Mykoplasmen: Symptome & Therapie bei Mykoplasmeninfektion
Mykoplasmen sind winzige Bakterien, die beim Menschen eine Pneumonie (Lungenentzündung), andere Atemwegserkrankungen (mit Symptomen einer Erkältung) sowie Infektionen der Geschlechtsorgane und der Harnwege verursachen können. Welche Symptome treten bei einer Mykoplasmeninfektion der Lunge und im Intimbereich auf? Welche Antibiotika werden eingesetzt oder ist eine Therapie auch ohne Antibiotika möglich? Das sowie mehr zur Ansteckung, Inkubationszeit und möglichen Spätfolgen erfahren Sie im folgenden Artikel.
Mykoplasmen und Mykoplasmeninfektion
Mykoplasmen sind die kleinsten Bakterien, die zu einer selbstständigen Vermehrung fähig sind. Anders als die übrigen Bakterien besitzen sie keine Zellwand, sondern nur eine dünne Membran. Die Klasse, der sie zugehören, wird deshalb auch als Mollicutes ("Weichhäuter") bezeichnet. Sie sind auf Wirtsorganismen angewiesen.
Von den Mykoplasmen gibt es viele Untergruppen, von denen drei als Krankheitserreger für den Menschen relevant sind:
- Mycoplasma pneumoniae: verursacht Erkrankungen der oberen Atemwege und sogenannte atypische Pneumonien (Lungenentzündungen), gelegentlich auch Mittelohrentzündungen sowie Pleuritis (Brustfellentzündung)
- Mycoplasma genitalium und Mycoplasma hominis: Erreger von Infektionen des Urogenitaltrakts, vor allem von Harnröhrenentzündungen und Entzündungen der Geschlechtsorgane
Während Mycoplasma pneumoniae immer eine Erkrankung auslöst, sind die beiden anderen Untergruppen sogenannte Kommensalen. Das heißt, sie leben normalerweise auf oder in ihrem Wirt, ohne ihn zu schädigen. Dabei ernähren sie sich von Nahrungsrückständen. Manchmal lösen jedoch auch sie eine Entzündung und damit eine Erkrankung aus. Diese werden als Mykoplasmosen bezeichnet.
Sind Mykoplasmen ansteckend?
Alle Varianten des Bakteriums sind ansteckend. So wie andere Erreger von Atemwegsinfekten auch, sind Mycoplasma pneumoniae über Tröpfcheninfektion ansteckend. Das bedeutet, beim Husten oder Niesen verteilen sich die Bakterien in der Luft und können so auf die Schleimhäute anderer Menschen gelangen und diese infizieren. Auch eine Schmierinfektion, also eine Ansteckung über den Kontakt mit kontaminierten Gegenständen, scheint möglich, ist vermutlich aber seltener.
Besonders in Räumen, in denen sich viele Menschen über längere Zeit aufhalten, können sich Mykoplasmen leicht verbreiten – wie in Schulen und Kindertagesstätten, aber auch innerhalb der Familie oder in Pflegeeinrichtungen. Kinder und Jugendliche sind besonders häufig betroffen. Grundsätzlich können aber alle Menschen an einer Mykoplasmeninfektion erkranken.
Mycoplasma genitalium und Mycoplasma hominis gehören zu den sexuell übertragbaren Krankheitserregern, sie werden also insbesondere durch ungeschützten Geschlechtsverkehr übertragen. Eine Ansteckung kann auch über Speichel oder Blut erfolgen. Eine Mykoplasmen-Übertragung über die Toilette ist nicht möglich. Infizierte Schwangere können die Bakterien vor oder während der Geburt auf das Kind übertragen. Mögliche Folgen sind ein erhöhtes Risiko für Frühgeburten, ein niedriges Geburtsgewicht sowie Atemwegs- und Hirnhautinfektionen beim Neugeborenen. Ob Mykoplasmen auch für Fehlgeburten verantwortlich gemacht werden können, ist umstritten.
Mykoplasmen-Pneumonie: Häufigkeit und Verbreitung
Mykoplasmen sind für etwa zehn Prozent aller Lungenentzündungen, die außerhalb eines Krankenhauses auftreten, verantwortlich. Seit 2023 ist weltweit ein starker Anstieg der Mykoplasmeninfektionen zu verzeichnen. Das verdeutlichen folgende Zahlen: In Deutschland gibt es nur in Sachsen eine Meldepflicht für die Krankheit. 2018 gab es in dem Bundesland 1.238 gemeldete Fälle. 2024 waren es bis Mitte September bereits 12.248.
Forschende vermuten den Grund dafür in den Folgen der Corona-Pandemie. Durch Hygienemaßnahmen und Kontaktbeschränkungen gab es deutlich weniger Fälle von Atemwegsinfekten. Dadurch hat jedoch die Immunität in der Bevölkerung abgenommen, was jetzt zu den erhöhten Infektionszahlen führt.
