Frau hat Sehstörungen und Schwindel als Symptome einer Migräne mit Aura
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Migräne mit Aura – Symptome und was tun?

Von: Jule Eder (Studentin der Humanmedizin)
Letzte Aktualisierung: 09.09.2024

Das Wort Migräne ist ein geläufiger Begriff. Fast jede Person kennt jemanden, der*die unter Migräne leidet. Oft taucht im Zusammenhang mit dem Thema auch der Begriff "Aura" auf. Was im ersten Moment nach Esoterik klingt, beschreibt eine ganze Gruppe von Symptomen, die zusammen mit einer Migräneattacke auftreten können. Worum es sich bei einer Migräne mit Aura handelt, wann man ärztlichen Rat suchen sollte und was sich dagegen tun lässt, all das wird im Folgenden erläutert.

Was sind eine Migräne und eine Migräne mit Aura?

Ganz grob gesagt: Migräne ist eine anfallsartig auftretende Form von chronischen Kopfschmerzen. Etwa zwei bis zehn Prozent der Menschen sind von der Erkrankung betroffen, Frauen dreimal häufiger als Männer.

Eine Migräne mit Aura, auch als klassische Migräne bezeichnet, beschreibt eine Migräne, bei welcher die Attacken von kurz andauernden neurologischen Ausfällen begleitet werden, die sich anschließend wieder vollständig zurückbilden. Eine Migräne mit Aura kommt bei etwa 20 bis 30 Prozent der Migränepatient*innen vor. Die Aura tritt dabei unmittelbar vor oder mit dem Kopfschmerz auf.

Symptome bei Migräne mit Aura

Die Migräne mit Aura umfasst eine große Gruppe an möglichen Symptomen, darunter fallen unter anderem Sehstörungen, Sensibilitätsstörungen, Sprachstörungen oder etwa motorische Beschwerden wie Lähmungserscheinungen. 

Je nach Symptomatik können verschiedene Arten der Migräne mit Aura unterschieden werden:

  • Aura ohne Kopfschmerz: Wie der Name schon sagt, tritt diese Form der Migräne ohne Kopfschmerz auf. Dies erschwert vor allem die Diagnosestellung und stellt die Abklärung anderer Ursachen in den Vordergrund, um mögliche schwerwiegende Ursachen der neurologischen Ausfälle auszuschließen.
  • Migräne mit Aura und kortikaler Symptomatik (veraltet ophthalmische Migräne): Hierbei ist besonders die Sehrinde mitbeteiligt und somit das Sehvermögen beeinträchtigt. Dabei kann es zu vielen verschiedenen visuellen Ausfällen kommen. Klassisch sind Ausfälle des Gesichtsfelds, dabei hat man gewissermaßen mehrere blinde Flecke, also Bereiche, in denen man nichts mehr oder kaum etwas sehen kann. Diese Gesichtsfeldausfälle (Skotome) zeigen sich häufig auch als Flimmerskotom, also blinde Flecken gefolgt von visuellen Wahrnehmungen wie Flimmern und Lichtblitzen.
  • retinale Migräne: Im Gegensatz zur ophthalmischen Migräne treten hier zwar ähnliche visuelle Symptome auf, jedoch streng einseitig. Das heißt, nur ein Auge ist betroffen.
  • Migräne mit Hirnstammaura (veraltet Migräne vom Basilaristyp): Diese Migräneform geht häufig einher mit Kopfschmerzen am Hinterkopf und Aurasymptomen, welche sich als neurologische Störung des Hirnstamms äußern. Darunter fallen beispielsweise beidseitige Gesichtsfeldausfälle oder Doppeltsehen, Sprechstörungen, Bewegungsstörungen oder Probleme mit dem Ohr wie Hörminderung, Tinnitus oder Schwindel.
  • ophthalmoplegische Migräne: Diese Form der Erkrankung betrifft vor allem Kinder. Mit dem Migränekopfschmerz einher geht die Lähmung eines oder mehrerer Nerven, die die Augenmotorik steuern. Folglich kommt es zu Doppelbildern.
  • vestibuläre Migräne: Dieser Migräne-Typ ist die häufigste Ursache für spontane Schwindelattacken im mittleren Lebensalter. Die Migräneaura zeigt sich hier als Schwindel im Sinne einer Bewegungsillusion der Umwelt. Das heißt, es entsteht das Gefühl, die Umgebung bewegt sich, beispielsweise der Boden schwankt.
  • hemiplegische Migräne: Bei dieser Form kommt es zu Hemiparesen (unvollständige Halbseitenlähmungen, das heißt nur einzelne Körperteile, wie das linke Bein oder der linke Arm, sind betroffen) oder Hemiplegien (vollständige Halbseitenlähmung).

Was sind Auslöser einer Migräne mit Aura?

