Früherkennung von Morbus Parkinson: Was sind erste Anzeichen?
Im Schnitt wird die Nervenkrankheit Morbus Parkinson ein Jahr nach Auftreten der ersten Anzeichen erkannt. Der Grund ist, dass die Beschwerden in den Frühstadien sehr unspezifisch sind und nicht direkt an Parkinson denken lassen. Je früher jedoch mit einer Therapie begonnen werden kann, desto günstiger ist der Langzeit-Verlauf der Erkrankung.
Hauttest birgt Hoffnung auf Früherkennung
Im Februar 2017 konnten Forscher erstmals beweisen, dass eine Untersuchung der Nervenzellen der Haut die Parkinson-Krankheit nachweisen kann.1 Bei Parkinson kommt es bekanntermaßen zu Ablagerungen von Eiweißen (Proteinen) in bestimmten Regionen im Gehirn. Das Eiweiß "Alpha-Synuclein" lagert sich dabei nicht nur im Gehirn, sondern auch in den Hautnervenzellen ab. Und das schon Jahre vor dem Ausbruch offensichtlicher motorischer Symptome. Wann dieser Parkinson-Test routinemäßig zur Anwendung kommen kann, ist noch unklar.
Parkinson-Symptome erkennen
Transkranieller Ultraschall – Gewissheit im Frühstadium?
Eine andere Methode, an der Forscher arbeiten, ist der Ultraschall des Gehirns, die transkranielle Sonografie.2 Durch ein natürliches Knochenfenster an der Schläfe kann der Arzt die Reflektion der Schallwellen der Hirnregion Substantia nigra bestimmen. Ein verstärktes Signal ist ein Hinweis auf einen Zellabbau in diesem Bereich, wie es für die Parkinsonkrankheit typisch ist.
Der Test könnte zur Diagnosefindung einer Parkinson-Krankheit im Frühstadium beitragen, zeigt jedoch auch bei neun Prozent der gesunden Probanden Auffälligkeiten.
Ein erstes Anzeichen: der Geruchssinn verschwindet
Das Nachlassen und schließlich Verschwinden des Geruchssinns (Hyposmie beziehungsweise Anosmie) ist ein häufiges Symptom im Frühstadium einer Parkinsonerkrankung.
Den Betroffenen selbst fällt zunächst ein Verlust des Geschmacksempfindens auf, welches eng mit dem Geruchssinn verknüpft ist. Die grundsätzlichen Geschmacksrichtungen süß, sauer, salzig, umami und bitter können oft noch wahrgenommen werden.
Ursächlich sind Abbauvorgänge im Riechzentrum des Gehirns. Diese treten circa vier bis sechs Jahre vor den motorischen Symptomen auf. Ein Riechtest bei einem Neurologen kann Aufschluss geben. Dabei werden dem Probanden unterschiedliche Geruchsproben dargeboten.
Unspezifische Schmerzen als Frühsymptom
Schmerzen können ein Frühzeichen eines Morbus Parkinson sein. Sie betreffen häufig Schultern und Arme oder andere Teile des Bewegungsapparats. Auch über brennende, ziehende oder kribbelnde Schmerzen wird berichtet. Sie ähneln Beschwerden aus dem rheumatischen Formenkreis und werden selten direkt mit einer Parkinson-Krankheit in Verbindung gebracht.
Im Spätstadium treten orthopädische Probleme als Folge von Fehlhaltungen auf. Da viele Krankheiten mit Schmerzen einhergehen, ist die Diagnose ohne weitere Parkinson-Symptome sehr schwer zu stellen. Die meisten Patienten werden zunächst orthopädisch oder rheumatologisch untersucht, bevor sie an einen Neurologen verwiesen werden.
Schlafstörungen im Anfangsstadium
In einem weiter fortgeschrittenen Anfangsstadium der Erkrankung kann das sogenannte Schenck-Syndrom auftreten. Es handelt sich um eine Verhaltensstörung während des Schlafes, welche durch ruckartige, oft heftige Bewegungen gekennzeichnet ist.
