Meningitis (Hirnhautentzündung)
Meningitis ist eine Entzündung der Hirnhäute, die meist durch Bakterien oder Viren hervorgerufen wird. Typische Symptome der Hirnhautentzündung sind unter anderem Kopfschmerzen und hohes Fieber, auch Nackensteife gehört zu den charakteristischen Anzeichen. Da die Erkrankung innerhalb von wenigen Stunden tödlich verlaufen kann, handelt es sich hierbei immer um einen medizinischen Notfall. Wie bekommt man eine Meningitis und was sind erste Anzeichen? Erfahren Sie hier mehr über Ursachen, Symptome und Behandlung einer Meningitis. Außerdem erklären wir, ob eine Hirnhautentzündung ansteckend ist und ob man ihr mit einer Impfung vorbeugen kann.
Was ist eine Meningitis?
Das Gehirn wird von drei Hirnhäuten (Meningen) umgeben und geschützt. Zwischen der inneren und mittleren Hirnhaut befindet sich ein Spalt, der mit einer wässrigen Flüssigkeit gefüllt ist und die Hirnmasse vor Erschütterungen schützt. Vor allem Viren oder Bakterien können zu einer Entzündung der Hirnhäute führen. Dann spricht man von einer Meningitis oder Hirnhautentzündung (früher auch: Streckfluss).
Dabei werden nicht nur diese Gewebeschichten geschädigt, es kann auch zu einer Beeinträchtigung des Gehirns und zahlreicher anderer Bereich des Körpers kommen. In schweren Fällen kann die Erkrankung innerhalb von Stunden zum Tod führen. Neben der Hirnhaut können auch die Rückenmarkshäute betroffen sein, die ebenfalls als Meningen bezeichnet werden.
Es werden verschiedene Arten der Meningitis unterschieden, die unterschiedlich verlaufen. So kann beispielsweise eine bakterielle oder virale Meningitis auftreten, außerdem sind akute oder chronische Formen möglich. Die akute bakterielle Meningitis tritt zwar deutlich seltener auf als die virale Form, gilt aber als besonders gefährlich.
Ist das Gehirngewebe entzündet, spricht man von einer Enzephalitis. Betrifft die Entzündung sowohl die Hirnhäute als auch das Gehirn selbst, wird dies als Meningoenzephalitis bezeichnet.
Ursachen einer Hirnhautentzündung
In den meisten Fällen wird eine Meningitis durch Viren verursacht. Zu den Viren, die eine virale Meningitis verursachen können, gehören unter anderem:
- Herpesviren (zum Beispiel Herpes simplex, Epstein Barr oder Varizella zoster)
- Mumps- und Masernviren
- Enteroviren
- die durch Zecken übertragenen FSME-Viren
Die meisten akuten bakteriellen Hirnhautentzündungen werden von drei Bakterienarten ausgelöst:
- Meningokokken
- Pneumokokken
- Haemophilus influenzae (vor allem bei Kindern unter vier Jahren)
Weitere bakterielle Erreger sind zum Beispiel Staphylokokken und Listerien. Letztere werden durch rohe Nahrungsmittel übertagen. Eine solche bakterielle Meningitis verläuft in den meisten Fällen eitrig.
Auch Pilze oder Parasiten können eine Meningitis auslösen. Daneben kann eine Meningitis im Rahmen anderer Erkrankungen entstehen, etwa Borreliose oder Tuberkulose. In der Regel ist der Verlauf in diesen Fällen nicht eitrig und daher weniger schlimm als bei einer eitrigen bakteriellen Meningitis. Auch infolge von Leptospirose, bei einem Sonnenstich oder als Komplikation einer Operation kann eine Meningitis entstehen.
Die seltene chronische Meningitis entwickelt sich allmählich, beispielsweise als Folge einer eitrigen Mittelohrentzündung, Tuberkulose, Syphilis oder anderen Erkrankungen (zum Beispiel HIV). Die Symptome sind ähnlich dem akuten Verlauf, sie können dauerhaft bestehen oder immer wiederkehren.
Ist eine Meningitis ansteckend?
Auch wenn nicht jede Hirnhautentzündung durch eine Ansteckung bei anderen Menschen ausgelöst wird, ist eine Meningitis (abhängig von der Ursache) grundsätzlich ansteckend. Je nach Erreger erfolgt die Übertragung meist durch Tröpfcheninfektion, also beispielsweise beim Sprechen oder Husten. Da die Erkrankung so gefährlich ist, ist sie meldepflichtig.
Die Inkubationszeit, also die Zeit zwischen Ansteckung und Ausbruch der Symptome, beträgt zwei bis vierzehn Tage. Abhängig vom Erreger sind Betroffene oft schon mehrere Tage vor Beginn der Symptome ansteckend.
