Brennende Zunge: Was kann dahinterstecken?
Wenn die Zunge vorübergehend brennt und schmerzt, sind oftmals zu scharf gewürzte Speisen schuld. Doch dauerhaftes Brennen auf der Zunge ist ein quälendes Symptom, das im Rahmen verschiedener Erkrankungen, durch Medikamente oder aber ohne erkennbare Ursache auftreten kann.
Bei Zungenbrennen ist eine umfassende Diagnostik wichtig, um möglicherweise ursächliche Erkrankungen erkennen und behandeln zu können. Wir haben für Sie einen Überblick über mögliche Ursachen zusammengestellt und geben Tipps, was Sie gegen eine brennende Zunge tun können.
Wie entsteht Zungenbrennen?
Die unangenehme Empfindung einer brennenden Zunge entsteht normalerweise, wenn die für Schmerz und Hitze zuständigen Nervenfasern in der Zunge einen Reiz an das Gehirn weiterleiten. Dies ist zum Beispiel der Fall, wenn wir etwas Heißes oder Scharfes essen.
Zudem können verschiedene andere Stoffe die Nervenfasern reizen: So kann es zum Beispiel beim Rauchen oder nach dem Essen von Ananas zu einem Brennen auf der Zunge kommen. Dies ist dann eine natürliche Reaktion des Körpers und nicht als krankhaft zu werten.
Burning-Mouth-Syndrom: Chronisches Brennen im Mund
Das Burning-Mouth-Syndrom (BMS) bezeichnet chronische brennende Schmerzen im Mund, für die sich keine Ursache finden lässt. Oftmals brennt die Zunge vorne und seitlich, zudem können Gaumen, Rachen und Zahnfleisch betroffen sein. Manche Betroffene leiden zusätzlich unter Mundtrockenheit oder Geschmacksstörungen.
Meist ist beim Burning-Mouth-Syndrom keine Veränderung auf der Zunge sichtbar. Zungenbelag, Bläschen, Pickel oder rote Flecken sind hingegen häufig ein Hinweis auf zugrundeliegende Erkrankungen. Dann werden die Beschwerden als sekundäres – also durch andere Erkrankungen verursachtes – Zungenbrennen bezeichnet.
Brennende Zunge ohne Ursache
Das Burning-Mouth-Syndrom ist ein eigenständiges Krankheitsbild, unter dem in Deutschland etwa drei bis vier Prozent der Erwachsenen leiden. Die Ursache ist noch nicht ausreichend erforscht – es wird jedoch vermutet, dass es sich um eine krankhafte Veränderung der für Schmerz zuständigen Nervenfasern handelt.
Frauen leiden ungefähr siebenmal häufiger als Männer am Burning-Mouth-Syndrom. Häufig beginnen die Beschwerden mit dem Auftreten der Wechseljahre. Auch belastende Ereignisse oder psychische Erkrankungen wie Depressionen gelten als begünstigende Faktoren für das Burning-Mouth-Syndrom.
Was ist die Ursache für Zungenbrennen?
Eine brennende Zunge kann jedoch auch im Rahmen verschiedener Erkrankungen auftreten oder durch andere Faktoren verursacht werden. In diesen Fällen spricht man von sekundärem oder symptomatischem Zungenbrennen. Unter anderem können folgende Ursachen dahinterstecken:
- Allergie: Eine Nahrungsmittelallergie kann sich beim Verzehr der entsprechenden Lebensmittel durch ein Brennen auf der Zunge äußern. Oftmals kommt es außerdem zu Juckreiz und einem pelziges Gefühl im Mund. Häufig sind auch Kreuzallergien bei Heuschnupfen die Ursache.
- Eisen- und Vitaminmangel: Zungenbrennen kann Anzeichen eines Vitaminmangels sein. So können sich eine Unterversorgung mit Vitamin B6, Vitamin B12 oder Folsäure sowie ein Eisenmangel durch eine brennende Zunge äußern. Häufig betroffen sind Patienten mit Zöliakie (Gluten-Unverträglichkeit), bei der die Nährstoffaufnahme im Darm vermindert ist.
- Zahnerkrankungen: Schlecht sitzende Prothesen, Zahnfleischentzündungen, Karies oder andere orale Infektionen können ein Brennen im Mund und auf der Zunge hervorrufen.
