Eingerissene Mundwinkel: Was hilft gegen Rhagaden?
Wenn der Mund weit geöffnet wird, beim Gähnen oder auch Lachen, kann es passieren: Die Haut in den Mundwinkeln reißt ein, es entstehen sogenannte Mundwinkelrhagaden. Häufig sind es lediglich winzige Risse in der Haut, die jedoch sehr schmerzhaft sein können. Eingerissene Mundwinkel heilen durch die ständige Bewegung der Lippen und des Mundes oft schlecht und können sogar monatelang bestehen. Aber was kann man gegen Rhagaden tun? Kann man sie verhindern und warum sind die Mundwinkel überhaupt eingerissen? Antworten auf diese Fragen und weitere Informationen rund um Mundwinkelrhagaden erhalten Sie im folgenden Artikel.
Was sind Mundwinkelrhagaden?
Als Rhagaden werden Risse in trockener Haut bezeichnet. Entstehen sie in den Mundwinkeln, ist auch von Mundwinkelrhagaden, Faulecken, Perlèche oder Cheilitis angularis die Rede. Häufig kommt es im Bereich der Risse zu kleinen Entzündungen, wodurch sich die Haut rötet. Außerdem können sich raue Stellen, Schuppen oder Krusten bilden, auch kleine Blutungen sind möglich.
Nicht zu verwechseln sind Mundwinkelrhagaden mit Aphthen. Die treten auf der Innenseite von Lippen und Wangen sowie am Gaumen oder Zahnfleisch auf. Es handelt sich um schmerzhafte Schädigungen der Schleimhaut, die – genauso wie Rhagaden im Mundwinkel – nicht ansteckend sind.
Wie fühlen sich eingerissene Mundwinkel an?
Eingerissene Haut in den Mundwinkeln oder der Lippe verursacht an der betreffenden Stelle brennende oder stechende Schmerzen. Schon kleine, kaum sichtbare Risse können unangenehm wehtun. Verstärkt werden die Schmerzen meist durch Kontakt mit scharfem, salzigem oder saurem Essen oder Getränken.
Ursache: Woher kommen eingerissene Mundwinkel?
Die Haut der Lippen ist besonders empfindlich und reißt schnell ein, wenn sie zu trocken ist. Im Gegensatz zur übrigen Haut des Körpers ist sie nicht behaart und es fehlt ihr an Schweiß- und Talgdrüsen. Daher ist auch kein schützender Fettfilm vorhanden, der die Haut geschmeidig hält und sie vor Austrocknung bewahrt. Aber warum trocknet die Haut in den Mundwinkeln eigentlich aus?
Die häufigste Ursache für trockene Mundwinkel und eingerissene Lippen ist trockene Luft, die der Haut Feuchtigkeit entzieht. Besonders trocken sind Heizungsluft und kalte Luft im Winter. Daher treten eingerissene Mundwinkel auch vermehrt in der kühleren Jahreszeit auf.
Um das trockene Gefühl zu reduzieren, neigen viele Menschen dazu, sich über die Lippen und Mundwinkel zu lecken und sie so mit Speichel zu befeuchten. Doch diese Methode führt nur kurzzeitig zur Entspannung. Denn mit der Zeit wird der Haut durch die Verdunstung der Spucke immer mehr Feuchtigkeit entzogen und sie wird noch trockener. Manche Menschen lecken sich auch bei Stress oder unter großer Konzentration ständig über die Lippen, wodurch es zu trockenen und eingerissenen Mundwinkeln kommen kann.
Neben trockener Luft oder dem wiederholten Befeuchten der Lippen mit Speichel gibt es verschiedenen weitere, sehr unterschiedliche Ursachen für Mundwinkelrhagaden:
- Vitaminmangel, insbesondere ein Mangel an Vitamin B2 (Riboflavin), Vitamin B12 oder Vitamin C
- Mangel an Spurenelementen, wie Eisen und Zink
- Umstellung der Hormone in der Schwangerschaft oder den Wechseljahren
- Hautkrankheiten wie Neurodermitis
- Pilzinfektionen, beispielsweise mit Candida albicans
- Entzündungen durch Bakterien wie Staphylokokken oder Streptokokken
- Infektionen mit Viren, vor allem Herpes (Lippenherpes)
- Diabetes mellitus, eine Immunschwäche oder andere Vorerkrankungen
- schlecht sitzende Prothesen oder Zahnspangen
- allergische Reaktionen (Kontaktdermatitis), zum Beispiel auf Zahnpasta oder Kosmetika
- Rauchen kann eingerissene Mundwinkel ebenfalls begünstigen
Behandlung: Was tun bei eingerissenen Mundwinkeln?