Die genauen Ursachen der Migräneaura sind noch nicht abschließend geklärt. Es gibt verschiedene Theorien, welche jedoch noch weiterer Forschung bedürfen. Eine familiäre Veranlagung scheint eine Rolle zu spielen. Bedenkt man die Zunahme der Erkrankung in den Industrieländern, scheinen auch Lebensstilfaktoren einen Einfluss zu haben.

Der Migräneanfall als solcher kann durch verschiedene Faktoren getriggert werden, wobei die Ursachen individuell verschieden sind.

Mögliche Triggerfaktoren sind:

  • Wetterwechsel, Kälte
  • bestimmte Nahrungsmittel
  • Unterzuckerung, zum Beispiel durch Weglassen von Mahlzeiten
  • gestörter Schlaf-Wach-Rhythmus
  • Stress
  • Menstruation
  • Hormoneinnahme, zum Beispiel hormonelle Kontrazeptiva wie die Pille

Migräne mit Aura durch Probleme der Halswirbelsäule?

Oft wird ein HWS-Syndrom, also Beschwerden im Bereich der Halswirbelsäule, diskutiert, wenn es um die Ursachen einer Migräne mit und ohne Aura geht. Tatsächlich können starke Beschwerden an der Halswirbelsäule auch als Stressor ein Auslöser einer Attacke sein. Daneben können Verspannungen und Schmerzen im Bereich der Halswirbelsäule zu migräneähnlichen Beschwerden und Kopfschmerzen führen, die aber von einer "echten" Migräne abzugrenzen sind.

Was passiert bei Migräne mit Aura im Kopf?

Der charakteristische Kopfschmerz, welcher die Migräne kennzeichnet, entsteht laut einer Theorie aufgrund einer erblich bedingter Instabilität von Ionenkanälen der Nervenzellen im Gehirn. Ionenkanäle sind Proteinkomplexe, die es elektrisch geladenen Teilchen erlauben, die Zellwand zu passieren. Dadurch kommt es zu einer Freisetzung von Serotonin. Serotonin ist ein Neurotransmitter, also ein Botenstoff des Nervensystems. Er leitet Informationen zwischen Nervenzellen hin und her. Durch sein verstärktes Vorkommen werden im Falle der Migräne Stickstoffmonoxid (NO) und Entzündungsstoffe ausgeschüttet. Es kommt zu einer Entzündungsreaktion und einer Gefäßweitstellung.

Durch die Erregungsausbreitung verschiedener Signale kommen die Begleitbeschwerden der Migräne wie die Aura zustande. Ähnlich einer La-Ola-Welle im Stadion werden die Nervenzellen wellenartig angeregt. Man geht aktuell davon aus, dass Auren dabei immer bestimmten Pfaden folgen, die Erregung nimmt also immer den gleichen oder ähnlichen Weg durch das Gehirn. Deshalb ist die Symptomatik individuell unterschiedlich, verläuft jedoch bei ein und derselben Person meist ähnlich.

Wie lange dauert eine Migräne mit Aura?

Eine Migräne tritt in Form von Attacken auf, welche in der Regel zwischen vier Stunden und drei Tagen anhalten. Die Aura selbst als Phase der Migräne dauert in der Regel zwischen fünf und 60 Minuten.

Wann sollte man zum Arzt?

Die neurologischen Ausfälle einer Aura können auch im Rahmen anderer, teils gefährlicher Krankheitsbilder, auftreten. Dazu gehören etwa ein Schlaganfall oder ungewöhnlich hoher Blutdruck.

Während in der Regel die Geschwindigkeit des Auftretens der Symptome unterschiedlich ist (die Migräneaura verläuft eher schrittweise, der Schlaganfall sehr plötzlich), so kann man doch vor allem bei erstmaligem Auftreten ohne erweiterte Untersuchungen keine klare Unterscheidung treffen. Sollte keine Aura bekannt sein, die Art der Symptome sich anders darstellen als sonst oder die Auren in kürzeren Abständen auftreten als gewohnt, sollte eine zeitnahe ärztliche Abklärung erfolgen. Im Zweifelsfall sollte der Notruf verständigt werden.

Medikamente bei Migräne mit Aura

Bei der Behandlung von Migräne sei gleich gesagt, dass es bislang keine Heilung der Krankheit an sich gibt, lediglich eine symptomlindernde Therapie ist möglich. Auch spezielle Medikamente gegen die Aura gibt es nicht. Die übliche Medikation zielt darauf ab, die Migräneattacke im Ganzen abzuschwächen. Dabei ist es wichtig, in Absprache mit einem*einer Arzt*Ärztin zu handeln, da man nur so die passenden Mittel zur Therapie finden kann.