Ursache ist der Wegfall der normalerweise während der REM-Schlafphase auftretenden schlaffen Lähmung. Die Betroffenen leben quasi das Geträumte auch körperlich aus. Neben einer neurologischen Untersuchung erfolgt die Diagnosefindung meist in einem Schlaflabor.
Depression bei Morbus Parkinson
Manchmal ist eine gedrückte Stimmung bis hin zu einer Depression ein Frühsymptom bei Parkinson. Antriebslosigkeit, Interessenlosigkeit und Freudlosigkeit sind Ausprägungen davon. Bestehen keine motorischen Auffälligkeiten, wird selten Parkinson dahinter vermutet.
In späteren Krankheitsstadien wird die depressive Stimmungslage durch das Fortschreiten der Erkrankung und die damit einhergehenden alltäglichen Einschränkungen verstärkt.
Demenz und Morbus Parkinson
Häufig entwickeln Parkinson-Patienten im Spätstadium eine zusätzliche Demenz-Erkrankung, also eine Verlangsamung der Gedächtnisleistungen bis hin zum Gedächtnisverlust. Auch die Persönlichkeit verändert sich. Betroffene sind desorientiert, verwirrt und oft pflegebedürftig.
Abzugrenzen ist diese durch den Abbau dopaminerger Zellen verursachte Demenz von anderen Demenz-Erkrankungen, wie zum Beispiel der Alzheimer-Demenz.
Tremor, Rigor, Akinese – die typische Parkinson-Trias
Ein klassisches Symptom eines Morbus Parkinson ist das Zittern von Körperteilen, am häufigsten der Hände. Mediziner sprechen von Tremor. Typisch für Parkinson-Patienten ist ein Tremor, der in ruhendem Zustand vorhanden ist und bei Konzentration auf eine Bewegung verschwindet. Bei jedem neu auftretenden Tremor sollte an die Parkinsonkrankheit gedacht werden. Er wird jedoch meist erst im fortgeschrittenen Stadium der Erkrankung beobachtet.
Auffällig ist auch die generell verminderte Beweglichkeit des Betroffenen. Parkinson-Patienten bewegen sich langsam und brauchen für viele alltägliche Dinge mehr Zeit. Man spricht von Akinese. Im weiteren Verlauf können auch "Dyskinesien" auftreten. Das sind ruckartige, ungewollte Bewegungen.
Ein weiteres klassisches Phänomen ist der sogenannte Rigor, eine Muskelsteifigkeit, welche die Bewegungsabläufe zusätzlich erschwert.
Die Rolle der Augen in der Früherkennung von Parkinson
Erst in den letzten Jahren haben Forscher festgestellt, dass auch die Augen anfangen zu zittern, also einen "Tremor" entwickeln. Das kann von der Umwelt unbemerkt bleiben. Die Betroffenen selbst stellen diesen Augentremor in den seltensten Fällen fest.
Bei Verdacht auf eine Parkinson-Krankheit kann eine Untersuchung der Augen durch einen Augenarzt Aufschluss über einen möglichen Augentremor geben.
Symptome im Spätstadium
Das Gangbild eines Menschen mit Morbus Parkinson ist immer ähnlich: Kleine Schritte ohne Mitschwingen der Arme, wovon in Frühstadien oft zunächst nur eine Körperseite betroffen ist. Eine eindeutige Veränderung des Laufbildes tritt erst in späteren Phasen der Erkrankung auf.
Störungen der Muskelfunktionen
Bei Parkinson-Patienten ist im Verlauf der Erkrankung die Feinmotorik eingeschränkt. Zugreifen, Flaschen zu öffnen, Haare zu kämmen oder den Hosenknopf zu schließen, fällt Betroffenen zunehmend schwerer.