Mykoplasmeninfektion: Symptome durch Mycoplasma pneumoniae
Das Bakterium verursacht nicht immer eine Lungenentzündung. Die Erkrankung kann auf die oberen Atemwege beschränkt bleiben. Dann kommt es zu allgemeinen Erkältungssymptomen, wie Halsschmerzen, leichtem Husten und Schnupfen. In diesem Fall bleibt die Infektion oft unerkannt.
In etwa drei bis 13 Prozent der Fälle, vor allem bei Kindern, entwickelt sich eine Mykoplasmen-Pneumonie. Die Anzeichen beginnen schleichend mit einer Inkubationszeit von zwei bis vier Wochen. Schon einige Tage vor Beginn der Symptome und solange diese anhalten, können Infizierte andere Personen anstecken.
Diese Symptome können bei einer Mykoplasmen-Pneumonie zusätzlich zu den oben genannten auftreten:
- starker und hartnäckiger Husten über mehrere Wochen, meistens ein trockener Reizhusten
- allgemeines Krankheitsgefühl mit leichtem Fieber, Abgeschlagenheit und Kopfschmerzen
- manchmal Ohrenschmerzen
Die Beschwerden sind in der Regel deutlich milder als bei einer "klassischen" Lungenentzündung, deren häufigster Erreger Pneumokokken sind. Deshalb spricht man bei einer Mykoplasmen-Pneumonie von einer atypischen Lungenentzündung. Wenn Sie an den genannten Symptomen leiden, insbesondere wenn diese über Wochen anhalten, besteht der Verdacht auf eine Mykoplasmeninfektion. Dies sollten Sie ärztlich abklären lassen.
Mykoplasmen-Pneumonie: Spätfolgen
In den meisten Fällen hat eine Mykoplasmen-Pneumonie keine Spätfolgen und Erkrankte werden wieder vollständig gesund. Zu Komplikationen kommt es nur sehr selten. Diese betreffen dann vor allem ältere Menschen sowie Menschen mit Vorerkrankungen oder einem geschwächten Immunsystem. Es kann in solchen Fällen unter anderem zu akuter Atemnot mit Lungenversagen und einem Pneumothorax (Ansammlung von Luft im Brustkorb) kommen. Todesfälle durch Mykoplasmen sind Ausnahmen beziehungsweise Einzelfälle.
Geschlechtskrankheiten durch Mykoplasmen: Symptome
Eine Infektion mit diesen beiden Mykoplasmen-Varianten verläuft sehr oft asymptomatisch. Das heißt, es treten keine Symptome auf. Männer scheinen etwas häufiger Krankheitszeichen zu entwickeln als Frauen. Warum einige Menschen einen symptomatischen Verlauf entwickeln und warum dies bei Männern häufiger der Fall ist, ist in der Forschung noch nicht sicher geklärt. Vermutlich spielen Faktoren wie eine gleichzeitige Infektion mit anderen Geschlechtskrankheiten, eine vorübergehend geschwächte Immunabwehr oder chronische Erkrankungen, die das Immunsystem schwächen, eine Rolle.
Mykoplasmen können zu Entzündungen der Geschlechtsorgane und des Harntrakts führen. Je nachdem, wo sich die Infektion befindet, kann es zu verschiedenen Symptomen kommen. Es können auch mehrere Organe gleichzeitig betroffen sein.
Diese Erkrankungen und Symptome können bei einer Mykoplasmeninfektion im Genitalbereich auftreten:
- Urethritis (Harnröhrenentzündung): Brennen beim Wasserlassen, zum Teil häufiges Wasserlassen und/oder Ausfluss aus der Harnröhre
- Pyelonephritis (Nierenbeckenentzündung): schmerzhaftes Wasserlassen, Fieber, starke Schmerzen in Flanken und Rücken (Nierenschmerzen)
- Gelenkentzündung: Schmerzen oder Schwellungen sowie Bewegungseinschränkungen der betroffenen Gelenke
- bei Frauen: Entzündung von Vaginalschleimhaut (Vaginitis oder Kolpitis), Gebärmutterschleimhaut (Endometritis), Eierstöcken und Eileitern (Adnexitis) oder Gebärmutterhals (Zervizitis) mit Schmerzen beim Geschlechtsverkehr, ungewöhnlicher Ausfluss, Jucken oder Brennen
- bei Männern: Entzündung von Prostata (Prostatitis) und Nebenhoden (Epididymitis) mit Beschwerden beim Wasserlassen, Schmerzen, Schwellung oder Rötung des Hodensacks
Am häufigsten scheint eine Harnröhrenentzündung als Folge der Infektion aufzutreten. Schwerwiegende Erkrankungen, wie Nierenbecken- oder Gelenkentzündungen, treten selten auf.