Nimmt man Tabletten gegen einen Migräneanfall ein, so lautet die Regel, möglichst früh nach Beginn der Symptome und hoch dosiert zu starten. Bei leichten und mittelstarken Attacken sind das Mittel der Wahl nicht-steroidale Antirheumatika (NSAR) wie Acetylsalicylsäure (ASS), Ibuprofen oder Diclofenac.

Bei schwereren Attacken greift man vermehrt zu Triptanen, einer Gruppe von Arzneistoffen gegen Migräne und Cluster-Kopfschmerz. Triptane sind zum Großteil verschreibungspflichtig, es gibt jedoch auch schon frei verkäufliche Triptane. Dennoch sollte die Einnahme ärztlich besprochen werden, um einen Medikamentenübergebrauch zu verhindern, welcher einen Dauerkopfschmerz begünstigen kann. Auch ist zu beachten, dass bei einer Migräne mit Aura die Triptane erst nach Abklingen der Aura und ab Einsetzen der Kopfschmerzen eingenommen werden sollten. Man geht davon aus, dass die Aura mit der Verengung bestimmter Hirngefäße in Zusammenhang steht. Da Triptane ebenfalls eine gefäßverengende Wirkung haben, sollte man diese nicht zeitgleich zur Aura einnehmen.

Zur Behandlung von Begleitsymptomen, wie Übelkeit oder Erbrechen, eignen sich Antiemetika (Mittel gegen Übelkeit) wie Metoclopramid. Bei der Einnahme von Triptanen ist dies oft nicht notwendig, da Triptane häufig auch gegen Übelkeit und weitere Begleitbeschwerden helfen.

Bei sehr häufigen Attacken (mehr als drei pro Monat) oder sehr lang anhaltenden Migräneattacken kann es indiziert sein, eine medikamentöse Migräneprophylaxe einzunehmen. Dies ist jedoch eine Einzelfallentscheidung in Absprache mit dem*der behandelnden Arzt*Ärztin. Hierbei greift man vor allem zu Betablockern.

Was kann man noch bei Migräne mit Aura tun?

Abgesehen von der medikamentösen Therapie gilt es, durch etwa ein Anfallstagebuch selber zu erkennen, welche Bedingungen einen Anfall begünstigen und welche Maßnahmen – regelmäßiger Sport, eine gute Schlafroutine, ausgewogene Ernährung – dabei helfen, Anfällen vorzubeugen. Es gibt zudem Ansätze von psychotherapeutischen Verfahren, bei denen die Patient*innen durch Verhaltenstherapie lernen, den richtigen Umgang mit Migräne zu finden. Die Behandlung in spezialisierten Schmerzkliniken kann helfen, die Migräne besser in den Griff zu bekommen. Diese Möglichkeit der speziellen weiterführenden Therapie sollte mit dem*der behandelnden Arzt*Ärztin besprochen werden.

Allgemein hilfreich bei einer akuten Attacke ist es, sich auszuruhen, wenn möglich zu schlafen, sich von Reizen jeglicher Form (Licht, Lärm) abzuschirmen und die Schläfen und die Stirn zu kühlen. Körperliche Aktivität verschlimmert Attacken bei den meisten Betroffenen.

Migräne in der Schwangerschaft, Stillzeit und bei Kindern

Bei schwangeren Frauen sowie Kindern und Jugendlichen sollten bei einer Migräne oder Migräne mit Aura ein paar Dinge beachtet werden:

  • Migräne und Schwangerschaft: Migränekopfschmerzen nehmen bei 50 bis 80 Prozent der Patientinnen während einer Schwangerschaft an Intensität, Dauer und Häufigkeit stark ab oder verschwinden sogar vollkommen. Sollten dennoch Medikamente eingenommen werden müssen, ist das aktuelle Schwangerschaftsdrittel zu beachten. NSAR wie Ibuprofen und Acetylsalicylsäure sind im 1. und 2. Trimenon unbedenklich, im 3. Trimenon greift man zu Paracetamol. Bei Triptanen ist Sumatriptan zu bevorzugen. Als Mittel gegen Übelkeit kann Metoclopramid eingenommen werden. Auch während der Stillzeit ist die kurzzeitige Anwendung von NSAR und Sumatriptan in Ordnung, Antiemetika werden jedoch nicht empfohlen.
  • Kinder und Jugendliche: Kinder unter zwölf Jahren werden mit Ibuprofen oder Paracetamol behandelt, die Gabe von Acetylsalicylsäure ist ab zwölf Jahren möglich. Mit Triptanen sollte man vorerst zögerlich sein, wenn nötig gibt es jedoch Nasensprays für Kinder mit verschiedenen Wirkstoffen. Bei Kindern unter zwölf Jahren sollte als Antiemetikum Dimenhydrinat gegeben werden, bei Kindern über zwölf Jahren greift man zu Domperidon.

Auch hier gilt: Suchen Sie hinsichtlich der richtigen Behandlung im Zweifelsfall immer ärztlichen Rat.

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