Nagelbettentzündung am Finger
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Nagelbettentzündung: Was tun?

Von: Julian Pott (Student der Humanmedizin), Marina Bierbrauer (Medizinredakteurin)
Letzte Aktualisierung: 10.04.2024

Eine Nagelbettentzündung ist eine häufige Erkrankung der Zehen- oder Fingernägel. Eine solche Entzündung am Nagelbett kann unterschiedliche Ursachen haben. Bei einem milden Verlauf kann man die Symptome der Nagelkrankheit üblicherweise selbst mit Hausmitteln und freiverkäuflichen Salben lindern, doch manchmal ist auch eine ärztliche Behandlung erforderlich. Wie Sie eine Nagelbettentzündung erkennen, was Sie dagegen tun können, wie lange die Erkrankung durchschnittlich dauert und was der Unterschied zu einer Nagelwallentzündung ist, lesen Sie hier.

Was ist eine Nagelbettentzündung?

Bei einer Nagelbettentzündung handelt es sich, wie der Name schon sagt, um eine entzündliche Erkrankung im Bereich des Nagelbetts, die an den Fingern oder Zehen auftreten kann. 

Als Nagelbett bezeichnet man die Haut unter dem Nagel. Die Nagelbettentzündung wird aber umgangssprachlich häufig als Überbegriff für alle Arten von Entzündungen am und um den Nagel verwendet.

Folgende Bereiche des Nagels werden neben dem Nagelbett unterschieden:

  • Der eigentliche Nagel wird als Nagelplatte bezeichnet.
  • Die halbmondförmige Erhellung, welche mit dem Nagelhäutchen als Nagelwurzel unter der Haut verschwindet, nennt man Lunula.
  • Die seitlichen Ränder des Nagels nennt man Nagelfalz.
  • Die daran angrenzende Haut wird Nagelwall genannt.

Bei der entzündlichen Erkrankung unterscheidet man eine akute und eine chronische Form. Eine akute Nagelbettentzündung tritt für gewöhnlich nur an einem Nagel auf und heilt in kurzer Zeit vollständig ab. Eine chronische Nagelbettentzündung betrifft hingegen nicht selten mehrere Nägel gleichzeitig und die Therapie ist langwierig.

Nagelbett- oder Nagelwallentzündung?

Bei einer Nagelbettentzündung ist die Haut um den Nagel und/oder darunter entzündet. Je nach Lokalisation unterscheidet man diese Formen:

  • Panaritium: bezeichnet die eigentliche Entzündung des Nagelbetts, also der Haut unter dem Nagel, auch Panaritium subunguale genannt.
  • Paronychie: bezeichnet eine Nagelwallentzündung, also der Haut rund um den Nagel. Andere Bezeichnungen sind Umlauf, Fingerumlauf oder Panaritium periunguale.

Die Erkrankungen können in jedem Alter und an jedem Nagel der Füße und der Hände auftreten. Eine Nagelwallentzündung kann eine Entzündung des Nagelbetts verursachen. Es kann aber auch ohne vorangehenden Paronychie zu der Erkrankung kommen. Beide Krankheiten sind etwas häufiger bei Frauen zu beobachten. Mit 35 Prozent ist die Nagelwallentzündung sogar die häufigste Ursache von Infektionen der Hand.

Ursachen: Wie bekommt man eine Nagelbettentzündung?

Es gibt viele verschiedene Faktoren, die die Erkrankung begünstigen können. Meistens ist es ein Zusammenspiel aus mehreren Ursachen, die dazu führen, dass eine Entzündung in der Nähe des Nagels entsteht.

Bakterien sind in den meisten Fällen der Auslöser. Durch kleine Verletzungen in der Nähe des Nagels können die Bakterien in die Haut gelangen und sich dort vermehren. Diese kleinen Verletzungen können beispielsweise durch falsche oder übertriebene Nagelpflege, das Tragen von künstlichen Fingernägeln, Nägelkauen oder Knibbeln an den Fingernägeln entstehen. Die häufigsten bakteriellen Erreger sind Streptokokken oder Staphylokokken. Eine Infektion kann aber auch durch Viren, wie durch das Herpes-simplex-Virus, oder durch Pilze ausgelöst werden.

