Craniomandibuläre Dysfunktion (CMD): Symptome und Behandlung
Eine Craniomandibuläre Dysfunktion, kurz CMD, macht sich durch vielfältige Symptome bemerkbar. Dazu gehören neben Kieferschmerzen auch Beschwerden wie Tinnitus, Schwindel oder Nackenschmerzen. Welche Ursachen eine CMD hat, mit welchen Anzeichen sie sich noch bemerkbar macht und wie die Behandlung aussieht, das und mehr erfahren Sie in diesem Artikel.
Was ist eine CMD?
Craniomandibuläre Dysfunktion, kurz CMD, ist ein Sammelbetriff für Erkrankungen, die auf eine Fehlsteuerung zwischen Muskeln und Gelenken des Unterkiefers (lateinisch Mandibula) und des Schädels (lateinisch Cranium) zurückzuführen sind. Dazu gehört beispielsweise die temporomandibuläre Dysfunktion (TMD).
Menschen mit schmalerem Kiefer sind tendenziell häufiger betroffen als Personen mit breiterem Kiefer. Wie häufig eine Craniomandibuläre Dysfunktion ist, wird je nach Quelle sehr unterschiedlich beziffert. Einige sprechen von fünf bis zehn, andere von bis zu 20 Prozent der deutschen Bevölkerung.
Ursachen einer Craniomandibulären Dysfunktion
Eine CMD kann durch verschiedene Faktoren ausgelöst werden. Häufig kommen mehrere gleichzeitig zusammen. Unter anderem sind dies Zahnfehlstellungen, Kieferpressen (zum Beispiel in Form von Zähneknirschen), Fehlhaltungen, Stress, psychische Erkrankungen wie Depressionen oder erblich bedingte Fehlbildungen des Gebisses oder Kiefers.
Welche Symptome löst eine CMD aus?
Bei einer Craniomandibulären Dysfunktion kommt es zu verschiedenen Symptomen, die alle im Bereich des Kopfes, Nackens und Rückens spürbar sind. Typisch sind vor allem:
- dumpfe Schmerzen im Bereich des Kiefers oder der Zähne, die ausstrahlen können, beispielsweise in die Schläfen, die Stirn, den Nacken, die Ohren oder den Rücken
- Verspannungsgefühle im Kiefer und/oder Nacken
- Ohrgeräusche (Tinnitus)
- knackende Geräusche beim Öffnen oder Schließen des Kiefers
- Probleme beim Öffnen des Kiefers bis hin zur Kieferklemme
- Schwindel
Welcher Arzt hilft bei CMD?
Aufgrund der Vielfalt der Beschwerden, die eine Craniomandibuläre Dysfunktion auslösen kann, suchen Betroffene teils als Erstes eine HNO-, orthopädische oder hausärztliche Praxis auf. Die erste Anlaufstelle sollte aber der*die Zahnarzt*Zahnärztin oder eine kieferorthopädische Praxis sein. Je nachdem, welche Symptome besonders hervorstechen, können bei der weiteren Behandlung aber durchaus auch andere Fachrichtungen zur Therapie beitragen.
In der zahnärztlichen Praxis werden zunächst die genauen Beschwerden erfragt, beispielsweise, ob Geräusche oder Probleme beim Öffnen des Kiefers auftreten. Der Kiefer wird meist abgetastet und die Kiefermuskulatur auf Verspannungen untersucht. Auch sichtbare Zahnabnutzungen durch Kieferpressen können erkennbar sein.
Dann wird getestet, ob die Zähne richtig aufeinanderliegen, sprich wie Ober- und Unterkiefer zueinander stehen. Dazu wird der*die Patient*in aufgefordert, auf ein sogenanntes Registrat, also eine dünne Platte oder Schicht aus Kunststoff oder Wachs zu beißen. Die Zähne hinterlassen dabei Spuren, die Rückschlüsse auf eine mögliche Fehlstellung zulassen.
Lässt sich mit diesen Methoden keine genaue Ursache für die Beschwerden ermitteln, dann können bildgebende Verfahren, wie eine Röntgenuntersuchung, eine Magnetresonanztomografie (MRT) oder eine Computertomografie (CT) angewendet werden.
Behandlung bei Craniomandibulärer Dysfunktion
Welche Therapie eingesetzt wird, ist von der Ursache und der genauen Ausprägung der Symptome abhängig. Besonders häufig wird eine sogenannte Aufbissschiene (Okklusionsschiene) angefertigt, um die Zähne vor der Belastung durch nächtliches Knirschen zu schützen. Diese individuell angepasste Kunststoffschiene sorgt zum einen für eine gleichmäßige Belastung der Muskeln und zum anderen verhindert sie, dass die Zahnoberflächen durch ein Aufeinanderreiben geschädigt werden. Wird der Kiefer nicht nur nachts, sondern auch tagsüber angespannt, kann es hilfreich sein, sich dies immer wieder bewusst zu machen und den Kiefer aktiv zu entspannen.
Grundsätzlich behebt eine Schiene das eigentliche Knirschen nicht – hierfür sind gezielte Entspannungsübungen und eine nachhaltige Stressreduktion erforderlich.
Zusätzlich kann auch eine Physiotherapie verordnet werden. Bei dieser findet eine gezielte Massage der belasteten Muskeln statt oder es werden Übungen erlernt, mit denen die Muskulatur und das Kiefergelenk gelockert werden können.
Liegt eine Muskelverhärtung vor, kann eine Injektion von Botulinumtoxin (bekannt unter dem Markennamen Botox®) in die Kaumuskulatur zur Entspannung des Kiefers beitragen. Bei sehr starken Schmerzen können auch Schmerzmittel eingenommen oder per Spritze verabreicht werden.
Eine Operation bei CMD ist nur sehr selten notwendig, beispielsweise, wenn ein Gelenkband im Kiefer gerissen ist oder wenn keine der bereits genannten Therapien eine Besserung bringt.
CMD: Was kann man selbst tun?
Ist man von einer Craniomandibulären Dysfunktion betroffen, kann man selbst einiges tun, um die Beschwerden zu lindern. Folgende Tipps können bei CMD helfen:
- Achten Sie darauf, den Kiefer bewusst zu entspannen. Es kann auch helfen, den Mund zwischendurch so weit wie möglich zu öffnen und diese Position für etwa 20 Sekunden zu halten.
- Reduzieren Sie Stress. Bei emotionaler Anspannung wird auch der Kiefer angespannt. Versuchen Sie deshalb, Belastungen möglichst zu reduzieren und Entspannungsübungen wie Meditation und progressive Muskelentspannung in Ihren Alltag einzubauen.
- Nutzen Sie ein möglichst flaches Kopfkissen. Das entspannt die Nackenmuskulatur, was sich auch auf eine CMD positiv auswirken kann.
- Treiben Sie Sport. Bewegung hilft zum einen, die Muskeln im gesamten Körper zu lockern und trägt darüber hinaus dazu bei, Stress zu vermindern.