- Mundschleimhautentzündung: Eine Entzündung oder Reizung der Mundschleimhaut tritt oftmals aufgrund einer Chemotherapie oder Bestrahlung auf. Zudem kann der häufige Kontakt mit Säure – etwa bei Sodbrennen oder Ess-Brech-Sucht – zu einer Mundschleimhautentzündung führen.
- Pilzinfektion: Wenn die Zunge brennt und belegt ist, kann das auf eine Infektion mit einem Pilz (Mundsoor) hinweisen. Der weiße Belag ist abstreifbar und kann auch auf Gaumen und Wangen auftreten. Mundsoor tritt häufig bei einer Immunsuppression, etwa durch eine Chemotherapie oder eine HIV-Infektion, auf.
- Mundfäule: Schmerzende oder brennende weiße Bläschen auf der Zunge können Symptom der Mundfäule (Stomatitis aphtosa) sein. Die Erkrankung wird durch eine Herpes-Virusinfektion verursacht und tritt insbesondere bei Kindern sowie bei Menschen mit geschwächtem Immunsystem auf.
- Medikamente: Verschiedene Medikamente können als Nebenwirkung Zungenbrennen verursachen. Hierzu zählen beispielsweise bestimmte Arzneimittel gegen Bluthochdruck Blutdruckmedikamente (sogenannte ACE-Hemmer und Angiotensin-Rezeptorblocker), Antidepressiva, Beruhigungsmittel sowie manche Antibiotika und Virusmedikamente.
- Diabetes mellitus: Hinter Zungenbrennen steckt nicht selten ein unerkannter oder schlecht eingestellter Diabetes mellitus. Möglicher Grund ist die sogenannte diabetische Neuropathie, bei der es zu Missempfindungen wie Schmerzen, Brennen oder Kribbeln an verschiedenen Körperregionen aufgrund einer Nervenschädigung kommt.
- Neurologische Erkrankungen: Erkrankungen, die mit einer Nervenschädigung einhergehen, wie etwa Multiple Sklerose, kommen als Ursache für Zungenbrennen infrage.
- Autoimmunerkrankungen wie Lupus erythematodes oder systemische Sklerodermie können mit Brennen auf der Zunge und im Mund einhergehen. Beim Sjörgen-Syndrom ist die Speichelproduktion vermindert, was zu Mundtrockenheit und einer brennenden Zunge führen kann.
- "Landkartenzunge": Bei einer sogenannten Landkartenzunge finden sich auf der Zunge unregelmäßige weiße und rote Flecken, die an das Bild einer Landkarte erinnern. Zusätzlich kann Zungenbrennen auftreten. Die Ursache für eine Landkartenzunge ist unbekannt, die Veränderung ist allerdings harmlos.
- "Zungenkrebs": In sehr seltenen Fällen kann sich eine schmerzende oder brennende Veränderung auf der Zunge ein Hinweis auf einen Tumor (Mundhöhlenkarzinom) sein.
- Scharlach: Bei Scharlach kommt es typischerweise zu Beginn zu einem weißen Zungenbelag auf, später ist die Zunge kräftig rot mit roten Punkten ("Himbeerzunge"). Schmerzen oder ein Brennen auf der Zunge können begleitend auftreten, jedoch stehen grippeähnliche Symptome wie Halsschmerzen und Schluckbeschwerden im Vordergrund.
Zungenbrennen: Wann zum Arzt?
Wenn Sie mehrere Tage lang oder wiederkehrend unter unerklärlichem Zungenbrennen leiden, sollten Sie die Beschwerden ärztlich abklären lassen. Dies gilt auch, wenn Sie optische Veränderungen auf Ihrer Zunge bemerken.
Die Frage "Wer behandelt Zungenbrennen?" ist nicht ganz einfach zu beantworten: Je nach Ursache können Zahnärzte, Hautärzte, HNO-Ärzte, Neurologen, Internisten und Ärzte für Psychosomatik an der Behandlung beteiligt sein. Eine gute erste Anlaufstelle ist in der Regel der Hausarzt – er kennt Sie als Patient am besten und kann Sie an einen geeigneten Spezialisten überweisen.
Heilung bei Zungenbrennen?
Die Behandlung von sekundärem Zungenbrennen ist abhängig von der Ursache: Wenn der Auslöser erfolgreich behandelt wird, verschwindet das Brennen häufig oder verbessert sich zumindest.