Auch ein eingewachsener Zehennagel kann ein Panaritium verursachen. Weitere Faktoren sind darüber hinaus zum Beispiel Medikamente wie Retinoide (diese werden unter anderem bei schwerer Akne eingesetzt) oder Chemotherapeutika (zur Therapie von Krebserkrankungen). Aber auch ein Zinkmangel oder Allergien, besonders Kontaktallergien, können die Krankheit verursachen.

Auch bestimmte Grunderkrankungen gelten als Risikofaktoren. Dazu zählen unter anderem Diabetes mellitus, Psoriasis (Schuppenflechte), Neurodermitis, das Raynaud-Syndrom sowie eine Immunschwäche.

Bestimmte Berufsgruppen haben ebenfalls ein erhöhtes Risiko. Dazu zählen Berufe, in denen man viel mit Feuchtigkeit und Chemikalien zutun hat, wie zum Beispiel beim Friseur, in der Gastronomie oder bei Reinigungspersonal. 

Bei diesen gefährdeten Berufsgruppen entwickelt sich auch häufiger eine chronische Verlaufsform. Infektionen mit Hefepilzen (Candida) können ebenfalls ursächlich für eine chronische Entzündung sein.

Symptome einer Nagelbettentzündung

Eine akute Nagelbettentzündung ist für Betroffene leicht selbst zu erkennen. Folgende Symptome sind typisch:

  • pulsierende, zum Teil starke Schmerzen
  • Rötung
  • Überwärmung
  • Schwellung
  • Eiteransammlung
  • Ablösung des Nagels
  • Bewegungseinschränkung beziehungsweise Schonhaltung des betroffenen Fingers/Zehs

Ein*eine Arzt*Ärztin kann die Diagnose in der Regel bereits durch in Augenscheinnahme des betroffenen Nagels stellen. Manchmal wird auch ein Abstrich gemacht und im Labor untersucht, wenn nicht klar ist, welcher Keim die Infektion ausgelöst hat.

Wenn sich die Infektion nur durch eine leichte Verfärbung des Nagelfalzes äußert und keine Schmerzen verursacht, wird sie vom Betroffenem manchmal gar nicht bemerkt und kann von allein wieder abheilen.

Hausmittel: Was kann man selbst bei Nagelbettentzündung tun?

Nicht jede Nagelbettentzündung muss ärztlich behandelt werden. Häufig bringt es bereits eine leichte Besserung, wenn man den betroffenen Zeh oder Finger ruhigstellt, ihn hochlagert und kühlt. Darüber hinaus sollte man die Risikofaktoren, die zu der Infektion geführt haben, ausschalten oder soweit wie möglich minimieren. Das Tragen von Handschuhen beim Arbeiten mit Wasser und/oder reizenden Stoffen oder die Wahl von passendem Schuhwerk können dabei helfen.

Achten Sie außerdem auf eine gute Hygiene. Berühren Sie die entzündete Stelle möglichst nicht und reinigen Sie sie mehrmals täglich mit Seife.

Auch Hausmittel können bei einer Nagelbettentzündung helfen. Hilfreich sind fünf- bis zehnminütige Bäder in lauwarmem Wasser, dem Kernseife, Kamille oder Arnika zugesetzt wurde. In der Apotheke gibt es außerdem einprozentige Kaliumpermanganat-Lösungen, die Sie dem Wasser zugeben können. Diese wirken desinfizierend und entzündungshemmend. Das Handbad sollten Sie zwei- bis dreimal täglich anwenden.

Keinesfalls sollte man bei einer eitrigen Nagelbettentzündung die Eiterblase selbst aufstechen oder ein entzündetes Nagelbett selbst aufschneiden und den Eiter ausdrücken. Ansonsten besteht das Risiko, dass sich die Wunde infiziert oder dass sich die Infektion über die Blutbahn im Körper ausbreitet.

