Zahnschmerzen lindern – was hilft?
Wer einmal unter Zahnschmerzen litt, weiß genau, warum Zähne, ihre Behandlung – und sei es nur die halbjährliche Kontrolle durch einen Fachmann – und ihre Krankheiten ein empfindliches Thema sind: Zahnschmerzen werden zu den unangenehmsten Körperempfindungen gezählt.
Wie entstehen Zahnschmerzen?
Zähne haben in ihrem Inneren starke und sehr empfindliche Nervenendigungen, die normalerweise durch das harte und unempfindliche Zahnäußere hervorragend geschützt werden. Diese Nervenfasern leiten alle Empfindungen über den dreiteiligen Gesichtsnerv, den Nervus trigeminus, in das nahegelegene Gehirn weiter. Der Trigeminus enthält auch Nervenenden, die für die Kaumuskulatur und die Schleimhaut von Mund und Nase zuständig sind. So können Schmerzen an einem Zahn leicht in die Umgebung ausstrahlen.
Wenn das Zahnäußere, der harte Zahnschmelz, durch Verletzungen, Bakterien, Druck oder Chemikalien beschädigt wird, werden die Nervenfasern gereizt und bohrende, dumpfe, stechende oder klopfende Schmerzen entstehen – dabei variiert der Schmerzcharakter je nach Ursache.
Erste Anzeichen von Zahnschmerzen
Die Schmerzen strahlen oft in den Ober- oder Unterkiefer aus, können sich Richtung Schläfen hochziehen und als Kopfschmerzen erscheinen. Die Schmerzen führen oft zu einer massiven Gesundheitsbeeinträchtigung und werden vom Betroffenen nicht lange toleriert: Glücklicherweise ist das so, denn oft sind Entzündungen an den Schmerzen Schuld und diese können sich auf dem Blutweg schnell in Richtung Gehirn ausbreiten.
Meist geht starken Zahnschmerzen eine Phase voraus, in der ein einzelner Zahn besonders empfindlich reagiert, etwa auf
- Kälte
- Hitze
- Druck oder
- Süßes
Diese Anzeichen sollten Sie immer als Warnsignal deuten, dass der Zahnschmelz Ihrer Zähne angegriffen ist und Sie dringend etwas für Ihre Zähne tun sollten.
Welche Gründe für Zahnschmerzen gibt es?
Neben fehlendem oder angegriffenem Zahnschmelz ist die häufigste Ursache für Zahnschmerzen Karies. Karies ist die häufigste Krankheit der Menschheit, wobei sie unter bestimmten Umständen sogar ansteckend ist. Von Karies werden die Zahngewebe Zahnschmelz und Dentin befallen – Löcher entstehen.
Damit Karies entsteht, müssen verschiedene Faktoren zusammenwirken: So bildet sich Plaque aus Bakterien und zuckerhaltigen Nährstoffen je nach Zahnputzverhalten unterschiedlich stark, auch die Speichelzusammensetzung und die Struktur der Zähne spielen eine wichtige Rolle. Wenn eine Karies unbehandelt bleibt (weil sie erst keine Schmerzen verursacht), kann sie sich ausdehnen und das Zahninnere, die Zahnpulpa, angreifen, in der die Versorgungsstrukturen des Zahns, also Nerven und Blutgefäße, verlaufen.
Pulpitis und apikale Ostitis
Eine Pulpitis, also eine Entzündung der Pulpa, kann neben der Karies auch andere Ursachen haben, zum Beispiel eine thermische oder chemische Reizung durch eine ausgedehnte Zahnreparaturbehandlung. Sie kann äußerst schmerzhaft, aber auch schmerzlos verlaufen und spontan ausheilen, wenn der ursprüngliche Reiz erlischt.
Wenn sie sich zu einer apikalen Ostitis weiterentwickelt, breitet sich die Entzündung über das Zahninnere bis zu den Zahnwurzeln aus und führt zum Absterben des Zahngewebes.