Das Burning-Mouth-Syndrom ist hingegen bislang durch keine Therapie heilbar. Eine spontane Heilung kann jedoch vorkommen: Etwa bei der Hälfte der Betroffenen verschwindet das Brennen auf der Zunge ebenso plötzlich, wie es aufgetreten ist.
Behandlung von Zungenbrennen: Was hilft?
Zur Linderung der Beschwerden einer brennenden Zunge stehen einige Behandlungsmöglichkeiten zur Verfügung:
- Mundspüllösungen oder Lutschtabletten, die entzündungshemmende oder örtlich betäubende Wirkstoffe wie Lidocain enthalten, können bei Zungenbrennen helfen. Auch Präparate mit dem Wirkstoff Capsaicin haben sich als wirksam erwiesen.
- Speichelersatzprodukte können bei Mundtrockenheit sinnvoll sein.
- Alpha-Liponsäure wird bei diabetischer Neuropathie eingesetzt und hat sich in der Behandlung von Zungenbrennen bewährt. Das Medikament ist rezeptfrei in der Apotheke erhältlich.
- Einige Antidepressiva und Antiepileptika sind zur Behandlung von Nervenschmerzen zugelassen und können bei Zungenbrennen verschrieben werden. Antidepressiva können zudem über eine positive Wirkung auf die Psyche die Beschwerden verbessern.
- Clonazepam ist ein starkes Beruhigungsmittel, das unter anderem bei Epilepsie angewendet wird und nur nach ärztlicher Anordnung eingenommen werden darf. In schweren Fällen von Zungenbrennen kann das Medikament Linderung verschaffen – gegebenenfalls kann schon das alleinige Lutschen einer Tablette mit anschließendem Ausspucken wirksam sein.
- Psychotherapie – insbesondere die sogenannte kognitive Verhaltenstherapie – hat sich als sehr effektiv bei Zungenbrennen erwiesen. Hierbei lernen Patienten unter anderem, wie sie durch Steuerung von Gedanken und Gefühlen gegen den Schmerz angehen können.
- Im Bereich der alternativen Heilmethoden gibt es einige Mittel aus der Homöopathie sowie Schüßler Salze®, die Hilfe bei Zungenbrennen versprechen.
Auf die Frage, wie lange Zungenbrennen dauern kann, gibt es keine allgemeingültige Antwort. In der Regel ist bei der Behandlung jedoch Geduld gefragt: Viele der Medikamente zeigen erst nach einigen Wochen Wirkung.
Was tun, wenn die Zunge brennt?
Neben der ärztlichen Behandlung gibt es einige Hausmittel gegen Zungenbrennen. Wir haben für Sie sechs Tipps zusammengestellt, was Sie selbst bei einer brennenden Zunge tun können:
- Tees oder Tinkturen mit pflanzlichen Wirkstoffen wie Salbei, Malvenblättern, Lindenblüten, Eibischwurzeln oder Aloe vera wirken reizlindernd.
- Gurgeln mit Salzwasser oder Eiswürfellutschen kann Linderung verschaffen.
- Trinken Sie ausreichend, um Mundtrockenheit vorzubeugen. Geeignete Getränke sind beispielsweise stilles Wasser oder Kräutertee. Auf Fruchtsäfte sollten Sie besser verzichten – diese können die Zunge zusätzlich reizen.
- Achten Sie auf eine sorgfältige Mundhygiene und probieren Sie aus, welche Pflegeprodukte Ihnen guttun. Vermeiden Sie alkoholische Mundspüllösungen und verwenden Sie eine milde Zahnpasta.
- Entspannungsverfahren wie autogenes Training, Meditation oder Yoga können das psychische Befinden verbessern und dadurch helfen, mit den Schmerzen umzugehen.
- Selbsthilfegruppen für Patienten mit chronischen Schmerzen bieten Unterstützung durch den Austausch mit anderen Betroffen.
Was essen bei Zungenbrennen?
Wenn Sie unter Zungenbrennen leiden, sollten Sie Nahrungsmittel mit möglicher Reizwirkung nach Möglichkeit vermeiden. Hierzu zählen beispielsweise saures Obst wie Ananas und Zitrusfrüchte sowie Tomaten, Essig, Getränke mit Kohlensäure und Kaffee. Auch stark gewürzte Speisen, Alkohol und Nikotin reizen die Mundschleimhaut zusätzlich und können Zungenbrennen verstärken.