Welche Salbe hilft bei Nagelbettentzündung?

Auch Salben aus der Apotheke sind bewährte Hausmittel. Diese Salben gegen Nagelbettentzündung gibt es:

  • Salben mit Povidon-Iod wie in Betaisodona®: wirken antiseptisch, das heißt, sie töten Keime auf der Haut ab.
  • Zugsalbe: enthält den Wirkstoff Ammoniumbituminosulfonat, der entzündungshemmend ist und den Eiter an die Oberfläche "ziehen" soll, sodass er sich entleeren kann.
  • Zinksalbe: fördert die Wundheilung und ist leicht entzündungshemmend und desinfizierend.

Es empfiehlt sich, die Salbe etwas dicker aufzutragen und mit einem Verband zu umwickeln, sodass sie gut wirken kann. Den Verband sollten Sie mindestens einmal täglich wechseln oder nach jedem Handbad neu anlegen.

Wann muss eine Nagelbettentzündung vom Arzt behandelt werden?

Wenn die Entzündung durch die eigene Behandlung nach wenigen Tagen keine Besserung bringt, die Beschwerden sehr stark werden oder sogenannte systemische (also nicht mehr auf die Region des Nagels beschränkte) Symptome wie Fieber oder Schüttelfrost dazukommen, sollte eine ärztliche Behandlung erfolgen. Die erste Anlaufstelle ist die hausärztliche Praxis. Nut selten ist es notwendig, dass eine chirurgische oder hautärztliche Praxis (Dermatologie) mit einbezogen wird.

Nagelbettentzündung behandeln: Was macht der Arzt?

Bringt die Behandlung mit Antiseptika (desinfizierende Wirkstoffe) und Hausmitteln keine ausreichende Besserung, können verschreibungspflichtige Medikamente angewendet werden. Je nach Auslöser und Schweregrad gibt es verschiedene Möglichkeiten der Therapie. 

Gegen bakterielle Infektionen helfen antibiotische Salben oder – in schweren Fällen – die Einnahme von Antibiotika in Tablettenform. Bei Pilzinfektionen kommen Antipilzmittel (Antimykotika) zum Einsatz, zum Beispiel mit den Wirkstoffen Terbinafin, Bifonazol oder Clotrimazol. Auch diese können entweder als Creme oder als Tablette angewendet werden. Bei Virusinfektionen werden Cremes mit sogenannten Virostatika eingesetzt. Salben mit Kortison können zusätzlich zur Entzündungshemmung verabreicht werden.

Wenn eine Eiteransammlung unter der Haut besteht, ist manchmal ein kleiner chirurgischer Eingriff erforderlich. Durch Aufstechen oder Schneiden wird die Haut geöffnet, entlastet und der Eiter kann ausgedrückt werden. Im Anschluss wird die Wunde mit einer antiseptischen Lösung ausgespült.

Wenn sich Eiter unter dem Nagel befindet, kann es auch nötig sein, das entzündete Gewebe und einen Teil des Nagels oder die komplette Nagelplatte zu entfernen. Nach der Entfernung heilt die Wunde meistens schnell ab. Allerdings muss für einige Wochen ein Verband getragen werden, der regelmäßig erneuert werden muss.

In beiden Fällen erhalten Sie eine örtliche Betäubung, sodass der Eingriff für Sie möglichst schmerzfrei ist. Er erfolgt in einer hautärztlichen – oder chirurgischen Praxis.

Kann eine Nagelbettentzündung gefährlich werden?

In der Regel treten keine ernsthaften Komplikationen auf. Es gibt jedoch Warnzeichen: Besonders wenn systemische Symptome wie Fieber, Schüttelfrost oder vergrößerte Lymphknoten auftreten, muss ein*eine Arzt*Ärztin aufgesucht werden, da sich die Infektion im Körper ausgebreitet haben könnte. Die Infektion kann tiefer in die Haut eindringen und zum Beispiel Sehnen und Knochen befallen. Im schlimmsten Fall kann sie in die Lymphbahnen und das Blut gelangen und dort beispielsweise eine Blutvergiftung auslösen, was tödlich sein kann. Dies geschieht aber äußerst selten.