Durch die abnehmende Steuerungsfähigkeit der Hand- und Fingermuskulatur verändert sich zudem das Schriftbild der Betroffenen. Viele Menschen mit Parkinson schreiben sehr klein und krakelig.
Da auch die Gesichtsmuskeln weniger bewegt werden können, wirkt das Gesicht steif und ausdruckslos, die Mimik ist eingefroren ("Maskengesicht"). Auch die Sprache kann beeinträchtigt sein und monoton und verwaschen klingen.
Wie kündigt sich Morbus Parkinson noch an?
Neben den motorischen Symptomen kommt es auch zu Veränderungen des vegetativen Nervensystems. Dieses steuert zahlreiche unwillkürliche Vorgänge des Körpers.
So zum Beispiel den Blutdruck. Viele Parkinson-Patienten leiden an zu niedrigem Blutdruck – Schwindel und Ohnmachtsanfälle können die Folge sein. Durch eine Funktionsstörung der Schweißdrüsen produzieren diese zu viel Sekret und vermehrtes Schwitzen ist die Folge.
Ein weiteres betroffenes Organ ist der Darm, der träge werden und so Verstopfungen verursachen kann. Ebenso kann die Blasenmuskulatur geschwächt sein und eine Harninkontinenz zur Folge haben.
Wer kann Parkinson bekommen?
Jeder Mensch kann an Morbus Parkinson erkranken. Ursache ist ein Mangel eines Botenstoffs im Gehirn, das Dopamin. Folge ist eine Störung der motorischen Steuerung und somit Fehlfunktionen der willkürlichen und unwillkürlichen Muskelzellen.
Die ersten Anzeichen treten normalerweise ab einem Alter von 55 bis 65 Jahren auf, ein früheres oder späteres Ausbrechen ist jedoch möglich. Erst nach dem Absterben von etwa 50 Prozent der dopaminergen Nervenzellen sind Symptome sichtbar.
Verschiedene Formen von Parkinson
Es gibt verschiedene Formen des Morbus Parkinson, am häufigsten ist keine Ursache erkennbar (idiopathisches Parkinson-Syndrom). Es gibt jedoch auch erbliche Formen, denen eine Mutation in den Genen eines Elternteils zugrunde liegt. Diese Formen sind jedoch viel seltener als der idiopathische Parkinson und treten meist in jüngeren Jahren auf. Ein Gentest kann Gewissheit schaffen.
Weitere Parkinson-Formen sind das sekundäre und das atypische Parkinson-Syndrom.
Wie erkenne ich Morbus Parkinson?
Das Problem der einzelnen Frühsymptome der Erkrankung ist, dass sie sehr unspezifisch sind. Viele Anzeichen fallen dem Umfeld zuerst auf, zum Beispiel das veränderte Schriftbild, das Nachlassen der Mimik oder das einseitige Mitschwingen der Arme.
Führen Schmerzen oder eine Depression zu einem Arztbesuch, wird in den seltensten Fällen zuallererst ein Morbus Parkinson vermutet. Dagegen ist in fortgeschrittenen Stadien mit motorischen Symptomen wie Rigor, Tremor und Akinese häufig eine Blickdiagnose möglich.
13 mögliche Frühwarnzeichen für Parkinson im Überblick
- Eiweißablagerungen in der Haut (Alpha-Synuclein)
- Zellabbau in der Hirnregion Substantia nigra
- Verlust des Geruchssinns
- unspezifische Schmerzen, vor allem des Bewegungsapparats
- Schlafstörungen ("Schenck-Syndrom")
- Depression
- Demenz
- Tremor, Rigor und Akinese
- Tremor der Augen
- klassisches Gangbild
- verändertes Schriftbild
- starre Mimik (Maskengesicht)
- niedriger Blutdruck, vermehrtes Schwitzen, Verstopfungen, Harninkontinenz durch Störungen des vegetativen Nervensystems
Unser Parkinson-Früherkennungstest kann helfen, mögliche Symptome frühzeitig zu erkennen.