Die Behandlung von Mundwinkelrhagaden richtet sich nach der zugrundeliegenden Ursache:
- Treten die Risse in den Mundwinkeln vor allem im Winter auf oder sind sie auf ein ständiges Befeuchten der Lippen mit Speichel zurückzuführen, kann eine gute Lippenpflege helfen. Es eignen sich Mittel wie Wund- und Heilsalben mit Dexpanthenol (zum Beispiel Bepanthen®) oder auch Zinksalbe. Diese Salben sind rezeptfrei in der Apotheke oder im Drogeriemarkt erhältlich. Es sollte zudem darauf geachtet werden, das Lecken über die Lippen zu vermeiden, um diese nicht noch mehr auszutrocknen.
- Bei Verdacht auf einen Vitamin- oder Mineralstoffmangel, zum Beispiel einen Eisenmangel, sollte zunächst ärztlicher Rat eingeholt werden. Wird ein Mangel nachgewiesen, kann eine Anpassung der Ernährung oder ein Nahrungsergänzungsmittel Abhilfe schaffen.
- Bei einer Hormonumstellung in der Schwangerschaft oder den Wechseljahren sollten nicht nur die Lippen, sondern auch die übrige Haut eine Extraportion Pflege erhalten. Hierzu sind zahlreiche Kosmetikprodukte im Handel erhältlich. Bei Fragen oder Unsicherheiten rund um die Haut in diesen besonderen Lebensphasen oder bei ständig eingerissenen Mundwinkeln sollten sich Betroffene immer an eine*n Ärztin*Arzt wenden.
- Bei Hauterkrankungen wie Neurodermitis, Bakterien-, Pilz- oder Virusinfektionen der Haut sowie bei Diabetes mellitus ist die haus- oder fachärztliche Arztpraxis die richtige Anlaufstelle. Denn zunächst sollte die Erkrankung behandelt werden, die zu eingerissenen Mundwinkeln führt. Ist der genaue Auslöser der Beschwerden nicht bekannt, kann ein Abstrich der Mundwinkel und Mundschleimhaut oft Klarheit verschaffen. Darüber hinaus kann es helfen, die zarte Lippenhaut regelmäßig mit einem geeigneten Pflegeprodukt einzucremen, um die Heilung zu fördern und die Mundwinkel vor Austrocknung zu schützen.
- Führen schlecht sitzende Prothesen oder Zahnspangen zu ständig eingerissenen Mundwinkeln, ist es ratsam, sich zahnärztlichen oder kieferorthopädischen Rat einzuholen. Sowohl ein Zahnersatz als auch eine Spange sollten immer gut passen und angenehm zu tragen sein.
Auch Hausmittel können bei der Pflege der eingerissenen Wundwinkel zum Einsatz kommen, beispielsweise mineralölfreies Melkfett, ein Sud aus Salbeitee oder eine selbstgemachte Lippenpaste aus Olivenöl und Honig. Letzterer wird auch wegen seiner entzündungshemmenden Eigenschaften geschätzt. Wichtig ist dann jedoch, den Honig nicht abzulecken, um die entzündeten Mundwinkel nicht noch mehr zu reizen.
Eingerissenen Mundwinkeln vorbeugen
Um das Einreißen der zarten Lippenhaut zu verhindern, sollte diese gut gepflegt werden. Dabei ist es wichtig, sie mit Feuchtigkeit und Fett zu versorgen und gleichzeitig vor Umwelteinflüssen zu schützen. Im Handel werden viele verschiedene Produkte für die Lippenpflege angeboten. Dazu gehören Lippenpflegestifte, -salben, -cremes oder -balsam mit Inhaltsstoffen wie:
- Dexpanthenol
- Bienenwachs
- Teebaumöl oder anderen ätherischen Ölen
- Manuka-Honig
- Zinkoxid
- Wollwachs
- Propolis
- Ringelblumen- oder Melissenextrakt
- Vitamin E
Auf Pflegeprodukte, die Mineralöl (Paraffin oder Petrolatum) enthalten, sollte lieber verzichtet werden. Besser sind Kosmetika, die Pflanzenöle wie beispielsweise Mandelöl, Sheabutter, Kakaobutter oder Kokosöl beinhalten.
Im Sommer oder im Winter, beim Aufenthalt im Schnee oder in den Bergen sollte unbedingt eine Lippenpflege mit einem hohen Lichtschutzfaktor aufgetragen werden, um die Lippen vor schädigenden UV-Strahlen zu schützen.