Zahnschmerzen: Parodontitis als Ursache
Neben einer Karieserkrankung und ihren Folgen treten auch bei einer Parodontitis – also einer Entzündung des Zahnhalteapparats, nämlich des Zahnfleischs – Schmerzen auf. Bei leichteren Zahnfleischentzündungen sind brennende Schmerzen häufig, eine ausgeprägte Parodontitis hingegen verläuft tückischerweise oft schmerzlos: Nur die scheinbare Verlängerung der Zahnhälse zeigt an, dass sich das Zahnfleisch zurückbildet.
Wachstumsbeschwerden und Fehlstellungen
Bei Babys treten Zahnschmerzen als Zahnungsbeschwerden auf, wenn die Zähne aus dem Zahnfleisch durchbrechen – bei Erwachsenen werden die gleichen Beschwerden beim Durchtritt der Weisheitszähne beobachtet. Bei Kindern können Zahnschmerzen auch auf eine Zahnfehlstellung hindeuten oder auf eine falsch eingestellte Zahnspange.
Aber auch Fehlstellungen des Kiefergelenks können ausgeprägte Zahnschmerzen verursachen. Oft äußern sich solche Fehlstellungen durch nächtliches Zähneknirschen, wovon der Betroffene jedoch nichts mitbekommen muss. Allerdings stellt er nach dem Aufwachen oft fest, dass seine Kaumuskulatur verspannt ist und seine Zähne schmerzen. Übrigens kann stressbedingtes Zähneknirschen zu Kieferfehlstellungen führen und umgekehrt kann eine Kieferfehlstellung am Zähneknirschen Schuld sein!
Atypische Zahnschmerzen
Als weitere Kategorie kennen Zahnärzte sogenannte atypische Zahnschmerzen, bei denen die teils starken Schmerzen nicht einem bestimmten Zahn und seiner Umgebung zugeordnet werden können. Die Schmerzen halten teilweise lange an und können auch immer mal an einer anderen Stelle auftreten.
Zahnschmerzen als Folge anderer Erkrankungen
Daneben können auch Erkrankungen anderer Körperregionen Schmerzen an den Zähnen auslösen. So können Mittelohr- oder Nasennebenhöhlenentzündungen in den Mundraum ausstrahlen, starke Kopfschmerzen wie Migräne auch zu Zahnschmerzen führen und sogar eine Verengung der Herzkranzgefäße (Angina pectoris) oder ein Herzinfarkt kann sich allein durch Zahnschmerzen bemerkbar machen.
Folgen von Zahnschmerzen
Besonders problematisch sind die Folgen einer unbehandelten bakteriellen Entzündung, da der Mundraum sehr gut durchblutet ist und sich die Erreger schnell im Körper und durch die unmittelbare Nähe zum Gehirn auch dorthin gut ausbreiten können.
So führten unbehandelte Zahnentzündungen früher oft zu Herzklappenveränderungen – die Bakterien siedelten sich gern auf der Herzklappe an und zerstörten diese langsam. Glücklicherweise hat die zunehmende Häufigkeit von Zahnarztbesuchen in den letzten 20 Jahren zu einer kontinuierlichen Abnahme dieser Folgekrankheit geführt.
Was tun gegen Zahnschmerzen?
Während früher das Ziehen des Zahnes zwar radikal, aber als einziges wirksames Mittel gegen Zahnschmerzen bekannt war, gibt es heute viele Möglichkeiten, Schmerzen zu lindern und dabei den Zahn zu erhalten.
Grundsätzlich sollten Sie sich immer Ihren Zahnarzt aufsuchen – auch wenn die letzte Vorsorgeuntersuchung unauffällig war und Sie ungern zum Zahnarzt gehen. Er wird Ihnen kompetent Auskunft geben, was genau mit Ihren Zähnen nicht stimmt, und sich sofort daran machen, die Ursache für Ihre Zahnschmerzen zu beheben – sei es einen kariösen Zahn mit einer Füllung zu versehen oder, wenn nötig, eine Nervenwurzel zu entfernen, also eine Wurzelbehandlung durchzuführen.
