlich werden. Eine besondere Gefährdung besteht durch den großen Flüssigkeitsverlust, der im schlimmsten Fall zum Tod führen kann.

Vor allem in Afrika, Asien und Lateinamerika sind Rotaviren-Infektionen maßgeblich für die hohe Kindersterblichkeit verantwortlich. Schätzungsweise 600.000 bis zu 1.000.000 Todesfälle jährlich werden in diesen Ländern dem Virus zugeschrieben. In Deutschland sind Todesfälle glücklicherweise durch entsprechende Hygienemaßnahmen und die vorbeugende Impfung eine Seltenheit.

Infizieren sich werdende Mütter während der Schwangerschaft, hat dies in der Regel keine Auswirkungen auf das Ungeborene. Es besteht kein Risiko für Folgeschäden. Allerdings sollte auch hier auf genügend Flüssigkeit geachtet und im Zweifel ärztlicher Rat eingeholt werden.

Impfung gegen Rotaviren

Seit dem Jahr 2013 wird von der Ständigen Impfkommission (STIKO) eine Impfung gegen Rotaviren für alle Säuglinge unter 6 Monaten empfohlen. Die Impfung erfolgt dabei als Schluckimpfung mit einem Lebendimpfstoff. Das bedeutet, dass geringe Mengen des Erregers verabreicht werden. Diese sind völlig ungefährlich und lösen keine Erkrankung aus.

In Deutschland sind hierfür zwei Impfstoffe zugelassen, Rotarix® und RotaTeq®.

Wie oft muss man geimpft werden?

Bei Rotarix® müssen zwei Impfdosen, bei RotaTeq® drei Dosen verabreicht werden. Es muss, wie bei allen Lebendimpfstoffen, ein Mindestabstand von 4 Wochen zwischen den Einzeldosen eingehalten werden.

Wann sollte die Impfung erfolgen?

Beide Impfstoffe werden ab dem Alter von 6 Wochen empfohlen. Spätestens im Alter von 12 Wochen sollte die Impfung bei beiden Impfstoffen begonnen sein. Bei Rotarix® sollte sie vorzugsweise im Alter von 16 Wochen, spätestens jedoch im Alter von 24 Wochen abgeschlossen sein. Bei RotaTeq® sollte ein Abschluss vorzugsweise im Alter von 20 bis 22 Wochen erfolgt sein, spätestens jedoch bis zum Alter von 32 Wochen.

Welche Nebenwirkungen sind bei der Rotavirus-Impfung möglich?

Je älter die Babys zum Zeitpunkt der Impfung sind, desto höher ist das Risiko für eine sogenannte Darminvagination. Bei einer Invagination stülpt sich ein Darmabschnitt in den anderen und kann zur Abschnürung und Unterversorgung des entsprechenden Abschnittes führen. Im schlimmsten Fall stirbt das entsprechende Stück ab und eine Operation wird notwendig. Da das Risiko für diese Impfnebenwirkung mit zunehmendem Alter des Kindes steigt, sollte die Impfung so früh wie möglich abgeschlossen sein.

Generell lässt sich jedoch sagen, dass eine Invagination als Nebenwirkung sehr selten vorkommt. Das Risiko ist in der ersten Woche nach einer Impfung erhöht.

Symptome einer Invagination können beim Säugling in Form von starken Bauchschmerzen, anhaltendem Erbrechen, blutigen Stühlen, Anziehen der Beine und schrillem Schreien auftreten. In solchen Fällen sollte umgehend ärztliche Hilfe gesucht werden.

Bei einem Kind, das schon einmal eine Invagination hatte, sollte keine Impfung gegen Rotaviren durchgeführt werden.

Leichtere Nebenwirkungen können, wie bei allen Impfungen, Fieber, Durchfall oder Erbrechen sein. Gelegentlich wurden eine Erkältung, Bauchschmerzen oder Blähungen beobachtet.

Stillen und Rotavirus-Impfung – was ist zu beachten?

Es sollte darauf geachtet werden, eine Stunde vor und nach der Impfung möglichst nicht zu stillen, da dies die Wirksamkeit beeinflussen könnte. Ansonsten kann jedoch das Stillen ganz normal weiter stattfinden.

Ist eine Impfung gegen Rotaviren sinnvoll?

Eine Impfung ist vor allem für Säuglinge und kleine Kinder sinnvoll, um Todesfälle durch anhaltende Durchfälle und das damit verbundene Austrocknen des Körpers zu verhindern. So können vor allem schwere Krankheitsverläufe und Krankenhausaufenthalte bei Babys vermieden werden.

Nach einer vollständigen Impfung hält der Impfschutz für circa zwei bis drei Jahre an. Danach wird keine Impfung mehr empfohlen. Dies ist auch der Grund, warum in späteren Jahren eine Rotavirus-Infektion trotz Impfung erneut auftreten kann.

Auch für Erwachsene besteht keine Empfehlung zur Impfung. Die Empfehlung basiert vor allem darauf, schwere Krankheitsverläufe bei Säuglingen und Kleinkindern zu verhindern. Bei größeren Kindern und Erwachsenen verläuft die Erkrankung meist milder, sodass eine Impfung nicht notwendig ist.

Prävention: Wie verhindere ich eine Infektion mit Rotaviren?

Generell bietet die Impfung in den ersten Lebensjahren den besten Schutz, um eine Erkrankung zu verhindern. Wichtig sind auch allgemeine Hygienemaßnahmen, wie das Händewaschen. Dies ist die wirksamste Maßnahme, um eine Rotavirus-Infektion zu verhindern.

Ist ein Familienmitglied bereits erkrankt, sind folgende Maßnahmen einzuhalten, um eine weitere Ansteckung zu verhindern:

  • Händewaschen mit Wasser und Seife nach jedem Toilettengang, vor der Zubereitung von Speisen, vor dem Essen sowie auch nach dem Windelwechsel von erkrankten Kindern.
  • Häufiges Wechseln von Bettwäsche, Handtüchern und Waschlappen sowie häufiges Waschen bei mindestens 60 °C.
  • Gründliche Reinigung und Desinfektion aller Flächen, wie Türgriffe oder Armaturen, mit denen eine erkrankte Person in Berührung kommt. Dabei ist auch zu beachten, wie lange Rotaviren überleben können. Die Viren können in eingetrocknetem Stuhl mehrere Tage überleben, im Wasser sogar über mehrere Wochen.

Weiterhin gilt es zu beachten, dass erkrankte Kinder, bis sie nicht mehr ansteckend sind, keine Gemeinschaftseinrichtungen, wie Schulen und Kindergärten mehr besuchen dürfen, um eine weitere Ausbreitung zu verhindern. Erkrankte Erwachsene, die beruflich mit Lebensmitteln zu tun haben, dürfen nicht mehr arbeiten, bis ein Ende der Ansteckungsfähigkeit gewährleistet ist. Wie bereits zuvor erwähnt, ist man ansteckend, während man Symptome zeigt sowie bis zu acht Tage danach.

Zudem ist eine Infektion mit Rotaviren seit 2001 laut Infektionsschutzgesetz meldepflichtig.

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