Diagnose einer Mykoplasmeninfektion
Für die Diagnose einer Mykoplasmeninfektion gibt es verschiedene Methoden. Am häufigsten kommt ein PCR-Test zum Nachweis des Bakteriums zum Einsatz. Bei Mycoplasma pneumoniae werden dazu Abstriche aus dem Mund-Rachen-Raum genommen. Bei Mycoplasma hominis und genitalium dienen als Untersuchungsmaterial vom Mann Urin, Ejakulat, Prostatasekret oder ein Abstrich aus der Harnröhre, bei der Frau Urin oder Abstriche aus Scheide, Gebärmutterhals oder Harnröhre, je nachdem, an welchen Organen Beschwerden auftreten.
Bei Beschwerden im Urogenitalbereich wird oftmals zunächst ein Test auf Chlamydien und Gonokokken (Auslöser der Gonorrhö) durchgeführt. Diese beiden Geschlechtskrankheiten kommen deutlich häufiger vor und lösen ähnliche Symptome aus. Ist das Testergebnis negativ, folgt ein Mykoplasmentest.
Um das Ausmaß der Lungenbeteiligung festzustellen, kann im Rahmen einer körperlichen Untersuchung die Atmung mit einem Stethoskop abgehört werden. Dabei sind im Krankheitsfall zum Beispiel typische Rasselgeräusche hörbar. In schwereren Fällen kann eine Röntgenaufnahme des Brustkorbs angefertigt werden. Hier zeigen sich unter anderem für Lungenentzündungen charakteristische Schattierungen.
Mykoplasmen: Therapie mit Antibiotika
Mykoplasmen werden mit Antibiotika behandelt. Zu beachten ist, dass häufig eingesetzte Antibiotika, wie Penicilline oder Cephalosporine, gegen Mykoplasmen unwirksam sind. Diese wirken vereinfacht gesagt, indem sie die Zellwände von Bakterien schädigen. Da Mykoplasmen keine Zellwände besitzen, können diese Mittel nicht wirken.
Zur Therapie von Mykoplasmen werden deshalb Antibiotika mit anderen Wirkmechanismen eingesetzt. Angewendet werden – je nachdem, um welche Art von Mykoplasmen es sich handelt –, Doxycyclin, Makrolide (Erythromycin oder Azithromycin) sowie Clindamycin. Leider werden zunehmend Resistenzbildungen beobachtet, das heißt, die Bakterien sind gegenüber dem Wirkstoff nicht mehr empfindlich. Dann muss die Therapie bei ausbleibender Besserung mit einem anderen antibiotischen Wirkstoff wiederholt werden. Eventuell kann es in diesem Fall auch sinnvoll sein, einen Resistenztest im Labor durchzuführen. Dabei wird untersucht, gegen welche Antibiotika die Bakterien resistent sind. So kann gezielt ein geeigneter Wirkstoff ausgewählt werden.
Die Antibiotika-Therapie erfolgt je nach Wirkstoff über ein bis zwei Wochen. Meistens bessern sich die Beschwerden schon nach wenigen Tagen merklich. Dennoch muss die Behandlung so lange fortgeführt werden, wie es ärztlich verordnet wurde. Ansonsten ist es möglich, dass sich noch Bakterien im Körper befinden und die Infektion erneut auftritt.
Bei Mykoplasmen im Genitalbereich ist zu beachten, dass die Geschlechtspartner*innen der letzten Monate ebenfalls behandelt werden sollten – auch wenn diese keine Symptome zeigen. Außerdem sollte nach drei bis fünf Wochen ein erneuter PCR-Test erfolgen, um sicherzustellen, dass keine Infektion mehr vorliegt.
Ist eine Mykoplasmen-Therapie ohne Antibiotika möglich?
Mykoplasmen im Genitalbereich müssen immer mit einem Antibiotikum behandelt werden, da die Infektion sonst fortbesteht und sie sehr ansteckend ist.
Atemwegsinfekte und Lungenentzündungen durch Mykoplasmen können theoretisch auch ohne Antibiotika ausheilen. Der Körper von ansonsten gesunden Menschen mit einem intakten Immunsystem ist in der Regel in der Lage, die Erreger zu bekämpfen. Ist es nach ärztlicher Rücksprache möglich, auf eine Therapie mit Antibiotika zu verzichten, hat dies Vorteile: Der Bildung von Resistenzen wird entgegengewirkt und mögliche Nebenwirkungen durch die Einnahme der Medikamente, wie Durchfall, Hautausschlag oder ein erhöhtes Risiko für Pilzinfektionen, werden vermieden.
Jedoch wird eine antibiotische Therapie bei Beteiligung der Lunge in jedem Fall empfohlen. Dies liegt daran, dass die Genesung ohne Antibiotikum sehr lange dauert – im Schnitt drei bis vier Wochen. Während dieser Zeit fühlen Betroffene sich schwach und krank und sind ansteckend.