Sie müssen als Schmerzpatient meist nicht lange warten, sondern erhalten einen vorgezogenen Termin.
Schmerzmittel gegen Zahnschmerzen
Die Zeitspanne bis zum Termin können Sie mit einem leichten Schmerzmittel aus der Apotheke kurzfristig überbrücken – dabei sollten Sie allerdings acetylsalicylhaltige Medikamente (zum Beispiel in Aspirin®) meiden, da diese zu einer verstärkten Blutungsneigung führen, was unter Umständen eine notwendige Operation verkompliziert.
Geeignete Schmerzmittel bei Zahnschmerzen sind beispielsweise:
- Ibuprofen (schmerzstillend, entzündungshemmend und fiebersenkend)
- Paracetamol (schmerzstillend, aber nicht entzündungshemmend)
- Diclofenac (hochwirksam, nur in geringen Dosen rezeptfrei erhältlich)
- Metamizol (rezeptpflichtig)
Bei starken Zahnschmerzen wird Ihnen Ihr Zahnarzt ein entsprechendes Schmerzmittel verschreiben. Bei leichten Zahnschmerzen können Sie auch auf Hausmittel zurückgreifen.
Hausmittel: Was hilft gegen Zahnschmerzen?
Ein beliebtes Hausmittel gegen Zahnschmerzen ist Nelkenöl: Bestreichen den schmerzenden Bereich mit einer entzündungshemmenden und desinfizierenden Nelkenölzubereitung.
Auch das Kauen von getrockneten Rosmarinblättern und eine Gurgelbehandlung mit Salbeitee oder verdünntem Teebaumöl sind bekannte Hausmittel gegen Zahnschmerzen.
Probieren Sie aus, was in Ihrem Fall hilft. Sie werden möglicherweise feststellen, dass die Schmerzen nachts und bei körperlicher Anstrengung zunehmen – meiden Sie alle durchblutungsfördernden Aktivitäten und kühlen Sie Ihre Wange abends mit einem feuchtkalten Umschlag oder einem Zwiebel- oder Wirsingwickel.
Zahnschmerzen vorbeugen – 5 Tipps
Um Zahnschmerzen vorzubeugen, ist eine gründliche Mundhygiene unerlässlich. Beachten Sie folgende Tipps:
- Der beste Weg, Zahnschmerzen zu vermeiden, ist der regelmäßige Zahnarztbesuch. Zweimal jährlich übernehmen die gesetzlichen Krankenkassen die Kosten für die Untersuchung beim Zahnarzt; er wird Ihnen genau erklären, wie es um Ihre Zähne bestellt ist und was Sie tun können, um Ihre Zähne zu schützen.
- Ein wichtiger Faktor ist das richtige und regelmäßige Zähneputzen, das durch das Benutzen von Zahnseide unterstützt wird. Als Richtwert gilt: Putzen Sie zweimal täglich Ihre Zähne und fädeln Sie die Zahnzwischenräume einmal täglich.
- Möglicherweise wird Ihr Zahnarzt Ihnen raten, eine professionelle Zahnreinigung durchführen zu lassen – wie oft Sie diese Tätigkeit von Fachkräften ausführen lassen sollen, hängt wiederum vom Zustand Ihrer Zähne ab.
- Wenn Ihre Zähne sehr empfindlich auf Kaltes, Heißes oder Süßes reagieren, kann man Ihnen bei der professionelle Zahnreinigung zum Beispiel genau erklären, welche Zahnpasta hilft, Ihren Zahnschmelz zu unterstützen.
- Denken Sie ansonsten daran, dass Sie vor Urlaubsreisen mit dem Flugzeug, vor einem Tauch- oder Bergurlaub Ihre Zähne kontrollieren lassen: Schlecht versorgte Füllungen können bei plötzlichen Luftdruckänderungen dazu führen, dass sich Gasinseln im Zahn ausdehnen und zu heftigen Schmerzattacken führen.