Personen mit erhöhtem Meningitis-Risiko
Hirnhautentzündungen kommen hierzulande eher selten vor, in den nichtindustrialisierten Staaten jedoch vergleichsweise häufig. Kleinkinder bis zu fünf Jahren, alte Menschen und Personen mit Immunstörungen sind wesentlich anfälliger für Hirnhautentzündungen. Aber auch Jugendliche sind häufiger betroffen.
Bei einer chronischen Ohren- und Nasenentzündung besteht die Gefahr, dass die Bakterien ins Gehirn gelangen und so dort eine Entzündung verursachen. Auch nach Operationen an Gehirn oder Rückenmark besteht ein erhöhtes Risiko für eine Hirnhautentzündung.
Typische Symptome einer Hirnhautentzündung
Eine Meningitis beginnt plötzlich und führt innerhalb kürzester Zeit zu einem extrem starken Krankheitsgefühl. Mögliche Symptome der Hirnhautentzündung bei Erwachsenen sind:
- hohes Fieber
- Schüttelfrost
- starke, zunehmende Kopfschmerzen
- steifer Nacken
- Krämpfe
- Schwindel und Kreislaufstörungen
- Bewusstseinsstörungen bis hin zum Koma
- Desorientiertheit, Apathie, Gereiztheit
- Übelkeit und Erbrechen
- Lichtscheue (Lichtempfindlichkeit)
- Petechien (punktförmige bis flächige Hauteinblutungen), vor allem bei Meningokokken-Meningitis
Als besonders typisches Symptom gilt die Nackensteifigkeit, wobei diese nicht immer auftreten muss. In einigen Fällen ist es sogar unmöglich, den Kopf auf die Brust zu legen. Als möglicher Selbsttest gilt der Knie-Kuss-Test: Dabei sitzt die betroffene Person mit angewinkelten Beinen im Bett und versucht, ihr Knie zu küssen. Gelingt dies nicht, deutet das auf eine Meningitis hin.
Die Infektion verursacht Schwellungen des Gehirngewebes und beeinträchtigt die Durchblutung, sodass Lähmungen auftreten können. Ohne schnelle Behandlung können Hirngefäße und Nervenzellen absterben, was zu einem Organversagen führen kann. Eine akute bakterielle Meningitis kann außerdem eine Sepsis (Blutvergiftung) zur Folge haben, wenn sich die Bakterien über das Blut ausbreiten.
Meningitis-Symptome bei Kindern erkennen
Bei Kindern bis zu zwei Jahren macht sich eine Meningitis oft durch unspezifischere Symptome bemerkbar. Mögliche Anzeichen sind:
- hohes Fieber
- Schwierigkeiten beim Füttern (Nahrungsverweigerung)
- Bauchschmerzen und Erbrechen
- Reizbarkeit oder Lethargie
- Berührungsempfindlichkeit
- schrilles Schreien oder Wimmern
- Atemstörungen
- Krampfanfälle
- Schlaffheit
Anders als bei Erwachsenen und älteren Kindern ist die Nackensteifigkeit nicht unbedingt vorhanden. Liegen die genannten Symptome vor, sollte immer eine ärztliche Abklärung erfolgen.
Wie diagnostiziert man eine Hirnhautentzündung?
Die typischen Symptome und eine körperliche Untersuchung geben wichtige Hinweise auf das Vorliegen einer Meningitis. Für eine eindeutige Diagnose wird die Erkrankung mithilfe einer Lumbalpunktion diagnostiziert. Dazu wird mithilfe einer dünnen Hohlnadel Flüssigkeit (Liquor) aus dem Rückenmark entnommen.
Die entnommene Probe wird untersucht, um den Erreger zu bestimmen. Bei einer eitrigen bakteriellen Meningitis ist in der Probe oft bereits eine eitrige Trübung zu erkennen. Diese Untersuchung ist wichtig, um eine passende Behandlung einleiten zu können. Allein anhand der Symptome lassen sich die virale und die bakterielle Form zu Beginn oft nur schwer unterscheiden. Meist treten die Symptome bei der viralen Form langsamer und weniger ausgeprägt auf.
Darüber hinaus können Labortests anhand von Blutproben erfolgen. In manchen Fällen sind vorher weitere Untersuchung nötig, um etwaige Komplikationen zu erkennen, beispielsweise durch eine Computertomografie (CT) oder Magnetresonanztomografie (MRT) des Kopfes.
Behandlung einer bakteriellen Meningitis
Bei einer Meningitis ist eine schnelle Behandlung im Krankenhaus von großer Bedeutung, da die Erkrankung innerhalb weniger Stunden lebensbedrohlich werden kann. Eine bakterielle Meningitis muss sofort mit hochdosierten Antibiotika behandelt werden. Meist werden Breitbandantibiotika wie Penicillin eingesetzt. Eventuell werden Glucocorticoide (Kortison) gegeben, um den Allgemeinzustand der betroffenen Person zu verbessern. Daneben muss der Flüssigkeitsverlust ausgeglichen werden, der als Folge von Fieber, Schweiß, Erbrechen und Appetitlosigkeit entsteht.