Bei einer solchen Verschlechterung der Erkrankung müssen die Entzündungswerte im Blut bestimmt werden. Manchmal ist es auch nötig, eine Röntgenaufnahme des Fingers oder des Zehs anzufertigen, um zu überprüfen, ob die Entzündung bis zum Knochen gelangt ist. In solchen Situationen kann auch eine größere Operation nötig werden.

Wie lange dauert eine Nagelbettentzündung?

Die Dauer einer Nagelbettentzündung ist unterschiedlich und abhängig von dem Auslöser der Infektion. Man unterscheidet zwischen einer akuten und einer chronischen Entzündung: 

  • akute Entzündung: Eine leichte Entzündung kann innerhalb weniger Tage oder innerhalb von ein bis zwei Wochen abheilen.
  • chronische Entzündung: Vor allem, wenn der auslösende Faktor, wie ein eingewachsener Nagel, die berufliche Situation oder eine begünstigende Grunderkrankung fortbesteht, kann ein chronischer Verlauf auftreten, der über Monate andauert. Dies kann ebenfalls ein Anlass für eine Operation und eine Bestimmung der auslösenden Keime im Labor sein.

Bei Menschen, bei denen schon einmal eine Nagelbettentzündung auftrat, ist eine erneute Erkrankung wahrscheinlicher. Hier ist es besonders wichtig, Risikofaktoren auszuschalten und einer Entzündung vorzubeugen.

Hinzu kommt, dass die Behandlungen verschieden schnell wirken. Den schnellsten und sichersten Erfolg mit der geringsten Wahrscheinlichkeit einer erneuten Entzündung erreicht man für gewöhnlich mit einer chirurgischen Therapie. Im Gegensatz dazu dauern antibiotische Behandlungen oder solche mit Salben häufig länger und führen nicht immer zur erwünschten Linderung der Symptome. Trotzdem reichen sie bei leichten Entzündungen in den meisten Fällen aus. Da jeder chirurgische Eingriff Risiken mit sich bringt, erfolgt ein solcher bei einer Entzündung des Nagelbetts nur in Ausnahmefällen.

Wie kann man einer Nagelbettentzündung vorbeugen? 10 Tipps!

Insbesondere, wenn man in einem Beruf arbeitet, der ein Risiko für die Erkrankung darstellt, oder wenn man schon mal diese Art von Entzündung hatte, sollte man auf folgende Dinge achten, um einer (erneuten) Nagelbettentzündung vorzubeugen:

  1. Waschen und desinfizieren Sie sich regelmäßig die Hände, besonders bei kleinen Verletzungen.
  2. Schneiden Sie die Nagelhaut nicht. Schieben Sie sie – wenn nötig – nur vorsichtig mit einem abgerundeten Stäbchen zurück.
  3. Tragen Sie Ihre Nägel kurz, aber nicht zu kurz.
  4. Nägel sollten am besten ausschließlich gefeilt und nicht geschnitten werden.
  5. Vermeiden Sie Knibbeln und Nägelkauen.
  6. Verzichten Sie möglichst auf das Tragen von künstlichen Fingernägeln.
  7. Seien Sie bei der Nagelpflege vorsichtig, um Verletzungen zu vermeiden.
  8. Fußnägel sollten nicht rund geschnitten oder gefeilt werden, um eingewachsenen Fußnägeln vorzubeugen.
  9. Achten Sie auf gut passendes Schuhwerk.
  10. Tragen Sie bei der Arbeit mit Chemikalien oder Putzmitteln Handschuhe.

Darüber hinaus ist es ratsam, die Hände und Füße regelmäßig zu kontrollieren, um Verletzungen oder erste Anzeichen eines Panaritiums rechtzeitig zu entdecken und zu behandeln.

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