Eine Hirnhautentzündung durch Meningokokken kann sich rasant im Körper ausbreiten und zu schweren Komplikationen führen, etwa einer Meningokokken-Sepsis mit Multiorganversagen. Da Meningokokken überaus ansteckend sind, werden betroffene Personen außerdem im Krankenhaus isoliert.
Selbst mit entsprechender Therapie verläuft eine Meningokokken-Meningitis in einigen Fällen tödlich. Die schlechteste Prognose besteht bei einer bakteriellen Hirnhautentzündung bei Kleinkindern oder im hohen Alter. Hier ist die Gefahr eines tödlichen Verlaufs sehr hoch.
Therapie von viraler Hirnhautentzündung
Hirnhautentzündungen, die durch Viren hervorgerufen werden, können mit Antibiotika nicht behandelt werden. Die Symptome der Erkrankung sind jedoch sehr ähnlich zur bakteriellen Meningitis und lassen eine Unterscheidung ohne mikrobiologische Untersuchungen nicht zu. Daher erfolgt bei schweren Symptomen oft zunächst eine Behandlung mit Antibiotika, bis eine bakterielle Ursache ausgeschlossen werden kann.
Bei vielen virusbedingten Hirnhautentzündungen lässt sich der Erreger nicht medikamentös bekämpfen. Wenn jedoch das Herpesvirus der Auslöser ist, kann eine Therapie mit Virostatika erfolgen. Das Herpesvirus löst im frühen Stadium der Erkrankung oft Krampfanfälle aus. Mithilfe eines MRT lassen sich bei einer herpesbedingten Meningitis schon früh Schwellungen der Schläfenlappen erkennen. Ist ein Herpesvirus der Verursacher der Entzündung, so kann die Behandlung mit dem Wirkstoff Aciclovir erfolgen, der aber nicht bei anderen Viren hilft.
Ansonsten kann eine virale Meningitis in der Regel nur symptomatisch behandelt werden, etwa durch fiebersenkende Mittel, Schmerzmittel oder Medikamente gegen Übelkeit. Darüber hinaus ist eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr wichtig. In der Regel stellt eine virusbedingte Hirnhautentzündung jedoch keine so ernste Erkrankung dar wie die bakterielle Form. Üblicherweise heilt die virale Hirnhautentzündung nach ein bis zwei Wochen Bettruhe von selbst wieder aus.
Was sind die Folgen einer Hirnhautentzündung?
Virale Hirnhautentzündungen verlaufen oft milder und verursachen meist keine Folgeschäden. Die Schwere der Erkrankung hängt unter anderem von dem Erreger und den Vorerkrankungen ab. Bei Säuglingen treten schwere Schäden mit größerer Wahrscheinlichkeit auf als bei älteren Kindern und Erwachsenen.
Zu den Spätfolgen einer bakteriellen Meningitis können Krampfanfälle (Epilepsie) und bleibende Hirnschäden wie geistige Beeinträchtigung (Intelligenzminderung) und Lähmungen gehören. Auch Schädigungen des Seh- und Hörsinns oder der Verlust bereits erlernter Fähigkeiten sind möglich. In einigen Fällen sind Amputationen von Gliedmaßen erforderlich, um abgestorbenes Gewebe zu entfernen. Des Weiteren können Schädigungen der Nieren oder Nebennieren die Folge sein. Je später mit der Behandlung begonnen wird, desto höher ist das Risiko bleibender Schäden.
Meningitis vorbeugen durch Impfungen
Es gibt zwar keine sichere Impfung gegen Meningitis, gegen einige bakterielle Erreger der Meningitis, vor allem verschiedene Meningokokken-Arten, ist eine Impfung aber möglich. Dabei stehen mehrere Meningokokken-Impfstoffe zur Verfügung, die für unterschiedliche Risikogruppen empfohlen werden. So können bereits Säuglinge vor Meningokokken geschützt werden. Auch gegen Pneumokokken ist eine Impfung verfügbar.
Bereits im Kindesalter sind zudem die Impfung gegen das Haemophilus-Bakterium (HiB) sowie gegen die Erreger von Mumps, Masern, Röteln oder Windpocken Teil des Impfplanes, der von der Ständigen Impfkommission (STIKO) am Robert Koch-Institut aufgestellt wurde.
Darüber hinaus ist eine Impfung gegen Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) verfügbar, die auch in bestimmten Teilen Deutschlands (FSME-Risikogebieten) empfohlen wird.
Informieren Sie sich auch vor Reisen bezüglich möglicher Schutzimpfungen gegen Meningitis. Vor allem bei schlechten Hygiene-Verhältnissen besteht das Risiko einer Ansteckung.
Meningitis ist je nach Ursache hochansteckend, weshalb es gerade in Gemeinschaftseinrichtungen zu größeren Ausbrüchen kommen kann. Abhängig vom Erreger werden die Menschen mit engem Kontakt zur erkrankten Person deshalb in einigen Fällen vorsorglich mit Antibiotika behandelt und beobachtet.